Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches > Gruppen auf Reisen im In- und Ausland

Die Rückreise nach Goldbach, Spätherbst 266 n.J.

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Yorik:
André war während des Rittes bisher auffallend still gewesen. Dutzende Dinge gingen ihm durch den Kopf, Dinge, die er nicht so richtig verstand... also hatte er mit gerunzelter Stirn vor sich hin gegrübelt, während Valet brav hinter den anderen beiden Pferden her getrottet war.
Erst als der Regen sich intensivierte, machte der jungen Gardist sich genervt bemerkbar und ging ebenfalls zum Gallopieren über. "Wenn isch du wäre", rief er Nesrine grimmig zu, "wäre isch vorsischtisch damit, was isch mir wünsche." Die Hufe des Walachs platschten lautstark in den Pfützen, der Wind pfiff um sie herum. "Von allen magischen oder sonstwie übernatürlischen Dingen, die isch bis'er gese'en 'abe, 'aben fast alle versucht, misch umzubringen..."
Ja, André war grade nicht wirklich eine Stimmungskanone. Das Wetter war scheußlich, sie hatten ihren Weibel mit irgendwelchen fremden Leuten von fraglicher Kompetenz allein lassen müssen, und mit Julienne und Nesrine war auch irgendetwas los, das er absolut nicht verstand. Diese Geheimniskrämerei...
"Julienne 'at Rescht", erklärte er deshalb, "lasst uns besser schnell machen, umso schneller sind wir im Trockenen!"

Lilac:
Der Tag verlief angenehm ereignislos.
Sie kamen trotz des miesen Wetters gut voran und erreichten am frühen Abend das Gasthaus.
Heimeliges Licht fiel durch die rohhautbespannten Fenster ins Dunkel und große Laternen an der Tür und am Eingang des Stalles luden Reisende zum Verweilen ein. Aus dem Kamin quoll Rauch und verprach einen warmen Innenraum.

Die drei Goldbacher stiegen ächzend von ihren Reittieren und seufzten unisono. Endlich raus aus dem Schmuddelwetter!
"Isch melde uns an, wartet kurz!", sagte Julienne und gab Nesrine die Zügel von Hexe.
Sie verschwand im Gasthaus und kehrte wenige Augenblicke später mit einem Burschen zurück, der sich der Tiere annahm.

Als sie ihre treuen Gefährten sicher und warm im Stall wussten, betraten die Gardisten die Gaststube. Wärme und ein recht hoher Geräuschpegel drängte sich ihnen entgegen. Im Raum stand die Luft. Es roch nach Rauch, Eintopf, Matsch und Menschen. Trotz des Wetters schienen nicht wenige Reisende unterwegs zu sein...

Julienne ging an die Theke, hinter welcher der dicke Wirt Bier zapfte. Die Schankwirtin schlängelte sich mit einem Tablett voller mit Eintopf gefüllter Schalen durch die Leute. Als sie der Neuankömmlinge gewahr wurde, rief sie über das allgemeine Lärmen hinweg, ob sie auch etwas zu Essen haben wollten.
Julienne brauchte die anderen nicht zu fragen. Sie nickte der Frau, die ebenso kräftig war, wie ihr Mann, zu und wandte sich dann an den Wirt.
"Wir brauchön einö Unterkunft für drei."
"Ah ihr seid es wieder! Nur drei, sagt Ihr? Wo habt ihr euren vierten Kameraden gelassen?", fragte der Wirt gut gelaunt.
"Där ist in anderär Rischtung untärwägs.", antwortete die Gardistin. Dann lehnte sie sich vor und murmelte dem Wirt etwas zu.
Dieser blickte kurz auf die beiden anderen Gardisten und nickte dann. "Natürlich. Wie Ihr wünscht."
Er drehte sich zur Türe, die vermutlich in Richtung Küche führte und brüllte nach einer Ygrain.
Eine junge Frau kam herbei geeilt. "Zeig den Leuten ihre Schlafräume. Die Damen in das Zweier-Zimmer, den Herrn in den hinteren Gemeinschaftsraum."
Ygrain nickte folgsam, schnappte sich ein Licht und bat dann die drei Gardisten, hinter ihr her zu gehen.
Die junge Frau stieg die hölzerne Treppe hinauf und wies den Gefährten ihre Zimmer zu.
"Ihr schlaft in diesem Raum.", sagte sie zu Nesrine und Julienne, schloss die Türe auf und machte Platz, damit die beiden das Gemach inspizieren konnten. Es war ein winziges Zimmer mit zwei Betten und einer großen Truhe mit Schloss, in der die Gäste ihre Sachen verstauen konnten. Vor den Betten lagen kleine Teppiche. Das kleine Fenster würde die Aussicht nach vorn zur Front des Hauses zeigen, wenn nicht gerade die Läden geschlossen wären. Auf dem Fenstersims und in einer Nische neben der Tür standen Lampen, die ein wenig Licht in den dunklen Raum bringen würden, sobald die Kerzen darin brannten. Ygrain kümmerte sich sofort darum und erklärte währenddessen, dass sie alsbald Schüsseln mit warmen Wasser und Tücher bringen würde.
Nesrine und Julienne bedankten sich, bekamen den Schlüssel zu dem Zimmer und machten sich daran, es mit ihren wenigen Habseligkeiten einzurichten. Die beiden warfen sich probeweise auf die Betten und bemerkten, dass diese in besserem Zustand waren, als jene, in denen sie bei ihrem letzten Aufenthalt geschlafen hatten.

Im Durchgang vor den Zimmern schritt Ygrain nun zur letzten Tür und bedeutete André ihm zu folgen.
"Für Euch haben wir leider nur noch ein Bett in einem Gemeinschaftsraum...". Sie öffnete die Tür.
"Aber Ihr habt eine Truhe nur für Euch, sodass ihr Eure Sachen sicher einschließen könnt."
Die junge Frau wies auf eines der beiden letzten leeren Betten.
Der durch mehrere Lampen beleuchtete Raum war recht groß, es standen 5 Betten darin. Neben jeder Schlafstatt befand sich eine abschließbare Truhe. Mit drei Fenstern, deren Bespannung aus Rohhaut und den geschlossenen hölzernen Läden nur die fieseste Witterung abhielten, war es etwas kühl in dem Zimmer. Doch sobald alle zu Bett gegangen wären, würden die menschlichen Leiber den Raum rasch aufwärmen. Zudem lagen auf jedem Bett zusätzliche Wolldecken guter Qualität, die ihren Teil gegen die Kälte tun würden.
Auch André wurde eine Schüssel mit warmen Wasser und Tücher versprochen. Dann verschwand Ygrain wieder.

Nesrine:
Nesrine hing ihren nassen Umhang an einen Haken neben ihrem Bett, zog Helm und Gambeson aus und streckte sich wohlig. Sie freute sich auf einen Krug des kräftigen, dunklen Bieres, das hier ausgeschenkt wurde. Und auf eine große Schüssel Eintopf.
Sie sah auf Julienne, die noch immer selig lächelnd mit geschlossenen Augen auf ihrem Bett lag.
"Ste' bessär auf, sonst sind deinö Deckön gleisch feuscht!", mahnte sie die andere Frau, die ihren nassen Umhang noch immer trug.
Diese seufzte und erhob sich grummelnd.

Bald darauf klopfte es an der Tür und als Nesrine wenige Augenblicke später öffnete, reichte Ygrain ihnen zwei dampfende Schüsseln und einige Tücher hinein.
Nesrine nahm die Sachen dankbar entgegen und verschloss dann erneut die Türe.
...

Yorik:
Müde, unterkühlt und immer noch klitschnass folgte André der jungen Frau namens Ygrain in den Schlafsaal. Ein wenig beneidete er seine beiden Kameraden, dass sie ein eigenes warmes Zimmer bekamen, aber es war nun mal wie es war, da machte es keinen Sinn zu meckern - außerdem hatte er in der Vergangenheit auch schon unbequemer genächtigt. "Schon in Ordnung, Mademoiselle", winkte er deshalb ab, "isch werde misch schon arrangieren." Kurz schaute er sich im Schlafsaal um, der noch leer war (die meisten befanden sich wohl grade im Schankraum), dann überprüfte er das Bett. Es war zwar nicht ungeheuer bequem, aber trocken und sauber - zusammen mit der warmen Wolldecke würde ihm das mehr als genügen. "Merci beaucoup", antwortete er dann, als ihm heißes Wasser versprochen wurde, "das kann isch auf jeden Fall gebrauchen. Wenn es danach auch noch möglisch wäre, einen Teller warme Suppe zu bekommen, bin isch wunschlos glücklisch." Freundlich lächelte er das Mädchen an, während auch er seinen durchnässten Mantel ablegte.

Lilac:
Es dauerte eine ganze Weile bis Nesrine und Julienne den Weg in den Schankraum antraten.
Unten angekommen bekamen sie ihre Schüsseln mit Eintopf und das freudig erwartete Bier.
Sie gesellten sich zu André, der scheinbar schon länger in der Gaststube war, jedenfalls ließ seine fast geleerte Schale darauf schließen.

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