Die Gebiete in Caldrien > Das Caldrische Imperium

La Follye, 267 n.J.

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Berengar von Thurstein:
Berengar begrüßte ebenfalls all jene, die er unter den Neuankömmlingen noch kannte. Isabeau sprach er im Besonderen sein Beileid aus, war sie doch sowohl Lorainnes Vormund gewesen, als auch die Hüterin ihrer Tochter. Er versuchte den eigenen Schmerz hintenan zu stellen, und versprach ihr, ihr zur Verfügung zu stehen, wenn Lorainnes Wille im Bezug auf ihre Beisetzung genüge getan worden war. Dann ging es zum Ort der Zeremonie, und er gesellte sich zu Anders, Vanion, Arienne und Ulric.

Als sie angelangt waren, nahm er eine soldatische Haltung an, stützte sich auf das Schwert, welches er in seiner Scheide mitgebracht und geschmückt hatte mit der Linken auf, und schlang die Rechte um Anders, um ihr Halt zu geben. Leise, ohne sich dessen bewusst zu werden, sprach er ein letztes Mal die Verse, und endete schließlich mit der innigsten Bitte eines jeden aufrechten Kriegers, derer er sich überhaupt zu besinnen im Stande war... "Und fehlt der letzte Hieb mich nicht, Herrin Rondra, Himmelslicht, halt mir nicht zu streng Gericht, wenn du meine Fahne senkst.“

Dann wartete er stumm, den Blick auf Lorainne geheftet, auf das Ende seiner Freundin hier in den Gefilden der Sterblichen.

Ulrich:
Man hatte Lorainne auf einer Bahre an ihm vorbei nach draußen getragen und er hatte sich hinter Vanion und den anderen eingereiht und war neben dem Herrn von Thurstein zu dem Platz gegangen andem er Lorraine entgültig verabschieden würde.
Unter den Anwesenden waren viele hohe Herren und Damen und er kannte nicht die Hälfte der Wappen. Er erkannte die Farben Blenchfleurs und natürlich die von Goldbach darüber hinaus waren die meisten ihm unbekannt. Er nahm eine ähnliche Haltung wie Berengar ein und sandte ein kurzes Stoßgebet zu Lavina. Inzwischen war Fulk vorgetreten und die Trauergemeinschaft war verstummt. Ein kalter Wind wehte heran und im Westen versank gerade eine goldene Wintersonne hinter dem Wald. Der Himmel war frei und es würde eine sternenklare aber bitterkalte Nacht geben.
Neben Fulk stand ein Mann in der Farbe La Folleys und hielt eine brennende Fackel und als Lorainne an ihm vorüber getragen wurde fiel der Flammenschein auf ihr Gesicht, gezeichnet von all den Kämpfen. Sie wurde sanft auf dem vorbereiteten Stapel abgelegt und die Träger nahmen respektvoll unter den Unstehenden Platz.

Nun sahen alle zu Fulk.

Lorainne:
Fulk war kein Mann großer Worte. Er hatte nie viel zu sagen, und wenn, dann waren die Worte weise gewählt.
Nur sehr selten sprach er freu und unbekümmert.
Er hatte sich die Worte sorgfältig zurecht gelegt, sollten sie Lorainne doch Ehre machen.
Aber jetzt war sein Kopf leer. Er wusste nur, Lorainne hätte diese Art leichenschmaus gehasst. Sie wollte nur eine einfache Bestattung.
Umso schlichter Worte wählte er jetzt:l. Seine Stimme war so klar und kraftvoll, wie man es ihm nie zugetraut hätte.
"Die meisten Menschen glauben daran, die Zeit sei der Feind, der sie ihr ganzes Leben lang verfolgt. Lorainne de la Follye des Joux aber war anders als die meisten. Sie glaubte daran, die Zeit sei ihr Gefährte, von den Göttern gesandt, dazu bestimmt, sie auf ihrem Weg zu begleiten, daran zu erinnern, dass sie nicht bleibt und wenn sie geht, nicht wiederkehrt.
Alles was bleibt, sind die Spuren, die jeder Mensch auf dem Weg hinterlässt.
Die Art und Weise, und auch der Zeitpunkt, liegen in der Hand der Götter.
Wir können uns nur aussuchen, wie wir den Weg beschreiten. Das Ziel vor Augen, Hindernisse überwinden, manchmal kleine Umwege.
Wer aber kein Ziel hat, nicht für etwas sterben würde, der verdiene es nicht zu leben. Nach dieser Maxime lebte Lorainne de la Follye.
Und doch fürchtete sie den Tod, wie jeder Weise mann, der etwas hat, wofür es sich zu leben lohnt.
Am Ende des Weges wurde sie von ihrem Gefährten verlassen und ging allein in die Landen der Götter, wo sie bereits erwartet wird, von denen, die ihr vorausgegangen.
Je suis prest, ich bin bereit, Ist das Motto der la Follyes. Sie war stets bereit für ihre ideale zu sterben. Und darum sollten wir bereit sein, vom Kummer abzulassen, denn Verlust ist nicht nur Quell des Schmerzes, sondern war für sie oft auch Quell des trostes, des neuen.
Je suis prest".
Der letzte Satz klang wie ein kriegsgeheul, in dem die Menschen aus La Follye einstimmen.

Berengar von Thurstein:
Gedanken an seine Zeit mit Lorainne hielten ihn für einen Moment gefangen, und als das Volk von la Follye in Fulks Ruf einstimmte, kam er wieder an diesen Ort zurück mit seiner Aufmerksamkeit. "Der Tod ist kein Verlust, welchen der Gestorbene erleiden musste..." sagte er ganz leise, wie zu sich selbst. "Durch ihre Taten hat sie zum Wert unserer Leben beigetragen. Leb Wohl Tochter von La Follye. Ich werde dich nicht vergessen... so lange ich lebe nicht." Er fühlte, wie ihm eine letzte heiße Träne über die Wange rann.

Die Hand, welche auf Anders Schulter lag, zitterte nur ganz leicht, dann war sie wieder ruhig.

Jelena:
Sie fiel auf, die Frau in dem roten Kleid und dem Kopfschmuck mit den Schläfenringen.
Ihr Name hatte die Runde gemacht, wussten doch zumindest die Bewohner des Hofes und das Gesinde von Simon wer sie war und was sie für Lorainne und ihn getan hatte.
Sie hielt sich im Hintergrund und beobachtete ihre Freunde und Bekannten: Anders, die am Boden zerstört war, Berengar, der nicht wusste wo er mit sich hin sollte, Simon, dessen Stand seine Reaktionen diktierte. Ulric, der wie vor den Kopf geschlagen war, Vanion, mit so viel unterdrückter Wut im Bauch, dass er zu explodieren drohte. Damian, der Lorainne genau so lange kannte wie sie selbst, und Leonie, die entsetzt über die Regelungen des Ordens gewesen war.
Daneben die Menschen, die sie nur dem Namen nach kannte: Isabeau Lioncoeur, Baronin von Goldbach, deren Trauer ein greifbares Ding schien, welche sie aber mit Würde trug und die Adligen Firngards, die so viel von Lorainnes Leben bestimmt hatten ohne sich um sie als Person zu kümmern.
Wer und was auch immer Lorainne zu Lebzeiten gewesen war.
Nach ihrem Tod würde sie zur Legende werden.

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