Die Gebiete in Caldrien > Das Caldrische Imperium

La Follye, 267 n.J.

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Berengar von Thurstein:
Er hatte Vanion den Vortritt gelassen und sah nun, wie Anders es aufnahm. Was auch immer der Ritter ihr gesagt hatte, es hatte genau das ausgelöst, wovor er sich so gefürchtet hatte. Und schon wurde die kenderin von Vanion, Fulk und Arienne gestützt und zum haus gebracht. Es war alles so unglaublich schnell gegangen. Oder hatte ihn die last des Augenblickes gelähmt? Im Gewühl der Schlacht, im Kampf um Leben und Tod, da handelte er automatisch, behielt den Überblick, traf Entscheidungen und sorgte dafür, dass sie ausgeführt wurden. Aber hier...

Als die lähmende Starre von ihm abfiel, sah er sich um, und ging dann den Leuten zur Hand, die Lorainne auf der Bare vom Karren hoben. Für Anders wurde im Moment gesorgt, und er würde sich gleich nach ihr erkundigen und zu ihr gehen, sobald Lorainne sicher aufgebart war. Schon jetzt krampfte sich sein magen zusammen, als er an das Zusammentreffen mit ihr dachte. Ein prüfender Blick versicherte ihn, dass sie noch immer das eichenlaub auf der Kleidung hatte, welches auch er am Barett trug. Das beruhigte ihn. Sie würde es immer bei sich haben...

Anders:
Ein bisschen war es, als würde sie Unterwasser schweben. Wenn man tauchte klang alles um einen herum plötzlich dumpf und hohl. Die Farben verschwammen und man selber konnte auch nicht klar sehen. Kalt und nass war es auch.
Das alles war verwirrend, ein bisschen so als würden sich alle schneller bewegen als sie selbst. Aber Vanion war da. Er war wärmer als der Regen und der Boden, daran erkannte sie ihn. Wirklich hören was er sagte konnte sie nicht. Ihr Geist wurde von Erinnerungen eingenommen die ihr Bewusstsein überflossen.
Sie ließ sich aufhelfen und wegbringen. Es wurde warm um sie und von irgendwo fiel helles Licht in den Raum. Leises Gemurmel war zu hören, Schritte...
Man drückte ihr einen Becher in die Hand, auch er war warm.
Langsam tauchte sie auf, schwamm durch die Erinnerungen bis ihr Kopf über der Grenze der Trauer wieder in die Realität stieß. Verloren suchten ihre Augen die Halle ab, während die Tränen einfach stumm weiter liefen. Die Gesichter die sie sah, kannte sie alle. Aber eines würde ab jetzt für immer fehlen.

Lorainne:
Fulk beobachtete das Treiben. Ein fremder chevalier half, lorainne aufzubahren, ulric, der Platz genommen hatte, und lustlos an seinem Tee nippte, die ägde und Knechte La Follye, die ihn sorgenvoll betrachteten, traurig auf den Leichnam blickten und leise ihre Pflichten erfüllten, die Wagen mit Vorräte mussten noch abgeladen, Platz für alle Gäste, die noch erwartet wurden geschaffen werden.
Dazwischen irgendwo immer wieder Vanion und anders, und eine fremde Frau, die er vorhin schon bei Vanion gesehen hatte.
Obwohl viel treiben herrschte und sich immer mehr Menschen in der Halle einfanden, war es, als würde jedes Geräusch geschluckt. Wie im Schnee damals, im winterlager des grünen Ritters.
Doch diese Ruhe, die sich über allem ausbreitete, schien fast verzweifelt.
Niemand fand die richtigen Worte.
"mes chers Amis", seine Stimme war voller Kummer, aber dennoch laut genug, dass ihn alle hören konnten.
" ich bin Fulk Le vieux, Verwalter dieses Lehens. Meinen Dank, dass ihr die Tochter La Follyes, meine Herrin, nach Hause gebracht habt. Seid willkommen und bleibt, bis wir sie den Göttern übergeben."

Jelena:
Das Wetter im Norden entsprach ihrem Gemütszustand.
Sie erinnerte sich sehr genau an den Augenblick als sie die erste Nachricht erreichte.
Sie hatte Plätzchen gebacken, der Geruch von Gewürzen hing in der Luft und die Wärme des angefeuerten Ofens trieb den Schweiß auf die Stirn. Soweit war es ein ruhiger, ungewöhnlich milder Tag gewesen und das Kontor bereitete sich auf die Lidwinter-Feierlichkeiten vor.
Der Bote kam und von einem Augenblick auf den anderen war alles anders.
Sie erreichte den Grenzstein von La Follye und warf einen Blick in den Himmel; die Dämmerung kam immer noch sehr früh und durch das diesige Wetter schien es als ob es gar nicht richtig hell geworden war bevor die Nacht schon wieder hereinbrach. Šećer schnaubte und warf unruhig den Kopf und die restlichen Pferde ließen sich von ihrer Nervosität anstecken. Jelena warf einen Blick auf den Wald und bemühte sich ruhig zu atmen, eine Panikattacke würde nur die Pferde wuschig machen und damit war niemandem geholfen. Wenn andere dabei waren, war ihre Angst vor dem dichten Wald, der ihr den Blick in den Himmel versperrte, nicht so ausgeprägt aber alleine war es schwer.
Sie atmete noch einmal tief durch und schnalzte dann mit der Zunge: nur noch ein kurzes Stück und sie würden den Hof erreichen und sie konnte Abschied nehmen.

"Ich hab Angst, Jelena."
"Wovor genau?"
"Was, wenn ich in der Schlacht versage? Wenn ich Simon nicht der Knappe sein kann, den er braucht? Was, wenn ich nicht aufpasse und er im Kampf überwältigt wird?... Was... wenn ich... wenn ich ... sterbe und er hat mir nicht vergeben?"
Jelena strich Lorainne über den kahlrasierten Kopf. Sie vergaß manchmal wie jung sie noch war.
"Wenn Simon in der Schlacht stirbt, Lorainne, dann wird es nicht deine Schuld sein. Es wird niemandes Schuld sein, sondern der natürliche Lauf der Dinge für einen versoffenen, barbäßigen Firngarder Ritter in einer Schlacht für die er eigentlich schon zu alt ist."
Die beiden grinsten sich an, es war immerhin eine sehr akkurate Beschreibung von Simon.
"Bitte, Lorainne, was auch immer im Kampf morgen passiert, schäme dich nicht dafür, dass du Angst hast, ja? Alle haben Angst, sogar Sasha und Miguel und Hegenbrecht! Mir ist jedes Mal so schlecht vor Angst, dass ich das wenige was ich frühstücke wieder erbreche, deswegen lasse ich das mit dem Essen sein. Angst hindert dich daran blindlings etwas dummes zu tun. Die Angst darf dich nur nicht lähmen. Und was Simon betrifft... er muss eher damit klar kommen was die ganze Situation über ihn selber aussagt als über dich."
"Und wenn ich sterbe..."
"Ja?"
"Wenn ich sterbe, singst du dann für mich?"
"Versprochen."

Jelena hob ihr Gesicht gen Himmel und der Regen mischte sich mit ihren Tränen.

Berengar von Thurstein:
Nachdem die Herrin dieses ortes ordentlich aufgebart worden war, kniete berengar zu ihren füßen nieder, das Schwert in beiden händen mit dem ort am Boden, die Stirn an das Parier gelegt, und verharrte im stillen andenken an die Tote, bis seine knie so merklich rebellierten, dass er kaum noch im Stande war sich allein zu erheben. Er hatte seinen Tränen noch einmal ihren Lauf gelassen und sich an all die Momente erinnert, welche sie zusammen vom Schicksal geschenkt bekommen hatten. Das beiläufige kennenlernen, die langsam heranwachsende Vertrautheit, das stille Einvernehmen zu Vielem, was den anderen ausmachte, die Dispute über verschiedene Ansichten, gemeinsam durchgestandene Ängste, geteilte Freude und jedes einzelne Mal, dass sie sich gegenseitig zum Lachen gebracht hatten.

Sodann ging er in die Halle zu den anderen und sah sich nach Anders um. Als er sie erblickte begab er sich direkt zu ihr, und sobald sie ihn bemerkte, öffnete er seine Arme, damit sie zu ihm kommen konnte, wenn sie es wünschte. Nun würde er für eine Weile stark genug sein können, um sie zu halten und ihre Trauer tragen zu können. Fulks Worte nahm er kaum wahr, doch später würde er noch mit ihm sprechen müssen.

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