Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches > Gruppen auf Reisen im In- und Ausland

Auf dem Weg von Haubach nach Caldrien

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Beorn:
"Wir sollten übrigens versuchen, in Andergast einen Stoffhändler ausfindig zu machen. Ihr Neuen braucht noch Wappenrücke und Ich würde auch dir, Marja, raten, zumindest einen Gambesson zu besorgen. Man weiss nie, wann sich mal ein Pfeil verirrt. Gleiches gilt übrigens auch für dich, Isindia"

Vanion:
"Was?" Er schreckte aus seinen Gedanken auf. "Ja, es ist alles in Ordnung." Unsicher lächelte er Mina zu. "Ich mach mir nur zu viele Sorgen, das ist alles. Ich mach' mir über alles Sorgen. Da fällt mir ein, vor nicht allzu langer Zeit.."

Der Knappe begann, eine Geschichte aus dem Pilgerzug zu erwähnen. Es war durchaus eine amüsante Geschichte, und Vanion schmückte sie reichlich aus. Am Ende ging es gar nicht mehr darum, dass er sich Sorgen machte, sondern eher um die Schwierigkeit, einen betrunkenen Kameraden aus einer nicht mehr ganz frischen Latrinengrube zu zerren. Der Knappe hatte ein gewisses Talent, Geschichten zu erzählen, und seit er in den Knappenstand eingetreten war, hatte es immer weniger Gelegenheiten dazu gegeben. Abende wie diesen genoss er, und so fuhr er fort, Mina einige Geschichten zu erzählen.

Es verging einige Zeit, und über seinen Geschichte vergaß Vanion ganz und gar, den anderen Gesprächen zu lauschen. Am Ende schloss er mit einer furiosen Erzählung über den Esel eines Bauern aus Norodar, Vanions Geburtstort, der eines Tages nur noch rückwärts laufen wollte und seinen Besitzer damit arg überforderte. Prustend schloss er: "Na, ich sag dir, das war ein lustiges Gespann! Nachher sind beide rückwärts gelaufen, aber der Esel sah sehr viel glücklicher aus." 

Mel:
Die Gespräche waren während des Essens mehr und mehr erstickt. Erst herrschte gefräßiges Schweigen und schliesslich hatte man Vanions Erzählung gelauscht.
Irgendwann, nachdem noch das ein oder andere Anekdötchen erzählt worden war, erhob sich Lorainne.
"Nein, schon in Ordnung, Vanion wird mich begleiten", sagte sie zu Widukind, der schon wieder aufgesprungen war, um sie zu begleiten.

Widukind:
Widukind verharrte kurz in seiner nun sehr anstrengend anmutenden Gebückten Haltung, als er sich auf Lorainnes Aussage hin vom Stuhl erhob.
Sein Blick blieb erst an Ihr hängen, dann sah er zu Vanion rüber. Schließlich nickte er und ließ sich wieder in den den hölzernen Stuhl fallen.
"Mademoiselle haben das Sagen!", seine Aufmerksamkeit galt wieder der Schüssel, welche noch gut bestückt vor ihm lag. "Wenn ich allerdings so frech sein dürfte eine Empfehlung auszusprechen, ganz so sicher ist die Umgebung hier nicht. Also passt mir bitte auf...", er stockte kurz als ihm bewusst wurde, wie fordernd seine eigentlich gut gemeinte Zurechtweisung klang. Dabei war er besorgt. Er schlich selbst nur ungern zu lange allein draußen herum. Er entschied sich, die Situation etwas aufzulockern und lachte Lorainne etwas gekünstelt an, als er seinen Satz beendete. "... auf den guten Vanion auf!" 'Schlechte Rettung.'

Vanion:
Vanion nahm den schwachen Scherz nicht sehr gut auf. Seine Gedanken waren bereits bei dem Thema, auf das er Lorainne ansprechen wollte, und so funkelte er die junge Axt an. Als Widukind sehr angestrengt auf seine Schüssel starrte, klopfte Vanion ihm auf die Schulter. Unwillkürlich musste er lachen. "Gewiss wird ma chevalière auf mich Acht geben, Widukind." Auf Lorainnes bösen, aber erheiterten Blick reagierte er mit einem schuldbewussten Grinsen.

Als die beiden den Schankraum verließen, folgte Vanion Lorainne in ihre Kammer. Er half ihr aus den Stiefeln. Der Knappe wusste nicht so recht, wie er anfangen sollte, und so kam es zu einem unangenehmen Schweigen. Auffordernd sah Lorainne ihn an. Zunächst zögernd, doch immer flüssiger versuchte er, Lorainne knapp und doch aufschlussreich darzulegen, worum es in seinem Gespräch mit Anders gegangen war. Er begann mit den Ereignissen, die zu Silas' Rettung und fast ihrer aller Tod geführt hatten, und beachtete Lorainnes Anspannung nicht. Dann sprach er von der Räuberjagd, auf die Benjen gegangen war, und betonte dabei, dass Lorainne ihm sofort gefolgt war - und auch, weshalb sie Vanions Meinung nach ihm gefolgt war: "Du hast Angst, ihn zu verlieren, also passt du auf ihn auf." Sicherer werdend fuhr er fort:
"Du versuchst, die Deinen zu beschützen, und das ist gut und ehrenwert. Aber du darfst nicht unser Leben über deines stellen! Jeder von denen, die dir folgen, folgt dir aus Liebe. Nun, die meisten tun das jedenfalls." Vanion war durchaus klar, dass einige der Männer aus dem Forêt d'Artroux, die noch Jules gedient hatten und nun Lorainne folgten, gar keine andere Wahl mehr hatten. Jacques war so einer.. aber auch einer der loyalsten Menschen, die ich kannte. "Wenn du scheiterst, scheitern wir alle. Du bist ein außergewöhnlicher Mensch, Lorainne. Du hast eine liebevolle und starke, tapfere und stolze Gesellschaft um dich geschart. Benjens Schwertarm, Anders' flinke Finger, meine Treue, Silas' Armbrust, sogar die Axt dieses verdammten Holzfällers aus dem Forêt gehören dir. Wir haben uns auf dich eingeschworen. Wenn du scheiterst, scheitern wir alle. Du musst begreifen, dass jeder von uns geopfert werden kann für deine Ziele. Und du musst begreifen, dass du nicht jeden beschützen kannst auf deinem Weg." Etwas lahm schloss Vanion mit Worten, die nicht er gesprochen hatte: "Du bist der Held dieser Geschichte. Niemand sonst."

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