Die Gebiete in Caldrien > Das Caldrische Imperium

La Follye, 267 n.J.

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Isabeau Lioncoeur:
Im ersten Augenblick war Isabeau so beschämt und erschrocken, dass sie wütend sein wollte, aber dann warf sie einen Blick auf den Mann vor ihr und seufzte stattdessen.
Sie setzte sich wieder hin und schlug die Decke fest um sich.
"Mir auch."
Sie wies auf einen der anderen Schemel.
"Setzt euch, Chevalier, und sagt mir was euch auf der Seele brennt."
Sie warf ihm einen Blick zu der alle Ausflüchte im Keim erstickte.

Vanion:
"Es ging so schnell."

Vanion blieb stehen. Er hatte so lange gesessen, dass die Kälte in seine Glieder gekrochen war, und sein Name wäre nicht Bachlauf, wenn er an eine Decke gedacht hätte, als er beschlossen hatte, zu wachen und sich zu verabschieden.

"Als wäre es Nacht geworden, ohne dass es einen Abend gegeben hat. Seit zehn Jahren sehe ich Frauen und Männer sterben. Der Krieg hat mich taub gemacht, und sie ist nicht die erste, die gegangen ist. Stets wusste ich: Wer kämpft, kann sterben. Auch ich. Aber irgendwie dachte ich, sie würde ewig leben. Schließlich bin ich für sie da, wenn sie mich braucht."

Aber das war es nicht, was ihn zerfraß. Das war es nicht, was ihn bedrängte und kalten Hass in ihm aufsteigen ließ. Und Isabeaus Blick sprach Bände. Er holte tief Luft.

"Sie ... sie haben sie liegen gelassen."

Sein Körper spannte sich, und die Hände ballten sich zu Fäusten.
"Ich will ihnen allen glauben, was sie sagen. Allesamt haben sie geblutet. Gorix ... von Feuerklinge liegt heute noch in tiefem, unheilvollen Schlaf, und so viele waren dem Tode nahe. Und doch wurde selbst der letzte Kämpfer noch hinuntergeschleppt. Für alle wurde gesorgt, keiner ist gestorben.

Nur sie.

Sie starb allein und verlassen. Im kalten Regen, in dunkelster, tiefster Nacht lag sie dort. Sie hatte Ysander, der sie versorgen wollte, wütend fortgescheucht, anderen zu helfen. Wie es ihre Art war, ungeachtet ihrer Wunden, sie stellte einen jeden vor sich."

Wäre ich nur da gewesen.

Isabeau Lioncoeur:
Das Gesicht der Baronin von Goldbach verlor alle Farbe und ihre Augen schienen riesengroß.
Dieses eine Mal ließ sie alle ihre Gefühle sichtbar werden: Entsetzen, Ungläubigkeit, Wut und dann, da, dieses Gefühl welches Vanion sehr genau kannte:
Verachtung.
"Wer?" fragte sie mit gefährlich ruhiger Stimme, "Wer hat diesen Kampf kommandiert?"

Vanion:
"Schangra Sylvacynicos, die Großaxt, hatte den Befehl."
Vanions Stimme war eiskalt.

Isabeau Lioncoeur:
Isabeau nahm diese Neuigkeit bedächtig auf.
Sie schwieg und ihr Blick fiel wieder auf Lorainnes Gesicht.
"In den letzten zehn Jahren gab es nur sehr wenige Augenblicke in denen sie so friedlich aussah."
Sagte sie scheinbar zusammenhangslos.
"Und das war, wenn sie auf Goldbach mit ihrer Tochter zusammen spielte. Es zerriß sie jedes Mal wenn sie wieder fortreiten und sie zurück lassen musste. Sie tat es weil sie es tun musste, weil ihre Verpflichtungen es von ihr verlangten. Aber sie tat es immer in dem Wissen, dass Goldbach alles dafür tun würde, dass Judith auf sie warten konnte."
Sie strich Lorainnes Haare aus ihrer Stirn.
Als sie wieder sprach, da klang die unerbittliche Härte firngarder Stahls in ihrer Stimme:
"Wenn dieser Barbar der Grund dafür ist, dass Lorainne ihre Tochter nicht aufwachsen sieht, dann wird er dafür bezahlen."

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