Die Gebiete in Caldrien > Das Herzogtum Hanekamp

Der Sitz des Grafen von Voranenburg

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Vanion:
Diese Geschichte kannte Vanion nicht, aber es verwunderte ihn wenig. Als er selbst im Pilgerzug gefochten hatte, war er nicht mehr als ein Kämpfer gewesen, ein Mann unter vielen. Er hatte sich damals Gerechtigkeit auf die Fahnen geschrieben und keinerlei Verständnis von Politik gehabt. Er war schließlich ein Bauer gewesen - woher hätte er wissen sollen, was es alles für Interessen gegeben hatte im Krieg?

Nun jedoch wusste er das, was Damian vorgeworfen war, sehr genau einzuordnen.

"Ich vermute zwei Beweggründe, Herr. Zum Einen der Vergangenheit wegen: ich brach meinen Knappeneid, der Blutsbande wegen. Dabei war ich durch das Verhalten, durch die Sünden meines Onkels von der verwandschaftlichen Loyalität entbunden vor Menschen wie Göttern. Euer Sohn wird Euch längst umfassend unterrichtet haben, doch fehlt noch ein Steinchen im Muster, so lasst es mich wissen.

Und dann im Sinne der Zukunft. Aus Ahrnburg und Barebury kommen stets neue Geschichten. Die Inquisition des Alamar ist umtriebig, sie wird mächtiger, und der Herzog von Hanekamp, euer Lehnsherr, glänzt durch Untätigkeit. Ihr habt einen Lehnseid geschworen - aber ob Ihr daran gebunden seid, ist von Hanekamp abhängig."

Jeremias:
Alle drei Männer lächeln zufrieden, als Vanion die letzten Worte spricht. Heinrich lehnt sich in seinem Sessel und nickt Rutger zu, der kurz den Raum verlässt. "Sehr richtig, junger Mann. Ein Eid, eine Gefolgschaft geht immer in zwei Richtungen. Wenn ihr Ritter werdet, dann wird euer Lehensherr Gefolgschaft verlangen, dafür könnt ihr aber auch von ihm verlangen, dass er euch schützt. Im Falle des Savaric wart ihr ein Opfer euch unbekannter Umstände und als Knappe habt ihr euch nicht fähig gesehen, eure Stimme zu erheben." Rutger betritt den Raum wieder, er trägt einen einfachen Stuhl, den er vor den Schreibtisch stellt. Heinrich zeigt auf den Stuhl. "Setzt euch doch." Er wartet kurz, dann fährt er fort.
"Für den vorliegenden Fall wird ein Eid auf Alamar und die übrigen Götter Engoniens fällig werden. Ein Eid, den ihr als Mann schwören werdet, nicht als begeisterter Bauer oder junger Knappe. Von einem Mann werde ich erwarten, dass er seine Stimme erhebt. Dass er seine Pflichten erfüllt. Dass er nicht davonläuft, wenn er glaubt, dass es Konflikt gibt." Heinrich schaut Vanion kühl aus seinen dunklen Augen an, sein ganzes Gesicht wirkt nun deutlich weniger großväterlich, das Weiß seiner Haare gemahnt nun eher an das Eis des Winters. "Damians Urteil, was eure Kampfkraft angeht, etwas was ein jeder meiner Ritter haben sollte, vertraue ich. Aber ich möchte wissen, was ihr tun werdet, wenn ihr nochmals in einer solchen Situation seid." Er denkt kurz nach. "Sagen wir, ich schicke euch in drei Jahren eine Botschaft und verlange von euch, den zukünftigen Baron Feuerklinge in Fesseln zu legen und zu mir zu bringen, auf dass ich ihn hinrichten kann. Um die Situation machbar zu gestalten, nehmt an, dass ich euch ein antimagisches Amulett schicke. Was würdet ihr tun?"

Vanion:
Dankbar nahm Vanion Platz, aber er erlaubte sich nicht, sich zu entspannen. Rutger und sein Vater hatten sich auf dieses Gespräch vorbereitet, genau wie Vanion. Damian war hier ein abwartender Beobachter.
 
Vanion nahm sich etwas Zeit, bevor er langsam und bedächtig antwortete:
"Als Ritter in Euren Diensten werde ich Euch den Baron bringen."

Er machte eine kurze Pause, dann hob er entschlossen den Blick.
"Doch um meiner Ehre willen würde ich erfragen, weshalb Ihr einen Mann, der von Euch bisher mit Wohlwollen betrachtet wurde, zum Tode verurteilt. Es ist schwierig, vorherzusagen, was ich tun würde, sollte Euer Urteil sich als unrechtmäßig oder gar gesetzeswidrig herausstellen, doch ist es rechtens, so werde ich weder Stimme noch Hand dagegen erheben."

Jeremias:
Heinrich schaut Vanion eine lange Sekunden an. "Eine wohlgesetzte Antwort, bedacht, nicht zu forsch. Und eine Antwort, für die ihr in höfischen Kreisen viel Applaus erhalten werdet, entspricht sie doch den ehrwürdigen Kodizes der Ritterschaft." Geistesabwesend spielt er mit seinem Siegelring. "Und als ich so alt war wie ihr, hätte ich genauso geantwortet."
Er seufzt leicht. "Wie ihr selber gesehen habt, ist die Wahrheit oft schwierig zu erfassen und noch schwieriger zu bewerten. Ihr werdet niemals den Luxus eines einfachen Landritters haben, dass ihr zu Kriegsdienst gezogen werdet und Steuern bezahlen müsst und sonst den Hof links liegen lassen könnt. Ihr seid, so ihr denn wirklich ein Voranenburger Ritter werden wollt, vom ersten Tag an an einem Konflikt beteiligt, der bis zu einem Bürgerkrieg führen kann. Und unser ganzes Gespräch dreht sich darum, das ich wissen will, was ihr dann tun werdet. Eure Gegner werden sich euch nicht forsch zum Kampfe stellen, sondern euer Verhalten auf die Probe stellen. Und an diesem Verhalten werden drei Häuser gemessen. Eures, das Haus Feuerklinge und das Haus Voranenburg."
Heinrich schaut Vanion direkt in die Augen. "Und wenn euer Verhalten mein Haus und meine Familie beschädigt, dann werde ich euch und eure Bürgen," er neigt den Kopf in Richtung Damian, "zur Rechenschaft ziehen." Einige Sekunden schaut er Vanion noch an, dann holt er aus einer Schublade im Schreibtisch zwei Sporen und ein Wappen hervor. "Ich für meinen Teil bin im Moment zufrieden mit euch. Habt ihr noch Fragen?"

Vanion:
"Ich danke Euch, Herr."
Vanion schluckte, als die Erinnerung an das Stadthaus der Goldbacherin hoch kam.
Ich habe schon einmal große Reden geschwungen, wie ich mich verhalten würde.
Die Erinnerung an seinen Wortbruch tat weh, aber innerlich straffte er sich. Er war schließlich zurückgekehrt, und auch, wenn das nicht alle so sahen, hatte er seine Ehre bewahrt. Zu einem hohen Preis.

"An einem zweiten Bürgerkrieg würde Engonien vielleicht endgültig zu Grunde gehen. Durch meinen Dienst mag ich dazu beitragen, einen solchen zu verhindern."
Nun waren nur noch Formalia unklar. "Sagt mir nur - wann soll der Ritterschlag stattfinden, und wann soll ich mich an Feuerklinges Seite einfinden?"

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