Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches > Gruppen auf Reisen im In- und Ausland
Goldbach on Tour (Winter 266 n.J.)
Lilac:
André verschwand rasch, wenn auch mit rotem Gesicht (der Arme wurde von seinen Kameraden schon wieder fröhlich angelacht) und kam eine gaaaanze Weile nicht wieder.
Die anderen glucksten und die Stimmung war wieder obenauf. Jeder vermied nun das Thema Spital und so kamen zum Teil etwas flache, dafür aber harmlose Gesprächsthemen auf den Tisch.
Julienne wurde mal wieder Ziel des freundlichen Gespötts wegen ihrer Stute, Hexe. Gerard, der eigentlich mit fast allen Pferden gut klar kam, stellte sich auf die Seite des Weibels und proklamierte, das Vieh gehöre in die Suppe. Nesrine sah etwas ernster drein als der Rest und meinte nur, das Tier sei ein Pulverfass. Ihr ging Juliennes Wohlbefinden nahe, das konnte man ihr ansehen.
"Aaach, ihr 'abt doch allö keinö Ahnung!"
Kurz darauf kramte Nesrine in ihrer Tasche und holte Wurfzabel heraus. Sie und Julienne lieferten sich eine fast schon harmlose Partie, bei der klar wurde, dass letztere das Spiel noch nicht lange kannte.
Irgendwann tauchte André dann wieder auf und sie brachten ihre Sachen in die Schlafräume. Miri hatte zudem noch dafür gesorgt, dass für diejenigen, die wollten, ein Bad bereitstand. In dem kleinen Zuber, der in einem rückwärtigen Raum des Gasthauses aufgestellt worden war, wartete warmes Wasser, das ständig durch eine Magd ausgetauscht wurde. Besagte Magd stellte auch Seifen, Bürsten und Tücher zur Verfügung. (Als André badete, nahm Miri den Platz der Magd ein...) Ein Zugang zum Kamin erlaubte ein Feuer in dem Raum und so war es wirklich eine angenehme Erfahrung für jeden.
Den Rest des Abends blieben sie an ihren Plätzen im Schankraum, der sich mittlerweile gut gefüllt hatte. Viele Handwerker des Viertels kamen nach Arbeitsschluss hierher, um in geselliger Runde ein oder zwei Bier zu trinken. Für die hungrigen hatten die Wirtsleute und die Schankmägde Suppe zubereitet.
Auch die Goldbacher ließen sich welche bringen - ein einfaches, aber wärmendes Mahl, das hauptsächlich Wintergemüse enthielt.
Bei André hingegen schwamm ein großer Markknochen, an dem noch erstaunlich viel Fleisch anhaftete, in der Schale...
Es hagelte wieder amüsierte Blicke und anzügliche Bemerkungen.
Später war es dann an der Zeit, sich ins Bett zu begeben. Die Goldbacher stapften die Treppen zu den Schlafsälen hinauf, verabschiedeten sich im Flur voneinander und verschwanden in ihren jeweiligen Zimmern.
Die Nacht verlief sehr ruhig. Alle waren im zweiten Obergeschoss untergebracht und das Stockwerk zwischen ihnen und der Schankstube schluckte den Lärm, den die Feiernden machten.
Der nächste Morgen war eisig. Es hatte marginal geschneit und die ganze Stadt sah aus, als hätten die Götter sie mit feingemahlenem Zucker bestäubt.
André kam fast zu spät und als er auf sein Pferd stieg, stand eine traurige Miri im Eingang zum Schankraum.
Francois:
Sie bildeten eine ordentliche Marschformation, damit sie in den engen Strassen der Stadt nicht getrennt wurden.Julienne und Nesrine an der Spitze, gefolgt von dem Wagen mit dem Magus und Celestine. André und Francois schlossen nach hinten.
Francois sah noch einmal kurz um und rief "Auf dem Rückweg kommen wir wieder her, wir hoffen auf die selbe Gastfreundschaft..." Den Seitenblick zu André sparte er sich, er konnte sich dessen Gesicht klar vorstellen.
Die Strassen waren zu dieser Zeit relativ frei, die Handwerker waren bereits bei ihren Tätigkeiten, und die restliche Bevölkerung war wohl noch in den eigenen Häudern zugange. So kamen sie zügig aus der Stadt heraus und schlugen eine grössere Strasse in Richtung Süden, entlang des Alva-Sees ein.
Lilac:
Die Reise ging gut voran, wenn sie auch wegen Eis und Schnee vorsichtig und mit niedriger Geschwindigkeit unterwegs waren. Vor allem im Gebirge westlich des Alva-Sees hatten sie es mit fiesen Schneefällen, hohen Verwehungen und von Schnee verdeckten Eisflächen auf den Wegen zu tun.
Oft wurde schon am frühen Nachmittag Halt gemacht, da es fahrlässig gewesen wäre, die Tiere in der Dämmerung über die glatten Straßen zu führen. Außerdem wollte es wohl berechnet sein, ob man sich in diesem Gasthaus niederließ, oder es doch noch bis zum nächsten zu schaffen versuchte.
Egal wie gut die Ausrüstung - am Ende eines jeden Tages waren die Goldbacher völlig verfroren und freuten sich über jedes Bisschen Wärme.
Mit der Zeit veränderte sich die Landschaft. Nach dem Gebirge kamen die Ebenen von Ahrnburg, welche auch unter tiefem Schnee begraben lagen. Am südlichen Ende des Sees wartete Brega auf sie. Im Gegensatz zu den ländlichen Gebieten wimmelte es hier vor Leben, wenn sich Brega auch nicht mit der Größe Engonias messen konnte.
Während die einen sich freuten, wieder einmal die Vorzüge einer Stadt genießen zu können, konnte es anderen nicht schnell genug gehen, die engen Gassen, den Gestank und die vielen Leute wieder hinter sich zu lassen.
Nach Brega ging es entlang des Flusses weiter nach Süd-Osten. Die Nähe zu dem großen Gewässer bedeutete zwar mehr Feuchtigkeit in der Luft und somit eine unangenehmere Kälte, doch die Wege quer durchs Land in Richtung Uld zu nehmen wäre zu unsicher gewesen. Hier, am Fluss, gab es viele Siedlungen, wohingegen das wilde Land zwischen dem Strom und dem Wald von Arden mit mannigfaltigen Gefahren aufwartete. Gerade jetzt, im gestrengen Winter, waren Räuber nur ein geringes Übel. Größer war die Gefahr von Wolfsrudeln und anderen Raubtieren, die aufgrund der Witterung jegliche Scheu verloren und in ihrer Verzweiflung sogar in Weiler und Dörfe kamen.
Einmal kam die Reisegruppe an einem späten Vormittag an eine enge Wegbiegung, die durch eine umgestürzte Tanne blockiert wurde. Ein rascher Blick auf den Baum zeigte, dass er nicht gefällt worden, sondern unter einer zu hohen Schneelast umgestürzt war. Dennoch hielten alle die Augen auf; es wäre ein idealer Ort für einen Hinterhalt...
Francois:
Mit den Tieren hätte man ihn umgehen können, aber den Wagen herüberheben war nun wahrlich keine Option. Der Baum hatte sie eine Stunde gekostet, bis er mit Hilfe von Seilen und Tragtieren vom Weg gezogen war und der Marsch fortgesetzt werden konnte.
"Wenn das die einzige Komplikation bleibt, dann ists mir Recht."
Lilac:
Die Gardisten nickten und blieben wachsam.
Doch dies blieb zum Glück die einzige Überraschung des Tages.
Am frühen Abend machten sie Halt in einem Dorf, das zu einem kleinen Hofgut gehörte und das über ein einfaches Gasthaus verfügte. Das Schild über dem Eingang der Herberge zeigte ein Jagdhorn.
Der Innenraum war es wohlig warm, ein großes Feuer prasselte in einem offenen Kamin an der dem Eingang gegenüberliegenden Seite. Die Wände waren voll mit kleinen Jagdtrophäen - ausgestopfte Tiere, Geweihe und Schädel und die ein oder andere Felldecke schmückten den Raum.
Nesrine und Julienne zogen die Augenbrauen hoch. Einige der Tiere fielen unter die Beschränkung des Jagdrechts für das gemeine Volk.
Der Wirt, der gerade mit Francois über die Konditionen gesprochen hatte, bemerkte die Blicke der beiden.
"Unser Herr, der Junker Alwin von Blaubach ist ein begeisterter Jäger. Und er kehrt nicht nur nach der Jagd gern hier ein. Zum Dank für unsere Dienste gibt er uns von Zeit zu Zeit die ein oder andere Trophäe."
Stolz überberblickte der dickliche Mann das Interieur seines Reiches.
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