Die Gebiete in Caldrien > Das Caldrische Imperium
Außerhalb von La Follye - Nach den Ereignissen um Lorainnes Hochzeit
(1/1)
Akela:
*Das kleine Lagerfeuer auf einer ruhigen Lichtung im Wald außerhalb von La Follye warf lange flackernde Schatten in den dunklen Wald. Die wenigen Gestalten, die daneben saßen, waren in Felle gewickelt, um den beginnenden kalten Herbstwinden zu trotzen.
Noch etwa zwei Stundengläser zuvor waren sie fast fluchtartig von La Follye aufgebrochen. Die allgemeine Stimmung der Gäste dort, die zwischen Trauer, Wut und Angst, vermischt mit Ratlosigkeit hin und her schwankte, war zu viel für Sasha gewesen. Maugrim und sie hatten also beschlossen, nicht wie erst geplant am nächsten Morgen weiter zu reisen, sondern sich direkt wieder auf den Weg zu machen. Destus und Joshua hatten sie begleitet.
Die Wolfselfe starrte in die Flammen.
Immer wieder passierten die Bilder des Tages ihren Geist, allen voran die roten Steine nicht weit von La Follye...
Sie hatten weniger Söldner im Wald gefunden als sie vermutet hatten, der relativ kleine Trupp, bestehend aus Valkensteinern und Nordhunden, hatte keine großen Probleme gehabt, sie auszuschalten. Größtenteils brauchten sie nicht einmal Gewalt. Die meisten Söldner kannten auch ihre eigene Art von Ehre und für mögliche Szivars-Paktierer zu arbeiten gehörte für viele ganz bestimmt nicht zu ihrer Vorstellung von einem guten Arbeitskontrakt.
Jetzt sahen sie die großen rötlichen Felsformationen vor sich, die die Landschaft dominierten.
Langsam betraten sie das Gelände, als Sasha mit einem Mal erstarrte und die Ohren anlegte. Maugrim hielt sofort alarmiert inne und musterte die Wolfselfe aufmerksam.
Etwas war hier geschehen...die dunkle Aura Szivars war deutlich zu spüren, wenn auch eine wirkliche Präsenz fehlte.
Vorsichtig ging Sasha weiter, leicht geduckt, als würde etwas auf ihren Schultern lasten.
Hier hatte eindeutig ein Kampf getobt. Niedergedrückte Pflanzen, aufgewühlte Erde, Blut.
Und Spuren von Flüchtenden....
„Was bei Askar ist hier passiert...?“
Und dann sahen sie ihn.
Ein zerschundener Körper, ein ehemals wohl leuchtend grüner Wappenrock...getränkt in Unmengen von Blut.
Sasha schreckte auf, als Maugrim ihr eine Hand auf die Schulter legte und sie somit aus ihren Gedanken riss. Zufrieden mit diesem Ergebnis erhob sich der Tormentor-Priester, um ein paar neue Scheite auf das langsam niederbrennende Feuer zu werfen.*
„Wenn du nicht endlich aufhörst, darüber nachzugrübeln, wirst du nie zur Ruhe kommen.“
*Schuldbewusst zog Sasha den Kopf zwischen die Schultern. Er hatte natürlich Recht...und sie war außerdem schuld daran, dass auch er keine ruhige Minute fand.*
Akela:
*Die Nacht war kurz gewesen, der Tag eher schweigsam. Sie reisten nach Süden, Richtung Nordwacht.
Auch die nächste Nacht verbrachten sie im Wald, wo sie es sich am Rand einer Lichtung unter den Wurzeln eines umgefallenen Baumes gemütlich machten.
Sashas Schlaf war unruhig, immer wieder schreckte sie hoch. Schließlich gab sie auf und stocherte in der glimmenden Glut des Lagerfeuers herum, um die Flammen neu zu entfachen. Ihr Blick ging nach oben, der Mond strahlte hell und beleuchtete die kleine Lichtung.
Vollmond.
Na toll...
Einige Stunden später war Sasha immer noch wach und wanderte unruhig im flackernden Feuerschein hin und her. Die drei Valkensteiner schliefen mehr oder weniger tief und fest. Mittlerweile war das Licht des Mondes dunkler, die Lichtung wurde in ein düsteres rötliches Licht getaucht.
Das hat mir jetzt echt noch gefehlt.
Solange sie denken konnte, wurde sie mehr oder weniger stark von den Mondphasen beeinflusst, ein Merkmal ihres Blutes. Doch der Einfluss war nicht mehr so stark wie zu ihrer Zeit als Paladin der Luna.
Aber diese Nacht war Blutmond. Und sie spürte seinen Einfluss durch ihren Körper pulsieren.
Dass Kassos gerade in irgendeinem anderen Teil Engoniens auf seiner rituellen Jagd unterwegs war, die aufgrund des blutfarbenen Mondes etwas mehr ausuferte als sonst machte das Ganze nicht besser...
Die Wolfselfe versuchte ruhig und gleichmäßig zu atmen, sich an ihr Rudel zu erinnern, Kraft daraus zu schöpfen. Doch ihre Gedanken fingen an ein Eigenleben zu entwickeln.
Ihr Rudel... was, wenn sie einen von ihnen verletzte? Es war schon einmal passiert, die tiefen Wunden an Maugrims Arm waren noch immer nicht richtig verheilt...
Was, wenn...?
Mit einem unwilligen Knurren drehte Sasha auf dem Absatz herum und lief die gleiche Strecke zurück, die sie eben genommen hatte. Maugrim murmelte irgendwas Unverständliches und seufzte tief, während er sich aus seiner Bettrolle schälte. Sie sah aus den Augenwinkeln, dass er auf sie zu kam und hielt kurz an, um ihm einen fast schon verzweifelten Blick zuzuwerfen.*
„Ich glaube, es ist besser, wenn ich mich für eine kurze Zeit in die Wälder zurück ziehe...oder auch länger. Ich meine, da kann ich wenigstens niemanden verletzen. Was ist, wenn ich zu einer Gefahr werde für die, die ich eigentlich schützen will? Was wenn ich diese Gefahr schon längst bin und es nur noch nicht sehen kann?"
Sasha redete sich in Rage und bemerkte gar nicht, dass Maugrim auf sie einredete und versuchte sie aus ihrer Gedankenspirale zu reißen.
Ihre Gedanken drehten sich im Kreis, immer weiter, immer mehr Bilder von blutüberströmten Freunden stürmten auf sie ein.
Und dann war da noch dieser verdammte Mond....!
Im nächsten Augenblick fand Sasha sich auf dem Rücken liegend auf dem Waldboden wieder. Bunte Sternchen tanzten vor ihren Augen, ihr Kiefer schmerzte und sie schmeckte Blut.
Maugrim hatte ihr ohne Vorwarnung eine verpasst und sie fast einen Salto schlagen lassen. Jetzt beugte sich der Tormentor-Priester über sie und zog eine Augenbraue hoch.*
„Wie siehts aus, nochmal eine oder hörst du mir jetzt zu?“
*Die Wolfselfe öffnete verdutzt den Mund, schloss ihn aber direkt wieder und nickte nur kurz.*
„Bei Tormentor, du klingst wie eine von Zipperlein geplagte Großmutter, die nichts anderes mehr zu tun hat als zu Jammern. Das ist ja nicht mehr mit anzuhören. Wenn du endlich mal aufhören würdest in deinem Selbstmitleid zu ertrinken, dann können wir auch überlegen, wie es weiter gehen soll. Sich verstecken und den anderen aus dem Weg zu gehen ist ganz sicher keine Lösung, das macht es doch nur noch schlimmer. Wenn du dich dem Ganzen nicht aussetzt, wirst du nie wieder lernen, dich vernünftig abzuschirmen und das weißt du auch ganz genau.“
*Sasha starrte Maugrim nur an. Ihre Unruhe war verpufft, die Angst nur noch ein kleiner Funken, der in einer Ecke ihres Geistes vor sich hin glomm. Ihr war völlig klar, dass er Recht hatte. Verstecken und anderen Menschen aus dem Weg gehen machte ihre Lage höchstens noch schwieriger. Sie musste sich mit dem Problem auseinander setzen.*
„Ja...du hast natürlich Recht... Danke.“
*Kleinlaut setzte sie sich auf und rieb sich den Kiefer. Maugrim reichte ihr eine Hand, die sie vorsichtig ergriff. Mühelos zog er sie auf die Beine und grinste sie an.*
„Na also... Ich passe auch auf, dass du keinen Unsinn machst, keine Sorge.“
*Er blickte zu dem dunkelrot verfärbten Mond hinauf und dann wieder fragend zu Sasha.*
„Schlafen ist für dich heute Nacht wohl nicht mehr oder? Was hast du also vor außer hin und her zu laufen?“
*Auch Sashas Blick glitt wieder zu dem tief hängenden Blutmond. Dann traf sie eine Entscheidung. Sie drehte sich langsam zu dem Tormentor-Priester um und zeigte ein wölfisches Grinsen, dass ihre Fangzähne entblöste.*
„Ich gehe auf die Jagd.“
Akela:
*Ohne Waffen und ohne die Schnelligkeit eines vierbeinigen Wolfes oder sein Rudel zu jagen war gar nicht so einfach.
Eigentlich war es sogar verdammt kompliziert. Sashas Erfolgsquote war im Normalfall unterirdisch.
Aber das war egal
Heute jagte sie nicht um Beute zu machen, sie jagte um der Jagd willen.
Die Wolfselfe musste ihre wölfischen und ihre elfischen Fähigkeiten kombinieren, um Erfolg haben zu können.
Das letzte Mal, dass sie alleine auf der Jagd war, war schon fast zwei Jahre her.
Aber die Instinkte und die Übung stellten sich schnell wieder ein...
Beobachten, Lauern, Hetzen...die Windrichtung einrechnen, Duftspuren zur Verwirrung der Beute legen und mit Wurfgeschossen weitere Jäger in anderen Richtungen vortäuschen.
Die rote Färbung des Mondes war schon fast verblasst, als Sasha es völlig außer Atem und mit dem halben Wald in den Haaren und der Kleidung schaffte, dem Reh, dass sie als Beute ausgesucht hatte, den Weg abzuschneiden. Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust und nur ihr keuchender Atem war in der stillen Nacht zu hören.
Für den Bruchteil einer Sekunde standen sich Jäger und Beute Auge in Auge gegenüber, nur der letzte Sprung, ein gezielter Schlag mit den Klauen fehlte, um dem Leben des Beutetieres ein jähes Ende zu setzen.
Die Wolfselfe lies den Augenblick verstreichen.
Nach einem kurzen Moment der Starre machte das Reh einen mächtigen Satz zur Seite und verschwand laut raschelnd im Unterholz.
Heute jagte sie nicht um Beute zu machen, sie jagte um der Jagd willen.*
Akela:
*Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als Sasha davon wach wurde, dass Maugrim sie an der Schulter packte und schüttelte.
Etwas verwirrt blinzelte sie in den hellen Sonnenschein und setzte sich auf.*
„Da hat wohl jemand endlich mal wieder gut geschlafen.“
„Ja allerdings....wie ein Stein.“
*Der Priester grinste sie an.*
„Sehr gut. Es ist noch etwas vom Frühstück da, wenn du fertig bist, können wir weiter.“
*Die Wolfselfe unterdrückte ein Gähnen und machte sich dann hungrig über das Frühstück her. Sie fühlte sich ausgeruht wie schon lange nicht mehr, die unzähligen Kratzer der vergangenen Nacht waren ein kleiner Preis dafür.
Schon kurze Zeit später saßen alle auf ihren Reittieren und machten sich wieder auf die Reise.*
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