Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches > Geschichten und Gespräche
Die Geister die ich rief...
Vanion:
"Nein, das ist nicht so." Vorsichtig sah er das Mädchen an. Was ging hier vor?
"Ich habe eine Entscheidung getroffen, durchaus. Und es war eine gute und eine richtige."
Nicole:
"Wenn du dir da so sicher bist….."
Jetzt sprang sie wieder um ihn herum und sang ein fröhliches Kinderlied.
"Was wirst du als nächstes tun? Erzähl es mir!"
Vanion:
"Ich versuche, die Männer einzuholen, mit denen ich reise. Ein Priester und ein Novize desselben Gottes. Und dann werde ich nach Tangara aufbrechen, zu meiner Tochter. Und du? Wann brichst du auf? Es ist wirklich Zeit dafür, und Merle sollte dir helfen, anstatt dich mir nachzuschicken." Sein Tonfall war sanft, aber durchaus vorwurfsvoll.
Das Feuer war innerhalb des Steinkreises herunter gebrannt, doch die Glut war noch warm. Sanft pustete er hinein und legte ein wenig Reisig nach, und schon bald wurde die kühle Nacht etwas wärmer. Dass Marie weiter um ihn herumsprang, kümmerte ihn nicht, und dass sie von innen her ein wenig leuchtete - nun, anscheinend war das bei ihr so. Prüfend begutachtete er ihren Tanz, dann kam ihm eine Idee. Rasch klaubte er ein paar dünne, noch frische Äste auf, und begann, diese vorsichtig zusammenzuflechten. Er tat, als würde er die neugierigen Blicke gar nicht bemerken.
Nicole:
Sie sah ihm dabei zu.
"Ich werde nicht geschickt, ich habe selbst entschieden dir helfen zu wollen. Ich glaube ich werde Merle sagen, dass sie ihre Aufgabe niederlegen muss um dich mal wieder zu besuchen."
Viel mehr sagte sie nicht und sah ihm beim Flechten zu.
Vanion:
"Du möchtest mir helfen?"
Das brachte ihn zum Schmunzeln. Wie kann ein kleines Mädchen - ein totes kleines Mädchen - mir helfen, ein Ritter zu werden? Denn nichts anderes war sein Ziel. Er hatte sich schließlich entschieden, seine Herkunft nicht zu verleugnen; im Gegenteil, er wollte stolz auf den Namen seines Geschlechts sein können. Und dazu musste er selbst stets ehrenhaft handeln und die ritterlichen Tugenden zu seinen höchsten Idealen machen. Ein harter Weg. Ein steiniger. Die Entscheidung, Lorainne zu verlassen, bereute er zutiefst. Alles hatte er fortgeworfen in diesem einen Moment des Schicksals. La Loyalité und l'Honeur hatten gegen die Blutsbande verloren, gegen sein Pflichtgefühl seiner Familie gegenüber. Eidbruch gegen Sippenmord.
Am Ende hatte er beides getan, und ihm entging die Ironie darin nicht.
"Wobei möchtest du mir helfen?"
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