Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches > Gruppen auf Reisen im In- und Ausland
Auf dem Weg von Haubach nach Caldrien
Vanion:
Als er ihren vertrauten Ton hörte, fühlte er sich gleich besser. Irgendwie schaffte Lorainne es immer wieder, ihn sowohl zu verunsichern als auch zu stützen. Das mochte nicht grade das gesundeste Verhältnis sein, aber so war es eben.
Er schloss die bereits geöffnete Tür wieder und setzte sich hin.
"Eine Frage hab ich tatsächlich. In den letzten Wochen ist einiges geschehen. Seit Benjen wieder da ist, benimmst du dich manchmal ..seltsam. Du errötest, du schweigst, du.." ..benimmst dich wie ein Mädchen, dass auf den Heuschober will.. "..und auch Benjen. Ihr beide! Mal geht ihr euch an die Kehle, dann seid ihr wieder eitel Sonnenschein. Als ich dich in Haubach gefragt hab, ob du er nicht ein geeigneter Ehemann wäre, war das nur ein halber Scherz. Zwischen euch funkt doch was, nicht wahr?"
Beorn:
"Sachmal, Widu, du kennst dich doch bestimmt auch mitm Stoffhandel aus oder? Lass mal sehn ob wir nicht in Andergast nen Ballen Grünen günstig irgendwo abstauben können, wir brauchen noch Wappenröcke für unsre Neuen, und die Fahne die an der Taverne in Haubach hing hat auch schon bessere Tage gesehn. Ich rede mal mit Silva und pump die Soldkasse an."
Mel:
Lorainne setzte zu einer Antwort an, doch kein Wort kam ihr über die Lippen.
Schließlich nickte sie langsam.
"Was auch immer du unter "funken" verstehst, aber wenn Deine Frage ist, ob er mir etwas bedeutet- dann ja. Wenn Du mich fragst, ob ich ihn liebe- je ne sais pas."
Lorainne wandte sich zum Fenster und starrte in die Nacht.
Es war schwierig, ihr Verhältnis zu beschreiben.
"Benjen war mit Marguerite verlobt, er hat sie geliebt, so wie sie ihn. Und ich bin nicht Marguerite."
Ich kann sie ihm nicht ersetzen
Und doch, in Haubach war es weit mehr gewesen, als das Schwelgen in Erinnerungen.
"Und selbst wenn, was eine Zukunft hätte das? Die Hochzeit mit Deinem On... Savaric steht immer noch im Raum. Selbst wenn wir siegen, es wäre.... nicht richtig."
Vanion:
"Die Hochzeit mit meinem Onkel steht nicht im Raum. Sie ist ein Mummenschanz, den wir spielen. Es kommt, wenn die Götter uns wohlgesinnt sind, nicht einmal zur Hochzeitszeremonie." Selbst wenn, bevor ihr die Ehe vollzieht, wirst du ihn kastrieren. Leise stand er auf und stellte sich hinter Lorainne. Sie hatte die Hände auf den Fensterrahmen gestützt, und die kalte Nachtluft wehte herein.
Sanft hob der Knappe zu sprechen an.
"Ich glaube, dass Benjen das, was er verloren hat, in dir gefunden hat. Ich spreche nicht einmal von seiner Liebe zu Marguerite - sondern von dem gewaltigen Opfer, das er erbracht hat. Für Jules hat er, ohne irgendetwas zu hinterfragen, alles aufgegeben. Heim und Herd, seine Wurzeln, seine Heimat, und ja, auch Marguerite, seine Liebe. Für ein Stück Metall, so alt und schön es auch ist, und für einen Eid einem Mann gegenüber, der in den Wirren des Bürgerkrieges vermeintlich als Verräter gehängt wurde. Benjen hat nun, wo er das ihm auferlegte Exil verlassen hat, keine wirkliche Wahl. Er kann verzweifeln über Marguerites Tod, kann fluchen über Jules' Tod, und alles wegwerfen, wofür er lange Jahre gelebt und gelitten hat. Oder er greift nach dem Halt den er hat: die letzte Tochter La Follyes."
Er seufzte, dann fuhr er fort: "Du fragst, welche Zukunft das hat. Keine, oder jede - das wissen nur die Götter. Aber bald werden die Machtverhältnisse in Firngard sich verschieben. Bald wird La Follye wieder in den Händen derer sein, die rechtmäßig damit belehnt wurden. Dein Angetrauter wird tot sein. Für Blanchefleur wird das Wichtigste sein, dich zu verheiraten, nach wie vor. Wenn Jules' Unschuld erst bewiesen ist - und glaub mir, wenn Savaric erst tot ist, stöbern wir in seinem Rattennest gewiss jemanden auf, der bezeugen kann, dass die Anschuldigen gefälscht waren - dann kann Benjens Handeln erzählt werden, und er wird ein Held sein!
Das gibt ihm politische Macht und auch die Legitimierung, dich zu heiraten. Es wäre wohl so nah an einer Liebesheirat, wie es nur sein könnte."
Mel:
"Der letzte Halt.." murmelte vor sich hin.
Sie drehte sich um und lächele Vanion an.
Seltsamerweise war er, ein Roquefort, zu einem Teil ihrer Familie geworden. Er und Anders standen ihr wohl am nächsten. Und Simon.
Irgendwann kam erst Benjen.
Sie hatte Halt. Und er...
Sie hatte Vanion Halt gegeben, so wie er ihn ihr gegeben hatte. Anders hatte sie mit ihrer Unschuld wieder ins Licht geführt. Die Männer in La Follye respektierten sie. Fulk, Sophie, Lorainne hatte soviele Menschen um sich, und Benjen hatte.... nichts.
"Vermutlich hast Du sogar recht. Auch wenn ich mir wünschte, es wäre anders. Aber ich bin wahrscheinlich alles, was ihn noch auf den Beinen hält. Er hat Marguerite und meinen Vater zweimal verloren. Das kann auch den stärksten Krieger brechen. Und er hält sich immer noch aufrecht, weil ich die letzte aus der Familie bin."
Lorainne begann langsam durch den Raum zu gehen. vorsichtig, als würde sie über Messerklingen laufen.
Und genauso fühlte sie sich. Ein falscher Schritt, ein falsches Wort und Schmerz würde über sie hereinbrechen.
"Und doch, Savaric macht mir nicht halb soviel Angst, wie das, was Benjen vielleicht von mir erwartet. Ich glaube nicht, dass er den Halt bei mir finden wird."
Sie versuchte die Sache nüchtern zu betrachten.
"Außerdem darf ich dich daran erinnern, was nach Williams Antrag geschehen ist. Ich bin nicht bereit, eine solchen Fehler zu wiederholen. So wie ich auch andere nicht wiederholen würde- Silas zu retten zu versuchen zum Beispiel."
Mehr Schuldeingeständnis konnte Vanion nicht erwarten.
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