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Wache stehen, Spielansätze und Möglichkeiten
Jeremias:
So, ich möchte hier einfach mal Spielansätze sammeln, die Wache stehen für alle Beteiligten über das Niveau von "Du kummst hier net rein" heben. Explizit ist jeder eingeladen, der dazu Erfahrung, eine Meinung oder Rat haben möchte.
Entstanden ist dieser Thread daraus, dass ich traurig war, dass eine Möglichkeit zur Interaktion als OT-Spielzerstörung empfunden wurde. Dem möchte ich (idealerweise) in Zukunft Abilfe schaffen.
- Interaktion: So möglich, sollte Interaktion stattfinden. Eine Wache, die nur Einlasskontrolle macht, ist langweilig. Schaut euch das Gegenüber an, würdet ihr mit dem überhaupt reden, wie würdet ihr mit dem reden? Ein Ritter mit drei Mann Gefolge wird vielleicht anders behandelt als der Strassenbengel, eine Laviniapriesterin wird man mit weniger Vorsicht behandeln als den waffenstarrenden Tiorssöldner.
- Konflikt: Man sollte nicht zu scheu sein, Konflikte ins Spiel zu bringen. Oft generiert das Spiel für alle Parteien. Auch hochrangige Charaktere sollten warten können, im Gegenzug sollte der Spieler hinter dem hochrangigen Charakter die folgende Tirade eher dem Verantwortlichen vorbringen.
Mehr Ideen, was gibts noch? Was kann man Anfängern oder auch erfahrenen Leuten noch vorschlagen/mitgeben?
Vanion:
Du bist mir nicht böse, wenn alle meine Punkte unter "Interaktion" fallen, oder?
Alle meine Punkte sind böse subjektiv ;).
"Passiv":
- verbale Überzeugungsarbeit. Die Wache sollte es nicht bei einem stumpfen "Nein, du kommst hier nicht rein" belassen, sondern eben Gründe angeben, warum man nicht rein kommt. Diese Gründe müssen ja nicht mal tatsächlich stimmen, sie sollten lediglich einheitlich sein. Ein Rückzug zu "Mein Herr hat nein gesagt" geht immer. Je nach Gesprächsverlauf ergibt sich vielleicht sogar, dass der Hauptmann mal wen reinschickt um nachzufragen, "weil der Mann in der Robe doch sehr wichtig aussieht".
- wenn ein ganzer Pulk wartet, wird's schwerer, weil Minderheit Wachen vs. Mehrheit Pulk. Man respektiert schließlich nicht die Wachen, sondern die Verantwortlichen dahinter. Wenn 10 Mann 3 aus dem Weg drücken, ist das kein schönes Spiel, bzw. nur in Ausnahmefällen.
- je nach Rang auch mal nachfragen, ob eine Ausnahme gemacht werden kann. Für einen Alamarpriester schon eher als für einen Tagedieb.
"Aktiv":
- sich einfach mal ausführlich erklären lassen, was man überhaupt will. Nachfragen, mit offenen und geschlossenen Fragen ("Was wollt ihr?" - offen, "Wollt ihr rein?" - geschlossen), sodass der Spieler sich nochmal sehr genau überlegen muss, was er überhaupt wollte - und vielleicht auch selbst zu dem Schluss kommt, dass er 10 Minuten warten muss, weil andere Dinge nunmal wichtiger sind.
- deutlich representativ handeln: wer einem Händler dient, wird eher weniger Wert auf Strammstehen legen, wer jedoch einem Adligen dient, wird zackig und in Haltung Wache stehen.
- "Der Ton macht die Musik": während eine derbe Wache, die im Auftrag eines Adligen dort steht, am liebsten fluchend alle verjagen würde, muss sich die Wache doch mäßigen und höfliche Worte finden, wenn der gesalbte Ritter von nebenan vorbeikommt. Dabei ist es bestimmt lustig, wenn man über Höflichkeiten stolpert und erkennbar Mühe hat, den nötigen Respekt zu zeigen. Genauso vice versa, eine "edle" Wache kann den Pöbel, der rein will, mit wohlgesetzten Worten abweisen - die der Pöbel nicht einmal versteht.
- Zuckerbrot und Peitsche: mit einer Mischung aus Vernunft ("ihr könnt nicht hinein, denn - suuuuper krasser Grund", der noch nicht mal wahr sein muss) und Peitsche ("Noch einen Schritt und es hagelt!") können Spieler "gelenkt" werden.
- Einknicken/Nachgeben: auch das ist eine Spielmöglichkeit, die sowohl direktes Spiel (die Spieler können durch und das verfolgen, weshalb sie überhaupt da waren) generiert, als auch indirektes Spiel mit sich bringt: wenn diese wichtigen Dinge vorbei sind, wird man sich fragen, weshalb die Leute denn überhaupt eingelassen wurden.
Nachtrag: Ziel des Wachestehens ist am Ende nicht, dass niemand rein kommt oder dass jemand rein kommt, sondern das Wachestehen war dann erfolgreich, wenn es nicht OT langweilig und frustig war. Meine Meinung.
Berufspsycho:
Den Ansatz von Jeremias finde ich gut, konstruktives Denken hilft allen. Wow, und das von einem Meckermaul, euer guter Einfluss ist schädlich für meinen schlechten Ruf...
Ein paar Grundüberlegungen, wo ich idF Lukas widerspreche:
Nein, man muss seinen Ton nicht anpassen, weil eine andere Persönlichkeit kommt. Die Konsequenz daraus verändert sich aber ob ich Lady Tinkerbell oder Ritter Rost doof komme.
Das Ziel des Wachspiels kann auch sein wg. Inkompetenz im Streinbruch zu landen. Wenig wahrscheinlich aber trotzdem denkbar. ;)
Usw. usf.
Ein Tipp, der mir in der Praxis für oft Spiel geholfen hat, den anderen via IT-Ansprache auf seinen OT-Fehler hinweisen. Aus der Praxis:
"Werte Priesterin, womit wollt Ihr den Einlass erzwingen? Weder habt Ihr breit trainierte Schultern noch ein riesiges Gefolge. Zieht von dannen!"
-> Klarer Hinweis auf die körperliche Lächerlichkeit der Situation. Verhindern des OT Aushebelns wg. Rücksichtnahme ins IT.
"Natürlich könnt Ihr Rabauke mich hier niederschlagen. Aber was glaubt Ihr wird euer Herr XY/Magister Abacast sagen? Wie glaubt Ihr reagiert die Wache?"
-> Hinweis auf die unangebrachte OT-Bedrohung obwohl IT nicht haltbar.
"Ihr verschmäht Knabenliebe? Ist man in eurem Land der gleichen Liebe gegenüber agressiv?"
-> Tatsächliche Begebenheit, wo so ein Macho mal wieder doof IT Hetzparolen brachte ohne drüber nach zu denken. War geil seine OT-Zahnräder knarzen zu hören bevor er einlenkte.
Gibt bestimmt noch weitere gute Ansätze.
Vanion:
Du widersprichst mir nicht, du weitest meinen Punkt aus: "Nein, man muss seinen Ton nicht anpassen, weil eine andere Persönlichkeit kommt." Stimmt! Kann man aber. Beides generiert Spiel.
Tannjew:
Hängt doch ziemlich stark davon ab, in welcher Situation man sich befindet. Wenn man auf Hofhaltung einer Priesterin oder einem hochgestellten Adligen dumm kommt ist das unpassend, wenn man nur ein einfacher Soldat ist - selbst wenn man in der Überzahl und stärker ist.
Je nach Art der Veranstaltung würde ich schon von den Teilnehmern erwarten, dass sie am Stil und den Klischees festhalten.
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