Der Städtebund von Tangara > Ayd'Owl-Akademie

Zimmer von Rikhard Kraftweber

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Rikhard Kraftweber:
Kalt sah er sie an. "Und ich finde es erstaunlich, dass eine Händlerfrau wie Ihr nicht längst zum Schulleiter gegangen seid, um meine Verfehlungen zu berichten. Ihr kommt hier herein, unter einem Vorwand. Ihr stellt Fragen, die irgendwo hinführen sollen, aber verratet mir nicht, wohin. Unhöflich, und plump."

Seine Stimme troff vor Arroganz und Verachtung.

"Soll ich raten? Es gibt nur ein Geheimnis, das ich habe. Und es ist nicht mein Geld. Mein Geld verdiene ich mir über Abschriften, die ich für interessierte Intellektuelle Fanadas anfertige, über Hausaufgaben, die ich für andere Schüler anfertige - was natürlich keiner dieser Schüler zugeben würde, und tatsächlich habe ich noch Rücklagen, von der die Akademie nichts weiß. Wollt Ihr das dem Herrn Stauffer mitteilen? Dem Herrn Stauffer, der sich jüngst dafür stark machen möchte, mich vielleicht in eine etwas höhere Position zu rücken?"

Mit Wut und Angst im Bauch fiel Rikhard das Lügen plötzlich sehr leicht. Es gab keine Rücklagen, es gab keine Schüler, denen er irgendetwas anfertigte, und es gab auch keine Bildungsbürger, die ihn schreiben ließen. Zu einer guten Lüge gehörte aber auch etwas Wahrheit. Du hast den billigen Wein bekommen, hier ist der reine, Runa.

"Ihr glaubt, ich spioniere für die Inquisition, nicht wahr?" Ohne ihre Antwort abzuwarten, öffnete er seine Schreibtischschublade und zog einen ordentlich gefalteten und glatt gestrichenen Brief hervor. Auf dem roten Siegel war deutlich eine Sonne zu erkennen.
"Diesen Brief habe ich bekommen. Der Vizekanzler weiß davon. Haltet Ihr mich für so beschränkt, unter diesen Umständen darauf zu antworten?" Fast zu spät fielen ihm die möglichen Implikationen seines letzten Satzes auf. "Nicht, dass ich schon aus moralischen Gründen ablehnen würde."

Runas Gesicht sagte ihm deutlich, dass er ins Schwarze getroffen hatte. Nur, woher wusste sie davon? Sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren, um dieses Rätsel zu lösen. Hatte sie etwa...

"Du hast auch einen bekommen, nicht wahr?"

Anders:
Jetzt kam Rikhard in fahrt und Runa hatte Mühe seine Reaktionen richtig zu lesen und zu deuten.
Der erste Teil... sie glaubte nicht das er für Schüler arbeitete. Da widersprach er sich selbst, denn noch wenige Augenblicke zuvor hatte er ihr erzählt das er es ablehnte seine Notizen und sein Wissen zu teilen. Und das jemand an den Hausaufgaben von Lehrlingen Interesse haben könnte, die womöglich voller Fehler waren und dann noch außerhalb der Akademie. Schwachsinn. Oder vielleicht auch nicht? Wollte jemand wissen was an der Schule gelehrt wurde?
Das machte die Sache wieder verdächtig.
Als Rikhard dann herumwirbelte und ihr den Brief hinhielt löste sich etwas von dem Druck in Runas Brust.
//Habe ein Auge auf ihn. Wir haben großes mit ihm vor...//
Dennoch ließ sie ihn ausreden. Unter diesen Umständen...
//Die intuitive Antwort ist meistens die richtige.//
Aber was wenn der Vizekanzler es wirklich wusste. Das Siegel des Briefes war gebrochen.
Als Rikhard geendet hatte betrachtete Runa noch ein zwei Atemzüge lang sein Gesicht sehr konzentriert.
"Ich bin nicht damit zum Schulleiter gegangen weil das Mächte sind mit denen man nicht spielt. Und ja es ist so richtig. Ich habe ebenfalls einen solchen Brief bekommen, habe aber keinerlei Grund diesen Forderungen nachzugehen. Die Inquisition entführt Magier und ich vermute das ich ebenso in diesem Buch stehe wie alle anderen auch."
Das man sie als Hüter für ihn einstellen wollte erwähnte sie nicht.
Sie streckte die Hand nach dem Brief aus. "Ich glaube das es eine Falle ist um uns in die Hände zu kriegen."

Rikhard Kraftweber:
"Es wäre naiv zu glauben, dass Gorix den Kanzler nicht einweiht in die Vorgänge." Obwohl..wäre es das? "Wenn er von meinem Brief weiß, weiß er von deinem. Ja, ich gebe zu, ich habe das Geld aus dem Brief genutzt um ein paar schöne Dinge zu kaufen, aber das ist doch wohl nicht verwerflich. Hätte ich es zurück schicken sollen?"

Als Runa nach dem Brief griff, zog er ebendiesen rasch zur Seite. Er grinste obszön.

"Zeig du mir deins, ich zeig' dir meins. Hab ich aus Silvanaja. Lass uns Briefe austauschen, dann überlegen wir, ob es eine Falle ist - oder ein ernst gemeintes Angebot."

Anders:
Runa schaute nun etwas verdutzt. "Ich habe meine Brief längst vernichtet. Warum sollte ich ihn behalten? SIe sind wohl auf dem Zusammentreffen der Magier auf mich aufmerksam geworden. Im Groben und ganzen haben Sie Informationen für Informationen angeboten."
Rikhard hatte es nicht geschafft ihren Verdacht ganz zu zerstreuen.
Abschriften die er sich bezahlen ließ?
EIn ernst gemeintes Angebot?
Die Tatsacheache dass er den Brief noch besaß und sehr lange darum herum gedruckst hatte.
Außerdem hatte er das Geld angenommen. Sie hielt Rikhard nicht für einen Dieb, wusste aber nicht ob er Bestechungsgeld einfach so annahm ohne etwas dafür zu tun. All die oben genannten Aussagen...
Abgesehen davon hatte sie keine Ahnung wie Rikhards "Moralische Gründe" aussahen.

Rikhard Kraftweber:
"Nun, warum hätte ich ihn vernichten wollen? Es ist doch ganz eindeutig das Zeugnis dafür, dass jemand mein ungeheures Potenzial erkannt hat und es zu würdigen weiß."

Das ist mehr, als alle Schüler hier jemals geleistet haben. Ich bin mir sicher, dass die Inquisition nichts weiter als ein Spielzeug ist für diejenigen, die es nutzen können. Natürlich sollte man diese abergläubschen Kleingeister nicht einweihen in die Geheimnisse der Ayd'Owl - der mächtigste Magier kann schließlich durch eine Mistgabel sterben - aber warum sollten wir uns diese Fanatiker nicht zu Nutze machen?

Selbstzufrieden sah Rikhard Runa direkt ins Gesicht.
"Glaube mir, ich würde niemals Geheimnisse dieser Akademie an die Inquisition verkaufen. Diese Kleingläubigen könnten ohnehin nichts damit anfangen."
 
Er hielt inne. Seine Augen wurden weich, er senkte den Blick, und seine Schultern sanken herab. Endlich setzte er sich wieder auf seinen Stuhl, sodass er auf Augenhöhe mit Runa war. Den Becher stellte er auf den Tisch. Leise sagte er:
"Runa.. die Akademie ist mein Leben. Sie ist alles, was ich habe. Hier, an der Ayd'Owl, lebe ich mein Leben, so gut ich eben kann. Ich habe sonst nichts. Glaubst du, das würde ich auf's Spiel setzen - für Geld?"

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