Der Städtebund von Tangara > Fanada

Das Kontor - Nach Jahreswechsel 266 n.J.

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Lorainne:
"Mhm, wenn es ein Junge geworden wäre, hätten wir ihn nach meinem Vater genannt. Über Mädchennamen haben wir nie gesprochen."
Lorainne fogltre Jelena in die gemütliche Küche und nahm neben Sophie, die mit einer Handarbeit beschäftigt war, Platz und öffnete mit geübten Griff ihre Tunika und legte ihre Tochter an, die sofort begierig zu saugen begann.
Erleichtert seuzte Lorainne auf und fuhr nach einer Weile fort:"ich dachte vielleicht an einen Laviniagefälligen Namen. Maguerite villeicht, oder Judith- nach der Geschichte der Reisenden aus dem Wüstenvolk, die nach Oscronne verheiratet werden sollte und dank Lavinia ihr Schicksal lieben lernte."
Lorainne blickte auf ihre kleine Tochter im Arm und lächelte:"Das wäre passend, finde ich."

Jelena:
"Judith? Ich bin nicht firm was die nordcaldrischen Legenden betrifft. Erzähl mal!"

Lorainne:
"Du weisst, ich bin keine gute Geschichtenerzählerin."
Das war eines von Vanions Talenten.
Doch Lorainne begann: "Man erzählt sich in Marnois von einem Fischer, dessen Boot in einen Sturm geriet und abtrieb. Er hatte kaum Voräte bei sich, tagelang trieb er auf See umher, durch die Nebel, bis er, dem Tod schon nah, an ein Ufer getrieben wurde. Mit letzter Kraft hievte er sich aus seinem Boot und stolperte durch das Wasser an die Küste, wo er gefunden wurde."

Lorainne seufzte erleichtert auf, als das Mädchen zu saugen begann.
"Wenn sie nur halb so gierig wäre. Ich glaub, meine Brust hat noch nie so geschmerzt."

Jelena:
Jelena goß einen Tee auf und reichte ihn Lorainne:
"Trink das, das wird dir helfen genug Milch zu haben. Und keine Sorge, das spielt sich schnell ein, du musst nur darauf achten, dass du nicht wund wirst."
Der Tee roch nach Blüten und war mit Honig gesüßt.
"Und? Wohin hatte es den Fischer verschlagen?"

Lorainne:
"Nicht wund werden oder zu wenig Milch haben, sind nicht das Problem, ich habe mehr Angst, dass dieses kleine Milchmonster mir die Brustwarzen aus lauter Gier abbeisst."
Lorainne lkächelte ihre Tochter an, die mit geschlossenen Augen selig nuckelte, bis Lorainne sie mit einem "Plopp" von ihrer Brust löste, um sie an die andere anzulegen.
Dies brachte ihr erst ein empörtes "Gnääh" ein, bevor das Kind nervös an der zweiten Brust zu sauegen begann und sich allmählich beruhigte.
Mit ruhiger Stimmer fuhr sie fort.
"Ich weiss es nicht genau. Die einen sagen, es wäre Pyria gewesen, lange bevor wir es kannten. Andere sagen, es war eine Insel, die zu den Mittellanden gehörte. so oder so war er weit fort von zu hause und durch den Sturm und die Nebel hatte er jedwede Orientierung verloren und war gewiss, dass er seine Familie, seine Heimat niemals wieder sehen würde. Und er haderte mit seinem Schicksal, er wollte sich nicht erholen von den durchgestandenen Strapazen, und als er halbwegs genesen war, kaufte er ein Boot und versuchte nach Hause zu kommen. Doch er wurde immer wieder an die Stelle zurück gespült, von der er seine Reise begonnen hatte.
Irgendwann kam eine Frau aus dem Dorf zu ihm. Sie war ein wenig jünger als er, ungefähr in den mittleren Jahren, doch sie strahlte eine Ruhe und Zufriedenheit aus, die sie jünger wirken ließ und im völligen Kontrast zu der Geschichte standen, die sie ihm erzählte.
An einem Fieber habe sie erst ihre Kinder, dann ihren Mann verloren. Auch sie habe ihr Schicksal nicht annehmen wollen, habe den Göttern gezürnt und wollte sich gar das Leben nehmen. Einzig der Gnade der Götter sei es zu verdanken, dass sie noch lebe. Schliesslich versöhnte sie sich mit den Göttern, denn es gäbe noch Aufgaben für sie auf der Welt. Und nun haben die Götter ihn gesandt. Der Fischer wollte von alledem nichts hören und schien schier verückt vor lauter Heimweh.
Die Frau, ihr Name war Judith, aber sorgte für ihn, brachte ihm Essen, wusch seine Kleider und gabelte ihn am Strand auf, wenn er mal wieder veruscht hatte, nach Hause zu kommen.
Irgendwann gab er auf, und Trauer zerfraß sein Herz. Judith aber heiterte ihn mit Geschichten auf und erfüllte alsbald sein Dasein mit neuem Glück.
Er begann wieder zu den Göttern zu beten und ihnen zu opfern.
Als es alsbald wieder Frühling wurde, wollte der Fischer einen neuen Versuch starten. Judith willigte ein, ihn zu begleiten.
Und tatsächlich schafften sie es. Judith schien ihm Glück zu bringen, und bald sahen sie die Küste von Marnois.
Doch der Fischer sollte seine Heimat nur noch ein letztes Mal sehen, den das kleine Boot geriet in eine große Welle und zerschellte an einem Felsen. Der Fischer ertrankt und Judith konnte seiner Familie nur noch die Nachricht von seinem Tod überbringen.
Doch der Familie war es ein Trost, dass er immer und immer wieder versucht hatte, nach Hause zu kommen. Und der Fischer war als glücklicher Mann gestorben, denn er hatte seinem Heimat vor seinem Tode wieder gesehen."
Lorainne nahm einen Schluck Tee und seufzte:"Ich weiss nicht mehr, wie es mit Judith weiter ging, aber auch ich glaube, dass sie ein Glücksbringer war- darum finde ich den Namen passend, auch wenn er nicht caldrisch ist."

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