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Die Suche nach den Seuchenstäbchen

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Tabea:
"Naja", ENid legte den Kopf etwas schief, "immerhin haben wir etwas gefunden. Ich schau mal, ob ich Fußspuren erkennen kann, die Aufschluss geben, wieviele Personen hier langgegangen sind, und wie groß das gewesen sein mag, was sie hier langgezerrt haben." Sie folgte den Spuren ein Stück in den Wald hinein in die Richtung, aus der sie kamen. Dabei achtete sie auf Fußspuren, ob es Stiefelspuren waren, ob sie regelmäßige Abstände wie bei einem gesunden Menschen hatten, oder ob es Unregelmäßigkeiten gab, die darauf hinweisen könnten, ob jemand hinkte oder ein Bein hinter sich her zog, wie sei es bei wandelnden Toten schon gesehen hatte. Außerdem schaute sie nach abgeknickten Zweigen, Blutspuren und versuchte, die Größe dessen abzuschätzen, was hier entlang geschleift worden war.
Sie bewegte sich langsam und vorsichtig, und ließ den Blick umherwandern, für den Fall, dass sich ein Seuchenstäbchen in der Nähe befand, als Ursprung der Schleifspuren. Dabei achtete sie auch darauf, in Sichtweite der anderen zu bleiben.

Tabea:
Vorsichtig folgte Enid den Schleifspuren ins Dickicht. Als sie auch Fußspuren entdeckte untersuchte sie diese sorgfältig und kam zu dem Schluss, dass es sich bei diesem unregelmäßigen Gang um Untote handeln musste. "Verdammt" dachte sie und spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Sie wandte sich zu den anderen zurück und informierte sie über ihre Erkenntnis. Sie merkte Ungeduld in sich aufsteigen und blieb unschlüssig stehen. Zu gern würde sie sofort den Untoten hinterher, um sie unschädlich zu machen. "Aber wer weiß, woher sie kamen!" murmelte sie und schritt etwas eiliger aus. Sie ärgerte sich, dass sie schlecht voran kam, denn das Unterholz war dicht, teilweise blieb sie in Dornenranken hängen. Nach einigen Augenblicken bemerkte sie einen kleinen Teich, der hinter dichtem Gestrüpp verborgen gewesen war. Sie blickte noch einmal zurück um zu schauen, ob die anderen ihr folgten, und ließ den Blick noch einmal über die Schleifspuren wandern. Nun bemerkte sie Hufabdrücke wie von einem Reh. Es schien sich hier also um einen Wildpfad zu handeln, die Schleifspuren hatten jedoch die Spuren der Tiere größtenteils unkenntlich gemacht. Sie folgte dem Pfad weiter in Richtung des Teichs. Dabei blieb sie wieder in den Dornen hängen und musste sich mit einem kräftigen, ungeduldigen Ruck losreißen, der sie ein paar Schritte vorwärts taumeln ließ. "Hier ist ein  kleiner Teich!" rief sie über die Schulter. "Seid vorsichtig, das Unterholz ist ziemlich dicht! Überall sind..." Sie brach ab und schnupperte. Das war ja ein angenehmer Duft...  Sie wandte langsam den Kopf, um zu ergründen woher dieser Duft kam. Aus dem Augenwinkel sah sie einen unheilvoll wabernden Stab aus dem Boden ragen, mit seltsamen Runen beschrieben - aber das war ihr angescihts dieses lockenden Dufts völlig egal. Ihre Beine trugen sie irgendwie unsicherer als vorher, sie strauchelte, stürzte. Rappelte sich wieder auf und taumelte langsam weiter, genau auf den Stab zu, der im Schlamm des Ufers steckte.

Yorik:
Auch Yorik war aufmerksam geworden, als Enid ihnen von den Spuren berichtet hatten. Er mochte zwar ein wenig verärgert ob ihrer Einstellung sein, doch ihrer fachlichen Meinung als Späherin vertraute er, also ließ er aufmerksam seinen Blick durch die nähere Umgebung schweifen, während die Gruppe der Bogenschützin weiter in den Wald folgte. "Entferne dich besser nicht zu weit von uns", rief er ihr zu, "wenn hier Untote ihr Unwesen treiben, ist der nächste Seuchenstab bestimmt nicht weit!" Doch es schien nicht so, als würde sie ihm überhaupt zuhören. Ungeduldig hastete sie durch das Dickicht, sodass ihre Freunde sich beeilen mussten, um überhaupt mithalten zu können.

Irgendwann war Enid nur noch ein Schatten hinter einigen Ästen, dann hörte Yorik ihre Worte bezüglich des Teiches. "Ein Teich?", echote er. "So einen gab es doch auch nahe Atos Versteck... Enid?" Gegen Ende seines Satzes war der Novize lauter geworden, den Namen der Späherin rief er richtig. Keine Antwort. "Enid?!", wiederholte er, lauter, doch es kam immer noch nichts zurück und Yorik wurde mulmig. Ein kalter Schauer kroch ihm den Rücken hinauf. "Kydora, mach das Seil bereit", bat er die Silvanaja, dann fügte er an alle gerichtet hinzu. "Irgendwas stimmt hier ganz und gar nicht, das spüre ich." Der junge Mann kniff die Augen zusammen, um zu erkennen, wohin Enid da verschwunden war, gleichzeitig begann er, ein Gebet an Lavinia zu sprechen. "Oh Große Mutter", murmelte er, "Du wachst über die Pfade all Deiner Kinder, Du hältst unsere Leben in Deiner Hand. Ich bitte Dich, schütze uns vor der Macht des Täuscher, die hier ihr Unwesen treibt, bewahre uns vor Trug und Verführung..." Für einen kurzen Moment schloss Yorik die Augen, wortwörtlich im blinden Vertrauen, dass seine Göttin ihn erhören würde.

Vanion:
Vanion war von Kydoras Frage kalt erwischt worden. Entsprechende Gedanken hatte er sich schon länger gemacht, aber hatte sie, genau wie seine Zweifel an Kadegars Integrität, als Hirngespinste, als Täuschungen des Täuschers, abgetan. Aber wenn Kydora diese Frage stellte, so bedeutete das, dass sie selber zweifelte. Hatte sie vielleicht Erinnerungslücken? Gab es Zeiträume, von denen sie nicht wusste, was sie getan hatte? Wie ist sie eigentlich in Atos' Hände geraten, sodass Robert zu diesem Austausch gezwungen wurde, der ihn das Leben kostete?

Misstrauen regte sich in dem Ritter. Alte Sorgen wurden plötzlich wieder wach. "Die Gemeinschaft schützt uns", diese Worte wurden an Maugrims Totenfeuer gesprochen. Aber nun klangen sie hohl, unwahr. Der Ritter wandte den Blick ab. Er wollte nicht, dass Kydora den Zweifel in seinen Augen sah. In seinem Herzen hoffte er, dass sie unschuldig war, aber zu viele Dinge passten zu gut zueinander. Unwillkürlich kam ihm Ninim in den Sinn. Er war von ihrer Unschuld voll und ganz überzeugt. Was sie getan hatte, das musste sie getan haben, weil Atos sie gefoltert, überwältigt, kontrolliert hatte. Aber Kydora?

Und dann drängte sich Yorik zwischen sie, wies Kydora an, das Seil bereit zu machen. Sofort griff Vanion nach seinem Schwert, und mit einem scharrenden Geräusch glitt es aus der Scheide.

Kydora:
In dem einen Moment wartete Kydora noch geduldig auf Vanions Antwort und im anderen ging plötzlich alles ganz schnell.
Mit geübten Fingen löste also Kydora das Seil von ihrem Gürtel und ging in die Richtung, in die Enid verschwunden zu sein schien. Mit schnell schlagendem Herz kam die Silvanaja neben Yorik zu stehen und blickte in das Geäst hinter dem sich Enid befand.

"Enid!" rief sie panisch, doch schienen ihre Worte nicht zum Geist der Späherin vorzudringen. "Verdammt, Enid bleib stehen."

Unsicher stand Kydora nun dort, überlegte fieberhaft, was sie tun konnten. An ihrer Seite war derweil Yorik im Gebet an Lavinia vertieft.
Es half nix, irgendwer musst hinterher. //Die Heiler sollten da sicher nicht rein, und irgendwer muss die Leute auch wieder rausziehen können. Vanion ist kräftiger als ich, also...// Ihre Entscheidung war gefallen und so begann sie sich das Seil um ihre Hüfte zu binden, prüfte den Knoten mehrfach auf Festigkeit und hielt Vanion das andere Ende des Seils entgegen.

"Lass bloß nicht los.", sagte sie mit ernstem Gesicht.

Dann wandte sie sich wieder dem Gestrüpp zu. //Einatmen. Luft anhalten. Reingehen. Enid packen. Raus.// Ihr Plan stand fest und sie hoffte inständig, dass es klappen würde, wenn sie gleich losgehen würde.

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