Der Städtebund von Tangara > Ayd'Owl-Akademie

Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.

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Rikhard Kraftweber:
"Frischfleisch, sagst du?" Nun grinste er selbst. Die Frau war ihm sympathisch - direkt, unkompliziert, und offensichtlich hatte sie Selbstbewusstsein. Doch er nahm sich zurück. Nur nicht zu offenherzig werden. Du hast drei Worte mit ihr gewechselt.

"Ihr.. du warst also auf einer Reise." Er vermied eine direkte Antwort auf Stellas Frage. Nachher hielt sie ihn noch für einen dieser riechenden, schwitzenden Barbaren, von denen es in Silvanaja nur allzu viele gab. "Ich, ähm.. ich komme nicht von hier. Jetzt, wo der Krieg vorbei ist, weiß man ja ohnehin nicht mehr, welches Stück Land nun welchem Stammesfürsten.. also, Herrscher, gehört. Jedenfalls bin ich Engonier und nun bin ich hier." Rasch trank er einen Schluck, um seine Verlegenheit zu überspielen. "Du bist seit zwei Jahren bereits an der Ayd'Owl? Eine ganz schöne Zeit." Abschätzend warf er einen genaueren Blick auf die Magierin. Sie wirkte nicht gerade reich, aber schien genug Geld zu haben, um sich ordentliche Kleidung und hochwertige Gebrauchsgegenstände leisten zu können. "Du beherrscht gewiss viele Zauber. Ich möchte auch einiges Lernen, aber alles, was ich kann, ist, dafür zu sorgen, dass ich nicht zufällig irgendwelche dummen Dinge anstelle."
So wie in Silvanaja, als dieser blöde Teller plötzlich hoch in die Luft gestiegen ist. "Ich, hm.. ich bin mit einem reisenden Magier hierhergekommen. Der Mann konnte ein wenig echte Magie mit viel Flunkerei und Fingerfertigkeit vermischen, und verdient so sein auskommen. Nun sitze ich hier, und er ist weitergezogen - irgendwohin, was weiß ich." Seinen Abscheu konnte Rikhard nicht wirklich verbergen. Dieser Magier hatte eher wie ein Streuner und Landstreicher gewirkt und mit seiner Kunst Illusionen geschaffen, wie ein billiger Glaukler. Die Magie war zu Höherem berufen, und Rikhards Gesichtsausdruck ließ daran keinen Zweifel.

Sandra:
Na immerhin scheint er nicht ganz so steif zu sein... Dürfte ihm hier helfen...

Ihr fiel auf, dass ihm das Thema seiner Herkunft wohl unangenehm schien - konnte sie aber nicht wirklich nachvollziehen. Aber Andarra oder Silvanaja lagen zumindest auf Grund der Bezeichnung Stammesfürst für sie nahe. Aber gut, dann nicht.

"Also ich komme eigentlich von hier, aber meine Eltern sind Händler und entsprechend war ich schon immer ziemlich viel unterwegs, sowohl in Engonien als auch außerhalb. Den Bürgerkrieg hab ich zum Beispiel gar nicht mitbekommen, war aber entsprechend schockiert, als ich zurück kam...Und kenne mittlerweile halt einige Geschichten dazu."

Sie nahm einen großen Schluck aus ihrem Krug und biss nochmal von ihrem Brot ab, bevor sie weiter sprach.

"Nicht zufällig dumme Dinge anstellen ist doch schon mal ein guter Anfang. Dann hast du schon etwas Übung bei der Meditation sammeln können? Aber der Magier mit dem du hergekommen bist, hat dich hoffentlich nicht hier einfach rausgeworfen?"

Rikhard Kraftweber:
"Ich beherrsche einige, wenige Techniken in der Meditation, ja. Vor allem Atemtechniken, zur Beruhigung und Konzentration. Von diesen ritus-artigen Bewegungen halte ich nicht viel, ehrlich gesagt, komme ich mir dumm dabei vor. Beim Meditieren sollte man in den Körper hinein horchen, und je mehr man sich dabei bewegt, desto mehr Lärm stört dabei. Ich muss ehrlich sagen, dass Bertram dabei nicht grade eine große Hilfe war. Der trank lieber, um müde zu werden, und hat eher auf Gesang als auf sein Inneres gehört."

Auf Stellas verwirrten Blick fuhr er fort:
"Verzeih, ich dachte, ich hätte den Namen bereits erwähnt. Bertram ist besagter Magier, der mich aufgelesen hat."
Aufgelesen war wohl das falsche Wort - als dieser unsägliche Schamane unter Verwünschungen und Flüchen gefordert hatte, dass Rikhard sein Heimatdorf verlassen sollte, war ihm nicht viel anderes übrig geblieben, als mit Bertram zu reisen. So ganz verstand Rikhard immer noch nicht, weshalb er hatte gehen müssen. Der Schamane hatte sich in geifernden, wilden Prophezeiungen ergangen und irgendwas von 'der wird nichts als Ärger über das Dorf bringen, das hab ich in meinen Träumen gesehen!' gefaselt. Noch ein Grund, Silvanaja nicht zu mögen. Abergläubische Narren, dummes Volk! Kurz überlegte er, ob er Stella davon erzählen sollte, doch solange er sie nicht besser kannte, gab es dafür keinen Grund. Nachher hielt sie ihn noch für gefährlich, wer wusste schon, was die Leute von einem dachten, wenn sie hörten, dass sie zuhause nicht willkommen waren.

"Im Grunde hat er mich hier abgesetzt und ist weitergezogen, und das ist mir ganz recht. Er sagte, hier würde ich schon willkommen sein. Bin ich auch, das stimmt schon, man begegnet mir mit Freundlichkeit und Höflichkeit!" Freundschaften und Bekanntschaften fehlten noch, doch die würden sich gewiss mit der Zeit einstellen. Rikhard war kein unangenehmer Zeitgenosse. Er mochte etwas arrogant sein, das war ihm durchaus bewusst, aber genauso war er ein offener und neugieriger Mensch. "Ich bin zwar schon etwas hier, aber noch nicht so recht angekommen. Verstehst du, was ich meine? Alles ist noch sehr fremd und ungewohnt. Alleine schon die weiten Felder! Ich komme aus einem recht bewaldeten Streifen Engoniens, so weites Land hab ich selten gesehen. Ah! Da fällt mir ein, dass du grade von einer Reise zurückgekehrt bist - kann man als Schüler hier viele Reisen unternehmen? Ich glaube, ein trockenes Studium hinter Büchern liegt mir nicht. Es mag durchaus Teil meines Werdegangs sein, aber ich möchte wirklich mehr von Engonien und mehr von den Ländern drumherum sehen."

Sandra:
"Es gibt so viele Wege der Meditation...Letztlich musst du schauen, womit du am besten klar kommst. Ich zum Beispiel bewege mich dabei auch sehr gerne, mir gefällt das stillsitzen nicht so und ich suche immer noch weitere Anregungen dafür, diese Form ist nunmal etwas weniger verbreitet. Der Fokus ist jedoch ein anderer. Bei der Bewegungsmeditation ist der Fokus mein Körper und die Konzentration liegt auf der Ausführung der Bewegungen und der Bewegung der Muskeln. Und einiges davon hilft mir auch beim Ritualisieren und auch teilweise beim zaubern.
Du hast aber Recht, die Ruhe auch in Bewegung oder im Schlachtenlärm finden zu können braucht durchaus mehr Zeit und Lärm, Ablenkung und so etwas stören leicht die Konzentration. Ich hoffe aber zum Beispiel dieses Jahr noch auf eine weitere fortgeschrittene Meditation, die auf dem Schlachtfeld stattfinden soll und ich bin sehr gespannt darauf.

Was das Trinken und Singen angeht - beides Dinge, die ich auch sehr gern tue. Es schadet zwischendrin auch nicht, sich etwas Erholung und Genuss zu gönnen um ein bisschen Abstand vom Lernen zu kriegen. Nach einem ganzen Tag über den Büchern ist ein kühles Bier am Abend wirklich gut."

Na, kein Wunder, dass der noch nicht angekommen ist...  Und wie der sich bei Gorix erst umschauen würde...

Sie grinste in sich hinein.

"Apropos, das hilft auch beim Ankommen - also, falls du heute Abend noch nichts vor hast... Kann ich dir mal ein bisschen von Fanada und seinen Gaststätten zeigen.
Und was die Reisen angeht - das kommt drauf an. Alleine wird man dich grade am Anfang wohl eher weniger irgendwo hin lassen, gerade da Reisen immer irgendeinen Sinn haben sollten, gerade, wenn sie durch die Akademie finanziert werden. Aber generell kann man da immer Anträge stellen und im Normalfall werden die dann auch bewilligt. Mir liegt das mit dem nur in der Akademie sitzen auch nicht...Außerdem lernt man außerhalb der Akademie auch andere hilfreiche Dinge. Bei meinem Ausmaß mach ich die Anträge mittlerweile auch in größeren Stapeln fertig, die ich Großmeister Feuerklinge dann vorlege. Und bei den Reisen die ich mit ihm zusammen unternehme, steht das dann eh nicht zur Frage."

Rikhard Kraftweber:
Großmeister Feuerklinge! Anscheinend hatte Rikhard da jemanden vor sich sitzen, der Kontakte nach ganz oben hatte. Und dieser jemand wollte mit ihm heute Abend trinken!

"Na, ich bin ein Genießer. Ich trinke gerne einen guten Wein, wenn ich ihn mir denn leisten kann. Natürlich hab ich nichts gegen Bier einzuwenden, aber es gibt wirklich feinere Getränke, um sich die Sinne zu benebeln. Kultiviertere Getränke eben. Ein frischer, bitterer, beißender Weinbrand ist nicht zu verachten! Allerdings wirst du mich vermutlich nicht singend erleben. Solcherlei Vergnügen mag, wenn's eine schöne und ausgebildete Stimme ist, durchaus der Kurzweil dienen, aber das Grölen in einer Kneipe, das überlasse ich gerne anderen. Also, wenn es nicht zu wild wird, natürich komme ich dann mit. Gerne!"
Er lächelte unverbindlich.

Stella schien jemand zu sein, der gern feierte, soviel war klar. Sie sang anscheinend auch gerne. Rikhard verübelte ihr das nicht und dachte nicht schlechter oder besser von ihr, aber er selbst konnte nicht viel mit so etwas anfangen. Lautes und ausgelassenes Feiern mutete immer ein wenig zügellos und unkontrolliert an, und Rikhard hasste es, die Kontrolle zu verlieren.

"Diese Bewegungen in der Meditation, von denen du sprichst, erfordern gewiss große Selbstbeherrschung. Könntest du mir bei Gelegenheit einmal zeigen, wie du es machst? Ich beziehe innere, meditative Ruhe rein aus körperlicher Ruhe. Wenn ich das Blut durch meine Venen rauschen höre, wenn ich mein Herz pochen höre, dann bin ich in der Lage, meinen Geist Dingen zuzuwenden, die höchste Konzentration erfordern."

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