Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches > Geschichten und Gespräche
Fort
Mel:
Lorainne nickte und lenkte ihr Pferd sacht aus der Menge hinaus, ohne Vanion aus den Augen zu lassen.
Eine leichte Bewegung mit dem Kopf deutete ihm, ihr zu folgen, wenn er es wollte.
Sie würden hier einen Moment warten, sich von den Schrecken erholen und dann ihren Weg fortsetzen.
Doch sie war sich sicher, dass er kommen würde.
Immerhin hatte er es schon einmal getan.
Vanion:
Er sah zu ihr auf, als er sich den Dreien näherte. Wachsam, ein wenig unbehaglich fühlte er sich. Als er ihr näher kam, wieherte Lorainnes Pferd. Es war noch dasselbe Pferd, das sie ritt - wie oft hatte er es gestriegelt und gefüttert? Sachte trat er an das Tier heran und strich dem Rappen über die Mähne.
Dann erst hob er den Blick wieder und sah Lorainne an.
Sollte er sie als Chevalière der Königin - nein, als Chevalière d'Ordre de la Saint Mère Lavinia begrüßen? Oder doch als Freund? Er deutete eine Verbeugung an, doch dann sagte er einfach: "Bonjour, mademoiselle." So oft hatte er sie so betitelt. Plötzlich war alles wieder da. Das gemeinsam vergossene Blut, die langen Gespräche am Lagerfeuer, die Tränen die sie vergossen, die Siege, die sie gefeiert hatten. Doch so Vieles hatte sich verändert. Allein ihr Bauch. Die Schwangerschaft war ihr nun anzusehen. Benjens Kind. Eine Flut von Gedanken raste durch seinen Kopf, doch nach und nach wurde alles überstrahlt von einem Gefühl: Freude. Er freute sich, Lorainne wieder zu sehen, und Anders, und Sophie. Doch vor allem Lorainne.
"Es tut so gut, dich zu sehen."
Mel:
Sie ließ sich von ihrem Pferd gleiten und ihre Stiefel klackten auf dem Pflaster.
"Tatsächlich?" Sie musterte ihn von oben bis unten.
"Gut siehst du aus. Vanion de Roquefort."
Sie schloss ihn wie einen alten Freund in die Arme.
Doch gleichsam war sie distanziert. Vanion gehörte nicht länger zu ihrer Familie, zu ihr. Einwar ein Kampfgefährte und alter Freund. Mehr nicht.
Trotzdemä liess sie keinen Zweifel daran, dass sie sicj freute, ihn zu sehen.
"Sag, jeanne, ist sie das auf dem wagen gewesen? Sie ust groß geworden, n' est pas?"
Vanion:
Die Umarmung tat gut. Auch wenn Vanion die Distanz zwischen ihnen spürte, nahm sie nichts von der Freude weg. Das, was geschehen war, hatte einen tiefen Keil zwischen sie getrieben, und auch, wenn seine Rückkehr einiges geheilt haben mochte - Narben blieben immer.
"Ja, das ist Jeanne de Roquefort, das jüngste Mitglied dieser Familie. Die andere ist meine älteste Schwester, Isabelle."
Er schmunzelte. "Sie liebt Rittergeschichten, musst du wissen. Sie wird zwar müde, wenn ich welche erzähle, aber sie möchte stets noch eine hören, und noch eine, und noch eine.. Naja. Wie.. jemand anderes auch." Er lächelte, dann begrüßte er endlich auch Anders und Sophie.
Etwas ernster wandte er sich nun wieder Lorainne zu. "Dieser Name.. so nennt mich hier niemand. Hier bin ich einfach Vanion Bachlauf, ein Kerl, der im Krieg gekämpft hat und nun zurückgekehrt ist. Was treibt dich her?" Doch dann nutzte Vanion sein Gehirn. "Jelena. Nicht wahr? Falls es so ist, kann ich euch den Weg zu ihrem Kontor zeigen. Sie ist hier, soweit ich weiß, und ausnahmsweise nicht auf Reisen. Dort könnt ihr auch nächtigen - natürlich steht euch auch mein Hof offen."
Anders:
Natürlich folgte Vanion ihnen durch die Menge. Wie eine Motte die vom Feuerschein angezogen wird. Sie griff nach den Zügeln von Lorainnes Pferd als diese Abstieg blieb aber zunächst im Sattel sitzen.
Der kleine Tumult hatte sich schnell wieder aufgelöst und die Menschen strömten wie eh und jeh durch die Gasse. Ein Blick aufcden Himmel verriet ihr, dass es später Nachmittag war. Um diese Jahreszeit wurde es schneller dunkel.
Als Vanion nun auch sie begrüßte lächelte sie ihm ein wenig zu. Ja vieles hatte sich verändert.
Vieles.
Sie. Er. Lorainne.
Als er auf seinen Hof zu sprechen kam schaute sie zur Ritterin.
Sie würde gern den Ort sehen an dem Vanion aufgewachsen war, aber sie konnte es auch gut verstehen wenn Lorainne nicht jeden Tag reiten wollte.
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