Die Gebiete in Caldrien > Das Caldrische Imperium
Die Löwenburg (268 n.J.)
Dominic:
Die Nacht des Kampfes war gekommen und Kassos blickte über seine Brüder und Schwestern, die sich auf den großen Platz versammelt hatten. Er hatte die letzten Stunden mit beten und Übungen für seinen Körper verbracht. Als er sah wie Argos den Kampfplatz betrat, stieg auch er die Treppe herunter auf der er gestanden hatte.
Dies war alles wofür er die letzten Jahre gekämpft hatte. Er war nicht zum Ordensgroßmeister geboren. Er war niemand, der in eine Schreibstube gehörte, oder über Politik nachdenken wollte. Er war aus Feuer und Blut geboren, hatte sein Leben gegeben und diesen Weg zu dem gemacht was er nun war. Er hatte alles getan was er konnte um den Orden Stark zu machen und voller Überzeugung den Weg gelehrt.
Jetzt wurde es Zeit, dass er weiter zog. Kassos würde als Wanderpriester Engonien bereisen, lehren und lernen, kämpfen wo es sein musste und Kämpfe vermeiden helfen, wo es möglich war.
Als er auf dem Kampfplatz seine Position einnahm, wallte das Blut in seinen Adern auf. So war es immer vor einem Kampf.
Und dies würde ein guter Kampf werden. Egal wie er ausgehen würde.
Stille senkte sich über den Platz und nach einer kurzen Zeit, war es die Großmeisterin der Ritter, die das Wort ergriff.
"Heute Nacht unter den Augen Tiors und nach seinen Gesetzen, stehen sich zwei Brüder aus unserem Orden gegenüber. Dieser Kampf wird entscheiden, wer fortan den Titel Großmeister der Priesterkaste tragen wird. Der Kampf wird bis zur Kampfunfähigkeit, oder dem Tod eines Kämpfers ausgetragen. Eine Aufgabe ist nicht möglich."
Nachdem er Irmgards Worte hatte wirken lassen, ergriff nun Tulfdar Hammerfaust das Wort.
Der Großmeister der Laienkaste war hochgewachsen und in seinen Augen leuchtete das Feuer seiner Schmiede. Sein tiefer Bass trug seine Worte in jeden Winkel des großen Platzes.
"Heute Nacht unter den Augen Tiors und nach seinen Gesetzen, stehen sich Kassos und Argos gegenüber. Argos fordert den Titel des Großmeisters und das Recht des Stärkeren wird entscheiden, ob er sich diese Würde verdient hat. Möge der Bessere gewinnen. In Tiors Namen und unter seinem Blick: Kämpft!"
Kassos und Argos verneigten sich, die geballte Faust auf der Brust, voreinander. Argos nahm als erster seine Kampfhaltung ein und Kassos tat es ihm nach. Argos rückte langsam vor und achtete aufmerksam auf jede Muskelbewegung seines Gegners. Mit einem Satz täuschte er einen Schlag Richtung des Kopfes seines Gegners an, änderte im letzten Moment die Richtung und wollte Kassos einen Stoß auf das Sonnengeflecht versetzten. Kassos, der ihm diese Technik beigebracht hatte durchschaute die Finte. Doch statt zu parieren, machte er einen kleinen Schritt nach vorne, drehte sich leicht und ließ den Schlag an sich abgleiten. Mit der Handkante der linken Hand versetzte er Argos einen Schlag gegen die Schläfe, der rechte Arm fur waagerecht mit dem Unterarm gegen die Brust des jüngeren Priesters. Dieser taumelte leicht nach hinten und wirkte überrascht. Aber nicht lange.
Er fing sich wieder und stand Kassos erneut gegenüber.
Kassos nahm nun eine Haltung ein, die Argos zu verstehen gab, dass der Nordcaldrier nach den Regeln des Ketan kämpfen würde. Das Ketan war eine sehr schnelle und harte Art des Nahkampfes und dazu gedacht, eine schnelle Entscheidung herbei zu führen.
Auch Argos nahm nun die Grundposition ein und nickte leicht um zu verstehen zu geben, dass er einverstanden war.
Kassos stürmte vor, machte mit dem linken Fuß einen Kreuzschritt, fächerte das rechte Bein weit aus, ging in die Knie und begann seinen Angriff mit einem Fußfeger . Sein Gegner machte einen Schritt nach hinten, sprang dann aber blitzschnell nach vorne über Kassos hinweg und versetzte ihm einen Schlag gegen den Kopf. Kassos nutzte seine Bewegung nach unten, stützte sich auf seine linke Hand um wieder auf die Füße zu kommen und ließ einen Tritt in die Körpermitte seines Gegners krachen, als der sich gerade erhob. Obwohl ihm die Luft aus der Lunge gepresst wurde stemmte sich Argos gegen den Tritt und ließ seine Faust krachend in Kassos´ Gesicht fahren.
Als Kassos einen Schritt zurück machte und sich mit der Hand über den Mundwinkel wischte, sah er, dass Argos erstes Blut vergossen hatte.
Wie auf ein Kommando stürmten sie beide gleichzeitig vor und deckten einander mit immer schneller werdenden Schlägen und Tritten ein. Keiner von ihnen schien die Oberhand zu haben, als Kassos plötzlich die Deckung seines Gegners durchbrach und ihn hart im Gesicht traf. Argos taumelte leicht und Kassos setzte ohne Gnade nach, parierte einen Konterversuch und drosch Argos beide Fäuste gegen die Brust. Der getroffene fiel zu Boden, rollte sich aber aus der Bewegung ab und kahm sofort wieder auf die Beine.
Wieder gingen die beiden Kämpfer mit einem Hagel aus Angriffen aufeinander los. Diesmal war es Argos, der eine Lücke in der Verteidigung seines Gegner fand und die Fingerknöchel seiner rechten Hand auf Kassos´Stirn krachen ließ. Als Der Großmeister nach hinten taumelte, setzte Argos nach und versetzte ihm einen harten Tritt gegen die Brust. Kassos ging zu Boden.
Argos machte einen Schritt zurück und nutzte die kurze Atempause um sich das Blut aus den Augen zu wischen. Kassos Treffer hatte ihm eine Platzwunde über dem linken Auge eingebracht.
Als Kassos sich erhob, hatte sein Blick sich verändert und Argos wusste nur zu genau, was das zu bedeuten hatte. Wie sein Gegner, ließ nun auch Argos mehr von seiner Kontrolle ab. Beide Männer nahmen eine Kampfhaltung ein, die mehr an ein Tier erinnerten das zum Sprung auf seine Beute ansetzte, als an die Kampfarten eines Menschen.
Kassos war der Erste der mit einen wilden Schrei auf seinen Gegner zustürmte. Doch auch Argos war bereit und stürmte vor. Als sie sich trafen, erfülltes die Kampfschreie der beiden den Platz. Doch trotz des lauten Gebrülls, hörte man das schmatzende Geräusch von reißendem Fleisch und das splittern von brechenden Knochen.
In einem Knäul aus blutigen Gliedmaßen gingen beide zu Boden und kämpften verbissen um die Oberhand, als Kassos die Kehle seines Gegners zu packen bekam. Im clinch erhoben sich beide und Argos versuchte verzweifelt dem eisern Griff um seine Kehle zu entkommen. Weiter und weiter schlossen sich Kassos´Finger um seinen Hals. Als die Augen des jüngeren Priesters fast nur noch weiß zeigten, änderte er plötzlich seine Haltung. Seine Bewegung wurden weicher und er drehte sich in den Arm seines Gegners hinein. Der rechte Arm des jungen Hohepriesters fuhr nach oben, um dann in einer fließenden Bewegung nach unten zu gleiten und Kassos Armbeuge nach unten zu drücken. Mit dem spitzen Knochen deines Ellbogens, traf er den empfindlichen Punkt in der Beuge und so blieb Kassos nichts anderes übrig, als seinen Griff zu lockern. Argos nutzte die Abwärtsbewegung und drückte mit seinem Körpergewicht nach unten um dann mit seinen Ellbogen hoch zu reißen und ihn Kassos mit einem gewaltigen Krachen auf die Schläfe zu hämmern.
Der Hohepriester und Großmeister ging mit verdrehten Augen zu Boden und rührte sich nicht mehr. Der Kampf war entschieden. Argos war der Sieger.
Stille herrschte auf dem großen Platz der Löwenburg. Nur das stoßweise Atmen von Argos war zu hören.
Er reckte die Arme hoch ließ ein Gebrüll los, dass man bis Engonia hören sollte. Ein heiseres "Tior zu Ehren" war das letzte was man hörte, bevor auch er zu Boden ging, schwer atmete und in die Nacht starrte.
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