Die Gebiete in Caldrien > Das Caldrische Imperium

Auf La Follye, am Tage nach Savarics Ende.

<< < (2/18) > >>

Kydora:
Langsam öffnete Kydora ihre Augen und versuchte wach zu werden. Sie war müde, war der vorherige Tag doch sehr lang und anstrengend gewesen. Sie drehte sich auf die Seite. All der Schmerz und all das Leid um sie herum. Wie gern würde sie einfach die Sorgen und Ängste von ihren Freunden nehmen können. Aber das konnte sie nicht. Sie drehte sich wieder auf den Rücken und rieb sich die Augen, nur um sich kurz danach dann aufzusetzen. Sie konnte ihnen vielleicht nicht ihre Sorgen nehmen, aber sie konnte wenigstens versuchen ihnen eine Stütze zu sein. Ihnen Halt zu geben, wenn sie ihren verloren.

Der Schalk. Ihr selbst war er nur kurz begegnet und hatte ihr auch nichts Ernsthaftes getan. Sie war den Göttern dankbar, dass er sie nur kurz behelligt hatte. Doch die anderen... sie schienen Unvorstellbares durchgemacht zu haben, als sie plötzlich eingeschlafen sind und der Schalk sein Unwesen mit ihnen getrieben hat.

Kydora streckte sich und machte sich dann fertig für den Tag. Ihre eigenen Gedanken hatte sie beiseite geschoben. Dann ging sie los, sich etwas zu Essen zu suchen. Wenn sie heute mit Stella die Weiterreise antrat, wollte sie gestärkt sein.

Wenige Augenblicke später fand sie sich mit einem Teller und etwas Essen darauf und einem Becher voll Tee bewaffnet in der Halle wieder. Sie sah dort Stella und Vanion mit ihrem Frühstück sitzen und steuerte auf die Beiden zu.

"Gute Morgen." Sie lächelte den Beiden freundlich zu und setzte sich dann neben Stella. Sie sah erschöpft aus und Kydora machte sich Sorgen.

"Du siehst müde aus, Stella. Kann ich irgendwas für dich tun? Dann sagt mir bitte Bescheid." Kydora ahnte zwar schon, wie die Antwort ausfallen würde, aber einen Versuch war es wert...

Sandra:
Vanions Scherz quittierte die Magierin mit einem Schnauben und einem zu einem schiefen Grinsen hochgezogenem Mundwinkel.
Doch sie dachte über seine Aussage nach. Ganz Unrecht hatte er nicht. Sie hatte die Beweise gegen Roquefort aufgedeckt und die Glocke zerschlagen. Doch der fade Beigeschmack blieb. Zum einen Lorainne und Benjen, zum anderen der Beherrschungszauber, den Stella auf der Glocke gesehen hatte. Roquefort war bestimmt kein guter Mensch - doch wie weit waren die extremen Schritte hier tatsächlich sein Werk gewesen? Stella hatte immer noch ein komisches Gefühl im Bauch bei diesem Thema. War der Ritter doch nur ein Bauer in einem größeren Spiel Szivars oder hatte er wirklich paktiert? Sie musste dringend mit Ardor und Kadegar reden.

Während sie so ihren Gedanken nachhing hatte sie Vanions Gespräch kurz vernachlässigt.

"Ähhh.... was?...Vermisst? Achso....uns vermisst, ja... Ich war erstaunt, dich hier zu sehen, aber es freut mich, dass du dann doch den Weg hierher gefunden hast. Ich hatte ja doch Recht."
Beim letzten Satz zwinkerte sie ihm zu als Kydora auch die Halle betrat und sich dann zu den beiden setzte.
Schließlich schlurfte auch Ulric in die Halle und sah jedoch etwas verloren aus, also winkte Stella ihn zu sich und bedeutete ihm, dass er sich gern dazu setzen solle.

"Guten Morgen, Kydora. Ja, ich bin etwas müde, ich habe es vorgezogen hier und heute nicht zu schlafen... Also habe ich lediglich meditiert. Aber ich glaube, gegen Müdigkeit kann man nicht viel tun, danke für das Angebot."
Sie lächelte die Silvanayerin an, doch da war noch etwas anderes im Blick von Stella.

Simon de Bourvis:
Als Simon aufgestanden war, hatte er Fulk gesucht, und ihn überredet, im Weinkeller mit ihm eines von Jules kleinen besonderen Fässchen zu holen und es in die Halle zu rollen.

Nichts war morgens besser, als ein verdünntes Weinchen, fand Simon. Nachdem die beiden sich Käse und Brot besorgt hatten, steckten sie an der Tafel die Köpfe zusammen und redeten über alte Zeiten.

Fulk gab eine Geschichte zum besten, wie der jungen Benjen eine Schnalle an Jules Beinschiene zu befestigen vergessen hatte und Jules auf dem Weg zum Turnierplatz lang hinschlug.

Nebenher versuchte Fulk sich einen Überblick, über die Bücher zu verschaffen. Von Frederic hatte er schon zwei Mägde im Dorf anwerben lassen, die die Spuren des gestrigen abends aus der Halle entfernten.

Roqueforts Banner waren ihnen als ersten zum Opfer gefallen.

Bran:
Bran saß am Rand seiner Bettstatt. Nach dem gestrigen Abend dröhnte ihm der Schädel. Er hatte versucht die Ereignisse in Alkohol zu ertränken. Sie hatten sich lange darauf vorbereitet, doch als er als vermeintlicher Hauptmann der "Schwarzbären" vor den Wachen Roqueforts stand und ein großer Teil des Erfolges von den Äxten abhing schlug sein Herz so laut, dass es eigentlich jeder hätte hören müssen.
Als zum Schluss alles eskalierte und niemand mehr einen Überblick hatte kam er sich so hilflos vor. Um ihn herum ein Schreien und Kämpfen in schummrigem Dämmerlicht. Beinahe konnte man Freund von Feind nicht mehr unterscheiden.
Bilder wie diese waren es, die er versucht hatte zu ertränken. Doch es war ihm nicht recht gelungen, niemand war in Feierlaune gewesen und wollte mit Ihm anstoßen, außer als Yorik mit bitterer Stimme einen Trinkspruch zu Benjens Ehren ausgesprochen hatte trank jeder.
Er schüttelte den Kopf und die Schmerzen vertrieben die Gedanken.
Er stand auf und ging benommen an die Waschschüssel. Auf seinem nackten Oberkörper zeichneten sich viele Narben ab. Viele hatte er sich zugezogen als er für das Haus gekämpft hatte in dem er diese Nacht verbracht hatte. Für eine Frau die mit einer Zielstrebigkeit gehandelt hatte und der gestern in wenigen Augenblicken alles genommen wurde. Oder sie hatte es Von sich gewiesen. Wonach sie so lange gestrebt hatte hatte sie abgeleht um sich und andere zu schützen. Diese Frau die so viel Schutz von ihnen erhalten hatte.
Einige der Narben waren alt und nur blasse Striche. Auf dem Unterarm zeichnete ein fast unsichtbarer Streifen die Stelle, an der in ein Szivar-Diener mit dem Schwert erwischt hatte, im Forret, als sie Lorainne das erste mal gesucht hatten.
Ein unebener Punkt, fast sternförmig über dem Schlüsselbein, ein Pfeil von  Roqueforts Männern, auf dem Schützenturnier.
Unzählige noch rote Kratzer auf der ganzen linken Seite, die Schulter hinunter bis zu den Beinen, von denen grade erst der Schorf abgefallen war. Hätte Stella ihn gestern im Wald nicht in diesem Getümmel geheilt, was sie eine Menge Konzentration und Kraft gekostet haben musste, wäre er wohl vor Ort verblutet.
Blut für Blut
So viele waren unsinnig für Roquefort auch durch seine Pfeile gefallen.
Das kalte Wasser im Gesicht ließ ihn aufschrecken. Wie eine nasse Hand, die ihn in die Realität zurückwarf.
Er war noch am leben. Und er hatte Verantwortung. Es musste weitergehen und die Äxte brauchten erneut ein Schlachtfeld, eine Feste zu verteidigen, einen Soldherren.
Du hast dich so an die letzten zwei Jahre gewöhnt, dass ein Ende fast undenkbar geworden war. Das diese Menschen mehr als nur Brüder und Schwestern des Schwertes geworden waren.

Ihm wurde schlecht, doch er übergab sich nicht, sondern kämpfte die Übelkeit mühsam zurück.
Langsam zog er sich an und machte sich ebenfalls auf den Weg zur Halle des Anwesens.

Mel:
Das Leben auf La Follye schien langsam zur Normalität zurück zu kehren.
Die Herrin war fort, ein Bote nach Marnois geschickt worden, um ihrem Onkel zu berichten.
Das Gefolge von Avery, Baron von Blanchefleur bereitete seine Abreise vor. Er hatte sein Ziel erreicht: Die Nichte des Barons von Marnois hatte ihm Gefolgschaft geschworen. Blut war manchmal eben doch nicht dicker als Wasser.

Die Asche von Jules de la Follye wurde neben dem Grab seiner Frau Catherine begesetzt und Avery hatte sich der kleinen Beerdigungsgesellschaft angeschlossen. Statt Hochzeit wurden nun diejenigen beerdigt, die La Follye unabdingbar treu gedient hatten.
Nicht bereit gewesen waren, aufzugeben.

Die Mägde leisteten ganze Arbeit. Es hingen nur noch die Banner der La Follyes, nur in der großen Halle hing zusätzlich das des Lehnsherrn.
Vermutlich würde noch das Banner des Lillienordens hinzukommen, die schwarze Lilie auf weißem Grund.

Fulk saß mit Simon in einer Ecke und trank, sie erzählten Geschichten und lachten gelegentlich. Es war gut, wieder zu Hause zu sein.
Lorainne hatte ihn beauftragt, dden Äxten ihren Sold zu zahlen, zusätzlich sollten noch zwei Fässer Oscronner Kräuterschnaps hinzukommen und für Ulric lag ein neues Schwert bereit. Fulk wünschte sich kurz, dass Lorainne ihnen die Dinge selbst hätte übergeben können, aber dazu war alles viel zu schnell gegangen. Sie hatte die Grenze zu La Follye bis Sonnen aufgang überschritten haben müssen, deshalb war sie sofort aufgebrochen.

Frederic störte ihn in seinem Gedankengang und erstattete Bericht. Die Menschen in La Follye waren erleichtert und man hatte Roquefort- oder das, was noch von ihm übrig geblieben war, nachdem sich die wilde Meute an seinem Leichnam vergangen hatte- nach Roquefort geschickt, damit er dort begraben wurde.
Was mit dem Lehen geschehen würde, war ungewiss, Der Baron hatte Lorainne still nachdenklich zugehört, als sie ihm von Vanions Anspruch berichtet hatte, doch er verlangte einen Beweis- den es vermutlich nicht mehr gab.

Er lächelte Simon schief an:"Sie hätte es hier nicht lange ausgehalten. Sie war zu jung, als du sie mitgenommen hast, n´est pas? Sie kennt nur den Krieg und wäre niemals eine Dame geworden, eine Mutter und Ehefrau. Es hätte sie gelangweilt. Sie braucht das Abenteuer, den Kampf, die Gefahr. Du warst ihr wohl ein besseres Vorbild als ich."
Fulk lehnte sich in dem Sessel zurück, prostete Simon zu und genoss den Frieden, der sich langsam über La Follye legte.

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln