Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches > Gruppen auf Reisen im In- und Ausland
Die Rückreise von Harnac nach Engonien, 265 n.J.
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Sandra:
Lange hatte die junge Magierin am Morgen geschlafen, denn die letzten Tage hatten ihr einiges abverlangt und auch wenn sie nur außerhalb dieser antimagischen Kuppel in der Lage war, auf die Magie zuzugreifen so fehlte ihr doch ebenso die Erholung, die sie sonst nach ein paar Stunden Schlaf verspürte.
Gerade der vergangene Tag hatte sie an ihre Grenzen gebracht - die Anstrengungen die das Wirken mit sich brachte, bevor die Kuppel vollständig zerstört war als sie Maugrim und Rashid geheilt hatte bis an die Grenze ihres Bewusstseins getrieben und sie schließlich zusammenbrechen ließen als auch die Analyse des Rituals, die nicht unmerklich an ihren Kräften gezehrt hatte.
Die Nacht brachte zwar eine gewisse Erholung, doch die Träume beschäftigten sie weiterhin und der lange Schlaf hatte sein übriges getan.
Gerade jetzt wo die Hochzeit immer näher rückte fühlte es sich an, als würden die Träume sich wieder mehr ihrer bemächtigen wollen während sie zuvor auf einem guten Weg war, diese nun auch im Traum selbst als Traum zu erkennen. Doch sie hatte nicht vor, sich wieder so davon beherrschen zu lassen.
Sie griff unter ihr Kissen und holte den Mondstein heraus, den sie seit einigen Monden bei sich trug und den Sasha ihr geschenkt hatte. Sanft strich sie über die Kanten und fixierte die leicht schillernde Oberfläche, ein Teil dieser Schönheit verborgen unter den Bruchflächen bevor sie sich schließlich aus dem Bett quälte.
Nachdem sie sich angezogen hatte, nahm sie ihre Gürtel, das neue Schwert, den Umgang und ihr Fell und trug alles nach draußen, um es dort anzuziehen.
Die vergangenen Tage hatten ihr auch wieder deutlich gemacht, warum sie sich nicht ausschließlich auf die Magie verlassen wollte.
Als sie draußen noch immer die Tunika ihres Meisters hängen sah, die sie am Vortag vom Blut gereinigt und genäht hatte, huschte ein Grinsen über ihr Gesicht und sie sammelte sie von der Leine und legte sie zusammen.
Du hängst ja immer noch hier rum…
Anschließend kümmerte sie sich um die restliche Glut, die in der Feuerschale vor sich hin glomm, stocherte etwas darin herum und legte neues Holz nach. Schon nach kurzer Zeit züngelten die Flammen gierig an dem Holzscheit entlang und begannen langsam, auch diesen zu verzehren.
Während sie noch damit beschäftigt war, kam Maugrim zurück zum Lager, reichlich verbunden, Sasha trottete neben ihm her. Verwundert stand die Magierin auf und ging dein beiden ein paar Schritte entgegen.
“Was ist denn dir passiert?”
Doch der Priester winkte bereits ab. “Halb so wild. Hab nur die Wunden nochmal öffnen und reinigen lassen.”
Mit verzogenem Gesicht erkundigte Stella sich: “Klingt schmerzhaft… Soll ich mich dem Ganzen gleich noch einmal annehmen?”
Inzwischen war auch Gorix aus dem Zelt gekommen und auch ihm sah man die Strapazen der letzten Tage an.
“Guten Morgen. Wie geht es deiner Schulter, Sasha?” grinste sie zu der Wolfselfe hinüber nachdem Sasha ihr damit gestern erfolgreich aus dem Weg gegangen war.
Diese schien jedoch noch etwas angespannt und reagierte auf den Scherz nur mit einem Zähnefletschen und einem mürrischen “Geht schon.”
Als sie von Maugrim auf ihren fragenden Blick jedoch auch nur ein Schulterzucken erntete, reichte sie ihrem Meister die Tunika herüber.
Hm, wohl mit dem falschen Fuß aufgestanden… Wird sich wohl auch wieder einkriegen...
“Bringst du die Tunika bitte ins Zelt zu meinen Sachen?”
“Natürlich.”
Daraufhin erhob sie sich, um dem Wunsch nachzukommen und setzte sich nach wenigen Augenblicken wieder an den Tisch, an dem nun auch Maugrim und Sasha platzgenommen hatten.
Sie saß noch nicht ganz, als Gorix sie erwartungsvoll ansah.
“Du kümmerst dich jetzt um Maugrim?”
Jetzt gib mir doch wenigstens Gelegenheit, die Komponenten raus zu suchen…
“Ja, ich muss nur erst den Rauch rausholen.”
Mit diesen Worten zog sie aus einer ihrer Taschen ein kleines gefaltetes Papiertäschchen, in dem sie das Rauchkraut aufbewahrtem das sie zur Heilung verwendete und setzte sich zu Maugrim in eine Position, dass sie all seine Wunden gut erreichen konnte.
Dann atmete sie einmal tief durch, konzentrierte sich und begann, den Zauber zu weben nachdem sie den heilenden Rauch entzündet hatte. Knoten um Knoten stärkte sie den Priester und seine eigene Regenerationskraft indem sie langsam aber stetig Kraft in seinen Körper fließen ließ, die sich nach und nach warm in seinem Körper ausbreitete.
Im Gegensatz zum Vortag konnte sie nun auch wieder in vollem Umfang auf das astrale Netz zugreifen so dass der Zauber ihr nicht wie am Vortag die Schweißperlen auf die Stirn trieb und nicht so in den Körper gepresst werden musste.
Sandra:
Zurück in Engonien wollte die Gruppe zunächst die Pferde wieder einsammeln, die sie für die Schiffsreise zu den Yorks vor einigen Wochen zurückgelassen hatten.
Salem, Sashas Hengst hatte inzwischen beinahe den Stall zerlegt und tänzelte schon auf dem Weg aus Fanada heraus unruhig von einem Huf auf den anderen, ganz wild darauf sich endlich wieder bewegen zu können.
Kaum hatten sie das Stadttor passiert, preschte Sasha auf Salem voraus, um ihm den verdienten Auslauf zu gönnen. Diese Gelegenheit nutzte auch Stella, um Donner etwas Bewegung zu gönnen denn auch er war langsam unruhig geworden und genoss nun, sich den Wind um die Nase wehen zu lassen.
Maugrim ließ sich von alldem nicht aus der Ruhe bringen und auch Destus und Gorix machten keine großen Anstalten den beiden zu folgen.
In gestrecktem Galopp ging es über die Felder bis sie irgendwann den Rest der Gruppe aus den Augen verloren hatten woraufhin sie irgendwann langsamer wurden und Sasha sich zu ihr umdrehte.
“Du bist ja noch hier…” grinste sie die Magierin neckisch an. “Aber vielleicht sollten wir gleich zur Gruppe zurück reiten.”
Stella erwiederte das Grinsen und wendete ihr Pferd. “Dann sollten wir sie wohl nicht warten lassen…”
Seit einigen Tagen reisten sie nun schon wieder auf engonischem Gebiet, immer in Richtung Norden, nach Caldrien.
Morgen würden sie Firngard erreichen und damit ihre Wege zunächst einmal trennen, doch hoffentlich nur für kurze Zeit.
Stella war die letzten Tage immer stiller geworden was auch den anderen nicht entgangen war und so ritt sie schweigend neben den anderen her.
Sasha war jedoch die einzige, die unter der stillen Oberfläche den Sturm spüren konnte, der in der jungen Magierin tobte und die letzten Tage immer stärker wurde, bis ihre Anspannung heute einen Gipfel erreichte. Ihr Gemütszustand wechselte so kurz vor dem Ziel immer wieder zwischen ruhig, konzentriert, ängstlich, besorgt, wütend und kampflustig hin und her.
Entsprechend ging die Wolfselfe gerade bei den aggressiveren Gefühlen deutlich auf Abstand.
Als Stella sich dessen bewusst wird, bereut sie ihre unterschwellige Unbeherrschtheit, die sie aktuell jedoch kaum unter Kontrolle halten konnte.
In Stellas Kopf drehten sich die Gedanken über die bevorstehende Hochzeit, vergangene Erinnerungen um Lorainne.
Ihren ersten Soldauftag als sie von zu Hause weg ist wo sie Lorainne hätten eskortieren sollen, im Auftrag von Roquefort. Der Druide im Wald, der ihnen den Anhänger gab und sagte, der Wald sei korrumpiert. Die Hexe, der sie dort begegnet waren. War sie damals gestorben oder geflohen?
Die Suche nach Lorainne, damals schon gemeinsam mit Vanion und durch die Hilfe von Gorix aufgebrochen während ein anderer Trupp von Roquefort angeheuert ebenfalls auf der Suche war. Der Versuch, sie an der abgelegenen Stelle im Wald durch den Hinterhalt zu töten und der Zettel mit dem R darunter…
Die Zettel über die Rituale und Priester, die Verbindungen der Wälder.
Die Lichtung, das Ritual in dem Lorainne geopfert werden sollte. Der grüne Ritter.
Die Planung des Rituals, um Lorainnes Seele wieder zu befreien.
Der Abend im Alamarkloster in Bourvis an dem sie das Ritual begann. Die Schatten, die sie dort einsperrten und quälten. Lorainnes Erinnerungen.
Der Schalk.
Die Höhle im Wald, die Angriffe auf das Kloster, Jules.
Gorix, wie er sie wutentbrannt anfährt und ihr kurz darauf sein Bier vor die Nase stellt.
Der Tanz mit Lorainne.
Und schließlich das Turnier, Roquefort, die Dame aus Salmar und diese Frau bei der einem das Blut in den Adern gefror.
Der Zettel über die Steinherzen, den Kadegar ihr gezeigt hatte. Szivar.
Ich bringe zuende, was ich angefangen habe!
Langsam sank die Sonne und tauchte alles um sie herum in ein gelb-orange.
Bald kam auch schon das Gasthaus in Sicht, in dem sie heute nächtigen wollten und so stellten sie die Pferde unter. Als sie gerade alle den Gastraum betreten wollten bedeutete Sasha der Magierin, dass sie warten sollte und so verschwanden nur Destus, Maugrim und Gorix im Gasthaus, jedoch nicht ohne den beiden fragende Blicke zuzuwerfen, die Sasha jedoch schnell abwendete.
Die Wolfselfe ließ sich ins Gras fallen und deutete neben sich, dass auch Stella sich setzen sollte.
Kaum hatte Stella platz genommen setzte Sasha auch gleich an.
“Durchatmen und konzentrieren.”
Zunächst sah die Magierin sie nur irritiert an, doch dann schaltete sie.
“Wenn das so einfach wäre, das versuch ich ja schon den ganzen Tag…Und...tut mir leid…”
Entschuldigend sah sie in die raubtierhaften Augen.
“Aber du nützt auf der Hochzeit niemandem etwas, wenn du wie ein aufgescheuchtes Huhn herum läufst.”
Das hatte gesessen. Ohne es zu wissen, hatte Sasha einen essenziellen Punkt angesprochen.
Du bist nicht gut genug.
Einen kurzen Moment sackte sie in diesen Gedanken ab und ihr Blick trübte sich.
Doch schüttelte sie den Gedanken schnell wieder ab. Das Lob von Gorix noch vor wenigen Tagen, die aufbauenden Worte von Yorik in Aldea.
Ich weiß, was ich kann. Und ich bin besser als du denkst!
Von jetzt auf gleich fiel sie in eine tiefe Fokussierung, atmete tief und gleichmäßig und eine innere Ruhe und Wärme erfüllte sie, die auch Sasha zu spüren bekam.
Die Anspannung fiel zu einem großen Teil von Stella ab und daraufhin entspannte sich auch Sasha langsam etwas während sie die Nähe vorher viel Beherrschung gekostet hatte.
Das was Sasha so an der Nähe der Magier genießen konnte stellte sich nun teilweise wieder ein und nach ein paar Augenblicken öffnete Stella wieder die Augen, merklich ruhiger aber äußerst konzentriert.
"Ja, damit hast du wohl recht... Wir werden sehen."
Musternd sah Sasha die junge Magierin an, es war eine andere Ruhe als sonst, die sie umgab. Sie legte den Kopf schief und witterte kurz als wollte sie feststellen, dass mit der Magierin alles in Ordnung ist und schmunzelt daraufhin zufrieden, dass sie die Magierin zumindest so weit aus der Reserve gelockt hat, dass dieses Gefühlschaos ein Ende hatte.
“Wollen wir zu den anderen rein gehen?” fragte Stella und machte Anstalten aufzustehen.
Daraufhin erhob sich auch Sasha und die beiden folgten damir einige Augenblicke später den drei Männern in den Gastraum.
Bis auf ein paar ältere Herren, die sich in der hinteren Ecke über ihr Feierabendbier freuten und ihre drei Begleiter war der Raum leer. Stella ging zur Theke und bestellte sich einen Krug Kirschmet und etwas vom abendlichen Eintopf und erkundigte sich, ob Gorix bereits nach Unterkunft für die Nacht gefragt hatte.
Anschließend balancierte sie den vollen Teller mit zwei Scheiben Brot in der einen und den randvollen Krug in der anderen Hand und setzte sich an den Tisch, den Maugrim, Destus und Gorix bereits in Beschlag genommen hatten.
Keiner der drei erkundigte sich nach dem Gespräch der beiden Frauen, sie vermuteten schon, dass es sich dabei um etwas zwischen den beiden handelte.
Bevor sie zu Bett gingen, bat Stella ihren Meister noch einmal um eine traumlose Nacht, denn sie konnte es sich nicht erlauben am kommenden Tag in irgendeiner Weise nicht fit zu sein und so schlief sie in dieser Nacht tief und fest.
Am nächsten Morgen kam Sasha aus dem angrenzenden Wäldchen zurück zum Gasthof. Sie hatte es vorgezogen, die Nacht nicht in Stellas Nähe zu verbringen da die Laune der Magierin für sie momentan zu wechselhaft war.
Sie sattelten die Pferde und verabschiedeten sich dann voneinander - wenn alles gut ging vielleicht auch nur bis zum kommenden Abend.
Gorix, Sasha und Maugrim würden versuchen mit einigen anderen die Hochzeit vor Roqueforts Söldnern von weiter außen zu schützen während Destus und Stella direkt zur Veranstaltung reisen würden.
Sie umarmte zunächst Maugrim und anschließend ihren Meister, der ihr dabei ein “Pass auf dich auf und vergiss nicht, was ich dir gesagt habe.” zuraunte.
Mit einem Nicken erwiederte sie “Ja, ich geb mir Mühe...Und werd ich nicht. Bis später.”
Sasha nickte sie anschließend noch zu und schwang sich dann auf den Rücken von Donner, die Zügel locker in der Hand.
Als auch Destus so weit war, ritten die zwei in die eine Richtung davon, Sasha, Gorix und Maugrim in eine andere.
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