Die Gebiete in Caldrien > Das Caldrische Imperium

Voranenburg, 266 n.J.

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Vanion:
Voranenburg war eine eindrucksvolle Stadt. Umgeben von einer langen und dicken Stadtmauer, verstärkt mit trutzigen, runden Türmen, lag die Stadt in einer Senke im Herzen Caldriens.

Schon von weitem hatte Vanion die stolzen, grün und goldenen Banner gesehen, die im Wind flatterten. Unwillkürlich hatte er an La Follye gedacht, und irgendwie empfand er es als seltsam passend, dass ihn hier grüne Banner erwarteten. Dann erkannte er die goldene Waage, und mehr und mehr Unterschiede stellten sich ein. Der Grünton war ein anderer als der La Follyes, und eine Waage war nun wirklich keine Distel.

Man hatte ihn am Tor freundlich eingelassen. Er trug blau und weiß, und das Tuscheln, das seinen Namen oben in Nordcaldrien begleitete, gab es hier nicht. Vanion aus Roquefort hatte eine kleine Kammer bezogen in einem schönen Gasthaus nahe dem Stadtinneren. Ein paar Tage Ruhe wollte er sich gönnen, bevor er hinauf steigen würde zur Residenz des Grafen.

Es war schon dunkel, als er zum Schankraum hinunterstieg. Sein Geldbeutel war dünner und dünner geworden, und er hoffte nur, dass das, was er bei sich trug, noch reichen würde. Die Kleidung war zum Ausbessern bei einem Schneider, die Scharten seines Schwertes wurden von einem Schmied behandelt, und auch die Stallbox, in der sein Pferd stand, kostete Tag für Tag gutes Kupfer.

Während er also seinen Abendessen zu sich nahm, ging er noch einmal im Geiste die Besorgungen und Gänge durch, die er morgen zu machen hatte. Wenn alles gut ging, würde er in zwei Tagen zu der alten Burg hinauf reiten, in deren Schatten sich die vielen Häuser der Stadt eng zusammen drängten.

Anders:
Im Endeffekt war es auch nur eine Stadt wie jede andere. Viele Menschen, viele Häuser, viele Gassen, manche sehr dreckig. Gerade dort wo sie untergekommen war. Ganz am Rande der Stadt in einem kleinen Gasthaus. Sie wollte eh nicht lange bleiben.
Seit sie angekommen war hatte sie sich umgehört und irgendwann hatte sie endlich von Vanion erfahren. Nur das die Farben nicht ganz zu dem Bild passten wie sie ihn in Erinnerung hatte. Anders faltete den kleinen Brief nochmals auseinander.
//Roquefort. Da war ja was.//
Den Umhang fest um sich gezogen stiefelt sie durch die dunklen Gassen. Die Tage waren furchtbar kurz und heute pfiff ein scharfer kalter Wind. Es war gut das Springer ein wenig Pause bekam.
Vor dem Gasthaus blieb sie stehen und schaute prüfend hinauf zum Zeichen über der Tür. Ja ... Hier war sie richtig. Hoffentlich.
Vorsichtig drückte die Kenderin die Tür auf und genoß den Schwall warme Luft der ihr entgegen waberte ehe sie die Tür schnell wieder hinter sich schloss. Drinnen zog sie die Kaputze vom Kopf und sah sich um.
//Blau weiß wie Schnee bedeckte Berge...//
Der Schankraum war nicht voll, aber auch nicht leer und so dauerte es einen Moment ehe sie Vanion entdeckte. Doch sobald das geschehen war kam sie breit grinsend an seinen Tisch.
"Blau weiß hm? Wenn du dich jetzt mit der rechten Seite nach vorn seitlich in den Schnee stellst findet man dich gar nicht mehr." Die hellen Augen funkelten keck.

Vanion:
"Anders!"
Bis zuletzt war er sich nicht sicher gewesen, ob sie hierherkommen würde.
"Setz dich doch. Es ist schön, dich zu sehen!"
Kurzerhand winkte er die Bedienung heran und fragte nach einer weiteren Portion.
"Ja, blau und weiß. Es wurde Zeit, dass ich nicht nur den Namen, sondern auch die Farben trage. Wie geht es dir?"

Anders:
Die Kenderin beschloss das Vanion gut aussah. Nicht wegen den Farben, sondern wegen dem gesamt Packet. Er wirkte nicht mehr so... Hm... Uneins. Mit einem halb Seufzenden halb uffzenden Geräusch ließ sie sich neben Vanion auf die Bank fallen.
"Besser als Fulk. Er hat sich eine starke Erkältung eingefangen und hustet die ganze Zeit. Ich hab schon alles versucht um es irgendwie besser zu machen. Fulk sagt das es hilft, aber ich glaube ihm nicht. Wir haben ihn schon in eine andere Kammer getan. Seine alte war zu zugig."
Sie legte den Umhang ab und rückte ihre bunte Weste gerade an der ein alt bekanntes grünes Wappen hing.
"Aber mir geht es gut. Man scheint sich an mich zu gewöhnen und wenn ich ganz ganz ehrlich bin, was ich ja sonst eigentlich immer bin, aber egal, ich bin so froh das ich endlich von den Büchern weg bin. Brr. Ich meine ich bin selbst Schuld, immerhin wollte ich es ja unbedingt lernen, aber trotzdem. Bücher führen ist so langweilig. Also so Ding-Bücher. Es gibt ja auch andere."
Kurz stockte sie, überlegte kurz und fragte dann: "Du weißt doch was ich mit Ding-Büchern meine oder?"

Vanion:
"Du meinst diese ganze Verwaltungs-Geschichte, nicht wahr?" Vanion kam nicht umhin, zu schmunzeln. Er konnte sich immer noch nicht so richtig vorstellen, wie Anders auf La Follye die Geschäfte führte.
"Daran gewöhnst du dich bestimmt nie. Es widerspricht gewissen Dingen, die dich ausmachen, finde ich. Andererseits - du hast etwas versprochen, und du hast diese gewisse Angewohnheit, Versprechen nicht zu brechen."

Er nahm einen tiefen Schluck aus seinem Becher.
"Fulk ist alt. Er hat damals Antoine unterrichtet, als ich Lorainne noch gar nicht kannte, und auch Benjen. Das merkt man ihm an, fürchte ich. Mein Vater wurde auch Winter für Winter etwas kranker, und... naja, als er starb, da war's die Altersschwäche, die ihn hinraffte. Manchmal wünschte ich mir, er würde mich jetzt sehen. Ich hab sein Erbe angetreten in gewisser Weise."
Es musste jetzt ein oder zwei Jahre her sein, dass sein Vater gestorben war.
"Hast du Lorainne getroffen? Wie geht es ihr?"

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