Die Gebiete in Caldrien > Das Herzogtum Hanekamp

Eine Woche vor der Hochzeit von Damian und Leonie

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Jeremias:
Heinrich hat Berengar bis zu Ende zugehört und ergreift dann das Wort. "Herr Berengar, Kelos hat sich mitnichten meiner Gerichtsbarkeit gestellt. Weder meiner noch der des Herzogs, in dessen Gebiet das Spital ja lag. Er hat sich nach Engonia begeben und sich der Gerichtsbarkeit eines alamarianischen Tribunals gestellt. Und nach den Regeln, die in Engonia gelten, die eine juristische Traumwelt abbilden, nämlich das Engonien vor Barad Konar, wurde er milde bestraft. Hätte er sich meiner Gerichtsbarkeit unterworfen, für das, was in Feuerklinge passiert ist, dann hätte ich wegen Missachtung meiner Souveränität vermutlich hinrichten lassen." Zwar bleibt der Graf bei den letzten Worten äußerlich ruhig, aber sein freundliches Lächeln ist weggewischt. Er atmet tief durch und trinkt aus seinem eigenen Glas. "Aber vielleicht sollten wir weniger Worte über diejenigen verlieren, die meinen Kindern nach dem Leben trachten und glauben, in meiner Grafschaft tun und lassen zu können, was sie wollen."

Der älteste Sohn des Grafen, Rutger, schaut bei diesen Worten Klara und Berengar an. "Richtig, ich wollte auch noch einmal fragen. Ursprünglich war ja geplant, dass ich Herrn Vanion zum Ritter schlage. Ich hätte das aufgrund seiner Geschichte auch gerne getan. Ich freue mich für ihn, dass nun seine ehemalige Rittermutter dies getan hat! Aber wie kam es dazu, Herr Berengar, dass ihr an dieser freudigen Sache beteiligt ward?" Man merkt Rutger eindeutig an, dass er ein angenehmeres Fahrwasser erreichen will.

Berengar von Thurstein:
Bei Heinrichs Klarstellung beißt sich Berengar zerknirscht auf die Lippe und senkt betreten den Blick. "Verzeiht mir bitte, Euer Erlaucht, es lag mir fern Euch zu nahe treten zu wollen." Danach scheint er eigentlich lieber verblassen und aus der Wahrnehmung der Anwesenden verschwinden zu wollen, doch holen ihn Rutgers Worte aus dieser schamhaften Stimmung wieder heraus. ´Ich scheine nicht nur den falschen Ton zu treffen und denkbar schlecht informiert zu sein... ich nehme auch noch anderen ihren rechtmäßigen Platz weg...´ Wer ihn gut genug kennt, wird sich diese Worte gut in seinem Kopf vorstellen können bei dem Schatten, der kurz über seine Züge zu gleiten scheint.

"Bei der Hochzeit seiner Hochwohlgeboren Gorix, Baron von Feuerklinge und ihrer Hochwohlgeboren, Svenja von Feuerklinge, kam es bekanntermaßen zu einem schweren Zwischenfall. Im Zuge der Kampfhandlungen taten sich die Gäste wie die Gefolgsleute der anwesenden Akteure durch Entschlusskraft und energisches Einschreiten hervor, doch unter denen, die sich am wenigsten schonten um andere zu schützen, war Herr Vanion einer der herausragenden. Mehrfach schützte er Gäste und Freunde des Brautpaares schonungslos und teilweise mit seinem eigenen Leib, und kam durch diese selbstlosen Akte der Ritterlichkeit und Nächstenliebe an den Rand des eigenen Todes heran, wie mir berichtet wurde." Seine Stimme wird wieder etwas rauer, und etwas scheint ihn zu bedrücken, als er davon berichtet.

"Ich selbst kam erst später am Abend zu der Gesellschaft dazu, und erhielt viele Berichte über das Geschehene aus erster Hand. Doch Vanion schwieg zu alledem, bescheiden und nicht willens, seine Taten in besonderem Maße heraus zu streichen. Schließlich trat die Dame de la Foylle des Joux an mich heran, mit der mich seit den Tagen am Spital der gnädigen Mutter Lavinia eine Kameradschaft unter Waffengefährten verbindet, und bat mich, Vanion ins Gespräch zu nehmen, und seine Tugenden zu prüfen. Ich gab ihr mein Wort darauf und schritt zur Tat. Ich sprach lange und sehr eindringlich mit ihm, was ihn verwunderte, doch gab er mir bereitwillig Auskunft über seine Gedanken und Haltungen zu allem, was ich ihm aufbürdete. Jede seiner Antworten besah ich mir aus allen Richtungen und mit jedem Argument, was ich dafür und dagegen ersinnen konnte, und kam zu dem Urteil, dass seine Ansichten über die Tugenden meinem urteil standgehalten hatten." Kurz unterbricht er sich, um einen Schluck zu trinken.

"Ich verließ ihn und sprach mit der Dame Lorainne darüber, was ich in ihrem Auftrage herausgefunden hatte, und wie ich es bewertete. Sie fragte mich, ob ich wisse, welche Vergangenheit die beiden verband, und welchen Bruch es gegeben hatte. Was das eigentlich zu bedeuten habe. Ich gab ihr zu verstehen, dass ich genügend im Bilde sei. Und sie sagte mir frei heraus, dass sie seine Bußgänge, seien Taten, seine Beweise der Reuhmütigkeit nicht mehr bei Seite wischen könne. Er habe genug dafür gelitten, was er getan habe, und es sei an der Zeit ihm zu vergeben und ihm zu geben, was sein Verhalten ihm eingebracht habe. Die Früchte seines langen und steinigen Weges. Dies sei neben einem Festgelände nun auch ein Schlachtfeld, und er solle dieses Schlachtfeld als Ritter verlassen. Und sie bat mich um meine  Beistand bei dieser Aufgabe und darum, den werdenden Ritterbruder nach seinem Ritterschlag zu gürten. So stimmte ich also zu." Kurz trifft sein Blick Damian. Dann sieht er Rutger und Heinrich an, schweigt aber.

Nicole:
Klaras Miene wurde bei dem was Berengar anfangs sprach deutlich kühler und am Ende des gesagten sah sie ihn kurz mit eine Blick an, der ihm klar zeigte, was sie von seiner Aussage hielt. Klara war sich darüber bewusst, welch eine Farce dieses Urteil war und was dies auch für die Häuser Voranenburg und Feuerklinge bedeutete.

Während Heinrich sprach, nickte Klara trotz ihrer doch wesentlich kühleren Miene zustimmend und gab seiner Erlaucht damit Recht bei dem was er sagte.
Ihr war es danach mehr als Recht, dass man das Gespräch in eine angenehmere Richtung zu lenken versuchte, jedoch sorgte das Thema der Hochzeit dafür, dass sie Gedanklich abschweifte. Immer wieder dachte sie vor ihrem Geistigen Auge über das Konstrukt nach welches sie dort gesehen hatte und kam von diesem Konstrukt schnell zu dem Phylakter, um den ihre Gedanken in den letzen Wochen ständig kreisten.
Die Anwesenden würden mitbekommen, dass sie nun deutlich nachdenklicher wirkte und Damian kannte diesen Gesichtsausdruck vielleicht aus den Momenten, wo die fülle an Informationen die an Klara herangetragen wurden, erst einmal sortiert werden mussten.

Jeremias:
Rutger nickt bei den letzten Worten. "Ich danke euch. Wie meine beiden Eltern und die meisten meiner Geschwister habe auch ich den Ritterschlag erhalten. Voranenburg hat seit altersher immer viel Wert darauf gelegt, dass eine ritterliche Ausbildung den Kern unseres Herrschaftsanspruchs darstellt. Nur diejenigen Familienmitglieder, die einen geistlichen Weg beschritten haben, waren davon ausgenommen. Daher weiß ich, besser vielleicht als mein Bruder, was es bedeutet, die Waffen eines Ritters zu tragen und welche Verbundenheit im Ritterbunde herrscht. Und daher freut es mich insbesondere, wenn nach all der Vergangenheit des jungen Vanion sein Mut und seine Ergebenheit auch Ritter aus anderen Ländern beeindruckt haben. Es ist ein starkes Symbol und hoffentlich auch ein zukunftsträchtiges, wenn ein Ritter meines Vaters von einer Firngarder Ritterin, in sich bereits eine zukunftsträchtige Person, geschlagen und von einem Ritter aus Lichttal gegürtet wird. Es zeigt, dass trotz aller Widrigkeiten der Vergangenheit die Ideale der Ritterschaft weiter bestehen. Dafür danke ich euch ganz persönlich." Rutger hält Berengar die offene Hand entgegen. Sowohl dem Lichttaler Ritter als auch den übrigen Anwesenden entgeht nicht, dass das Grafenpaar ihn sehr aufmerksam beobachtet. Auch Damian schaut ihn an, verzieht seine Miene aber kein Stück.

Berengar von Thurstein:
Berengar nimmt die Worte aufmerksam in sich auf, lässt die Geste einen kurzen Augenblick lang im Raume stehen, um nicht mit zu großer Eilfertigkeit den Eindruck zu erwecken, dass es eine geringe Geste sein könnte, die ihm da angeboten wird, und ergreift dann mit festem Griff die dargebotene Rechte. "Die tiefe Wurzel überdauert den Winter." Klara kannte diesen Ausspruch von Berengar nur zu gut, und würde wissen, wie er gemint ist. Mit diesen Worten erhebt er sich, ohne Rutgers Hand los zu lassen, schließt seine Rechte mit der Seinen und nun auch der Linken ein, lässt ihn dann los, und führt seine Waffenhand geballt zum Herzen. "Möge Rondra über Voranenburg wachen." Auch wenn wahrscheinlich keiner der Anwesenden die genaue Tragweite dieser Fürbitte zu erkennen vermag, ist es doch offenkundig, dass Berengar damit einen für ihn persönlich wichtigen Brauch vollzogen hat. "Möge Voranenburg die Jahrhunderte überdauern als ein Fels in der Brandung." Mit diesen Worten verneigt er sich seinem Stand gemäß sehr tief vor seinen Gastgebern.

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