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Die Löwenburg (268 n.J.)

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Dominic:
Düster zeichneten sich die Konturen der Löwenburg gegen den sich langsam verdunkelnden Himmel ab. Noch etwa eine Wegstunde und Kassos würde die Burg erreicht haben.
Nie zuvor in seinem Leben, hatte der Mann ein solches Gefühlschaos durchlebt wie in den letzten Tagen. Er hatte die Reise dazu genutzt sich zu sammeln und hatte an den Abenden meditiert, um die Verbindung mit Sasha zu stärken und den losen Faden, der noch vor kurzem zu Maugrim geführt hatte, unter Kontrolle zu halten.
Sasha war zu dem Tier geworden, das immer schon in ihr geschlummert hatte. Sie war völlig außer sich und nur noch von ihren Instinkten gesteuert. Seit dem Tod ihres Seelenbruders, war sie ganz und gar zum Wolf geworden.

Kassos war gezwungen gewesen, sich in das Seelenband zu vertiefen und seinen Geist zu stärken, um nicht von seiner eigenen Trauer und Sashas Gefühlen weggespült zu werden. Nur durch die Rückkehr seines Gottes, war er dem Mann überhaupt möglich sich zu kontrollieren. Tior war im Moment des Todes von Maugrim zu ihm zurückgekehrt. Die Verbindung zum Gott des Krieges hatte seinen Geist gestählt, es ihm aber auch schwer gemacht, seine Wut zu zügeln. Sasha war alleine los gestürmt und hatte sich fangen lassen, und Maugrim war alleine los gestürmt um sie zu retten.
Natürlich wusste Kassos, dass es nicht Sashas Schuld war, aber er würde Zeit brauchen um ihr wieder gegenübertreten zu können.

Er hatte ohnehin andere Dinge zu erledigen. Seinen Gedanken nachhängend, erreichte Kassos den gewundenen Weg zum Haupttor der Löwenburg. Er würde vor die Ordensmeister treten und seinen Meisterring zurück fordern. Er vertraute seinem Nachfolger zwar, aber Tior hatte Kassos nicht umsonst wieder zu seinem Diener genommen. Es würden sich in der nächsten Zeit einige Dinge ändern und der Priester wollte es nicht einem Anderen überlassen, sich dem zu stellen.
Der Priester zügelte sein Pferd vor dem Tor und blickte zu den Wachen empor. Langsam schob er seine Kapuze zurück.

“Ich bin Kassos, hastatus lupinus und ich verlange Einlass in die Löwenburg. Schickt einen Boten zu den Meistern, ich wünsche sie morgen zur Mittagsstunde zu sprechen.”

Die Torflügel öffneten sich und Kassos ritt in den Hof der Burg ein.

Dominic:
Nachdem ein Knecht ihm sein Pferd abgenommen hatte um es zu versorgen, zog er sich in seine Kammer zurück. Es war zwar nicht mehr das Quartier des Großmeisters, aber sie gehörte nur ihm. Der Orden hatte ihm die Kammer zugestanden, aus Respekt vor dem, was er einmal war. Was er bald wieder sein würde.
Er setzte sich an sein Schreibpult und begann die Briefe zu lesen, die liegen geblieben waren. Nach kurzer Zeit verließ ihn jedoch seine Geduld und er erhob sich, um in den Tempel zu gehen. Auf dem Weg dorthin, begegneten ihm einige Novizen die ihren Arbeiten nachgingen, doch keiner von ihnen wagte es ihn anzusprechen. Seine Miene war finster und seine Schritte schnell.

Er erreichte den Tempel und fand sich allein in der großen Halle. Sie war rund angelegt worden und in der Mitte, in einer gut 4 Schritt im Durchmesser messenden, stählernen Feuerschale brannte das heilige Feuer. Eine Flamme, die niemals erlosch. Nicht solange es Krieg auf der Welt gab.
Hinter sich schloß Kassos die beiden großen Flügel des Portals und verriegelte sie. Das stand ihm als Außenstehender zwar nicht mehr zu, aber niemand würde es wagen ihn deshalb zu verurteilen. Er durchschritt die Halle bis er nah am Feuer stand. Dann begann er langsam es zu umrunden, den Blick immer in die Flamme gerichtet.
Als er einen vollen Kreis abgeschritten hatte, nahm er seinen Dolch zur Hand und schnitt sich in einer fließenden Bewegung damit in den linken Unterarm. Der Priester benetzte die Klinge mit seinem Blut und spritzte es dann mit einer raschen Bewegung ins Feuer.
Das Blut troff von der Klinge auf den geweihten Boden, als Kassos begann einen weiteren Kreis ab zu schreiten und die Flammen hoch empor loderten und eine dunklere rote Farbe annahmen.

“Tior, stolzer Kriegsherr, wolfshäuptiger ächter der Ehrenlosen, vergießer von Blut, bringer des Feuers und löwenhäuptiger Prinz des Krieges. Dir zu Ehren vergieße ich mein Blut, kämpfe ich an vorderster Front, schütze ich die Schutzlosen, lebe ich mein Leben.

Hier tritt Kassos Blutklinge vor Dich, hastatus lupinus, Dein Diener. Ich bitte Dich, aufrecht stehend, hör mich an:

Als mein Bruder Maugrim in Tormentors Hallen ging, bist Du zu mir zurückgekehrt. Als ein Teil meiner eigenen Seele starb, warst Du da um mich vor meinem eigenen Tod zu bewahren. Als meine Schwester ihr eigenes Selbst verlor, hast Du mir die Kraft verliehen mich im Hier und Jetzt zu halten. Als ein Teil meiner eigenen Seele nur noch Instinkt war, hast Du mir die Kraft geschenkt, klar im Geiste zu sein.

 Ich trete hier vor Dich, stark wie nie zuvor, gestärkt durch die Prüfungen, die Du mir auferlegt hast und jene, die die Welt mir und den meinen auf zwang.
Ich habe zurückgeholt, was längst vergessen war. Habe einen Weg beschritten, der nie hätte verlassen werden dürfen. Ich brachte den rechten glauben an Dich zurück in diese Welt. Ich habe in deinem Namen gefochten und bin unter deinen Augen siegreich aus all diesen Schlachten hervorgegangen.
Meiner inneren Bestie habe ich mich gestellt und auch diese konnte ich ein, ums andere Mal zurück schlagen. Ich verspreche Dir keinen Sieg über sie, denn das wäre töricht und hochmütig, doch werde ich ihr mit all meiner Macht entgegentreten. Immer und immer wieder. Und sollte ich von ihr verschlungen werden, dann werde ich mit deinem Namen auf meinen Lippen und Deinem Feuer in meinem Herzen untergehen. Und meine Waffenbrüder und - schwestern werden mich richten. Das wird eine Bürde sein, doch ich vertraue ihnen, dass sie es verstehen werden.
Nun bitte ich Dich: Beurteile mich. Sie in meine Seele und sage mir, ob ich Dein Diener sein soll. Sage mir ob es recht ist, meine Platz in diesem Orden einzufordern.

Ich habe aufrecht meine Bitte vortragen und um dein Gehör gebetet.
Jetzt erwarte ich auf Knien und in Demut deine Antwort, oh Tior, Herr des Krieges.”

Der Priester sank vor der mächtigen Flamme auf die Knie und senkte sein Haupt.
Kassos wartete eine lange Zeit und seine Gedanken verloren sich im Knistern des heiligen Feuers.

Von einem Herzschlag zum Anderen, war die große Halle von Donnerhall und Schlachtenlärm erfüllt. Er öffnete die Augen und fand sich unvermittelt inmitten einer großen Schlacht wieder. Der Orden focht gegen einen Gegner, dessen Wappen er nicht erkennen konnte. Gleißendes Licht fiel ihm entgegen und eine laute, voll tönende Stimme betete in einem Singsang, nur um kurz darauf Befehle zu bellen. Was Kassos auch tat, er vermochte nicht aus zu machen, wem sie da entgegen standen.
Langsam erhob er sich und drehte sich zu den seinen um. Rechts hinter ihm stand Gerrit Winterberg, Meister der Ritter-Brüder, gehüllt in eine glänzende Rüstung und geschmückt mit den Farben des Ordens. Er hielt Schwert und Schild, bereit sich in den Kampf zu stürzen. Er strahlte Zuversicht und Mut aus. Ganz der Ritter Tior zu Ehren.
Links hinter Kassos stand Tulfdar Hammerfaust, gerüstet mit einem schweren, langen Kettenhemd, stählernen Arm- und Beinschienen. Auch der Hünenhafte Schmied und Meister der Laien-Brüder, war geschmückt mit den Ordensfarben. Beide Trugen sie stählerne Helme, die einen Löwenkopf dar stellten.
Sie blickten Kassos entgegen und ein Novize reichte dem Priester seinen eigenen Löwenhelm.
Der Mann nickte den Meistern zu und nahm seinen Helm entgegen. Er setzte den Helm auf und schloß den Riemen unter seinem Kinn. Dann hob er seinen Speer und blickte sich unter seinen Kriegern um. Als er sich erneut dem Feind zuwandte, hob er seinen Speer in die Luft und deutete dann auf das Heer vor ihnen.

“Heute, wird dieser Krieg ein für alle Mal ein Ende haben. Heute ist der Tag, an dem viele von uns in Tiors Hallen gehen werden und der Rest von uns, ihre Namen in den Stein der Ordensburg meißeln wird. Heute ist ein Tag von Blut, Feuer und Ehre. Ein Tag von Tod und Vernichtung. Heute, ist Krieg.
Für Tior”

Das Heer begann seinen Sturmlauf auf den Unbekannten Feind und die Vision endete.
Jäh aus dieser Kriegsszene gerissen, fand sich Kassos im Tempel wieder. Immer noch kniend vor dem heiligen Feuer.
Langsam erhob sie der Priester und blickte in die Flammen.

“Ich habe verstanden”

Schnellen schrittes verließ er dem Tempel. Er musste sich auf den morgigen Tag vorbereiten. Auf den nächsten Kampf.

Dominic:
Die Nacht hatte Kassos im Gebet und der Meditation verbracht. Er hatte voller Inbrunst zu Tior gebetet und seinem Gott für die Vision und Sein Vertrauen gedankt. Dann hatte er sich auf Sasha konzentriert und seiner Seelenschwester Kraft geschickt.
Er wusste, dass sie noch lebte und dass es ihr noch nicht viel besser ging. Aber sie lebte und das war das wichtigste.
Am Morgen hatte er zusammen mit den Novizen und den Kriegern im Hof seine Übungen gemacht und dann ein kleines Frühstück zu sich genommen.
Bis zum Mittag war danach noch Zeit gewesen und so hatte er in den großen Steinbecken unter der Burg ein heißes Bad genommen und sich in saubere Gewänder gehüllt. Als Mittag wurde, machte er sich festen Schrittes auf den Weg zu den Meistern.
Vor der schweren, beschlagenen Tür zu den Meisterräumen, standen drei Ehrenwachen. Ein Laien-Bruder, ein Knappe und ein Novize. Sie symbolisierten die Treue der drei Kasten zu den Meistern und das Vertrauen in ihr Urteil.
Kassos nickte ihnen zu und die Tür wurde ihm geöffnet. Er betrat einen großen Raum, der mit Rüstungen und Wandteppichen geschmückt war. Die Wandbehänge zeigten Szenen aus längst vergangenen Kriegen. Der größte, der Hinter den drei Meistern an der Wand hing, zeigte einen Hochgewachsenen Krieger, der von einem wolfsköpfigen Krieger durch ein Tor geführt wurde. Die Szene zeigte Jeldrik, der, nachdem er einen Krieger der Leibgarde Tiors im Kampf besiegt hatte, von Tior in die Welt der Lebenden zurückgeführt worden war.
Die Großmeister des Ordens saßen an einem halbmondförmigen Tisch, dessen offene Seite zur Tür hin ausgerichtete war. Kassos blieb dort stehen, wo sich die gedachte Linie zwischen den beiden spitzen befand und verneigte sich tief vor den drei Oberhäuptern des Ordens.
In der Mitte saß Argos, Hohepriester Tiors und Kassos Nachfolger als Großmeister der Priester Kaste. Zu seiner Rechten saß Gerrit Winterberg, Erster Ritter des Ordens und Großmeister der Ritter Kaste. Zu Argos´ Linken saß Tulfdar Hammerfaust, oberster Schmied und Großmeister der Laien Kaste. Während Argos und Gerrit eher von mittlerer Statur und drahtig waren, überragte der hünenhafte Schmied Kassos um beinahe eine Haupteslänge. Selbst jetzt wo er saß, blickte er dem Nordcaldrier fast auf augenhöhe entgegen.
Die Meister erwiderten seinen Gruß mit einem Nicken und forderten den Priester auf, näher zu treten. Kassos trat zwei Schritte näher und blickte den Männern abwechselnd in die Augen, als er begann zu sprechen.

“Ich danke den Meistern dass sie mich empfangen und unter Tiors Augen und Ohren anhören.”

Nachdem er die rituellen Worte gesprochen hatte, entspannte er sich etwas, sein Blick blieb ernst.

“Ihr habt meinen Berichten, die ich vorraus sandte, bestimmt entnommen, dass mein Waffenbruder und Freund des Ordens, Maugrim Wolfsfang, gefallen ist. Die Ereignisse die dazu führten, habe ich ausführlich geschildert und auch sie sollten euch bekannt sein.
Was ich noch nicht berichtet habe und weswegen ich hier bin ist: Im Moment des Todes meines Seelenbruders kehrte Tior zu mir zurück und offenbarte mir seine Gründe, so lange Zeit nicht zu mir gesprochen zu haben. Er hat meinen Geist und meine Verbindung zu dem Priester Tormentors, Maugrim und der Hoch-Paladina Askars, Sasha Timberlore Schattenwolf gestärkt. Er allein hat mich davor bewahrt an meiner Trauer und meinem Zorn zu zerbrechen. Er gewährte mir die Machte die ich brauchte, um die Reste der Barriere zu zerschlagen, die meine Kampfgefährten und mich von Sasha und Maugrim trennten.
Gestern Nacht habe ich im Tempel gebetet und Tior sandte mir eine Vision. Er hat mich abermals als seinen Hohepriester angenommen und mir gezeigt, dass mein Platz an der Spitze des Ordens ist.
Und so vernehmt, unter den Augen Tiors und in seinem Geiste, bin ich, Kassos Blutklinge, Hohepriester Tiors, Gründer dieses Ordens und erster des neuen Weges, gekommen um meinen Meisterring zurück zu fordern. Ich berufe mich auf die Ordensregeln und meinen Rang in der Kaste der Priester und fordere Dich, Argos, Hohepriester Tiors, Großmeister des Ordens und zweiter des neuen Weges, zum Kampf um den Löwenring der Priesterkaste und allen damit verbundenen Rechten und Pflichten.
Der Kampf soll, wie es die Regeln des Ordens verlangen, unter dem nächsten Vollmond stattfinden. Der Kampf soll bis zur Aufgabe, oder der Kampfunfähigkeit einer der Kämpfer dauern.
Nimmst Du meine Forderung an?”

Kassos blickte Argos nun direkt in die Augen. In seinem Blick lag Entschlossenheit, aber kein Groll. Der Mann war einst sein nachfolger geworden, weil er Kassos im Kampf besiegt hatte. Er war stark, mutig und klug und Kassos hätte sich keinen besseren wünschen können, um ihm nach zu folgen.
Argos erhob sich und auch in seinen Augen lag kein Groll. Er würde Kassos sicher auch ohne Kampf den Ring überlassen, aber die Regeln verbaten das mit aller Strenge. Nichts desto trotz würde er Kassos im Kampf nichts schenken. Es würde die Ehre beider Krieger verletzten, wenn Einer dem Anderen etwas überließ, ohne mit aller Kraft gekämpft zu haben.

“Ich Argos, Hohepriester Tiors, Großmeister des Ordens und zweiter des neuen Weges, nehme deine Forderung an. Unter den Augen und Ohren Tiors und in seinem Geiste.
Unter dem nächsten Vollmond, werde ich dir entgegen treten.”

Auch die beiden anderen Meister hatten sich erhoben.

“Die Meister des Ordens nehmen das zur Kenntnis und bezeugen die Forderung.”

Kassos verneigte sich abermals tief vor den drei Großmeistern und verließ dann, ohne ein weiteres Wort den Raum.

Dominic:
Zwei Tage verblieben bis zur nächsten Vollmondnacht und Kassos nutzte sie, um sich in verschiedenen Waffenarten zu üben, Briefe zu schreiben und zu beten. In der Nacht vor dem Kampf, stand er reglos auf dem Kampfplatz und versenkte sich durch seine Atmung und Konzentration in völlige Ruhe. Langsam begann er im Sand vorsichtige Schritte zu setzen und sich in einem Kreis zu bewegen. Seine Hände waren offen und seine Arme beschrieben kreisende und wischende Bewegungen. Ganz langsam kämpfte er gegen einen unsichtbaren Gegner.
Sehr lange dauerte die Übung und nach einer Weile, trat ihm Schweiß auf die Stirn. Die langsamen Bewegungen kosteten sehr viel Kraft.
Als er endete bemerkte Kassos, dass er vom Rand des Platzes beobachtet wurde. Argos hatte Geduldig gewartet, bis die Übungen beendet waren und kam nun auf Kassos zu.

“Gehen wir ein Stück?”

Sie ließen den Kampfplatz hinter sich und begaben sich auf die Mauer über dem Nordtor. Von dort aus stiegen sie auf den Turm und blickte über die Zinnen weit auf das Land. Den Weg hatten sie schweigend hinter sich gebracht und auch als sie auf dem Turm standen, dauerte die Stille zwischen ihnen noch eine geraume Weile an. Schließlich war es Argos, der das Schweigen brach.

“Dein Verlust tut mir sehr leid, ich kann kaum ermessen wie groß dein Schmerz sein muss.”

Er blickte Kassos tief in die Augen und sein Gesicht zeigte Mitgefühl und Trauer. Auch Argos kannte Maugrim und und wusste sehr genau, was er Kassos bedeutet hatte.

“Ich danke dir Argos. Er hat mit seiner Tat viele Leben gerettet und letztendlich, ist er vor seinen Gott getreten. Maugrim konnte voller Stolz und hoch erhobenen Hauptes vor Tormentor treten. Nichts desto trotz werde ich ihn vermissen.”

Kassos sah hinaus auf das weite Land. In der Ferne sah er die Lichter von Engonia. Argos bedachte ihn mit einem langen Blick und atmete tief durch, bevor er sprach.

“Weißt du Kassos, du hast dich verändert. Ich kann noch nicht genau sagen wie, aber du scheinst ruhiger zu sein. Gefasster. Wir haben uns lange nicht gesehen und was auch immer dir widerfahren ist, es hat nicht nur schlechtes mit sich gebracht.”

Er machte eine Pause und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.

“Und jetzt kommst du hier her, nachdem du eine Ewigkeit nicht hier warst und alles was du zu sagen hast, ist mir Prügel zu versprechen? Du solltest dir wirklich bessere Manieren zulegen.”

Kassos grinste breit und trat auf den Mann zu, der einst sein Schüler gewesen war. Er legte ihm eine Hand auf die Schulter und blickte ihn voller Freundschaft an.

“Ich freue mich dich zu sehen, mein Freund.”

Sie standen noch eine Weile an den Zinnen und redeten über Belanglosigkeiten. Die beiden Männer lachten zusammen und erzählten sich alte Geschichten. Keiner sprach über den bevorstehenden Kampf. Keiner von beiden wollte darüber sprechen, dass er das Blut eines Freundes vergießen musste.

Dominic:
Den nächsten Tag verbrachte Kassos die meiste Zeit damit, seine Übungen zu machen und sich in Meditation zu versenken.
Er stärkte immer wieder das Band, welches ihn mit seiner Seelenschwester verband und schickte ihr Stärke und Zuversicht. Aber vor allem wollte er sie darauf vorbereiten, was in der Nacht kommen würde. Der Kampf mit Argos würde hart werden und die Emotionen würden Kassos überrollen, wenn er sich völlig in dem Wettstreit verlor. Das könnte schlimme Folgen für Sasha und ihn haben. Darum hatte Kassos sich in den letzten Tagen Mühe gegeben, ihre Verbindung immer wieder zu stärken und Sasha auf das vorzubereiten, was unweigerlich kommen würde: Der Kampfrausch.
Der Priester würde versuchen sich darauf einzulassen und sich in seinem Rausch zu versenken. Er hatte zuerst gedacht, Sasha abschirmen zu müssen, doch das ging auf Kosten seiner eigenen Konzentration. Also war er schließlich zu dem Schluss gekommen, dass er sie in den Kampf mit einbeziehen würde. Ihre Astrale Gestalt sollte zum Kampfplatz gerufen werden, sie sollte den vollen Mond anheulen, schreien und pirschen. Sie sollte im Schein der Fackeln grollend in ihrem animalischen Rausch schwelgen. Sie sollte in dieser Nacht ein Wolf sein. Sie sollte sehen, wir ihr Rudelmitglied kämpfte, sollte sehen wie ihr Seelenbruder Schmerzen und Emotionen überwand. Sasha sollte ganz der Wolf sein in dieser Nacht. Und nach dem Kampf, würde Kassos alles in sich aufnehmen, was Sasha bereit war abzugeben. Er würde sie nicht abschirmen, er würde sie beschwören.

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