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Studierstube von Magister Flammbart

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Noxius Armatura:
Neuer Abschnitt: Ein einsamer BriefEin einfacher Brief zwischen den Dokumenten und anderen Briefen auf dem Schreibtisch des Magisters. Einzig und allein durch das einfache Siegel und die geschwungene Handschrift hebt er sich ein bisschen von den anderen ab.
Bei der Sichtung der eingangspost stieß Magister Flammbart auf genau jenen Brief. Er konnte sich nicht daran erinnern jemanden mit einer derart schönen Schrift zu kennen, schüttelte den Kopf und legte den Brief in das Fach mit den unwichtigeren Dokumenten.
Dann zog er eine kleine Taschenuhr aus der Tasche seines Wamses und stellte fest, dass es Zeit war, dass Garth zu den Übungen gehen sollte und stellte vorsorglich eine Portion des Tonikums zur Geisterstärkung bereit, um später noch arbeiten zu können, wenn Garth ausgelaugt vom Training zurück kam.
Dann überließ der Magister den Körper dem Schüler.

Garth blickte ein weiteres mal auf die Uhr des Magisters, sprang in aller Eile auf und rannte aus dem Raum zu den Übungen.

...

Die Übungen nahmen den ganzen Tag ein. Garth, von den Zauberübungen übel zugerichtet (matrixgeber waren explizit nicht erlaubt und wortzauberei lag Garth nun so gar nicht), betrat völlig ausgelaugt und fertig die Studierstube des Magisters.
Er nutzte die Zündhölzer aus seinen Gürteltaschen um die Kerzen zu entzünden, die auf dem Schreibtisch standen. Dort stand das Tonikum, welches der Magister ihm schon bereit gestellt hatte. Aber Garth hatte andere Pläne.
Er zog den Brief, den der Magister so achtlos in das Fach für unwichtige Dokumente geworfen hatte hervor und öffnete ihn.
Ohne Kraftreserven genoss der junge Schüler die kurzen Zeitspannen der Einsamkeit und gleichsam wärmte er sich an dem warmen gefühl der Freundschaft, das ihm das Schreiben gab, welches er darauf hin las, auch wenn der Inhalt ihn zwischendurch ein wenig nachdenklich werden lies.

Als er den Brief gelesen hatte, nahm Garth Schreibfeder und Tinte und verfasste ein Antwortschreiben, welches er in Ermangelung eines eigenen Siegels überlegte mit dem Siegel des Magisters zu siegeln, entschied sich jedoch dagegen und nahm stattdessen ein Geldstück aus Montralur, ein Silberstück in form des großen Wehrturms, und drückte dies in das flüssige Wachs des Umschlags.
Erst als er den Brief in den Stapel mit der ausgangspost geschoben hatte und den erhaltenen Brief in der Kerze entzündet und vollständig verbrannt hatte, trank der Schüler das vom Magister bereitgestellte Tonikum, damit dieser seine abendlichen Forschungen fortführen konnte. Diese fielen seit dem Gespräch mit der Akademieleitung ohnehin schon recht kurz aus, was dem Magister nicht schmeckte, aber er war nicht bereit das Risiko einzugehen, sich mehr ärger einzuhandeln als unbedingt nötig.

Der Magister erwachte.

Nachdem sich Chrysostomos Flammbart von der späten Uhrzeit überzeugt hatte und murrend etwas über Garth Disziplin von sich gab, machte sich der Magister eine Pfeife an und begann an der neuformulierung der Schattenwallschen Zauberformeln in Transmutationskreise als Matrixgeber - Form zu arbeiten. Feder und Zirkel kratzten dabei unablässig über das Papier. Beim späteren durchsortieren fiel dem Magister allerdings auf, dass eine Seite seiner Formeln fehlte. Hatte er sie selbst entsorgt oder hatte Garth sich schon wieder an seinen Unterlagen bedient?
Er wusste es nicht, war aber auch nicht gewillt dieser Sache noch am gleichen Tag nach zu gehen. Er brachte noch die Ausgangspost weg und begab sich bald darauf zur Ruhe.

Noxius Armatura:
Einige Wochen später: ein neuer Tag ein neuer BriefDer Akademiealltag an der Schattenwall hatte selbst für das ungleiche Gespann des Magisters und des Schülers, Garth, eine gewisse Eintönigkeit erreicht. Morgens bis in den späten Nachmittag gehörte der Körper dem Schüler, um dem Unterricht nach zu gehen, nur unterbrochen durch die wenigen Unterrichtseinheiten, die der Magister an der Akademie zu lehren Pflegte. Die Abende, nach dem Abendessen, waren dafür ganz der Arbeit des Magisters gewidmet. Denn abseits seiner Lehrtätigkeit war er immer noch Wissenschaftler und Forscher.
Außerdem musste ja jemand die Kontakte mit anderen Alchemisten zwecks Wissensaustausch pflegen, um auf dem neuesten Stand zu bleiben.
Und erneut fiel dem Magister ein ihm unbekanntes Schreiben in die Finger, welches er achtlos in das Postfach für unwichtige Dokumente warf.
Garth holte eben jenen Brief am nächsten Morgen wieder aus dem Fach und fertigte viel Später, jedoch noch am gleichen Tag, ein Antwortschreiben, welches er wieder zwischen die Post des Magisters schob.
Als der Magister jedoch am folgenden Abend die Post aus dem Postausgang nahm und diese wegbringen wollte, fiel Garth Antwortschreiben aus dem Stapel mit briefen heraus.
Der Magister Zog die Augenbrauen zusammen als er den Absender und den Empfänger auf dem Umschlag las. Auch sah er mit etwas Missmut, dass Garth sich wieder an seinem Briefpapier und seinem Siegelwachs bedient hatte. Aber viel interessanter fand der Magister, dass Garth scheinbar geheimnisse vor ihm zu haben schien und diese bisher erfolgreich verborgen hatte.
Einen Augenblick war der Magister auch versucht, den Brief zu öffnen, zu lesen und anschließend wieder zu verschließen, fand diese Maßnahme jedoch für überzogen und einen zu tiefen Eingriff in die Privatsphäre des jungen Adepten. Schließlich war der Briefkontakt generell nicht verboten und vor allem zu den Partnerakademien auch nicht als riskant einzustufen.
insgeheim musste der Magister anerkennen, dass es dem Schüler bisher sehr erfolgreich gelungen war sein kleines Briefgeheimnis vor ihm zu verbergen, nahm sich jedoch vor von nun an die Briefe, die er erhielt genauer zu prüfen.
Also steckte der Magister den Brief von Garth wieder zwischen seine Briefe und setzte seinen Weg fort.

Noxius Armatura:
Die Rückkehr von Tremoria
Garth stapfte mit einem Teil seines Gepäcks in den Raum des Magisters. Die beiden waren nun einige Wochen weg gewesen und die Arbeit war natürlich liegen geblieben. Neugierig und in aller Eile stellte Garth die Sachen, die er für den Magister mitgeschleppt hatte auf einem der Schülertische direkt am Eingang ab und eilte die Treppe hinauf, um den Briefestapel auf dem Schreibtisch nach einem bestimmten Brief zu durchsuchen.
Schon kurze zeit später hielt er ihn in Händen. Wie immer in einer feinen Schrift und auf sauberem Papier geschrieben.
In seiner Freude vergaß Garth jegliche Vorsichtsmaßnahmen und riss den Brief auf, um ihn zu lesen.
Erst als er ein paar Zeilen überflogen hatte fiel ihm ein, dass er den Magister dieses mal nicht ausgesperrt hatte. Auf eine gewisse Art beunruhigte es ihn, dem Magister nun sein Seelenleben so offen darzulegen. Andererseits hatte sich durch die Reise und das gemeinsame Kämpfen auch ein wenig verändert, hatte er doch in der Schlacht gegen die Untoten in einer Art Symbiose mit dem Magister gestanden und gekämpft. War es nicht genau das, was Magister Kadegar Magister Flammbart gesagt hatte, also sie vor einiger Zeit in der Kutsche Richtung Fanada saßen? Etwas finden, wo wir intuitiv miteinander kommunizieren? War es das, was er meinte?
Garth griff nach der Feder und holte ein Blatt Papier hervor.
Er ließ seine Worte in das Papier fließen und schrieb einen langen Antwortbrief in dem er alles schrieb, was ihn aktuell bewegte.
Anschließend verschloss er den Umschlag mit einem tropfen Siegelwachs, den er mit einer engonischen Münze siegelte, sodass ein Negativ der Münze auf dem Wachs zurückblieb.
Dann legte er den Brief offen in den Postausgang und begann die Sachen für den Magister in die Schränke zu räumen.

Noxius Armatura:
Nach den Vorkommnissen im Lavinia-Spital (Inquisition 2)Die Räumlichkeiten des Magisters wurden seinen Vorgaben gemäß umgebaut. Die Schülertische wurden vorerst aus dem Raum entfernt, da der Magister jegliche Lehrtätigkeit vorerst einstellen musste, stattdessen wurde sein Bett in den Raum gebracht und ein weiterer Tisch und drei Stühle aufgebaut, an dem er saß, wenn er nicht schlief oder an seiner Forschung arbeitete.
Der versteinerte Magister wurde vor einigen Tagen eingeliefert, entsteinert und mit zwei Infusionen dauerversorgt, die seinen Körper am leben erhalten sollten und seine Seele mit genug Kraft versorgen sollten um durchgängig arbeiten zu können, wenn er wach war. Nur in den Pausen konnte man mit Garth kommunizieren, doch auch dieser war sich der verschärften Situation bewusst und erpicht darauf eine Lösung zu finden.
Zu der ohnehin vorhandenen Lehrtafel wurden zwei weitere Tafeln in den hinteren Bereich des Raumes gestellt, die so zu dritt eine große, leicht diagonal gebeugte Tafel ergaben, sodass man, selbst wenn man nah an den Tafeln stand noch alle Informationen lesen und auswerten konnte.
Der Magister lies sich das Essen auf die Studierstube bringen und verlies die Räume nur noch selten. Fieberhaft brütete er über den dicken Wälzern, die er sein eigen nannte und oft lies er sich weitere Bücher aus der Bibliothek bringen, die zum Teil für die Schüler unter Verschluss standen.
Die Formeln an den Tafeln wurden stetig Komplexer und Besuch empfing der Magister nur selten und auch nur, wenn es sich nicht vermeiden lies. Neben der Akademieleitung empfing Flammbart auch lediglich Besucher, die mindestens einen Meistergrad hatten und meist nicht mal die. Lyra und Kadegar wurde erlaubt die Rissbildung im Astralkörper des Magisters und mögliche Gesundheitsschäden einer dauerhaften Exposition der Tinkturen, die der Magister sich zubereiten lies zu untersuchen.
Unter den Schülern begann man zu munkeln, ob der Magister vollends den Verstand verloren hat oder ob er in seinem Raum eingesperrt worden war, weil man ihn für eine Gefahr hielt. Die Gerüchte wurden immer kurioser und mussten alsbald von den Lehrern der Akademie vollständig unterbunden werden um nicht letztendlich zu einer Rufschädigung der Akademie zu werden, wenn diese übertriebenen Gerüchte an die Öffentlichkeit gelangen sollten. Das Reden über den Gesundheitsstatus des Magisters außerhalb der Akademie wurde von höchster Stelle mit schweren Strafen verhangen und keiner wagte es darauf hin, die eigene Ausbildung an der Akademie deswegen zu riskieren.
Die Türe zur Studierstube war von innen verschlossen und verriegelt. Manchmal antwortete der Magister nicht mal auf heftiges Klopfen und Rufen.

Noxius Armatura:
Tag und Nacht waren schon bald keine fest greifbare Größe mehr für den Magister, der ohne Fenster und den Außenkontakt so lange zu arbeiten pflegte, bis sein Körper die Ruhe brauchte und er sich schlafen legen musste. Stetig gestärkt und regeneriert durch die Infusionen, vergaß er zeitweise über Tage hinweg zu essen und zu trinken, während er stetig vor sich hin murmelnd die Bücher wälzte und seine Erkenntnisse auf zahllosen Seiten Papier und auf den Tafeln notierte.
Aus dem anfänglich chaotischen Tafelbild ergab sich auch für ein geschultes Auge erst nach einiger Zeit des Einlesens in die Materie ein Sinn hinter den lückenhaften Informationen, die der Magister sammelte. Hierbei zog dieser offenbar alle ihm zur verfügung stehenden Quellen zu rate. Es fanden sich sowohl Hermetisch-Magische, als auch Schamanische, Druidische und Hexische Seelen- und Geistertheorien an der Tafel wieder, genauso wie einige Informationen zu Göttlichen, Dämonischen und Totenbeschwörer Thesen. Auch einige Formeln aus der eigenen Forschung des Magisters fanden sich an der Tafel wieder. So auch die zur Bindung einer Seele über das Blut an einen Gegenstand oder einen fremden Körper. Da er auf diesem Weg an den Körper des Schülers gebunden wurde, schien dies der für ihn beste Ansatz zu sein um als Schnittstelle für andere Magie zu dienen
Doch wirkliche Fortschritte kamen nur schleppend. Wesentlich häufiger kam es vor, dass man hinter den verschlossenen Türen lautes Zetern und Fluchen hörte oder dass der Magister gar nicht auf Klopfen reagierte, während er in seinem Lehrersessel saß, Pfeife rauchte und missmutig auf die Notizen seiner nächsten wissenschaftlichen Sackgasse starrte, die er in den letzten Tagen konstruiert hatte und vermutlich bald schon frustriert verwerfen würde.

Eine Sache war jedoch jetzt schon klar. Er musste eine Lösung finden, denn bereits zu diesem Zeitpunkt war eine Trennung der beiden Seelen unmöglich. Somit schied die Option, die der Magister bis zuletzt als eine der besseren betrachtet hatte, komplett aus. Die beiden Seelen waren zu lange in ein und demselben Körper gewesen und hatten bereits begonnen sich zu verbinden. Dies hatte zuletzt dazu geführt, dass der Körper versuchte, die scheinbar inkompatible Seele abzustoßen. Und damit verbunden das Blut, an dass sie ja gebunden war. Mit dem Tod des einen ist auch der Tod des anderen unausweichlich.

Körperlich setzte trotz der hervorragenden Behandlung durch die Alchemisten und Heilbefähigten der Akademie ein langsamer Verfall des Körpers ein. stetig bildeten sich neue, nässende Wunden an seinem Körper, die nur schwer heilten und mit Heilsalben und Zaubern behandelt werden mussten, wo die Regeneration des eigenen Körpers versagte. Um den Körper nicht gegen jegliche Heilkunst und Alchemie zu immunisieren musste sowohl die Art der Heilung als auch die Infusion in regelmäßigen Abständen durch eine Alternative ersetzt werden. Hierbei lies sich der Magister auch auf Versuche mit neuentdeckten, teils unerprobten Mischungen ein, was die Akademieleitung nur ungern zuließ, da das Wissen und die Erfahrung des Magisters von unschätzbarem Wert für die Schattenwall war und die speziellen Begabungen des Schülers sich vielleicht noch als nützlich erweisen könnten, zumal die andere Option den sicheren Verlust eben jener Erfahrungen und des Wissens darstellen würde.
So kamen alsbald zu den Infusionen immer wieder neue Bandagierungen an den Körperstellen, wo die Haut aufplatzte und das Blut aus dem Körper sickerte, während der Magister fieberhaft an einer Lösung für das Problem arbeitete.

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