Der Städtebund von Tangara > Ayd'Owl-Akademie

Räumlichkeiten von Balerians Familie, kurz nach den Ereignissen in Feuerklinge

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Charisturcear:
Immer langsamer wurden Ysanders Schritte, als er die letzten Treppenstufen nahm und in den Gang eintrat, an dem auch die Zimmer lagen, die Balerian mit seiner Familie bewohnte. Am Morgen nach der verlorenen Schlacht war er noch vor Sonnenaufgang aufgestanden und hatte sich auf den Weg nach Süden gemacht. Er hatte sein Pferd zwar nicht zu Schanden geritten, aber doch an die Grenzen seiner Belastbarkeit getrieben und er würde es noch einmal tun müssen, um möglichst bald Eljasfried zu erreichen, sein Heimatkloster am Fuße des Himmelsgebirges, wo er dem armen Tier dann endlich Erholung gönnen konnte. Doch zuvor musste er diesen harten Weg gehen, diese Aufgabe bewältigen, vor der ihm mehr graute, als davor, möglicherweise in einem seiner Kämpfe zu fallen. Er musste Balerians Frau Rebekka gegenübertreten und ihr erklären, was ihrem Mann geschehen war. Musste ihr etwas erklären, was er selber noch nicht so ganz verstand und eigentlich auch nicht ganz verstehen wollte. Das Balerian nicht mehr unter ihnen weilte, auch wenn sein Körper noch lebte. Dass jemand - etwas - anderes nun in seinem Körper steckte und nicht klar war, ob Balerian je zurückkehren würde.
Seit den Ereignissen im Wald von Arden, der Zerstörung des Seelensplitter des Lichs, die er gemeinsam mit Balerian und Stella bewerkstelligt hatte, war der junge Magier immer einer seiner engsten Freunde gewesen. Er liebte ihn wie einen Bruder und seine Frau und die beiden Kinder, die die zwei miteinander hatten, waren ihm fast ebenso ans Herz gewachsen. Das Wissen, dass das, was er Rebekka gleich zu sagen hatte, die funkelnde Lebensfreude in ihren Augen zum verlöschen bringen würde, die ihn immer so amüsiert hatte, und tiefer Qual platz machen würde, zerriss ihn fast, als er vor der Tür von Balerians Familie anhielt.
Langsam hob er die Hand und klopfte.

Vanni:
Die Kinder schliefen endlich.
Sie streckte den leicht verspannten Rücken durch und blickte sich in der Wohnstube um. Dann hob sie lächelnd ein kleines hölzernes Räderpferdchen auf und wog es gedankenverloren in der Hand.
Es war derzeit Sams liebstes Versuchsobjekt um seine Schwester zum vorwärts robben zu animieren, er ließ es gerade außerhalb ihrer Reichweite hin und herrollen und redete dabei mit seiner hohen Kinderstimme auf sie ein. Ununterbrochen.
Rebekka lachte leise auf und schüttelte amüsiert den Kopf. Er raubte ihr manchmal den letzten Nerv, besonders wenn sie wie jetzt mit beiden Kindern alleine war, aber er besaß wie sein Vater diesen bemerkenswerten Charme der es unmöglich machte ihm lange böse zu sein.

Als es klopfte fuhr sie aus ihren Gedanke auf und ging zur Tür. Eine ungewöhnliche Uhrzeit um einen Besuch abzustatten, vielleicht brauchte mal wieder ein Schüler ganz dringend und unaufschiebbar Hilfe bei etwas dass er mit ein bißchen nachdenken allein hätte bewältigen können. Nun ja, Pech gehabt, Balerian war noch unterwegs.
Sie öffnete die Tür und sah den Mann davor verwirrt an, bis ihr Blick sein Gesicht traf.
Ysander sah furchtbar aus. Müde und fast bis zum Zusammenbruch erschöpft, aber rastlos.. und vor allem als wolle er am liebsten auf dem Absatz kehrt machen.

Irgendetwas war falsch.
Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht.
Irgendetwas in seinen Augen die, im Gegensatz zu ihrer letzten Begegnung, zu einem alten Mann zu gehören schienen, statt zu dem gelassenen freundlichen Mann den sie kannte, schnürte ganz langsam ihre Kehle immer weiter zu.

Ihre Hand schloss sich immer fester um das kleine Holzpferd bis der Schmerz in den Fingern sich kurz in den Vordergrund drängte und ihr half sich zu fokussieren.
Sie trat in der Tür einen Schritt zur Seite um ihm Platz zu machen.
Ihre Lippen waren taub..
"Ysander"?

Charisturcear:
Langsam, fast schwerfällig trat Ysander über die Schwelle und zog die Tür hinter sich zu. Was er Rebekka zu sagen hatte war für diese schon schwer genug zu verkraften, es musste nicht auch noch just im falschen Moment irgendein Schüler der Ayd'Owl vorbeikommen und Dinge erfahren, die ihn nichts angingen. Zum Glück waren die Kinder schon im Bett, so musste Rebekka nicht auch noch für die beiden stark sein, zumindest nicht in diesem Moment. Fast sanft nahm er ihre Hand, die noch immer das Holzpferdchen festhielt, als wollte sie alle Lebenskraft aus dem Stück eh toten Holzes herauspressen. Ein Blick in ihre Augen sagte ihm, dass sie bereits eine Ahnung von dem hatte, was er ihr eröffnen musste. Diese Mischung aus Angst, Trauer und Grauen war kaum zu ertragen, doch er wandte den Blick nicht ab. Sie hatte die Wahrheit verdient und er wusste, sie wollte nicht, dass er sich mit langen Floskeln aufhielt. Sie wollte wissen, was geschehen war.
"Rebekka..." seine Stimme war rauh und heiser, doch jetzt wo er angefangen hatte, konnte er nicht mehr zurück, "Rebekka, wir haben Balerian verloren. Er wurde tödlich verletzt und obwohl wir seine Wunden heilen konnten hat sein Geist uns verlassen. Und ich weiß nicht, ob wir in der Lage sein werden, ihn zurück zu bringen."

Vanni:
Verloren..
Tödlich verletzt..

Nein nein nein.

So etwas passierte nicht mit Balerian.. einfach so.. weit weg von zu Hause. So etwas würde niemals passieren solange Sasha bei ihm war. Gorix. Ysander.

Ysander?

Ysander war hier. Hielt ihre Hand.
Ihre Hand, die immer noch wehtat. Alles tat weh. Und gleichzeitig war da gar nichts mehr.
Sie spürte die Tränen auf ihren Wangen nicht. Sie hörte ihre eigenes verkrampftes Schluzchen nicht. Sie brannte.

Charisturcear:
Die entsetzliche Leere in Rebekkas Augen, als die pure Lebensfreude, die sie immer verstrahlt hatten langsam dem Begreifen wich und die Tränen anfingen zu fließen raubte Ysander den Atem. In all den Jahren, die er sie nun kannte, hatte er sie nie so absolut am Boden zerstört gesehen, hatte sie nicht ein einziges Mal so einsam, so verloren gewirkt wie in diesem Augenblick.
Es dauerte einen Moment, bis er die Wärme realisierte, die von Rebekka ausging. Er wusste, dass sie damals an die Akademie gekommen war, weil sie ihre Magie nicht kontrollieren konnte und diese sich immer wieder, gerne auch in feurigen Ausprägungen, Bahn brach. Doch sie hatte gelernt, ihre Kräfte zu beherrschen, sie hatte seit Jahren die Kontrolle nicht mehr verloren und er hatte keinen Gedanken daran verschwendet...
Ysander zog sie an sich, ihr Kopf lehnte an seiner Brust und ihre Tränen tränkten seine Robe. Er hielt sie fest, selbst dann noch, als die Hitze einen Grad erreichte, der nur noch schmerzhaft zu nennen war. Er wusste, mit keinen Worten der Welt konnte er ihr in diesem Augenblick des Verlustes ihr Leiden nehmen oder auch nur mildern. Er konnte es nur teilen.

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