Der Städtebund von Tangara > Ayd'Owl-Akademie

Der Meditationsraum

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Ballessan:
"Äh..." Hat sie mich gerade gefragt ob das so muss?, dachte Balerian. Dann lachte er unwillkürlich.
Ich mag sie wirklich für ihre offene Art.
Er lächelte und wollte noch einmal zu einer Antwort ansetzen, doch er sah, dass Mina eine Entschuldigung murmelnd nach unten blickte.
Ist ihr Geist gerade rot geworden?
Balerian gemahnte sich selbst zur Konzentration. Mina schien die ihre wieder aufnehmen zu wollen und es werden bei ihren Begegnungen sicher noch mehr Gelegenheiten kommen ihr zu sagen, dass sie sich für Dieses oder Jenes nicht entschuldigen muss.

Er schloss die Augen und strecke seine Fühler nach Minas Präsenz aus, versuchte ihre Gedanken zu erahnen und ihre Empfindungen zu erfühlen. Mit diesem Vogel so nah, der seiner Gestalt so ähnlich war, erschien es ihm noch leichter.

"Beharrlichkeit.... Schabernack...", hallte es durch seinen Kopf. Ja... ja genau, bestätigte er innerlich, wobei der sonderbare und so vertraute Vogel die Präsenz seiner größeren Gestalt zu stärken schien.
"Intuition... Selbstreflektion...", hallte es weiter. Das ist es! Nun wurde die kleinere Gestalt des Vogels deutlicher.
Sie ist gut. Wirlich gut. Sie ließt meine Seele glatt wie ein offenes Buch. Kein Wunder, dass sie solche Probleme hat sich vor den Emotionen anderer abzuschirmen.

"Ich glaube wir kommen der Sache sehr sah", sprach Balerian zu Mina, und öffnete langsam die Augen.
Er unterbrach sie keineswegs, weil ihm unangenehm gewesen wäre, dass Mina so tief in ihn hineinblicken konnte, dafür war sie ja hier. Er wollte lediglich ihren Fokus noch ein wenig lenken.
"Ich glaube wir müssen das, was du fühlst nur noch ein wenig ... sortieren?", sagte er nach dem richtigen Wort suchend. "Ich habe da eine Eingebung, aber kannst du dir vorstellen wie diese Eigenschaften genau zu mir passen? Oder passten? Oder anders gefragt; kannst du dir vorstellen, was für ein Seelentier Balerian und welches Eolan hatte?"

gutemine:
Sortieren... Mina seufzte. Nicht nur, dass es ihr manchmal schwer viel, Dinge in ihrem eigenen Kopf zu sortieren und wiederzufinden, jetzt sortierte sie auch noch in anderer Leute Köpfen....
Aber Moment. Eigentlich war die Aufgabe doch sehr einfach. Denn schließlich ging es hier nicht im Butterpäckchen, die von außen alle gleich aussehen. "Wenn ich mich auf die eine, mir bekannte Gestalt konzentriere, kann ich sie vielleicht auch genauer erkennen. Der Rest muss dann der andere sein."

Mina versuchte sich an einen Moment zu erinnern, als Eolan ihr sehr nah gewesen war. Eindrücke kommen und gehen... Im Schatten des Laviniaspital drückt er ihr einen Stein in die Hand... Intuition ! "Weißt du, Magie ist für mich wie ein großer Baum, den ich hegen und pflegen möchte...." Selbstreflexion! "Mina, ich muss bald gehen..."  Ankündigung... eines, ja was? Mina musste sich zusammenreißen, im letzten Bild nicht stecken zu bleiben. Weiter gehen, schau ihn an! Und Mina blickte in die großen scharfen Augen eines kleinen Waldkauzes.
"Der eine ist ein Käuzchen", sagte sie mit belegter Stimme. Ungern wollte sie ihn wieder gehen lassen, aber schon begannen sich die Umrisse des Vogels sich wieder zu verflüchtigen.

So. Das war einfach. Balerians Vogel zu erkennen würde schwieriger werden.  Wann hatte sie ihn eigentlich zum ersten Mal gesehen? Ach ja. Als sie in diesem
Gasthaus auf die Inquisition getroffen waren. Da lief er hinter ihr über das Feld und klingelte so nervtötend... Glöckchen.. aber nicht die eines Schalk, mehr die eines Schelms... Schabernack! Nur nicht aufregen... und später im Wirtshaus, wie er sie beharrlich ignoriert  hat, als sie die Steine suchen gehen wollte... einatmen, ausatmen Mina, nicht aufregen!  Mina war für einen kurzen Moment selbst überrascht, dass sie mit ihrem Tutor so unterschiedliche Emotionen verband. Na wie gut, dass das Tutorium jetzt vorbei war. Mina spürte ein letztes Mal den Emotionen nach um zu sehen, was da am anderen Ende hockte. Und da saß er. Ein Kuckuck!

Das erklärte so einiges! Sie musste sich wirklich zusammenreißen, nicht loszuprusten. Es war eher das Abfallen der Anspannung und die Erkenntnis was diese Hervorgerufen hatte, die das Lachen provozierte.
"Ein Kuckuck!" Gluckste Mina und fügte verlegen hinzu: "Äh, ich lache übrigens über mich."

Ballessan:
Es kam Balerian so vor, als sei Mina alles andere als Glücklich bei der Vorstellung, jetzt nicht nur ihren eigenen Kopf auf die Reihe zu kriegen, sondern auch noch in anderen Köpfen sortieren zu müssen.
Wenn du wüsstest wie begabt du tatsächlich bist, dachte der Magister. Es wird dir leichfallen mich zu erkennen, wenn du nur genau hin siehst.
Gleichzeitig dachte Balerian, dass es ihm viel schwerer fallen wird an Minas Gedanken dran zu bleiben, damit er spüren konnte was sie empfand. So sehr musste er sich noch nie an einen anderen Geist und an Emotionen heften. Doch seit seine Seele wieder vereint war und seit den Geschehnissen in Sasha, in seinem eigenen Kokon nahe ihrer Seele, wusste er, dass er es konnte. So sehr im Reinen war er noch nie mit sich. Auch wenn manches gerade kompliziert wirkte, wenn er nur erkannte wer er war, würde er auch sehen wer er ist.

Mina fokussierte sich. Sie rief eigene Emotionen wach, um deutlicher sehen zu können. Balerian spürte wen sie vor sich war. Sie begann mit der für sie einfacheren Aufgabe, mit Eolan, der ihr um Kilometer näher war als Balerian. Intuition...Selbstreflexion...Ankündigung..., dann stockte Mina scheinbar, geschuldet ihrer Erkenntnis. Ein Kauz. Ein kleiner Waldkauz, mit Eolans offenen Augen.
Sofort kam dem Magier dies wie selbstverständlich vor. Wie etwas, das schon immer da war.
Entweder über die eigene Erkenntnis oder wegen einer Empfingung Minas, durch irgendetwas verlor er den inneren Kontakt. Sicher fällt es ihr nicht leicht jetzt Balerian zu sehen, schlussfolgerte der Barde. Sie haben sich quasi nicht gekannt. Wann hatten sie sich überhaupt mal gesehen? Ganz langsam, mit viel Ruhe, gelang es Balerian wieder zu Mina zu ertasten. Was er als erstes zu spüren glaubte war Abneigung. Ups, dachte er etwas verlegen. Aber dann... Ein deutliches Bild zeichnete sich in Minas Gedanken ab. Ein Kuckuck. Ja, das war Balerian. Wie er leibt und lebte. Dann war Ende. Er hatte das Gefühl, als ob Mina für einen Moment einfach nicht mehr dachte. Dann schleuderte ihn eine Welle an freudiger Emotion aus ihren Emfindungen hinaus. Er hatte kurz probleme sich in Minas Geisteswelt auf den Beinen zu halten, bis er sich klar machte, dass Gleichgewicht und Schwerkraft hier nicht wirklich eine Rolle spielten.

Mit völlig unverständlichem Blick betrachtete Balerian Mina. "Was ist denn so lustig?, fragte er etwas beleidigt, da er Minas gemurmelter Ausrede nicht einmal ansatzweise glaubte.
Er räusperte sich kurz, gewann die Fassung wieder und schloss für einen Moment die Augen. Er kehrte in sich hinein und rief sich die beiden Vögel in Erinnerung. Aber nicht nur dahin, mehr in sein Herz, in seine Seele. Der Kuckuck, der er so lange war. Der Kauz, der auch wenn er dieser nicht lange war, doch so viel bedeutete. Dann wusste er es. Er hatte das Gefühl, er wisse in diesem Moment einfach alles über sich. Was er jemals war und was er nun ist. Ein Moment der absoluten Klarheit und Reinheit mit sich selbst. Die Vogelgestalten auf dem Baum gingen in einem Licht auf und taten das, was Balerian und Eolan taten. Sie vereinigten sich zu einer völlig neuen Gestalt. Zu seinem neuen Sein. Ein ...

Balerian öffnete die Augen wieder und sah Mina freudig und mit einem dankbaren Lächeln an. "Sicher siehst du nun genauso klar wie ich, wen du vor dir hast", begann er. "Doch ich bitte dich, es nicht auszusprechen. Zwischen uns muss nichts gesagt werden und für andere ist dieses Wissen nicht bestimmt." Der Barde lächelte weiter und hoffte, dass Mina ihn verstand. "Wollen wir gehen", fragte er und legte den Kopf schief.

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