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Auf dem Weg von Haubach nach Caldrien

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Anders:
"Wo ist denn der Käse...", murmelte Anders und durchwühlte ihren Beutel. Sie hatte Fips aus der Tasche genommen und ihn auf ihrer Schulter gesetzt, wo er nun emsig herum lief, mal an ihrer Kleidung nagte und dann versuchte ihre Haare hinauf zu klettern. "Ahhhhhh da hab ich ihn."
Triumphierend zog sie den trockenen in Pergament gefalteten Käse hervor und brach ein Stück ab. Fips vom Knistern abgelenkt spähte neugierig von ihrer Schulter auf den Käse um dann ihre Brust herunter zu klettern und das letzte Stück auf ihren Schoß zu plumpsen. Vorsichtig gab sie ihm ein kleines Stück und er machte sich sofort drüber her. Fasziniert betrachtete sie ihn wie er ihn immer wieder in den Pfötchen drehte um mal hier mal dort daran zu knabbern. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht und sie fuhr sanft mit einem Finger über seinen Kopf wodurch er die Nase hob und dagegen stupste.

Es Klopfte an der Tür und ihr Blick schoss nach oben. Schnell packte sie die Kleine Maus auf ihre Schulter, gab ihm noch etwas Käse und schob die Haare vor,sodass sie verdeckt war. "Äh.... ja?"

Vanion:
"Ich bin's, Vanion. Hast du ein paar Minuten Zeit für mich?" Als Anders die Tür öffnete, lächtelte Vanion sie an und trat ein. Ohne viel Zeit zu verschwenden, ließ er sich auf einen Stuhl sinken und sah den Kender direkt an. "Ich mach mir Sorgen um Lorainne und Benjen. Die beiden haben sich ineinander verliebt, und grade Lorainne wird nicht zögern, ihr Leben auf's Spiel zu setzen, wenn seines in Gefahr ist."

Diese Worte überrumpelten Anders sichtlich, also holte er tief Luft.
Umständlich erklärte er Anders, was in ihm vorging: dass der Plan schon schwierig genug auszuführen war und genug Unwägbarkeiten beinhaltete. Dass er nicht an Lorainnes Seite sein konnte, um ihr gegen Savaric im schlimmsten Fall beizustehen. Er erzählte ihr, wie Lorainne vorgestürmt war, als sie gehört hatte, dass Silas gefallen war, und er sprach auch von seiner Angst, dass Lorainne aus Liebe blind sein würde. Er versuchte, Anders begreiflich zu machen, was es hieß, Freunde zu verlieren und diesen Umstand als gegeben hinzunehmen - denn so war es in kriegerischen Zeiten nun einmal.

Als während seines langen Monologs ein kleiner Nager auf Anders' Schultern auftauchte und nach einem Stück Käse schnüffelte, konnte Vanion nicht anders als zu lachen. Er trank einen Schluck Wasser aus dem Krug, den er klugerweise mitgebracht hatte, und schloss mit den Worten:

"Ich vertraue Lorainne. Ich vertraue ihr mein Leben an! Aber ich fürchte, dass sie es nicht ertragen kann, noch jemanden zu verlieren. Sie wird alles tun, um zu verhindern, dass jemand, der ihr lieb ist, stirbt. Sie denkt in dieser Hinsicht wie eine Mutter, deren Kinder angegriffen werden - ohne Maß, und intensiv und gefährlich wie ein Sturm. Doch sie vergisst, dass ein Sturm Freund wie Feind hinwegfegen kann."

Anders:
Anders schwieg etwas nachdem Vanion geendet hatte. Sie verstand worauf er hinauswollte. Das mit Benjen und Lorainne war ihr aufgefallen, aber sie hatte nicht geahnt das die beiden verliebt waren. Da hatte sie wohl zu wenig Erfahrung mit. Und das andere.
"Ich glaube Lorainne versteht nicht das sie der Held in der Geschichte ist. Zumindest erkläre ich mir das so. Überleg doch mal, alle Geschichten haben einen Helden un ganz viele Freunde die dem Helden helfen. Es ist nicht ihre Geschichte, aber sie helfen dem Helden am Leben zu bleiben bis zum Schluss, aber am Ende muss er selbst agieren und gewinnen. Ich sehen das so, wir alle sind dazu da ihr den Weg zu ebenen und wir machen es ja gerne, aber ich glaube Lorainne vertraut uns nicht so gut, also sie glaubt das wir das nicht schaffen und ist deshalb die ganze Zeit über uns wie ein Habicht über einer Mäusegruppe."
Sie kratzte sich nachdenklich an der Nase. "Aber ich glaube auch das es ihr sehr schlecht gehen wird wenn einer von uns nochmal abhanden kommt, dennoch hat sie nichts in der fordersten Reihe zu suchen. Sie darf ihr Schwert nicht ziehen und es ist da viel zu gefährlich. Und dennoch ist sie immer da um ein Auge auf alles zu haben, warum auch immer."
Sie bracht noch ein Stück Käse ab aber Fips hatte wohl genug und krabbelte wieder auf ihren Schultern herum.
"Ich glaube sie denkt, wir können nicht auf uns selbst aufpassen. Aber das ist eine andere Geschichte, man muss ihr  nur begreiflich machen, dass wenn der Held stirbt, es sehr selten eine Geschichte gibt, denn die Geschichte schreiben die Gewinner. So war es schon immer."
Sie überlegte.
"Aber .... ich verstehe nicht ganz warum du damit zu mir kommst."

Vanion:
"Naja, weil sonst niemand da ist, mit dem man darüber sprechen kann. Es steht mir nicht zu, Lorainne einfach zurecht zu weisen. Noch weniger hab ich das Recht, dem Chevalier de Kyme irgendetwas vorzuschreiben, und es kann ja auch sein, dass ich mir einfach zu Unrecht Sorgen mache. Ich dachte, eine zweite Meinung kann nicht schaden."

Anders' Worte brachten Vanion erneut zum Grübeln.

"Wir alle dienen Lorainne auf die ein oder andere Weise. Wir mögen zwar beschwören, dass wir eine Familie sind, aber am Ende haben wir alle darauf hingearbeitet, ihr La Follye wieder zu beschaffen. Jeder auf seine Art, aber jeder mit derselben Absicht. Warum der einzelne tut, was er tut, sei dahingestellt. Da hat jeder seine eigenen Gründe. Aber du hast Recht: sie ist der Held, über sie wird man Lieder singen. Sie muss begreifen, dass wir .. dass wir alle entbehrlich sind. Sie muss verstehen, dass viele von uns ihr Leben für Lorainne geben würden. Dieses Opfer würde sie durch einen sinnlosen Tod, ein sinnloses Scheitern entehren." Eindringlich sah Vanion Anders in die Augen. "Versteh doch - als Lorainne selbstmörderisch angriff, um Silas' Leben zu retten - da hat das Jacques das Leben gekostet. Jacques, der mich über ein Jahr begleitet und ausgebildet hat, unten in Tangara." Vanion schüttelte den Kopf. "Sie ist eine Chevalière, und sie führt uns alle an."

In diesem Moment erinnerte er sich an den Schalk, an diese.. diese Diskussion mit ihm: Vanion hatte eine Entscheidung fällen sollen, und egal, was er entschieden hatte, immer war jemand gestorben. Das war die Last, die ein Anführer trug. Seine Entscheidungen kosteten viel zu oft Menschenleben, manchmal erforderte der Sieg sogar ein Opfer. Lorainne hatte diese Lektion nicht gelernt. Die Liebe zu den ihren barg eine Gefahr.

"In dem Moment, wo stirbt, ist alles verloren." Nüchtern sprach der Knappe, unberührt von dem, was es für ihn persönlich bedeuten würden, wenn Lorainne starb. "Alles. Die letzten Jahre und ihre Opfer wären.. für den Arsch. Aber wie machen wir ihr das klar?"

Anders:
Anders sah in erstaunt an. "In dem man es ihr einfach sagt. Ich wollte es ihr schon lange sagen aber ich bin noch nicht dazu gekommen. Als sie diesen Wahnsinnigen Plan ausgeheckt hat hätte ich es ihr gleich ins Gesicht schreien sollen, aber ich wollte nicht das man wieder alles was ich sage als unreifes kindisches Gewäsch abtut... Man hätte es nicht ernst genommen."
Sie seufzte und sah Vanion an. "Ich wollte es ihr dann bei den Äxten sagen, dann wurde ich krank."
Vorsichtig hob sie Fips von ihrer Schulter und betrachtete ihn. "Man sollte es ihr nur so bald wie möglich sagen. Sie wirft mir immer vor das ich nicht nachdenke wenn ich verletzt werde aber das stimmt nicht. Es ist mir schon sehr früh aufgefallen und im Endeffekt ist es besser ich als sie. Ich bin kein Held und ich werd nie eine sein, aber ich bin schon immer ein kleiner Quälgeist gewesen, warum also nicht auch für unsere Gegner."

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