Der Städtebund von Tangara > Brega

In der Umgebung von Brega.

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Mel:
Lorainne war ein wenig überrascht, dass Anders offenbar nicht wusste, wovon sie sprach.
Ein wenig peinlich berührt, versuchte sie sich an einer Erklärung:"Nein, doch. Er mag dich bestimmt, aber WIE SEHR magst Du ihn? Ich... also... ich dachte, Du würdest etwas mehr als ihn nur mögen. Ihn lieben."
Jetzt verstand sie, wieso sich niemand getraut hatte, sie über die Liebe aufzuklären. Vermutlich hätte sie ebenso naiv reagiert wie Anders und Simon hätte wohl ebenso wie sie jetzt herumgestottert.
Sie blickte zu Simon und musste Lächeln. SO fühlte sich offenbar Verantwortung an.

Anders:
"Aber... aber... ich verstehe doch garnichts von der Liebe? Wie... ich..."
Sie schwieg. Liebe.. Warum jetzt Liebe? Liebe war so ein großes Wort. "Ich kann doch niemanden lieben wenn ich nicht mal weiß was das ist. Also so lieben oder? Ich mag ihn wirklich wirklich gern. Aber... lieben... ich dachte immer... hm nein. Ich hab nicht gedacht. Ich weiß nichts davon. Aber du oder? Du liebst den York richtig?"

Mel:
Diese Frage kam nun für Lorainne unerwartet und legte sich mit einem großen Gewicht auf ihr Herz und ihren Geist.
"Nun, ich war sehr jung, als ich ihn kennenlernte. Simon nahm mich mit zu meinem ersten Bankett. Es war der Abend an dem der Pilgerzug ausgerufen wurde."
Lorainne machte eine kleine Pause, unsicher, wie sie fortfahren sollte. Doch sie sah alles so lebendig vor sich. Es war, als würde Hegen von Burghorst in diesem Moment neben ihr sitzen, William ihr schräg gegenüber, zwei Plätze von Simon entfernt.
Sie war nervös gewesen, in dem Kleid ein schlcihter Stirnreif auf ihrem Haupt. Sie hatte sich äußerst unwohl gefühlt und wäre lieber im Lager bei den Männern geblieben, hätte sich die derben Scherze angehört, wenn sie glaubten, das sie es nicht hörte.
Doch dann war sie William begegnet.
Als sie weitersprach, klang ihre Stimme sanft, verträumt, fast zäärtlich.
"Er saß mir schräg gegenüber und hat sich benommen, als wäre er in einem Feldlager. Ich war noch nie auf einem solchen Bankett und sehr nervös. Am liebsten wäre ich auch bei den Männern im Lager geblieben, doch Simon erlaubte es nicht. Doch durch William hatte ich fast wieder das Gefühl, in unserem Lager zu sein und mit den Männern am Feuer zu sitzen."
Lorainne lachte leise und samtig. Ihr Blick glitt in weite Ferne und ihre Augen leuchteten, während sich ihre Wangen rot färbten.
"Jedenfalls verstand er mich. Er brachte mich zum Lachen. Außerdem war er ein stattlicher Mann. Er brachte mich zurück zu unserem Lager und wir saßen noch ein wenig beisammen und redeten. Dann fragte er Simon, ob er mir den Hof machen dürfte- wenn ich es ihm erlaube. Und ich habe es ihm natürlich erlaubt."

Anders:
"Den Hof machen? Sowas wie Minne? Also das was Yorik machen musste beim Fest der Grenzen?"
Anders machte große Augen. "Und er durfte weil es bei euch nicht hoffnungslos war? Weil ihr gleich seit?"
Sie kratzte sich leicht am Kopf und dachte nach.
"Aber ... liebst du ihn jetzt oder nicht!"
Lorainne hatte etwas  anderes erzählt als die Frage beantwortet hätte. "Ich meine. Wenn du ihn heiraten willst.?"

Mel:
"Das ist kompliziert. Und nein, es war nicht hoffnungslos. was weniger daran lag, dass wir gleich waren. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich nichts, meine Vater war als Verräter hingerichtet worden- dachte ich zumindest- und damit galten auch wir als Verräter. Allein die Tatsache, dass ich Knappe von Simon war schützte mich. Erst in Ahrnburg wäre ich beinahe festgenommen worden, doch da stand William mir zur Seite. Mit seiner Familie. Plötzlich hatte ich eine Art Schutzwall. Es waren ja nicht nur die Yorks, sondern meine Pilgerbrüder und -Schwestern. Jedenfalls erwiederte ich seine Gefühle. In Ahrnburg blieben uns ein paar Tage. Da gab ich ihm einen Schwur- ich war mir sicher, dass nie etwas zwischen uns stehen könnte."
Lorainne dachte an den Kampf, den Kuß.
"Doch dann reisten wir weiter. An diesem Ort geschahen seltsame Dinge. Die Sturmrufer starben. Es gab heftige Kämpfe und ich wurde schwer verletzt. Doch eine Gestalt kam zu mir und verlangte eine Erinnerung im Gegenzug würde er mein Leben chützen. Ich weiss nicht mehr genau, warum er meine Erinnerung an William wählte, vielleicht lag es daran, dass ich an ihn dachte, im Angesicht des Todes. Ich wurde ohnmächtig und als ich ieder zu mir kam, konnte ich mich kaum noch erinnern. Und ich fühlte nichts mehr für ihn. Es war nur noch eine große Leere. Doch Träume verfolgten mich. Immer wieder hörte ich die Worte des Schwurs und sah ihn vor mir, immer wieder. Nachdem ihr mich gerettet hattet, war alles wieder da. Es war so, als wäre niemals etwas geschehen. Und als er mir dann den Antrag machte. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Ich dankte Lavinia, immer und immer wieder."
Lorainnes Stimme zitterte und ihre Augen füllten sich mit Tränen, war ihr nach diesem Glück doch nur Unglück beschieden worden.
"Doch mir fiel seine Distanz auf. Und Juliana, die Blicke, die sie ihm zuwarf. SIE war an seiner Seite, immer. Sie, nicht ich. Dann fragte ich ihn, wie sehr tief seine Gefühle für mich seien und er sagte mir, er würde mich lieben. Wie seine Schwester. Schwester."
Tränen liefen ihre Wangen hinunter und ihr Blick spiegelte den Schmerz und die Bitterkeit, die sie empfand wieder. Vielleicht würde dieses Gefühl verschwinden, wenn sie die ganze Geschichte erzählt hatte. Vielleicht würde sie sich dann besser fühlen.
"ich habe ihm nicht gesagt, was ich wirklich empfinde. Ich wollte mich nicht so entblößen. Also habe ich ihm gesagt, dass ich ähnlich fühle und wir doch gute Freunde bleiben könnten. So ein Unsinn. Man kann dann nicht mehr befreundet sein."
Es schien, als würde ihr Herz für einen Moment aufhören zu schlagen, bevor es brach.
"Ja, ich liebe ihn. Trotzdem. Aber bei Szivars Eiern, er wird mir niemals mehr wehtun. Lavinia möge mich vor solchen Torheiten bewahren."

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