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Studierstube von Magister Flammbart

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Noxius Armatura:
einige Wochen später
Es war beinahe ein ruhiger Tag an der Schattenwall. Die Schüler gingen ihrem Tagwerk nach und die Magister ebenso.
Die laut durch die Gänge hallenden Schritte eines Heilkundigen durchbrachen diese Idylle der perfekten Lehranstalt.
Der Heilkundige stürmte zu den Räumlichkeiten der Akademieleitung. Die Türe fiel schwer ins Schloß nur um wenige Augenblicke später wieder von innen aufgerissen zu werden. Der Akademieleiter, Snorgad von Schattenwall persönlich, verließ mit seiner Stellvertreterin Karona und dem Heiler eilig die Räume und sie eilten durch die Gänge der Akademie zum Labor von Magister Flammbart, die Schüler und Magister der Akademie ließen sie mit fragenden Gesichtern zurück. Die Türe zum Labor wurde hinter den dreien wieder geschlossen, wo sie bereits die anderen Heilkundigen erwarteten, die den Magister für gewöhnlich bandagieren und umsorgen.
Es vergehen einige Minuten ehe die Türe wieder geöffnet wird. Snorgad und Karona verlassen den Raum, das Labor des Magisters und geben  einen kurzen Blick auf den Raum frei. Auf Snorgads Gesicht zeichnete sich für das geübte Auge eine große Sorge ab und die Heilkundigen stehen um das Bett des Schwerkranken Magisters .. oder Garth. Wer wusste dies noch zu unterscheiden?
Die Gestalt lag in ihrem Bett aufgebart als wäre er Tod. Erst der genaue Blick auf den Körper offenbart, dass dieser noch flach atmet. Allerdings scheint sein Zustand nun endgültig dem eines Toten näher zu sein als dem eines lebenden. Der komatöse Körper, eingewickelt in die Bandagen, wirkte gleichzeitig lebendig wie tod. Ein erschütterndes Bild, welches jeden der es betrachtet an die eigene Sterblichkeit erinnert.

Noxius Armatura:
Es wurde lange darüber diskutiert ob der leblose Körper durch eine Versteinerung besser zu schützen wäre oder ob das spätere entsteinern eventuell einen körperlichen Kollaps herbeiführen könnte.
Letztendlich wurde entschieden, den Körper vorerst weiter im Koma zu belassen und seinen Zustand rund um die Uhr zu bewachen. Sollte sich dieser weiter verschlechtern, würde man schließlich zu einer Versteinerung greifen müssen, jedoch sollte diese nach einem Beschluss der Akademieleitung erst als letztes Mittel der Wahl gewählt werden, wenn es keine andere Option mehr gibt.

Noxius Armatura:
Einige Tage nach den Ereignissen im gesonderten Beitrag http://larpverein.de/forum/index.php/topic,6596.0.html

Es war wieder Alltag eingekehrt in die alchemistischen Studien. Das Zimmer war gereinigt und gelüftet worden und das Krankenbett war abgebaut worden. Der Raum war aufgeräumt und sortiert und die Tafeln mit den zum teil fragwürdigen Formeln ausgewischt. Magister Flammbart und Garth Schülerkörper in dem dieser steckte hatten sich sehr gut erholt. Man traf ihn regelmäßig bei der körperlichen Ertüchtigung an und der Unterricht der Alchemie wurde wieder aufgenommen. Einzig der Seelische zustand war allen ein großes Rätsel. Wer beherrschte nun diesen Körper? Die Grenzen zwischen den beiden Seelen schien großteils non-existent geworden und einzelne Vorfälle traten nur noch auf, wenn starke charakterliche Widersprüche auftraten. Interessant waren auch die neu-auftretenden Selbstgespräche, die die beiden hin und wieder führten. Alles in allem schien die zusätzliche Energie-zufuhr des Artefakts, welches er über dem Herzen trug das Problem zwar nicht zu beseitigen aber in weite Ferne zu rücken.
Da der Zustand noch nicht als Stabil eingestuft werden konnte, wurde seitens der Akademieleitung ein Verbot verhangen über den Zustand des Magisters und seine Fortschritte zu seiner Genesung nach außen zu tragen. Zuerst wollte man sicher gehen, dass sich der Zustand nicht weiter veränderte.
Auf die Frage hin, wie man ihn jetzt nennen solle, antwortete er schlich mit einem Schulterzucken:
Wenn ihr eine Frage habt, die einen von uns speziell betrifft, könnt ihr dies wohl auch formulieren, wie Ihr uns ansprecht. Bei Themen, bei denen wir uns einig sind, sollte es auch keinen Unterschied machen, wer Euch die Antwort gibt.

Alles in allem für einige Schüler und Lehrkörper keine einfache Sache. Allerdings hatten sich auch viele Probleme von selbst erledigt, da zumeist der Geist des Magisters eingriff bevor Garth Dummheiten bauen konnte. Jedoch stellte sich heraus, dass sie sich offenbar das Bewusstsein und die Erinnerungen großteils teilten und es zu Vermischungen derselben kam, die unerklärlich oder unlogisch erschienen. Da jedoch Flammbart bereits als Ritualist und Alchemist äußerst geschickt war, stellte sich die Frage ob eine weitere Ausbildung von Garth notwendig war, nun wo sie sich ein Bewusstsein teilten. Die Akademieleitung beschloss eine Sonderregelung, wo dem Magister die Vollumfänglichen Rechte des Großmeisters, jedoch auf Probe, wieder anerkannt werden sollten um seine Pflichten als Lehrer der Akademie wieder wahrnehmen zu können.

In seiner jetzt wieder größeren Freizeit begannt der Magister mit der Arbeit am Setzen und Drucken eines umfangreichen Nachschlagewerks, um das Wissen der Schattenwall später in leserlicher Form weiter streuen zu können und andere Akademien zu unterstützen und diese unsäglichen Kleinstausgaben aus den Bibliotheken verbannen zu können.
Es geht doch nichts über ein vernünftig gebundenes Buch
sagte er stets selbstzufrieden, wenn er eine neue Seite für den Druck gesetzt hatte.

In seinen Benotungen blieb der Magister wie früher. Hart und penibel aber gerecht. Jedoch gab es auch dinge, wo er sich plötzlich anders verhielt. Häufiger hörte man ihn andere Kollegen zu Wetten auffordern wenn es um alltägliche Dinge ging oder man sah ihn tatsächlich abends gesellig mit anderen Magistern angeregt ins gespräch vertieft oder einfache Würfelspiele spielen anstatt sich in sein Labor zurückzuziehen, wie er es früher oft getan hatte.
Summa Sumarum konnte man eine gewisse Beeinflussung durch beide Seelen feststellen, wenn man aufmerksam genug war.

Noxius Armatura:
Ein Abend im Labor...

Der Tag war Ereignisreich. Die Vorbereitungen für das große Fest zu Ehren des Gottes Manto, dem Schutzpatron der Schattenwall, liefen bereits seit einigen Tagen auf hochtouren. Wie jedes Jahr wurden Räumlichkeiten hergerichtet und es sollte ein Fest abgehalten werden. Die meisten Mitglieder der Schattenwall waren guter Stimmung. Selbst Magister Flammbart schien weniger grumpig als er es sonst war. Doch zeitgleich mussten die letzten Prüfungen für die Abgänger vorbereitet werden und die "normale" Arbeit konnte ja nicht liegen bleiben. Als er nach einem ganzen Tag der Vorbereitungen der Alchemieprüfungen in seinem Labor am Schreibtisch saß, seine Pfeife rauchte und einige alte Unterlagen sortierte fiel ihm ein Brief in die Finger, den er vor einer gefühlten Ewigkeit erhalten hatte. Die Schrift war sauber und gründlich und er musste schmunzeln als er an die Person zurückdachte, die ihm diesen Brief hatte zukommen lassen.
Eine fleißige Schülerin
dachte Flammbart bei sich. Zugleich stach ihm der Gedanke ein wenig im Herzen. Er konnte das Gefühl nicht einordnen. Es war mehr als eine Verbundenheit im wissenschaftlichen Interesse, mehr als ein einfaches Vermissen. Ein inneres Band, was ihn scheinbar in seinem Herzen mit ihr verknüpfte und das doch so unwichtig in seinem Kopf verblasst. Er fühlte eine innere Zerrissenheit aufkommen, eine seelisch starke Diskrepanz, die ihm zu schaffen machte, vielleicht sogar die stärkste seit seinem wiedererwachen. Er fühlte eine innere Wärme und gleichzeitig fröstelte es ihn vor Schuldgefühlen. Er musste den Brief beiseite legen und massierte sich die Nasenwurzel gegen den aufkommenden schmerz in seinem Schädel.
Er erhob sich und begann in gewohnter Manier nachdenklich auf- und abzulaufen. Die Erinnerungen waren so zwiespältig und nagten an ihm.

Dann kam ihm ein Gedanke. Er zog einen relativ jungen Wälzer aus dem Regal seiner Privatsammlung. Das Buch mit dem Titel "Animismus und Animantie" hatte er sich zur Recherche angeschafft als sein kleines Seelenproblem noch einer Lösung bedurfte und er hatte eine Meditation zur Seelenreise darin gesehen, welche ihm vielleicht zu einer selbstfindung führen konnte.
Geschickt zog er schnell die nötigen Schutzkreise auf dem Boden und lies sich im Schneidersitz darin nieder.
Er begann mit der inneren Leerung seiner Gedanken und der üblichen Meditation, die an der Schattenwall gelehrt wurde. Anschließend begann er sich auf seine Körperliche Mitte zu konzentrieren und verlagerte diese aus sich und seinem Körper heraus, projezierte sich selbst in den Astralraum hinein und darüber hinaus. Als er seine "Augen" öffnete bot sich ihm ein interessanter, neuer Anblick.
Ähnlich wie bei einer Sphärischen Astralsicht sah er vor sich nun allerdings die Ausprägungen des Menschlichen seins. Seine Sicht zeigte ihm Schemen von Studierenden und Magistern, Angestellten und beseelten Artefakten und... sich selbst. Er konnte seinen Körper beziehungsweise das darin enthaltene Bewusstsein von außen betrachten. ein komisches Gefühl. Er lies seinen Blick schweifen.
Die Schattenwall war hervorragend geschützt gegen Magische Einflüsse und der Magisch versiegelte Stein wirkte auf seine Sicht ein, jedoch waren leuchtende Flecken zu sehen, wo die Kraft der Seelen durch die Wände strahlte. Ein faszinierendes Spiel aus Farben und Formen. Näheres zu den einzelnen Personen und ihrem Bewusstsein lies sich sicher erst sagen, wenn sie im gleichen Raum wären.

Was jedoch gerade seine eigene Aufmerksamkeit weitaus mehr faszinierte, war sein eigenes Bewusstsein. Alsob man dem flirren der Sonnenhitze auf einer Steinplatte zusehen würde, konnte seine Sicht an den Rändern das Bewusstsein nicht genau ausmachen. Offenbar ein Effekt, den sein vermischtes und verworrenes Bewusstsein hervorrief. Egal wie sehr er versuchte sich zu fokussieren, er konnte sein eigenes Bewusstsein nicht genau erfassen.
Schnell ermüdete sein Geist und so kehrte der Magister in seinen Körper zurück. Es war eine ungewohnte Art der Magieanwendung und sie zehrte an den Kräften. Dennoch war es eine lehrreiche Übung gewesen.

Er eilte zurück zum Schreibtisch um seine Erfahrungen zu notieren, als es plötzlich an der Türe klopfte. Flammbart zog verärgert die Augenbrauen zusammen. Er erwartete keinen Besuch und wollte eigentlich jetzt nicht gestört werden.
Was ist denn?
Polterte er genervt. Die Tür wurde geöffnet. Eine Scolaria steckte etwas ängstlich ob der genervten Stimme den Kopf zur Tür herein.

Magister, ich soll euch vom Komitee für die Feierlichkeit fragen, ob Ihr bereits einen Fördergast ausgewählt habt, den Ihr zu unseren Feierlichkeiten einladen wollt oder ob wir wieder jemanden für euch auswählen sollen, wie es die letzten Jahre der Fall war.

Flammbart rollte mit den Augen.
Immer kommen die mit so unwichtigem Blödsinn, wenn man gerade etwas wichtiges zu tun hat.
Er setzte bereits zu einer Erwiederung an, um die Scolaria dazu aufzufordern den nächstbesten Bauern einzuladen, als sein Blick erneut auf den Brief mit der guten Handschrift fiel. Ein spitzbübisches Lächeln huschte über sein Gesicht. Er wusste nun, warum er in sich so zerrissen war und er was nun zu tun ist. Er hatte einer Person, die einem Teil seiner selbst sehr wichtig war weh getan und sie stark verstört mit seinem Wissen. Er sollte ihr im Sinne des Ausgleichs zeigen, dass er und die Schattenwall mehr zu bieten haben, als die dunklen Schatten, dass auch wir Licht und Heilung bringen konnten. So wie es im Sinne Mantos ist, dem Herrn über die Magie, die Erschaffung und die Zerstörung, dem Gott des Schicksals.

Kommt herein Scolaria und nehmt euch Federkiel und Tinte. Wir werden euch einen Brief diktieren. Diesen werdet ihr auf schnellstem Wege an die Ayd'Owl nach Engonien bringen lassen!

Mit dem ersten Morgengrauen wurde ein Bote mit der als "Eilig" gekennzeichneten Post nach Engonien entsandt.

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