Die Gebiete in Caldrien > Das Caldrische Imperium

La Follye, 267 n.J.

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Anders:
Es waren viele Stimmen in der Luft an diesem Morgen. Viele Stimmen, die flüsteren, redeten, oder murmelten. Doch die Stille in ihr würden sie nicht füllen können. Sie hatte traumlos geschlafen und war mit der Sonne erwacht. Sie war dankbar das Berengar sie gestern nicht hatte allein gelassen mit ihren Gedanken und dem großen Loch das niemand sehen konnte. Doch heute würde sie keine Zeit haben sich diesem Loch zu widmen. Heute würde sie Fulk unterstützen müssen. Sie wusste sie war keine Hilfe wenn es um Adlige ging. Sie war nicht geschickt im Reden mit solchen Leuten oder im verhandeln... aber sie war der Wächter von La Follye, sie trug die Distel heute wie an jedem anderen Tag seit dem Lorainne sie ihr anvertraut hatte und heute würde sie Fulk den Rücken sträken. So wie sie es bei Lorainne getan hatte. Sie würd da sein und tun was getan werden musste.
Also nahm sie das Loch in ihrer Brust und deckte es sorgsam zu. Nur für diesen Tag. Für die Zeit wo Dinge getan werden mussten. Wie nach Silas Tod... wie nach Benjens Tod...
In der kleinen Kammer in der sie schlief wenn sie auf La Follye war gab es eine kleine, sehr alte Holztruhe. Darin hob Fulk die Sachen auf die Anders hier auf La Follye verstaut hatte. Unteranderem das Kleid, welches Sophie für Lorainnes Hochzeit für sie genäht hatte und eine Schärpe die sie von der Ritterin bekommen hatte für festliche Anlässe. Sie flocht sich die forderen Haare aus dem Gesicht, schlüpfte in das dunkel grüne Kleid und Schärpe und verließ die kleine Kammer. Sie verspürte keinen Hunger, deshalb machte sie sich ohne Umschweife auf die Suche nach Fulk.
Kaum das sie den alten Mann gefunden hatte trat sie lautlos neben ihn und legte ihm eine Hand auf die Schulter und drückte sie leicht. Egal in welcher Form er heute Hilfe brauchen würde, egal welche Aufgabe sie würde ihm bestehen.
"Ich war gestern keine große Hilfe. Verzeih mir. Heute stärke ich dir den Rücken. Dies ist unser Zuhause und Lorainne würde uns ausschimpfen wenn wir hier Schwäche zeigen würden, nicht wahr Fulk?", ihre Stimme war nur ein raues Flüstern aber ihr Blick war fest.
Ihr Blick huschte zu der Kammer wo die Ritterin aufgebahrt worden war. Nein... so wollte sie sich nicht an sie erinnern.

Lorainne:
Fulk schaute auf das kleine persönchen neben sich. Er hob belustigt eine Augenbrauen, als er das Kleid sah.
"manchmal muss man Schwäche zeigen, denn diese zuzulassen zeugt von wahrer Stärke. Ein Punkt, den lorainne nie verstanden hat. Hätte sie ihre Schwäche eingesehen, dann..."
Er flüsterte leise, doch anders, die ihn so lange kannte, die ihn gepflegt hatte, als er darniederlag, konnte Wut und Schmerz heraushören.
Er drückte fast unmerklich ihre Hand und verbeugt sich vor den hohen Gästen.

Anders:
"Ich weiß..."
Die Kenderin erwiderte den unmerklichen Händedruck.
Sie hielt sich an Fulk und verbeugte sich ebenfalls.

Vanion:
Damians Ankunft nahm Vanion zum Anlass, sich zurückzuziehen. Er wusch sich mit kaltem Wasser, und man brachte ihm seinen Wappenrock, der im Kloster gereinigt worden war. Der Schwan prangte stolz auf seiner Brust und ließ alle wissen, dass der Sohn Roqueforts sein eigenes Wappen gewählt hatte. Allein das tiefe Blau erinnerte an das Haus, dem er angehörte, und als er erfrischt und gestärkt auf den Hof hinaustrat, trafen ihn missbilligende wie wohlwollende Blicke.

Blanchefleur, der ihn gedemütigt, doch dann anerkannt hatte. Marnois, vor dessen gierigem Griff Lorainne sich Lavinia anheim gegeben hatte. Wer mochte noch alles kommen? Das Landhaus schien aus allen Nähten zu platzen. Sie alle waren gekommen, Lorainne die Ehre zu erweisen. Einige waren gekommen, um zu sehen, was nun mit dem Lehen geschehen würde. Einige würden im Sinne der Verstorbenen handeln, andere würden versuchen, Judith ihres Erbes zu berauben. Vanion musterte einen nach dem anderen. Lorainnes Worte an ihn waren überdeutlich gewesen, und er sah seine Aufgaben kristallklar vor sich.

Wieder und wieder gingen Menschen auf Fulk zu. Botschaften wurden überbracht, Begrüßungen ausgesprochen, alte Bekanntschaften erneuert und neue geschlossen. Fulk war der Gastgeber, und der Fuchs war an seiner Seite. Wehmütig warf er einen Blick auf die beiden ungleichen Gestalten. Er hatte seine Eide einem anderen Haus geschworen, keinem firngardischen, und sein Name war in Firngard immer noch mit seinem Eidbruch verbunden - und würde es gewiss auch bleiben. Und so trat er nicht zu den grün Gewandeten. Stattdessen beobachtete er den Trubel noch eine Weile, dann schritt er ins Warme und gesellte sich zu Damian und Leonie. Viele Worte machte er nicht, aber er versank auch nicht in schwerem Brüten. Es gab einige wenige, die auch zu ihm kamen und sich mitfühlend, aber unverbindlich nach seinem Wohlergehen erkundigten und ihr Beileid aussprachen, und er blieb ruhig und gefasst und dankte einem jeden.

Simon de Bourvis:
Als Marnois von seinem Ross stieg, leerte sich der Hof zusehends.

Wie von unsichtbarer Hand geleitet sammelten sich die aus Blanchefleur in der Nähe ihres Barons, so auch Simon.

Marnois liess sich Zeit.
Seine Ritter sassen ab und bildeten wie zufällig einen Halbkreis um ihren Baron, der den Damen des Gefolges vom Pferd half.

Blanchefleur schob zwei Ritter sanft zur Seite und trat vor.

Oscronner und die aus Beauchamps verliessen den Platz gemächlich aber zielstrebig.

Es wurde ruhig im Hof.

Dann trat Marnois wie selbstverständlich vor und schritt gemächlich über den Hof auf Blanchefleur zu.
Seine Ritter flankierten ihn. Die Linke nonchalant auf den Heftern der Schwerter.

Simon hob das Kinn. Man kann ihm viel vorwerfen...aber er hat wirklich Eier.#

Blanchefleur begann seinerseits vorzutreten und auf eine kleine Geste seiner Hand schlossen sich ihm die Ritter seines Gefolges an.

Simon bemühte sich entspannt auszusehen als die beiden Gruppen sich langsam über den Hof entgegenschritten.

Macht keine Dummheiten. Lavinia bitte, lass niemanden im falschen Moment zucken.

Der Abstand verringerte sich.

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