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Fort

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Mel:
Bald waren sie vor den Toren Fanadas. Die Dächer der Stadt waren schon von weitem zu sehen und gelgentlich spiegelte sich die tiefstehende Sonne in manch buntem Fensterglas wieder.
Lorainnes Erscheinung verriet ihren Standund Adlige wurden seit jeher kritisch beäugt. Doch meist siegte der wache Verstand der Kaufleute, denn sie witterten gute Geschäfte und waren entsprechend höflich.
Am späten vormittag würden sie die die Stadt erreichen, genau dann, wenn die Straßen verstopft sein würden, von Bauern, die entweder auf dem Weg zum Markt oder wieder zurück waren. Von fahrenden Händlern und den Kaufleuten der Stadt.
Und die Dienerschaft und all jene, die ihre Besorgungen zu machen hatten.

Lorainne seufzte. Sie mochte diese großen Menschenansammlungen nicht. Diebe strichen in den Mengen umher in der Hoffnung auf leichte Beute. Zudem roch es in der Menge meist schlecht. Da waren die Bettler, Alten und Kranken mit den unverkennbaren Ausdünstungen, die sich mit den verschiedenen Gerüchen der Gasthäuser und Parfums der reichen Händlersgattinnen mischte.
In Reines oder Donnerheim roch es ebenso.

Zudem war sie müde und ihr Rücken schmerzte. Besser, sie erreichten die Stadt bald.
Sie würden sich bis zu Jelena durchfragen müssen, denn Lorainne war schon lange nicht mehr in Fanada gewesen und wie jede Stadt wandelte sich stets auch Fanada.

Anders:
Anders hielt sich still an der Steite Lorainnes. Ab und zu hatte sie Leah bei sich die mal hier mal dort aufsaß, da sie noch zu klein für ein eigenes Pferd war. Dann zeigte sie ihr wie sie sich in Springers Mähne halten konnte ohne ihm weh zu tun oder was sie alles an schönen Perlen oder Bändern in seiner Mähne verarbeitet hatte.
Als die Sonne zum Mittag stand hattensie kurz gerastet um etwas zu essen, waren aber schnell wieder aufgebrochen und so erreichten sie nun Fanada.
Die Stadt bot schon von weitem einen wahren Augenschmaus für jene die in überfüllten Gassen aufgewachsen waren und wussten wie man sich in ihnen bewegte. Sie hörten das brummen der Stadt wie ein weit entfernter Bienenkorb und näherten sich ihr so rasch es die Straße zu ließ.
Lorainne wirkte müde und ein bisschen gereizt, nicht gerade in der besten Stimmung um wachsam zu sein.
Auch Anders war müde, war dieses Gefühl doch ihr neuer Begleiter, aber ihr Kopf hielt sie wach genug. Und jetzt da sie isch der Stadt näherten kehrte auch ein bisschen Aufregung zurück.
Sie passierten das Tor und anders Lenke ihr Pferd hinter das Von Lorainne um sie im Blick haben zu können. Und die Menschenmasse drum herum.

Vanion:
"Drei! Nun komm schon, drei müssen es sein!" Mürrisch hielt Vanion die Hand auf, und noch mürrischer drückte der Händler drei große Kupferstücke hinein. Kopfschüttelnd sah Vanion dem Mann hinterher. Er hatte Erzeugnisse des Hofes in die Stadt gebracht und verkauft, seine älteste Schwester saß auf dem nun leeren Karren und spielte mit seiner Tochter. Rasch ging er durch das Gedränge zurück zu den Beiden und drückte der kleinen Vania eine Münze in die Hand. Prompt ließ sie sie fallen. "Papa, heb's auf!"

Mittlerweile konnte sie fast fließend sprechen. Vor wenigen Tagen erst hatten sie ihren dritten Geburtstag gefeiert, im kleinen Kreis. Der Herbst war voller Arbeit, und Vanions Hände hatten bald wieder den gewohnten Dreck unter den Fingernägeln. Nun wischte er die Hände an seiner erdbraunen Tunika ab. Darüber trug er eine wollene Weste, und auf dem Kopf hatte er einen wetterfesten Hut. Von seinem Gürtel baumelte ein blau-gelbes und ein buntes, geflochtenes Band herab. Das, und das schwere Messer waren die einzigen Sachen aus der Knappenzeit, die er noch trug.

"Schau mal, Papa! Ein Ritter!" Vanias glockenhelle Stimme überschlug sich fast vor Aufregung. Ein Ritter! Eine dieser Gestalten, von denen ihr Vater ihr so oft erzählte! Wie aufregend! Schmunzelnd drehte Vanion sich um und lenkte seinen Blick in die Menschenmenge, die den kleinen Platz füllte. Und tatsächlich - umsichtig lenkten drei Gestalten ihre Pferde durch die Masse. Eine alte Frau und ein Kind, und -  Lorainne!

Der dunkle, grüne Wappenrock von La Follye war fort. Statt dessen trug sie nun zwei Farben: auf der Herzseite das gewohnte Grün, die weiße Distel thronte über dem Herzen. Doch die rechte Seite war strahlend weiß, einzig eine schwarze Lilie zierte die andere Seite. Sie trug Voronwe, und von dessen Griff baumelte ein Minneband.

"Lorainne..", flüsterte er. Es hatte keinen einzigen Satz mehr zwischen ihnen gegeben, seit sein Messer Savarics Kehle durchbohrt hatte. Nichts, kein Wort. Wortlos war er ihr gefolgt, als sie von La Follye verbannt wurde, doch unwirsch hatte sie abgewunken, als er sie weiter hatte begleiten wollen.

"Isabelle, sei so gut und bring das Kind nach Hause. Ich..."
Er konnte nicht anders, er sah wieder zu den drei Reitern - Reiterinnen. Seine Schwester trat neben ihm, seine Tochter auf dem Arm, und legte ihm die freie Hand auf die Schulter. Sanft drückte sie ihn, dann fragte sie:
"Ist sie das? Ist das Lorainne?"

Vanion nickte nur.

Mel:
Lorainnes Blick glitt über die Menge, irgendwo war doch diese Straße, die vom sie von dem Zustrom zum Markt ableiten würde. Dann ein paar Ecken weiter, war schon Jelenas Haus. Irgendwo.

Zwei Jungen stritten um eine Gans und Lorainne schaute sie mürrisch an, so dass sie mit offenen Mund innehielten.
Dann sah sie ihn aus dem Augenwinkel und ihr Kopf ruckte herum.
Sie zügelte ihr Pferd, was Schimpftiraden der Menschen hinter Ihnen nach sich zog.
Tatsächlich, er war es.
Über die Köpfe der Anderen hinweg starrten sie einander ungläubig in die Augen.

Anders:
Anders hatte den Blick ebenfalls schweifen lassen nur lag ihr Fokus auf ganz anderen Dingen. Über all war es Laut und bunt und unterschiedliche Gerüche mischten sich. Plötzlich blieb Springer stehen und sie schaute wieder nach forne zu Lorainne. Sie war stehen geblieben und starrte wie versteinert auf einen Punkt.....
Oh.
Hinter ihnen bildete sich ein kleiner Aufstand und die Menschen wurden ungehalten. Vorsichtig lenkte sie Springer in eine kaum vorhandene Lücke und streckte sich um Lorainne am Arm zu zupfen.
"Lass uns woanders stehen bleiben.",rief sie über die Schimpftiraden hinweg. "Nicht hier. Vielleicht da vorn an der Ecke. Komm! Er kann auch da hin kommen."

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