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Der Rückweg von der Insel der Stürme

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Rikhard Kraftweber:
Drei Tage später...

Die "Glücksdame" hatte ihre Reise fortgesetzt, und nichts als Meer war ihr begegnet. Solche eine lange Zeit auf dem Meer zu verbringen, machte Rikhard nervös. Schließlich war er in tiefen Wälden aufgewachsen, die eine solche Weite nicht zuließen. Sah man sich um, sah man meistens Bäume. Und hier ging das helle Blau des Himmels in das dunkle Blau der See über, und die einzigen Unterbrechungen dieses Musters waren ein paar helle Wolken, die ab und an über den Himmel zogen.

Aber die Seeluft tat dem Magier gut. Mit jedem Tag entfernten sie sich weiter von der Insel der Stürme und von den dortigen Ereignissen. Es war Zeit, nach vorne zu blicken.
Und das tat der Silvanaja auch. Ganz vorne am Bug saß er, und die Gischt, die in sein Gesicht schlug, wenn das Schiff durch die Wellen brach, empfand er als angenehm. Er trug eine einfache graue Tunika - hier seine gute Akademiekleidung zu tragen wäre pure Verschwendung gewesen. Das Schiff fuhr gradewegs in die Abendsonne hinein, ein wirklich magischer Augenblick. Rikhard zollte Alamars Auge auf seine Art Respekt: verstohlen beschwor er einen Ball aus Feuer herauf, vielleicht murmelgroß. Kurz spielte er damit, ließ das Feuer tanzen, dann schnippte er die Kugel in die See, wo sie zischend erlosch. Irgendwann, Rikhard, wirst du Magie beherrschen, die dich dieses Kügelchen vergessen lassen wird.

Ächzend erhob er sich, die Beine steif vom langen Sitzen, und verschwand unter Deck. Er würde noch etwas lesen, und dann zu Bett gehen. Doch seine Kajüte war nicht leer: eins der Mädchen saß auf Rikhards Bett und weinte bitterlich. Ihre Kleidung war eingerissen, und über ihr Gesicht zog sich eine tiefrote Blessur.

Unbeholfen ging der Magier auf das Mädchen zu, und ohne sie zu berühren, sagte er:
"Du siehst unglücklich aus. Kann ich dich glücklich machen?"
Das Mädchen schaute aus ausgeweinten Augen zu ihm auf und zog geräuschvoll die Nase hoch. Kleine Schluchzer und ein Schluckauf unterbrachen ihre Antwort immer wieder, und ihr Ton war todtraurig, aber gleichzeitig irgendwie belustigt.
"Ihr wollte mich glücklich machen? Mein Herr, ich wusste nicht, dass..." Ein Hickser. "Dass Euch an solchen Vergnügungen gelegen ist. Ich fühle mich dazu auch nicht bereit, aber wenn Ihr es wünscht, dann..."
Sie ließ den Kopf sinken, als sie erneut von einem Weinkrampf geschüttelt wurde.
Rikhard war nun endgültig verwirrt. Dieses schutzlose, traurige Wesen vor ihm brachte ihn ganz durcheinander, und vorsichtig legte er ihr die Hand auf die Schulter. Er sprach leise, und es erstaunte ihn selbst, dass seine Stimme zitterte.
"Nein, nein. Du verstehst mich da falsch, ja, ganz schrecklich falsch. Ich... es liegt mir fern, dir zu nah zu treten, und ich, ähm.. Ich möchte dir nur helfen."

Rikhard Kraftweber:
"Helfen...?"
Der Blick des traurigen Mädchens wanderte jetzt erst an Rikhard empor. Sie war vom Bett auf den Boden geglitten, und nun saß sie zusammengesunken vor ihm auf dem schmutzigen, unbequemen Holzboden. Ihre Augen wirkten seltsam leer, und als eine leere Glasflasche unter dem Bett hervorrollte, wurde dem Magier auch klar, warum. Er fing die Flasche, bevor sie weiter rollen konnte, mit dem Fuß auf, dann roch er zögerlich daran. Sofort bekam er den charakteristischen Geruch von scharfem Rum in die Nase und zuckte zurück.

Mit neu erwachtem Abscheu sah er auf das Bündel Mensch, das da vor ihm saß. Wie abstoßend diese Frau doch war. Ihre Kleidung war zerissen und hässlich, die Blutergüsse, die sie im Gesicht hatte, entstellten ihr Gesicht, und sie stank nach Alkohol. Schon wollte er einen Schritt zurück treten, da spürte er, wie die Hand des Mädchens sich um seinen Knöchel legte.
"Bitte bleib", flehte sie ihn an.

Rikhard Kraftweber:
Und Rikhard blieb.

Es war das erste Mal, dass er seine Abscheu überwand. Das erste Mal, dass er jemanden, der eindeutig schwächer war als er, nicht alleine ließ. Die junge Frau hieß Adara, und sie stammte nicht einmal von der Insel der Stürme. Ihre Eltern hatten ein kleines Gasthaus besessen in den Mittellanden, und es war überfallen und niedergebrannt worden. Das musste schon Jahre her sein, aber so genau konnte Adara ihm das nicht sagen. Sie hatte sich versteckt, als das Unglück geschah, und war fortgerannt, sobald sie konnte. Ob ihre Familie überhaupt noch am Leben war, das wusste sie nicht - sie war so weit gelaufen, dass sie den Weg zurück nicht mehr gefunden hatte, und war von einem Spielmannstrupp aufgelesen worden. So hatte ihr Leben aufgehört, im Takt der Normalität zu schlagen. Vielmehr hatte sie von Tag zu Tag gelebt, und ihr Weg hatte sie durch aller Herren Länder geführt, bis sie schließlich auf der Insel der Stürme gelandet war. Von dort kam sie nicht mehr weg, sie rutschte ab, und hatte irgendwann begonnen, ihren Körper für Geld zu verkaufen.

Adara war etwas dumm, so schien es Rikhard. Man hatte doch alle Möglichkeiten, die man nur wahrnehmen wollte, fand er - schließlich war er selbst das beste Beispiel dafür. Das sagte er ihr auch. Auf ihre Reaktion war er nicht vorbereitet.

"Dumm?!" Fassungslosigkeit stand ihr ins Gesicht geschrieben. "Möglichkeiten?! Welche Möglichkeiten hat ein kleines Mädchen, das von Spielmännern großgezogen wird? Welche Möglichkeiten hat jemand, der nie ein Handwerk lernen konnte, in dieser Welt? Ich werde herumgeschubst, jeder, der stärker ist als ich, tut mit mir, was er will! Ich habe für Männer gekocht, die mir an die Wäsche wollten, habe für Frauen gestickt, die mich um mein Geld betrogen haben, ich habe meine verfluchten Beine breit gemacht, um am Ende doch nur Schläge zu bekommen! Was glaubst du, wie ich für diese Überfahrt bezahle, du Narr?!"

Unwillkürlich wich Rikhard zurück, als Adara ihn unter Tränen anfuhr, doch sie kannte kein Halten mehr.
"Du stolzierst hier herein, benimmst dich, als gehöre dir die Welt, und tust, als wüsstest du alles! Aber du weißt nichts, gar nichts weißt du, du Wohlstandsbengel!"
Dann gab sie ihm eine Ohrfeige, und Rikhard stürzte zu Boden. Sie hat mich geschlagen! Völlig fassungslos blieb er liegen. Erst Minuten später rappelte er sich auf. Adara lag wieder auf ihrem Bett, sie hatte die schmutzige Decke über sich gezogen und weinte hemmungslos in ihr Laken.

Den Rest der Überfahrt sprach er nicht mehr mit Adara. Er bemühte sich sogar, so wenig Zeit wie nur möglich in seiner Kabine zu verbringen. Nach einer endlos erscheinenden Woche erreichten sie einen engonischen Hafen. Stejark. Der Kapitän bezahlte seine Gebühren, Rikhard bezahlte den Rest für die Überfahrt, dann ging er von Bord. Hinter ihm wurde die Laufplanke eingezogen, und er blieb noch einmal stehen und besah sich das Schauspiel. Die Mannschaft werkelte fleißig, raue Seemansrufe schallten durch die Luft - und dann sah er, wie Adara an Deck gezerrt wurde. Der Kapitän sah sie wütend an, aber Rikhard konnte nur Wortfetzen verstehen. "...weigerst dich...", und "hast du Geld?" - schlau wurde er nicht daraus.
Wie es seine Art war, wollte er sich umdrehen und gehen - das war schließlich nicht sein Konflikt - aber als zwei Matrosen Adara an den Armen packten und kurzerhand über die Reling ins brackige Hafenwasser warfen, konnte er nicht wegsehen.

Rikhard Kraftweber:
Sie kann nicht schwimmen! Die Erkenntnis durchzuckte ihn wie ein Blitz. Und niemand hatte die kleine Szene mitbekommen - außer ihm.
"Hilfe! Sie kann nicht schwimmen!" Dummerweise konnte er das ebensowenig. Und seine Robe - wie kannst du nur jetzt an deine Robe denken?!

So schnell er nur konnte, rannte er den Pier entlang, dabei laut nach Hilfe rufend und mit den Armen wedelnd. Sofort rannten ein, zwei Männer herbei, und ein dritter zögerte gar nicht erst sondern sprang, so wie er war, ins Wasser.
Als man Adara mit vereinten Kräften aus dem Wasser gezogen hatte, war das Schiff mitsamt seinem verbrecherischen Kapitän bereits weit draußen im Hafenbecken, und Rikhard wurde klar, dass es keine Konsequenzen geben würde.
Etwas hilflos stand er über den Männern, die der bewusstlosen Frau das Wasser aus der Lunge pressten, und mit großer Erleichterung nahm er wahr, dass ihre Brust sich langsam hob und senkte - sie atmete.

Seine Schuldigkeit war also getan, und schon raffte er seine Robe und schickte sich an, zu gehen, als ihn einer der plitschnassen Männer ansprach. "Verzeiht, Herr Magier, aber gehört diese Frau zu Euch?"

"Nein, sie gehört nicht zu mir." Dann drehte er sich um - und dann drehte er sich erneut um. "Äh, doch, natürlich tut sie das. Freund Seemann, wo finde ich ein gutes Gasthaus, das mich und meine, äh, Begleiterin aufnimmt?"
Wenn seine Antwort den Matrosen verwirrt hatte, dann ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken. Er begann, Rikhard den Weg zu einem Handelshof in der Oberstadt zu beschreiben, und als er bemerkte, dass die Beschreibung Rikhard nicht wirklich helfen würde, bot er sich kurzerhand an, ihn zu begleiten. Dankend nahm Rikhard dieses Angebot an, und der Mann hob die bewusstlose Adara kurzerhand in seine starken Arme.

Der Handelshof war eine Mischung aus einem Kontor, in dem allerlei Seewaren umgeschlagen wurden, und einem Gasthof, in dem vor allem besser situierte Händler abstiegen. Unwillkürlich musste Rikhard an Runa denken - ihre Eltern würden wahrscheinlich genau in einem solchen Haus absteigen. Fragen über Adaras Zustand hatte Rikhard kurzerhand mit einem arroganten Satz in Richtung "Das geht Euch nichts an" abgewehrt, und während er eine Kammer mit zwei Betten bezahlte, brachte Rorik, sein Helfer, Adara bereits hoch.

Und nun saß er in einer angenehm eingerichteten Kammer auf einem kleinen Stuhl, den er an Adaras Bett herangezogen hatte, und wischte dem Mädchen sorgfältig das letzte Wasser aus dem Gesicht. Eine Schankmaid hatte ihm geholfen, sie auszuziehen, und so gut es ging, hatten sie Adara in einen weichen Mantel gehüllt. Adara hatte wunderbar weiche, weiße Haut, und Rikhard hatte schamerfüllt den Blick abgewendet, als die Schankmaid gewisse intime Bereiche enthüllt hatte.

Als sie die Augen aufschlug, rückte Rikhard den Stuhl ein wenig weiter weg vom Bett.
Nicht, dass sie wieder denkt, ich wolle ihre Dienste in Anspruch nehmen!
"Was... was ist geschehen? Wo bin ich?"
Und Rikhard erzählte, was geschehen war. Adaras Gesichtsausdruck blieb leer, emotionslos. Sie war viel zu erschöpft, um noch etwas zu empfinden, und nahm einfach hin, was er ihr erzählte.
"...und dann sind einige Männer ins Wasser gesprungen und haben dich gerettet. Du kannst nämlich offensichtlich nicht schwimmen."
Gespannt wartete er auf eine Antwort, aber die junge Frau war friedlich eingeschlafen.

Adara schlief in dieser Nacht so gut wie lange nicht. Die Erschöpfung tat einiges dazu, aber auch die Tatsache, dass sie seit langer Zeit nicht mehr in einem sauberen, weichen Bett geschlafen hatte, vertiefte ihren Schlaf. Als sie am nächsten Morgen aufwachte, stellte sie erstaunt fest, dass Rikhard nach wie vor auf diesem Stuhl vor ihrem Bett saß.
Rikhard hatte kein Auge zugetan. Er war sitzen geblieben, und dunkle Ränder unter seinen Augen bezeugten die lange Nacht, die er hinter sich hatte.
Er hatte die Ereignisse auf der Insel der Stürme Revue passieren lassen. Der tote Seemann, das Bier, das ihm zu Kopf gestiegen war, und dieser verfluchte Schreiberling, der sich so fleißig alles aufgeschrieben hatte, was er getan hatte. Die Tage und Nächte zur See, und die Blessuren, die Adara davon getragen hatte. Er vermutete, dass der Kapitän mit ihr hatte schlafen wollen, und sie sich gewehrt hatte - oder dass der Kapitän einfach nur ein schlimmer, gewalttätiger Mann war, der aus purem Spaß zugeschlagen hatte.

Und dann hatte Rikhard versucht, seine eigenen Motive zu hinterfragen. Nähe war ihm ein Graus, und dass Adara ihm ihre Geschichte erzählt hatte, hatte Nähe erzeugt. Sie war verzweifelt, wusste nicht, wohin, und nun war sie hier in Stejark gestrandet. Was hatte ihn dazu gebracht, zu behaupten, sie würde mit ihm reisen? Weshalb zahlte er nun für ihr Bett und ihr Essen? In dieser Welt galt das Recht des Stärkeren, und darum setzte er alles daran, mächtiger zu werden. Aber nun hatte er selbst Nachteile in Kauf genommen, für - für - ja, für was? Mildtätigkeit, Nächstenliebe und Mitleid - das lag ihm nicht.

Nichtsdestotrotz bezahlte er für Adaras Frühstück. Dann gönnte er sich selbst ein paar Stunden Schlaf, bezahlte eine weitere Nacht und ein weiteres Frühstück, und über die ganze Zeit schwieg er. Adara ebenso. Die beiden waren auf eine Art verwandte Seelen: beide hatten verbrannte Erde hinter sich. Beide waren vor die Wand gelaufen mit ihrer Art, der verbrannten Erde zu entkommen. Nur hatte Adara irgendwann erkannt, dass ihr Leben vor die Hunde ging, während Rikhard bis heute nicht ganz verstanden hatte, dass ein Weg ohne Freunde, ohne Nähe, kein Weg war, den man ohne Schmerzen und ohne Opfer zu Ende gehen konnte.

Vielleicht kam es daher, dass Rikhard Adara anbot, ihn nach Fanada zu begleiten. Sie nahm das Angebot an, und nachdem sie mit Rikhards Geld etwas Reisekleidung erstanden hatte, verließen die beiden Stejark recht bald, in Richtung Süden.

Rikhard Kraftweber:
Die Reise nach Fanada verlief ohne besondere Vorkomnisse. Adara und Rikhard kamen sich ein wenig näher. Sie sprachen nicht über die Überfahrt, sondern beschäftigten sich vor allem damit, sich kennenzulernen. Schon bald verstand Adara, wie sie Rikhard angehen musste, und Rikhard erkannte, dass sich hinter dem abgerissenen, schmutzigen Mädchen eine junge Frau verbarg, die gar nicht mal so dumm war.

Er hatte ihr sein Notizbuch gezeigt, und als sie durch das Nordtor Fanadas schritten, hatte Adara bereits gelernt, einige Buchstaben zu entziffern. Schreiben konnte sie immer noch nicht, aber sie legte einen Wissensdurst an den Tag, der Rikhard imponierte. Adara hatte ihn ausgefragt, über Engonien, über seine Herkunft, und Rikhard hatte ihr die Geschichte des Landes ein wenig erläutert. Je weiter sie sich von Stejark entfernt hatten, desto entspannter war Adara geworden, und als sie die geschwungenen Hügel Tangaras erreicht hatten und in die weiten Ebenen herabgestiegen waren, wo sich die Felder und Wiesen im letzten Licht der Sommersonne wogen, hatten ihre Augen aufgeleuchtet.
"So war es auch dort, wo ich herkomme", hatte sie gesagt. "Vielleicht finde ich ja eine Anstellung bei einem Bauern hier. Ich kann waschen und kochen, und für Feldarbeit bin ich mir auch nicht zu schade."

Also lief Rikhard nun über einen der Marktplätze Fanadas und bemühte sich, jemanden zu finden, der Adara Arbeit geben würde. Etwas schüchtern schritt sie hinter ihm drein, und tatsächlich lehnten die ersten zwei, drei Händler ihre Gesuche ab. Aber dann begegneten sie einer Frau mittleren Alters, die recht resolut aussah, sich als Isabelle vorstellte und die frische Äpfel verkaufte. Sie begutachtete Adara mit kritischem Blick.
"Etwas mager bist du. Aber auf meinem Hof kannst du deftig essen und weich schlafen, vorausgesetzt, du arbeitest gut. Wir brauchen eine Wäscherin. Stiehl nicht und mach deine Arbeit gut, dann sollst du bei uns wohnen und arbeiten. Entlohnen werd' ich dich mit gutem Kupfer, oder mit einem festen Platz auf unserem Hof, wenn du möchtest und gute Arbeit leistest."
Ihrem Blick blieb nicht verborgen, dass Adara eine Fremde war.
"Du suchst nicht nur Arbeit, du suchst ein Zuhause. Sei fleißig, dann bekommst du eins. Und nun hilf mir, diese Apfelkisten einzupacken."

Daraufhin verabschiedete sich Rikhard von Adara. Er steckte ihr noch ein paar Münzen zu, dann reichte er ihr die Hand.
"Du findest mich in der Akademie. Frag einfach nach Rikhard Kraftweber, oder nach der Assistenz der Akademieleitung."
Er warf ihr ein unsicheres Lächeln zu, dass ermutigend sein sollte, und verabschiedete sich auch artig von Isabelle.
Dann machte er sich auf den Weg zurück zur Ayd'Owl.

Es war Zeit, dass er seine Assistenzstelle antrat. Gewiss würden schon zahlreiche, verantwortungsvolle Pflichten auf ihn warten. Und er hatte wirklich genug Zeit außerhalb der Akademie verbracht.
Die Insel der Stürme. Während er zur Akademie zurück kehrte, ließ er noch ein letztes Mal diesen schicksalhaften Abend Revue passieren - doch als er das Gebäude betrat, hatte er die Erinnerung fein säuberlich beiseite gepackt, in eine dicke Kiste, die hoffentlich in einer Ecke seines Verstandes verstauben würde.

Seine erste Aufgabe war es, Raumpläne zu erstellen. Dann musste er Botengänge erledigen. Hier musste er eine Korrespondenz verpacken, dort ein Treffen von Geldgebern der Akademie organisieren. Kurzum, seine Arbeit war alles, aber nicht verantwortungsvoll. Oder auch nur im Entferntesten interessant. Akten stapelten sich auf seinem neuen Schreibtisch, und erst nach einigen Tagen realisierter er, wie viel dröge Verwaltungsarbeit in einer Akademie steckte.

Und am schlimmsten war, dass sein Studium nicht geringer wurde. Im Gegenteil. Sein Tutorium bei Ardor wurde anstrengender, und den Vorlesungen zu folgen wurde schwieriger. Kein Wunder, arbeitete er doch oft bis tief in die Nacht hinein. Freizeit gab es für ihn nicht mehr, und seine Gedanken waren nur noch bei seinem Studium und seiner Verwaltungsarbeit. Er hörte auf, andere Schüler zu beleidigen. Tatsächlich redete er kaum noch mit irgendjemandem, denn immer gab es irgendetwas zu tun. Selbst für seine Arroganz war kein Platz mehr in seinem Alltag.

Aber Rikhard war, vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben, wirklich glücklich.

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