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Überfahrt zu den Yorks - das Schiff der Valkensteiner (zeitgleich zum Conquest)

(1/1)

Akela:
*Sasha blickte auf die aufgewühlte See hinaus und seufzte tief. Sie stammte nicht gebürtig aus Engonien und die tief sitzende Urangst vor dem Meer war ihr nicht eigen, trotzdem beobachtete sie mit wachsendem Unbehagen eine tief hängende dunkle Wolkenfront am Horizont.

Die Fahrt dauerte nun schon eine Woche, sie waren von Port Valkenstein aufgebrochen und hatten mittlerweile auch Stejark hinter sich gelassen. Die Schiffe der Valkensteiner waren groß und für den Transport von ganzen Armeen ausgelegt...und dieses hier bildete darin keine Ausnahme. Daher machte es auf dieser Reise einen ziemlich leeren Eindruck.

Schiffsfahrten waren langweilig. Die Wolfselfe versuchte, auf dem großen Schiff zu helfen, wo sie konnte, um sich zu beschäftigen, doch die Mannschaft war ein gut eingespieltes Team. Wenn sie sie helfen ließen, war klar, dass dies nur aus purer Höflichkeit geschah. Wirklich brauchen taten sie ihre Hilfe nicht.

In den letzten zwei Tagen war es ihr allerdings auch nur Recht, wenn sie ihre Ruhe hatte, denn Kassos hatte darauf bestanden, allein zu ein paar Freunden in die Spiegelwelt zu reisen.

In die Spiegelwelt...wo korrumpierte Elemente immer wieder in riesigen Armeen gegen die verstreuten Siedlungen anbrandeten, die verzweifelt versuchten, dort Fuß zu fassen. Riesige und verlustreiche Schlachten waren dort an der Tagesordnung.

Toll...

Am Vortag hatte es Kassos fast erwischt. Sasha war sich nicht sicher, gegen wen oder was er gekämpft hatte, aber es hatte ihn in den Boden gestampft und ihm fast den Kopf abgerissen.

Es war knapp gewesen...zu knapp für ihren Geschmack.


Und nun fühlte sie schon wieder die steigende Unruhe in sich, die Anspannung, die einem Kampf voraus ging. Sie konnte die Schlachtentrommeln fast körperlich spüren, während ihre Ohren nur das Platschen der Wellen an der Schiffswand und die gelegentlichen Kommandos der Schiffsbesatzung hörten. Ihr Körper schaltete ohne ihr Zutun auf Alarmbereitschaft...

...auf einem Schiff, auf dem die größte Gefahr war, von einer Welle über Bord gespült zu werden.


Sie spürte eher als dass sie sah, wie Maugrim neben sie an die Reling getreten war.

„Nicht schon wieder...“ brummte der Tormentor-Priester, während sein Blick sich verfinsterte wie das Wetter am Horizont.

Ja...nicht schon wieder...*

Akela:
*Eine Armee in blau-schwarz im absoluten Gleichschritt.
Blank polierte Rüstungen, scharfe Waffen.
Unaufhaltsam, einer Naturgewalt gleich.
Schlachtenrufe, ein Chor wie aus einer Kehle, im perfekten Gleichklang.
Die Einigkeit und Ordnung als höchstes Ziel. Dem Schwarm absolut ergeben.
Erbarmungslos und kalt wie Eis.

Die Bilder gruben sich in Sashas Geist, stürmten auf sie ein, als würde sie selbst auf dem Schlachtfeld stehen und den Heerwurm beobachten.
Sie krallte sich an der Reling fest, das Schiffsdeck drehte sich um sie.

Dann wieder ein kurzes Aufflackern in ihrem Geist.
Schmerz.
Ein verlorener Kampf, ein triumphierender Gegner im schwarz-blauen Waffenrock.
Hilflosigkeit.
Eine Frau...mit einem kalten Lächeln auf den Lippen. Worte in einer unbekannten Sprache.

Die grausame Kälte traf Sasha einem Windstoß gleich, tausend eiskalte Nadeln bohrten sich in ihren Körper und ihre Seele, rissen sie in einem Strudel mit sich.
Mit einem Keuchen brach sie in die Knie, fast unfähig sich zu bewegen. Die Kälte nahm ihr den Atem und die Sicht, war allgegenwärtig, verschlang sie.
Sie versuchte dagegen anzukämpfen.
Ein Teil von ihr wusste genau, dass dies nicht ihr geschah. Mühsam verstärkte sie ihre mentalen Schilde, verzweifelt darum bemüht, die Kälte abzuwehren.

Langsam wurde ihr Blickfeld wieder klarer. Nur undeutlich konnte sie erkennen, wie Maugrim sich an der Schiffsreling festkrallte um nicht zusammen zu brechen.

Dann wurde das Feuer Tiors von der Essenz des schwarzen Eises überflutet...

...und erlosch.

Kassos!

Ihre Schilde zersprangen wie Glas, wurden weggefegt vom eisigen Sturmwind. Die tödliche Kälte drang in die tiefsten Ebenen ihres Geistes und füllte sie aus. Tausend Stimmen prasselten wie eine einzige auf sie ein. Tausend Krieger wie ein einziger Organismus. Der Schwarm. Es füllte ihren Geist und lies keinen Platz mehr übrig für ihre eigenen Gedanken.*

Akela:
*Die Trommeln dröhnten in ihrem Geist im Gleichschlag mit ihrem Herzen. Ihr Kopf drohte zu zerbersten.

Zu viele Stimmen auf einmal...zu viele Seelen. Sie versuchte zu fliehen.

Vergeblich.

Der Schwarm war stärker.

Ihr herausforderndes Heulen vermischte sich mit dem Heulen des eisigen Sturmwindes, der Sasha mit sich fort in die Schlacht riss.
Kampfeswut tobte durch ihre Adern. Sie war bereit zu kämpfen und zu töten. Die Trommeln in ihren Ohren konnten die Schreie ihrer Opfer nicht übertönen.
Ihre Klauen sähten den Tod unter ihren erbärmlichen Gegnern.
Sie war eins mit der Armee. Eins mit ihrem Schwarm. Bereit alles für die Einheit zu geben.


Mit einem Mal fühlte sie sich gepackt und festgehalten. Wut loderte in ihr auf, ein lautes Knurren entrang sich ihrer Kehle.

Sie schlug nach ihrem Gegner, ein Hochgefühl durchströmte sie, als ihre Klauen Fleisch aufrissen. Der Geruch von Blut beflügelte sie....

...und holte sie mit einem Schlag in die Wirklichkeit zurück.
Diesen Geruch kannte sie sehr gut.

Der Moment dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, doch das reichte aus, um die verzweifelte Stimme zu ihr durchdringen zu lassen.

„Verdammt Sasha, komm zu dir, ich bin es!“

Was...?

Mit einem Mal umbrandete sie loderndes Feuer einem flammenden Kreis gleich, fauchend schlugen die Flammen in den Himmel ohne sie zu verbrennen. Die Hitze flutete über sie hinweg, wärmte sie, lies das Eis zu kleinen unscheinbaren Pfützen schmelzen.

Es vertrieb die Stimmen und die Trommeln, verband sie mit dem Kampflärm zu einem einzigen Hintergrundgeräusch, das durch den Kreis aus Feuer ausgesperrt und immer undeutlicher wurde.
Später konnte Sasha nicht mehr sagen, wie lange dieser Moment gedauert hatte, wie der Feuerkreis das Eis aus ihrem Körper und ihrem Geist brannte und sie schützend abschirmte.

Sie wusste nur, dass sich irgendwann ein zweites Feuer zu dem ersten gesellte. Ein anderes Feuer... Erst eine kleine Flamme, flackernd und unscheinbar, doch schließlich wachsend und stärker werdend.

Tior.

Die Erleichterung durchströmte sie und verbannte die letzten Stimmen aus ihrem Geist.*

Akela:
*Nur langsam kam die Wolfselfe wieder in die Wirklichkeit zurück. Sie kniete zusammengesunken auf dem Deck des Schiffes, Maugrim kniete hinter ihr.
Der Kriegspriester hatte beide Arme um sie geschlungen und hielt sie fest.

Er hatte es tatsächlich geschafft, sie beide abzuschirmen. Mit dem Feuer, dass ihn ein gutes Jahr vorher noch fast das Leben gekostet hatte.

Undeutlich wurde sie sich bewusst, dass sie von mehreren valkensteinischen Bogenschützen umringt waren, die alle auf sie angelegt hatten. Nur das Vertrauen in ihren Hauptmann hatte sie wohl davon abgehalten, sie direkt auszuschalten.

Als Maugrim sich sicher war, dass sie wieder hier war, lies er sie langsam los. Der Geruch von seinem Blut hing immer noch in der Luft, so sehr Sasha sich auch wünschte, sie hätte sich das alles nur eingebildet.

Langsam senkte sie den Blick auf ihre Hände.

Verdammt...!

Das letzte Mal war der Auslöser Miguel gewesen, der beinahe von einem Zeithund getötet und in die Ewigkeit verschleppt worden wäre. Doch sie hatte gedacht, sie hätte das im Griff.

Da hatte sie sich wohl geirrt.

Die Wolfselfe drehte sich langsam zu Maugrim um, der die Bogenschützen mit einem knappen Befehl weggescheucht hatte. Die Anstrengung stand dem Kriegspriester deutlich ins Gesicht geschrieben.

...doch er grinste sie schief an.

„Brauchen wir jetzt auch noch einen Maulkorb für dich...?“

*Er drehte sich zu einem der großen Fässer mit Frischwasser um, die an einem Mast festgebunden waren und öffnete den Deckel. Dann winkte er Sasha zu sich und deutete in das Fass hinein.

Sie rappelte sich auf und gesellte sich zu ihm an das Fass, wobei sie einen Blick hinein warf.
Maugrim beobachtete sie aufmerksam.
Die Frage, die die Wolfselfe stellen wollte, blieb ihr im Hals stecken, als sie in der dunklen Wasseroberfläche ihr eigenes Spiegelbild sah...*

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