Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches > Geschichten und Gespräche
Stand der Gnade
Lorainne:
Lorainne lagen allerlei Bemerkungen auf der Zunge, dass diese Harfe aus edlerem Holz geschnitzt sei, als die meisten hier Anwesenden, doch sie ließ sich nicht beirren.
Ihre Hand ballte eine Faust und wollte schon den Handschuh ziehen, doch sie unterdrückte diesen Impuls.
"Nein, Euer Gnaden. Ich bezweifle, dass ich eine gute Fälschung von dem Originaldokument unterscheiden kann. Ich bin kein Scriptor, nur ein einfacher Ritter im Dienste Lavinias."
Es war ihr anzumerken, dass sie lieber etwas anderes gesagt hätte.
Simon de Bourvis:
"Oh, nun Vanion Bachlauf, von MIR wirst du in Roquefort nicht als Erbe eingesetzt.
Du kannst natürlich an ein Standesgericht appelieren, aber wenn LaFollye hier das beste ist, was du vorbringen kannst, so wird auch das nichts nützen." Spöttelte Blanchefleur. Er schien das zu geniessen.
Lorainne:
Lavinia lehrte sie Demut. Sie nahm seinen Spott mit einer angedeuteten Verbeugung entgegen.
Er war Politiker durch und durch, dass wusste sie seit langem.
Und auch Vanion hätte es wissen müssen.
Vanion:
Still nahm Vanion die Schläge hin, die ihn in die Knie zwangen. Sein Gesicht war steinern, unbewegt, einzig die Augen kniff er ob der plötzlichen Helligkeit zusammen.
Ihm war nun klar, worum es ging. Vanion Bachlauf. Blanchefleur. Roquefort.
Er hob zu sprechen an.
"Mein Anspruch auf Roquefort besteht, und das wisst Ihr nur zu gut."
Seine Stimme klang leise, rau. Erschöpft.
"Savaric mag vieles vernichtet haben. Doch gewiss nicht alles. Es gibt Zeugen. Männer, die wissen, dass nicht nur Savaric vor Jahren legitimiert wurde, sondern auch sein älterer Bruder, Baraque."
Nun erst hob der ehemalige Knappe den Kopf. Er sah Lorainne direkt in die Augen und wählte seine Worte mit Bedacht.
"Ihr werft mir vor, zu Unrecht den Namen Roquefort zu tragen? Ihr wollt hier über mich richten, mir Hand und Zunge abschlagen lassen, vor einer Ritterin Lavinias?"
Mühsam quälte Vanion sich auf die Beine, und endlich sah er Blanchefleur an.
"Im Stammbaum von Roquefort werdet Ihr gewiss meinen Vater finden. In Eurem Lehen bleibt Recht, was Recht ist, n'est-ce pas?" Sein Tonfall war bitter und troff vor Ironie.
"So schickt nach Flamen Magnus Solis Alamariani Damian, dem Sohn des Grafen von Voranenburg! Gewiss habt Ihr von ihm gehört. Eure Männer haben mich aus seiner Gesellschaft ...fortgebeten, mit Nachdruck. Gewiss wäre er bereit, einen näheren Blick auf meine ..Abstammung zu werfen. Wollt Ihr ihm gegenüber genauso freundlich und zuvorkommend sein wie mir gegenüber?"
Isabeau Lioncoeur:
"Contenance."
ermahnte eine ruhige Stimme hinter Vanion.
"Ma Cousin, ihr habt es nicht nötig euch auf sein Niveau zu begeben."
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