Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches > Schattenwall-Akademie

20. März 268 n. J. In den Mauern der Schattenwall

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Kadegar:
Früher Vormittag. Die Gänge der Akademie erwachten an diesem Tag deutlich schleppender zum Leben. Zwar gab es zum einen auch die Engagierten, die sich auch an solch einem Tag durch zuvorkommende Leistungen profilieren wollten, doch ein Großteil der Schüler und des Personals ließ diesen Tag sehr ruhig angehen durch ausgiebiges Ausschlafen.

Von einem Moment auf den Anderen begann dieser Feiertag jedoch jeglichen Glanz zu verlieren. Im ersten Moment kaum wahrnehmbar begann das quellenlose Licht, dass jeden Gang, jedes Zimmer und jedem Saal Helligkeit verlieh zu verblassen und in nur wenigen Augenblicken war das fensterlose Mauerwerk in völlige Dunkelheit gehüllt. Auch wenn diejenigen, die in ihren Zimmern noch schliefen nicht davon mitbekommen haben, dass das Licht verloren ging, so holte die fallende Temperatur jeden aus dem Land der Träume, denn die angenehme Raumtemperatur begann ebenso zu verblassen und schnell war es in der Akademie genauso kalt wie im eisigen Winter außerhalb des Gebäudes.

Noxius Armatura:
Magister Flammbart war zu jenem Zeitpunkt dabei mit der Scolaria Runa Steinhauer der Ayd'Owl und Scolaria Senefa Rabenwald eine Meditation vorzubereiten. Die Kreise waren gezogen und Senefa war dabei ihre letzten Kerzen aufzustellen, als das Phänomen begann. Die Kerzen, die bereits entzündet waren schienen dabei gegen die aufkommende Dunkelheit zu verblassen. Flammbart kniff die Augen zusammen. Ein schwanken der Energieversorgung der Zauber der Akademie? das sollte eigentlich nicht passieren und war, so weit er sich erinnern konnte, noch nie passiert. Auch die beiden Schülerinnen bemerkten die Veränderungen und Senefa schaute den Magister verwirrt an.
Magister? Was hat das zu bedeuten?
Man hörte einen dumpfen Aufschlag draußen, der Magister erhob sich und griff nach dem Spazierstock neben sich.
Nichts gutes jedenfalls!
Alarmiert schauten die beiden Schülerinnen in Richtung der Tür, wo dem dumpfen Aufschlag ein spitzer Schrei und ein zweiter Aufschlag folgte.
Flammbart hechtete die Treppe zu seinem Schreibtisch rauf, griff sich sein Grimoire, in dem er einst seine Seele gebunden hatte und ein Schwert in einer weißen Lederscheide, welche das Siegel der Akademie trug. Er wusste nicht, was dort auf sie wartete, doch würde er lieber mit dem Schwert der einen Göttin gehen als unbewaffnet. Er würde nicht zulassen, dass Runa etwas passiert... oder Senefa, fügte er in Gedanken hinzu.
Wir müssen hier raus! Folgt mir zum Fluchttunnel. Und seid leise. Wir wissen nicht, wer oder was da draußen ist.
Das Schwert um die Hüfte gegürtet, den Stock in der einen und eine leuchtende Lichtkugel in der anderen Hand öffnete er vorsichtig die Türe zum Flur. Vor der Türe lagen zwei Scolari der Akademie. Ihre Augen blickten panisch ins leere. Tod.

Anders:
Es begann schleichend, im ersten Moment bemerkte man die Veränderung gar nicht. Dann jedoch verlor das Licht immer schneller an Kraft und hüllte sie alle in Dunkelheit. Spätestens als der Magister den Kopf hob, hatte auch Runa die wachsende Dunkelheit bemerkt. Sofort beschlich sie ein Gefühl der Unruhe. War es sonst schon dämmrig in den Gängen der Schattenwall, jetzt wurde es richtig finster. Sofort schnellte ihr Blick zu Garth, als draußen vor der Tür ein dumpfer Knall zu hören war. "Was geht hier vor?" , fragte sie, doch ihre Frage ging im spitzen Aufschrei und dem zweiten Knall vor der Tür unter. Runa hatte das Gefühl als würde sich eine Hand um ihr Herz zusammen krampfen und ihr Mund wurde trocken. Alamiert tauschte sie mit Senefa ängstliche Blicke, während Garth plötzlich in geschäftiges Treiben ausbrach.
//Die Schattenwall wird angegriffen? Aber von wem? Oder was?//
Nervös biss sich Runa auf die Lippen und wollte nach ihrem Bündel greifen, hielt sich dann aber davon ab. Sie würde ihre Hände vielleich noch brauchen und Kleidung konnte ersetzt werden. Garth öffnete vorsichtig die Tür. All umfassende Dunkelheit schlug ihnen entgegen, so dicht, dass Runa das Gefühl hatte sie mit Händen greifen zu können. Trotzdem schälten sich zwei Umrisse aus dem scheinbaren nichts. Durch das magische Licht konnte sie die Körper von zwei Scolari sehen die reglos vor der Tür im Gang lagen. Sie waren ungefair in ihrem Alter und in ihrem Gesicht spiegelte sich eine panische Angst wieder, die die matten Augen allerdings nicht mehr erreichte. Runa spürte wie ihr schlecht wurde. So war es bisher immer gewesen wenn sie mit einer Leiche oder übermäßig viel Blut in Kontakt gekommen war. Keuchend schlug sie sich eine Hand vor den Mund und ballte die andere zur Faust um das Zittern ihrer Finger zu verbergen. Alles in ihr sträubte sich dagegen aus dem Zimmer in die Dunkelheit zu treten, nicht nur weil sie dabei über die Körper der Toten steigen mussten. Trotz allem bemerkte sie, dass die beiden Mädchen keinerlei Körperliche Verletzungen aufwiesen. Was auch immer sie getötet hatte verbarg sich in der Dunkelheit und augeschneinlich gebrauchte es keine herkömmlichen Waffen.
//Alamar steh uns bei.//
Mit einem harten Schlucken griff Runa auf die Techniken der Meditation zurück die sie in den letzten Tagen verinnerlich hatte, um ihren Herzschlag zu beruhigen. Dann holte sie aus ihrer Gürteltasche ihren eigenen Lichtkristall hervor. Durch das Licht des Magisters würden sie so oder so auffallen und egal was da draußen war, sie würden mehr Licht brauchen um einen Weg durch diese erstickende Masse zu finden. Ganz abgesehen davon, dass sie nicht glaubte das Garth oder der Magister gleichzeitig Zaubern und Kämpfen konnten. Bläuliches Licht erstahlte, als ihre Magie den Stein zum scheinen brachte. Mit allem was von ihrer Selbstbeherrschung übrig war raffte sie die Robe und bedeutete Garth vorzugehen. Sie und Senefa würde ihm folgen.

Noxius Armatura:
Auf dem Weg zum Treppenaufgang begegneten sie keinen anderen Schülern, nur deren Leichen. Hin und wieder hörte man entferntes Schreien und Hilferufe, die jedoch oft kurz darauf verstummten. Als sie die Eingangshalle betraten bot sich ihnen ein bild des Schreckens. Die Eingangstüre war mit zehn, vielleicht fünfzehn toten Körpern verstopft. Offenbar hatten einige versucht durch die Tore zu entkommen und konnten die Türe nicht öffnen. Das, was das Licht der Akademie abschaltete, schien auch die Energie zu nehmen, die half die Türen zu öffnen. Senefa fing an zu schluchzen. Runa konnte sich nur ausmalen, wie schlimm es um sie stehen musste, ihre Freunde hier tot am boden liegen zu sehen. Flammbart schüttelte traurig den Kopf und beschleunigte seine Schritte. Bald standen sie vor einer scheinbar massiven Steinwand. Flammbart legte die Hand auf und vollführte eine Bewegung, die offenbar die Öffnung der Türe bewirken sollte. Als sich nichts tat und auch die folgenden zwei versuche nichts brachten fluchte er.
Es saugt der Akademie die Kraft aus. Tretet zurück! Wir versuchen etwas.
Das Leuchten in seiner Hand intensivierte sich und begann kleine Energieblitze an den Körper abzugeben. Gleichzeitig wurde das leuchten des Steins auf der Brust des Magisters kurz etwas dunkler. Er zog Energie aus dem Stein um Die Tore mit Gewalt zu öffnen. Senefa krallte sich in Runas Arm. Immer noch flossen ihr Tränen aus den Augen, das Schluchzen unterdrückte sie so gut es ging. Der Magister drückte die Handfläche gegen die Wand, wodurch die Kugel in einem hellen Lichtblitz erlosch.
einen Augenblick später entzündete er ein neues Handlicht. Er atmete schwer und schüttelt den Kopf.
Wir brauchen etwas stärkeres. Wir haben noch ein paar Dinge in unserem Zimmer, die uns helfen können. Kommt!
Er stapfte an den beiden Schülerinnen vorbei und Runa wollte ihm instinktiv folgen. Immer noch krallte sich Senefa in ihren Arm und schien sie zurückhalten zu wollen.
Runa wollte gerade etwas zu Senefa sagen, da fiel ihr Blick in Senefas schreckerstarrte Augen. Tote Augen. Was auch immer hier die Schüler und Lehrer Angriff, es war hier.

Anders:
Kein Laut drang zu ihnen während sie durch die Gänge der Akademie liefen. Erst an der Treppe drangen von fern Schreie und Hilferufe zu ihnen. Runa musste dem Drang wiederstehen sich die Ohren zuzuhalten und zwang sich auf jedes kleinste Geräusch zu achten. Ihr magisches Licht warf keine Schatten da die Dunkelheit zu dicht war, als das sie weit hätten sehen können. In der Eingangshalle stießen sie auf noch mehr Tote und Senefa konnte das Schluchzen nicht mehr unterdrücken. Sie schien einige von ihnen zu kennen. Runa fühlte keine Trauer nur die allumfassende Angst die ihren Körper einzuschnüren drohte. Wenn sie nicht aufpasste würde diese Furcht sie lähmen. Sie vermied es die Leichen anzuschauen, zwang sich sturr auf Garth Rücken vor ihr zu blicken und hinter ihm herzugehen. Trotzdem konnte sie nicht riskieren Senefa zu verlieren und als sie merkte wie ihre Freundin sich nicht von den Toten losreißen konnte griff sie nach ihrem Arm und zog die Weinende grob mit. Ihr fehlten die Worte um etwas tröstendes zu sagen, sie wusste nur, dass wenn sie hier blieben oder zu lange stehen blieben sie verloren sein würden. Sie wusste nicht woher sie es wusste, aber irgendetwas in ihr war sich ganz sicher. Sie konnte sich ausmalen wie es Senefa ging, durfte allerdings nicht zu viele Gedanken darang verschwenden. Plötzlch blieb Garth vor einer Wand stehen. Anscheinend waren sie angekommen, wo auch immer. Wie sie genau hierher gekommen waren wusste Runa nicht, da sie haupsächlich auf Garths Rücken geguckt hatte.
Senefa Schluchzte leise und klammerte sich an ihren Arm. Vorsichtig tätschelte Runa ihre Hand. "Wir... wir schaffen es hier raus.", flüsterte sie ihr gepresst zu und schwenkte ihr Magisches Licht mal in die eine, mal in die andere Richtung. Vor ihr fluchte Garth. Irgendetwas schien nicht nach Plan zu verlaufen. Seiner Anweisung folgend traten sie ein paar Schritte zurück.
Angespant beobachtete sie wie der Magister und Garth auf den Stein zurück griffen um mehr Magie zu erzeugen. Senefa krallte sich schmerzhaft in ihren Arm, aber Runa realisierte es im ersten Moment gar nicht über dem Gedanken, das die Gestalt vor ihr gerade mit Lebenszeit bezahlte um sie vielleicht hier heraus zu schaffen.
Es blitzte und die Kugel erlosch. Geblendet hatte Runa für einen Moment die Augen geschlossen. Als sie sie wieder öffnete entfachte Garth gerade ein neues Licht. Die Wand blieb verschlossen.
"Wir brauchen etwas stärkeres. Wir haben noch ein paar Dinge in unserem Zimmer, die uns helfen können. Kommt! "
Runa wollte sich gerade in Bewegen setzen aber Senefa hielt sie zurück. Immer noch krallte sie sich schmerzhaft fest in ihren Arm und die Scolari verzog das Gesicht.
"Senefa nicht so fest. Du tust mir..."
Runa hatte die Hand auf die Finger ihrer Freundin gelegt nur um festzustellen, dass sie eiskalt und steif waren wie Stein. Entsetzt schnellte ihr Blick zu Senefas Gesicht, das leblos und ängstlich zu ihr aufsah. Mit einem entsetzten: "Senefa!", das sie jetzt nicht mehr unterdrücken konnte, riss Runa an ihrem Arm, aber die Tote hielt ihn fest umklammert. Die Bewegung sorte allerdings dafür, dass sie jetzt in Runas Richtung kippte und drohte sie beide zu Fall zu bringen. Der Lichtkristall fiel aus Runas Hand und das magische Leuchten erlosch, während sie mit der anderen Hand zupackte und um ihr Gleichgewicht rang. Panisch versuchte sie ihren Arm aus Senefas griff zu befreien und endlich gelang es ihr die kalten Finger zu lösen. Mit einem Schluchzen stieß sie die Tote von sich, während sie sich hektisch umsah.
Es war hier!
Was auch immer die Akademie angriff und ihr die Energie entzog, Schüler und Lehrer ermordete es hatte sich Senefa geholt während sie neben ihr stand. Und sie hatte nichts bemerkt. Ihr Arm schmerzte, dort wo sich Senefas Finger in ihre Haut gegraben hatten und um sie herum herrschte Dunkelheit.

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