Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches > Gruppen auf Reisen im In- und Ausland

Die Rückreise von Norngard nach Goldbach, Sommer 266 n.J.

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Nesrine:
Nesrine ritt mit einem begeisterten Tammon durch den Weiler. Am Anger trafen sie auf den Burschen vom Großhof. Der Junge ließ dort die Ziegen grasen. Auf Nesrines Frage nach dem durchgehenden Pferd zeigte er in nördliche Richtung.

Nach gut einer halben Stunde Ritt sahen Nesrine und Tammon ein Pferd auf einer Lichtung grasen.
"Da, Nesrine, da steht es ja!", rief Tammon aufgeregt.
"Pssst, Tammon, sonst erschreckst du sie!", flüsterte Nesrine ihrem Neffen zu.

Die Stute blickte inzwischen zu ihnen herüber. Unruhig warf sie ihren Kopf hoch.

Nesrine ließ Tammon auf Jaques sitzen, glitt von dessen Rücken herunter und führte das brave Maultier mitsamt seinem kleinen Reiter auf das Pferd zu.
"Ru'ig Mädschen. Komm 'er, Julienne vermisst disch schon!", sprach Nesrine beruhigend auf die Stute ein.

Diese ließ die Frau mit dem Maultier und seinem kleinen Reiter näher kommen. Hexes Kopf war hoch erhoben, ihre Ohren spielten und sie hatte die Nüstern gebläht. Doch sie rannte nicht davon. Von ihrem Hals baumelte der zerissene Zaum.

"Komm 'er, meine Schöne, komm 'er...", lockte Nesrine und hielt der Stute ein Stück altbackenes Brot hin. Tammon hielt vor lauter Spannung die Luft an.

Das Pferd trat tatsächlich einen Schritt nach vorn und nahm mit langem Hals und spitzen Lippen das Brot von Nesrines Hand. Dann folgten zwei weitere Schritte und Hexe durchsuchte neugierig schnobernd die Taschen der Frau.

Nesrine griff ruhig nach dem zerrissenen Zaumzeug und führte die Stute von der Lichtung. Hexes kaputten Zügel in der einen, Jaques Führstrick in der anderen Hand ging es zurück zum Weiler.

Lilac:
Julienne saß auf dem Bett und machte sich Sorgen. Nesrine hätte schon längst wieder da sein müssen! Hoffentlich war da nichts passiert...
Sie kannte Hexes unberechenbares Wesen. Wie oft war sie zu Beginn selbst von ihr umgestoßen und immer wieder abgeworfen worden... Und wenn das Tier jetzt Nesrine etwas zu leide getan hatte... und der Junge war ja auch dabei!

Unruhig sah sie zu Catherine, doch diese schien sich keine Sorgen zu machen. Sie plapperte munter drauf los. Vom Nebelhof, auf den sie nach ihrer Hochzeit gezogen war, von Stephane, ihrem Mann und von dem Kind, das sie erwartete.
Auch vom Weiler erzählte sie Julienne. Dass es vier Höfe gab und im Weiler über 40 Menschen lebten davon die meisten auf dem 'Großhof'.

Schließlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, hörten die Frauen Hufgeklapper vor dem Haus. Catherine konnte Julienne gerade so davon abhalten, aus dem Bett zu klettern und Nesrine entgegen zu kommen.

Nesrine:
Tammon kam ins Haus gerannt und erzählte plappernd, wie lange er ganz alleine geritten und nicht runtergefallen war. Und wie gut seine Tante mit der schwierigen Stute klargekommen war. Und dass sie sogar getrabt waren. Und dass er selbst dann überhaupt nicht runtergefallen war.

Catherine nahm ihren Großen liebevoll in den Arm und wuschelte ihm über den Kopf. "Ich bin stolz auf dich!", sagte sie.

Einige Zeit später kam auch Nesrine endlich rein. Sie hatte den kaputten Zaum von Hexe in der Hand. Als sie Julienne sah, hielt sie ihr das in Fetzen hängende Zeug vor die Nase.
"Das flickst du!", fauchte sie und klatschte der Gardistin die Trense auf die Beine. Dann wandte sie sich um, wusch sich die Hände und begann, das Abendessen zu zubereiten.
Catherine half ihr dabei und wenig später kam auch die Familie nach Hause.
Tammon wurde von seinen Großeltern und Onkeln liebevoll begrüßt und er erzählte allen von seinem Abenteuer.
Nesrine war weiterhin brummelig und Julienne, die zum ersten Mal am Esstisch mitsaß, nahm ihr Mahl mit gesenkten Augen zu sich.



Am späten Abend saß Nesrine vorm Haus auf der Bank im Kräutergarten und verzweifelte. Das heute war einfach zu viel gewesen. Sie hatte sich solche Sorgen gemacht!
Sie versteckte ihr Gesicht hinter ihren Händen und stöhnte leise auf.

Lilac:
Julienne trat leise zu Nesrine und legte ihr die Hand auf die Schulter. Dann zog sie mit der anderen Hand Nesrines Kopf gegen ihren Bauch.
"Bitte sei nischt mehr böse auf misch.", bat sie.

Die Gardistin hatte lange im Bett gelegen und auf die andere Frau gewartet. Als alle anderen dann bereits im Bett lagen, Nesrine aber immer noch fehlte, war sie einfach aufgestanden und hatte die andere dann vor dem Haus vorgefunden.

Nesrine:
Nesrine ließ Julienne gewähren. Es fühlte sich gut an, den eigenen Kopf gegen den Bauch der Gardistin zu lehnen.
Sie atmete tief durch.

"Es wäre nischt so schlimm gewesen, wenn isch... wenn isch disch... ach, unwischtisch!", sagte sie verzweifelt.

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