Die Gebiete in Caldrien > Das Caldrische Imperium
La Follye, 267 n.J.
Vanion:
Bis auch Berengar eintrat, wich Vanion nicht von Anders Seite. Er war einfach nur für sie da. Sie so leiden zu sehen, hatte auch ihn zurückgestoßen in seine Trauer. In den letzten Tagen war sein Gemüt geschwankt. Trauer, die bodenlos schien angesichts des Verlusts, den sie erlitten hatten, Hass auf die Anhänger des Täuschers, begleitet von bitteren Racheschwüren, die alles waren, aber nicht laviniatreu, und Leere, purer, gefühlskalter Leere.
Doch er hatte begriffen, dass er für Anders da sein musste. Diese oberste Pflicht der Liebe hatte ihn alles andere vergessen lassen, doch nun, da Fulk sie so offen ansprach, und Vanion die Verzweiflung und die Trauer in den Augen des alten Mannes erkannte, schämte er sich ob seiner eigenen Tatenlosigkeit. Anders war längst nicht über den Berg, sie würde Wochen, wenn nicht Monate brauchen, um Lorainnes Tod zu verkraften. Aber nun erinnerte er sich seines Ritterstandes, und als Berengar die Arme ausbreitete, löste Vanion vorsichtig die Umarmung, in der er Anders immer noch hielt. Sie blieb, wo sie war, weinte und weinte und weinte. Er drückte sie sanft und liebevoll, flüsterte er zu, dass er bald zurückkäme, und dann war Berengar da.
Traurig schritt er auf Fulk zu und grüßte den Verwalter respektvoll.
"Dunkel sind die Tage geworden, le Vieux, alter Freund. Mit schlechter Botschaft sind wir gekommen. Nehmt meinen Dank für Euer Willkommen, und nehmt Euch alle Zeit, die Ihr benötigt, um Euch zu verabschieden."
Dann winkte er Arienne herbei und stellte sie vor.
"Es gibt einige Verfügungen in Lorainnes letzten Willen, was La Follye angeht, und auch, was Euch angeht. Wenn Ihr soweit seid, steht Arienne Euch zur Verfügung. Sie hat Abschriften der Dokumente, die Euch vielleicht noch nicht erreicht haben."
Die Worte klangen hohl und hölzern angesichts der Trauer, die allseits herrschte. Fulk und Vanion sahen einander an. Es war seltsam, dem alten Mann nochmal zu begegnen, der immer treu zu Lorainne gestanden hatte. Der Verwalter von La Follye trauerte, und der Wächter von La Follye weinte, und selbst die Diener und Freien hier trugen eine tiefe Betroffenheit zur Schau.
Sie war geliebt worden.
Isabeau Lioncoeur:
Sobald die Pflichten bei Hofe es zuließen nahm Isabeau Urlaub und brach mit einem kleinen Troß in den Norden auf.
Das Wetter war furchtbar und je weiter sie nach Norden kamen desto kälter und nasser wurde es.
Sie hatte Briefe nach Blanchfleur geschickt und angekündigt, dass sie auf direktem Wege nach la Follye reisen würde um zur Beerdigung anwesend sein zu können, man würde sich auf dem Rückweg nach Goldbach sehen können.
Sie hatte lange mit sich debattiert ob sie Judith bringen lassen sollte und sich dann dagegen entschieden. Sie war in dem seltsamen Alter in dem man schon sehr viel von dem verstand aber noch zu klein um solche Konzepte wie den Tod begreifen zu können. Wenn sie wieder in Goldbach war, dann würde sie Judith erklären müssen, dass ihre Mutter nicht wieder kommen würde.
Und auf die Frage "Warum?" würde sie keine zufriedenstellende Antwort haben.
Anders:
Vanion ging um mit Fulk zu sprechen, dafür trat Berengar an seine Stelle. Ihre Sicht verschwamm erneut als er seine Arme öffnete und sie spürte wie neue Tränen in ihr aufstiegen und ihr Körper von Schluchzern geschüttelt wurde. Irgendwie schaffte sie es den Becher Tee beiseite zu stellen ohne ihn umzuschmeißen oder andersweitig zu zerbrechen ehe sie sich in die Umarmung flüchtete.
Sie sprach kein Wort, ließ die Tränen einfach laufen und ihren Körper durchschütteln wie ein Schiff im Sturm.
Berengar von Thurstein:
Als sie sich an ihn schmiegte schloss er seine Arme sanft um sie und hielt sie einfach eine kleine Weile fest. Dann bugsierte er sie ganz sacht zu einem Stuhl, auf den er sich nieder ließ, damit sie ihren Kopf ans eine Schulter legen konnte. Derweil strich er ihr beruhigend übers Haar und nach kurzem fing er leise an, eine Melodie zu summen. Mit der Zeit schien er selbst dadurch ganz ruhig zu werden und sie einfach mit sich nehmen zu wollen...
Arienne:
Arienne hatte Vanion aufgeholfen und war ihm hinein gefolgt. Drinnen hatten sie ihren klammen Mantel abglegt und sich bei der Dienerin bedankt die ihn ihr abgenommen hatte, dann war sie zu Vanion herüber gegangen und hatte sich mit etwas Abstand neben ihn gesetzt.
Sie legte die Tasche Lorainnes Briefen ab, wickelte den Träger um das Kistchen und legte sie mit einem Seuftzer auf den Tisch. Tiefdurchatmend sah sie sich um. Das rege Treiben war von einem Schleier der Trauer und Betroffenheit bedeckt. Die Leute La Follyes mussten Lorainne wirklich geliebt haben. Sie schüttelte sich, denn langsam kehrte die Wärme zurück. Da ihr aber immernoch kalt war griff sie nach einem der Becher die man nebst dampfender Teekanne auf den Tisch gestellt hatte und füllte ihn mit dem Tee. Dieser war so heiß, dass sie ihn einige Augenblicke lang abkühlen lassen musste. Er duftete herrlich nach Anis, Fenchel und anderen Kräutern.
Sie nickte Berengar grüßend zu, als dieser den Raum bertrat. Vanion löste sich von Anders und ging zum Gutsverwalter hinüber, so folgte der Blick der jungen Frau dem Ritter.
Sie bedachte sein Winken mit einem Nicken, stellte den Becher auf den Tisch und schob den Stuhl zurück. Im Aufstehen griff sie nach der Tasche und ging dann zu den beiden Männern herüber. Vanion stellte sie vor und so nickte sie grüßend. Still stand sie da und wartete bis Vanion geendet hatte, erst dann ergriff sie das Wort: "Es freut mich euch kennen zu lernen Herr Fulk. Ich habe hier ein Kistchen mit Briefen von Lorainne", Sie hob das Bündel in ihrer linken Hand an, sodass Fulk es gut sehen konnte,"Ich weiß nicht an wen die Briefe alle sind, denn ich habe sie nicht durch gesehen. Bei den Briefen liegt auch ein Abschrift des Testaments der ehrenwerten Chevalière. Auf dem Umschlag steht zwar Chevalier Vanion, aber er hat ja schon gesagt, dass ihr das Testament lesen solltet. Gebt mir einfach Bescheid wenn ihr mich braucht." Sie sah Fulk für einen Augenblick direkt an. In ihrem Blick stand Mitgefühl.
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