Die Gebiete in Caldrien > Das Caldrische Imperium
La Follye, 267 n.J.
Arienne:
Arienne war still neben Vanion geritten. Interessiert sah sie sich um. La Follye schien ein schönes Fleckchen Land zu sein.
Sie schaute rüber zu Berengar als dieser sich an Vanion wandte. Sie seufzte und nickte, sie konnte Berengars Gefühl nachvollziehen.
Ihr Blick folgte Berengar, als dieser sich zurück fallen lies. Dann sah sie wieder zu Vanion und lies sich auch ein bisschen zurückfallen, sodass der Kopf ihrer Stute mit Vanion auf einer Höhe war.
Als dann der Reiter kam nickte sie diesem freundlich zu und ließ sich noch weiter zurückfallen. So ritt sie den Rest des Weges neben Berengar.
Berengar von Thurstein:
Auch Berengar grüßte den fremden Ritter, und war doch beruhigt, als er sah, dass die umstehenden Einwohner sich ein wenig beruhigten, als der Mann zu ihnen stieß. Ariennes Blick entging ihm nicht, und so straffte er sich so gut es ging, und versuchte eine würdevolle Miene aufzusetzen. "Ein seltsames Gefühl, ihre Heimat ausgerechnet zu diesem Anlass kennen zu lernen. Als es aussah, als würde ich mein Lehen verlieren, da bot sie mir an, hierher zu kommen und für sie nach dem Rechten zu sehen. Und bevor sie in den Orden eintrat sah es einmal eine kleine Weile so aus, als würde ich durch politische Bestrebungen anderer neben ihr Herr von La Follye werden. Aber das ich diesen Ort das erste Mal betreten würde, weil ich sie nach Hause bringe, um sie zur letzten Ruhe zu betten..."
Er zog ein kleines rotes Buch, welches in Leder gebunden war, und eine heraldische Löwin auf dem Einband zeigte, hervor und blätterte darin, ehe er weiter sprach. "Wenigstens musste sie nicht in Blanchefleur bleiben. Wenigstens das nicht..." Kurz räusperte er sich und begann dann leise eine Passage aus dem Buch vorzulesen.
„Heil dir, Rondra, Himmelsleuin,
die du gleißend gleich dem Feuer,
wie die Liebe heiß und teuer,
flammend deinen Wagen lenkst.
Heil dir, Rondra, Himmelsflamme,
deren Blut von Sumus Stamme,
nie gezähmt von Gott noch Manne,
allen Kriegern Glauben schenkst.
Heil dir, Rondra, Himmelshammer,
nie verschlossen deine Kammer,
wenn am Tore pocht die Ramme,
in der Luft der Schlachtruf hängt.
Heil dir, Rondra, Himmelklinge,
der allein zum Ruhm ich singe,
decke den mit deiner Schwinge,
der dir zur Ehr sein Banner schwenkt.
Und fehlt der letzte Hieb mich nicht,
Herrin Rondra, Himmelslicht,
halt mir nicht zu streng Gericht,
wenn du meine Fahne senkst.“
Danach schwieg er und schlug vor seinem herzen ein Symbol mit der Hand, bevor er das Buch schloss und es wieder in seine Umhängetasche gleiten lies. Alsdann ruhte sein Blick wieder auf Arienne. "Ein Loblied zu Ehren meiner Göttin. Und in meiner Familie seit Angedenken das letzte Totengebet, welches vom Morgen nach einem Tode bis zum Tag der Beisetzung an jedem Mittag gesungen wird. Sie mag keine vom Ehrenfels gewesen sein, aber sie ist mir lieb und teuer, als wäre sie mein eigen Fleisch und Blut."
Vanion:
Vanion nickte nur stumm, als der Mann in grün Fulks Befehle ausführte. Der Reiter führte nun den Zug, und gleich hinter ihm ritten Berengar, Vanion und Arienne. Keine zehn waren es, die den Karren, die den in Tuch gehüllten Leichnam Lorainnes in ihre Heimat zurückbrachten. Der Himmel war grau, und steter Regen fiel, der von ihren Gesichtern tropfte. Schon wollten sie weiter reiten, als Berengar sein Gebet sprach.
"Edle Worte, die ihren letzter Gang segnen, Berengar. Du ehrst sie mit deiner Anwesenheit."
Dem Roquefort entgingen die finsteren Mienen nicht, doch niemand wagte es, zu tuscheln. Und in so vielen Gesichtern sah Vanion Schmerz. Die Menschen hier hatten Lorainne geliebt, hatten ihren Vater, ihren Bruder, ihre Schwester geliebt. Sie alle waren tot, und nun hatte auch Lorainne diese Welt verlassen.
"Diese Menschen hier haben eine Hiobsbotschaft nach der anderen gehört. Antoine war der erste, der starb. Ein schrecklicher Reitunfall, und sie nahm seinen Platz an der Seite des Herrn Simon. Und auch Maguerite ist geschieden. Ihr Vater, Jules, gab sein Leben für seine Tochter und sein Land. Ich wünschte, der Friede, den sie über dieses Land brachte, hätte auch sie gesegnet. Selbst Benjen, den sie liebte, überlebte die Kämpfe um La Follye nicht."
Er schüttelte traurig den Kopf.
"Sie lebt in ihrer Tochter fort."
Dann ritten sie unter dem Torbogen des Gutshauses hindurch, in den Innenhof hinein. Sonst herrschte hier ein geschäftiges Treiben, allerlei Arbeiten wurden verrichtet. Als Vanion die blau-weißen Banner sah, war ihm für einen Moment, als ob ein silberner Hirsch auf dem Blau prangen würde. Damals war es so, dachte er. Damals hingen die Banner meiner Familie hier und demütigten Lorainne, als sie an die Hand Savarics geleitet wurde.
So viele Erinnerungen strömten auf ihn ein beim Anblick des Gemäuers. Dies war das Ziel gewesen, das ihn über Jahre angetrieben hatte. La Follye! Ein Name, nichts als ein Name war es immer gewesen, aber es war das, was Lorainne liebte, was sie um jeden Preis zurückgewinnen wollte. Und welchen Preis hatten sie gezahlt, ach! und weh! Silas und Alain, Jules und Benjen, und so viele andere. Savarics Tod war ein teuer erkaufter Sieg, und schlechten Handel haben wir getrieben.
Der Ritter stieg aus dem Sattel herab. Er tätschelte sein Pferd, flüsterte ihm lobende Worte zu, und nur für einen Moment legte er seine Stirn an die Blesse des Pferdes und schloss die Augen.
Dann wandte er sich langsam um. Unter dem Torbogen stand eine kleine Gestalt auf einem Pferd, den Kopf unter einer Kapuze, die sie vor dem Regen schützte. Er kannte dieses Pferd.
Anders:
Krahh, Krahhh, Krahh
Eine heftige Windböhe schüttelte sechs schwarze Raben aus den Baumwipfeln. Anders Kopf ruckte in die Höhe und während sie gegen den feinen Regen blinzelte den ihr der Wind ins Gesicht trieb betrachtete sie aufmerksam den Flug der Vögel. Irgendetwas in ihr riefen diese Vögel wach. Etwas, dass sie vor langer Zeit gehört hatte. Jemand hatte ihr einmal etwas gesagt.
Eine erneute Windböhe trieb ihr die Kälte in die Kleidung und Springer schnaubte nervös. Beruhigend klopfte die Kenderin ihrem Pferd den Hals. "Komm Springer."
Sie verließen auf dem bekannte Pfad den Wald und machten sich auf den Weg Richtung Dorf. Die dunklen Wolken, der Regen und der Wind hatten die Menschen in die Häuser getrieben.
//Einer für Sorgen... zwei für Heiterkeit...//
Das leere Dorf weckte ein merkwürdiges Gefühl in ihr und so trieb sie Springer an schneller zu gehen. Das Pferd schien auch keine Lust zu haben weiter in diesem hässlichen Wetter zu sein und trottet zügig den schlammigen Pfad zum Gut hinauf. Fulk schien bunte Stoffe an die Mauern gehängt zu haben. Vielleicht für ein Fest? Der Wind zog an ihrer Gugel und sie musste sie festhalten, damit sie ihr nicht vom Kopf geweht wurde. Deshalb sah sie erst auf als Springer schnaubend im Tor bogen stehen blieb.
Einen Moment wanderte ihr Blick erstaunt über die versammelten Menschen die sich hier im Hof versammelt hatten. Vanion, Arienne, Berengar, Ulrich... Sie alle sahen aus als hätten sie eine lange Reise in diesem Wetter hinter sich.
Freude überkam sie, sodass sie das schlechte Wetter und den Regen vergaß.
"Was macht ihr denn hier?",lachend sprudelte die Kenderin vor Freude los und glitt von Springers Rücken. "Ihr hättet mir doch Bescheid sagen können das ihr kommt. Ich hätte nach euch Ausschau gehalten! Jetzt hab ich gar nichts vorbereitet." Stürmisch wie das Wetter betrat sie den Hof mit weiten Armen den ersten zu umarmen der ihren Weg kreuzte...
aber...
Auf halbem Wege blieb sie stehen. Springer schnaubte unruhig ob der gespannten Stille.
Irgendetwas stimmte hier nicht...
Vanion:
Absolute Stille herrschte. Allein der Regen, der stetige, laute Regen war zu hören.
Vanion trat einen Schritt auf die Kenderin zu.
"Anders... ich..."
Noch einen Schritt.
Schweigen. Stille.
Eine Träne stahl sich seine Wange herab, mischte sich unter die kalten Tropfen, die von seinem Gesicht abperlten. Er fand keine Worte.
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