Der Städtebund von Tangara > Fanada
Das Kontor - Nach Jahreswechsel 266 n.J.
Jelena:
"Dann ist der Grundgedanke gar nicht so verschieden, auch wenn wir eine unterschiedliche Herangehensweise haben."
Jelena legte die Kleine auf die andere Seite und wiegte sie bis sie sich wieder beruhigt hatte und weiter schlief.
"Ich? Patenkinder? Ich war noch sehr jung als ich von zu Hause wegging, gerade erst dabei mir einen Namen zu machen, daher habe ich es vermieden und wenn ich als Hebamme da war, dann galt es eh nicht..." sie grinste in Erinnerung an zu Hause.
"In den letzten Jahren sind einige an mich herangetreten, es sind mittlerweile 5 Kinder, glaube ich..."
Lorainne:
"Fünf? Eine Menge. Nun, die Kinder können sich glücklich schätzen, Dich als Patin zu haben."
Und vielleicht ersetzen sie Dir ein wenig die eigenen Kinder.
"Patenkinder hätte ich früher gerne gehabt- das war mein Plan. Wenn ich älter und weiser bin", Lorainne lachte, "wollte ich viele Patenkinder haben. Es wäre schließlich auch ein Zeichen gewesen, dass jemandem mein Rat wichtig ist. Lieber Patenkinder als eigene. Nun, ich bin nicht der beste Fürsprecher zu den Göttern- im Gegenteil. Stattdessen bin ich vielleicht älter, aber nicht wirklich weiser, und statt eine Haufen Patenkindern aus ehrbaren Familien habe ich ein eigenes Kind, welches seinen Vater nie kennenlernen wird und mit dem ich nichteinmal verheiratet war. Und als wäre das noch nicht genug, ziehe ich auch noch die Tochter meines ärgsten Feindes groß, der aufgrund der Fehde mit meiner Familie, nun tot ist."
Lorainne hielt kurz inne und zog innerlich Bilanz.
Nein, es war nichts so gekommen, wie sie es sich erträumt hatte. Das Leben eines Ritters war nicht so ruhmreich und schillernd, wie sie es aus den Büchern gekannt hatte- eher das Gegenteil war der Fall. Und sie hatte keinen Rückzugsort mehr, ihr Lehen durfte sie aufgrund des Schwures gegenüber Lavinia nicht betreten.
Und doch lächelte sie, als sie auf das Bündel in Jelenas Armen blickte.
"Trotzdem bin ich glücklich. In La Follye herscht endlich Frieden, ich liebe Leah- für die Taten ihres Vaters kann sie schliesslich nichts. Und ich habe etwas, was mich jeden Tag an Benjen erinnern wird. Ja- die Götter meinten es trotz allem gut mit mir. Vor allem jetzt. Sophie hatte wahnsinnige Angst, dass ich, eine Tochter auch einer der einst ehrbarsten Familien Blachefleurs, das Kind in irgendeiner Kaschemme, Scheune oder gar einem Straßengraben zur Welt bringen muss. Danke, dass wir bleiben durften- und du uns geholfen hast."
Jelena:
Jelena winkte ab:
"Ich hab dich kennen gelernt, da warst du als Junge verkleidet und musstest mit einem Simon auskommen der mehr Arschloch als alles andere war."
Wie häufig in letzter Zeit nahm sie kein Blatt vor den Mund:
"Ich hab gesehen wie du erwachsen wurdest, deine erste Liebe und deine erste Beziehung miterlebt, ich habe dich nach Brega in den Schlaf geschaukelt und ich war dabei als du zum Ritter geschlagen wurdest. Ich habe dich nach dem Kampf mit Simon davon abgehalten dich in dein Schwert zu stürzen, meinst du nicht, dass ich in dir inzwischen Familie sehe? Ich wäre sehr aufgebracht gewesen wenn ich hätte hören müssen, dass du nicht zu mir gekommen bist als du Hilfe gebraucht hast!"
Lorainne:
Jelenas treffende Beschreibung Simons brachte Lorainne abermals zum grinsen.
"Ja, das waren noch Zeiten. Ich hatte mehr Angst davor, das meine.. Tarnung auffliegt, als vor einem Kampf... nun ja, fast."
Sie dachte daran, wie es in Caer Conway fast dazu gekommen wäre, als Luthor ihr Geheimnis entdeckt hatte.
"Aber Simon ist familiärer geworden, seitdem... Du ihn gerettet hast. Ohne dich würden wohl alle die, die mir lieb und teuer geworden sind, nicht mehr leben und Engonien wäre noch ein Stückchen trauriger."
Lorainne seufzte theatralich, um ihren Worten den Ernst zu nehmen, denn der Tag war zu schön, um sich in traurigen Was-wäre-wenn-Gedanken zu verlieren.
"Jetzt lass uns reingehen, ich hoffe, sie wacht bald auf, sonst platzen meine Brüste. Zudem braucht sie immer noch einen Namen..."
Jelena:
Jelena grinste und reichte ihr das Kind zurück:
"Da nimm, sie hat schon angefangen zu nesteln, sie wird früh genug wach sein. Außerdem muss ich mich ums Abendessen kümmern, Anica hat ihren freien Tag. Was den Namen betrifft: möchtest du ihr den Namen einer Verwandten geben? Oder etwas ganz neues?"
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