Die Gebiete in Caldrien > Das Herzogtum Hanekamp
In Hanekamper Grenzgebiet
Svenja:
"Pfft, von wegen aufs Pferd schießen! Nur wenn es keine Alternative gibt!" Svenja, sah Vanion und Destus kurz nach und gab ihrem jungen Pferd dann beherzt das Signal zum Angaloppieren. Auf der Hügelkuppe zügelte sie den jungen Wallach nochmals kurz, um sich einen Überblick zu verschaffen. Während Vanion überaus würdevoll auf seinem Ross hinter dem Trupp des Steuereintreibers herjagte und es zugleich schaffte, seine Männer vom Pferd aus zu befehligen, ritt Destus einen kleinen Schlenker am Rande ihres Sichtfeldes. Selbst hoch zu Ross, verlor er seine Gabe unauffällig zu bleiben nicht.
Lächelnd ließ sie ihr Pony, dessen Ungeduld sich jetzt merklich durch wehementes mit dem Kopf schlagen zeigte, in Richtung Dorf hinterher sprengen.
Vanion:
Von der Dorfpalisade aus war es ein beeindruckender Anblick: Fünf Pferde in mehr oder weniger enger Formation, die schon tiefstehende Sonne im Rücken, die auf der Straße entlang in Richtung des Dorfes galoppierten, und hinter ihnen ein gutes Dutzend Reiter in rot und grün und gold und blau. Die Fliehenden wie die Verfolger stießen laute Rufe aus, die einen voller Angst, die anderen voller Wut und Jagdlust.
Das Spektakel war im Dorf nicht unbemerkt geblieben. Schon von weitem waren einige Gestalten zu erkennen, die sich an den Torflügeln zu schaffen machten. Das Holztor mochte niedrig sein, aber einige Reiter würde es wohl abhalten können, und die, die dort vorne standen, schienen nicht auf den Eintreiber des Herzogs warten zu wollen. Das Gegenteil schien der Fall zu sein.
Der Abstand zwischen den Gejagten und ihren Jägern wurde immer kleiner. Keine zwanzig Schritt trennten Vanion und die anderen voneinander, dann waren es keine zehn, keine fünf - und dann zügelte Vanion sein Pferd und hob die Hand, bedeutete den anderen, anzuhalten. Er presste die Schenkel zusammen, mühte sich, sein Pferd unter Kontrolle zu halten, das durch den scharfen Zug zu bocken drohte. Aber die Torflügel waren nun geschlossen, und wenn der Ritter sich nicht täuschte, hatte er eine Gestalt in einem festlichen Kleid durch den letzten Spalt lugen sehen. Das Tor war für sie genauso verschlossen wie für den Hanekamper Eintreiber und seine Wachen. Die Dorfbewohner waren kein Risiko eingegangen, hatten die Beute und die Jäger gleichermaßen aus dem Schutz der Palisaden ausgeschlossen.
Die Jagd war vorbei. Die Straße versperrte Vanion mit einigen Reitern, von Rechts ritt Destus heran, und als der Ritter nach Links schaute, erkannte er Svenja, die die letzte verbliebene Lücke mit ihren Gardisten schloss.
Langsam trieb Vanion sein Pferd an. Das Gesicht des Hanekampers war blass geworden, Schweiß stand auf der Stirn des Dicken. Bevor Vanion überhaupt sprechen konnte, riss der Mann seine Satteltasche auf, zog einige prall gefüllte Beutel hervor und schleuderte sie weit von sich. Es klimperte, als die schwere Last auf den Boden prallte. Ein Gardist stieg ab und nahm die Beutel an sich. Er öffnete einen, dann nickte er Svenja zu, die ihrerseits Vanion ein Zeichen gab. Der Schwanenritter wendete darauf sein Pferd.
"Wegelagerer, Räuber, das seid ihr alle!"
Neugierig, wer von den Hanekampern den Mut hatte, solche Worte zu sprechen, wandte Vanion sich erneut herum - aber die Stimme kam von einer erstaunlich kleinen Frau. Die Frau, die der Ritter eben am Tor erblickt hatte. Sie stand nun auf dem Wehrgang, und obgleich Vanion vom Pferderücken aus fast über die Palisade hätte spucken können, schien sie keine Furcht zu haben.
"Lavinia wird's euch wohl vergelten, meine Hochzeit so entehrt zu haben!"
Ein gutes Stück weiter hinten, am Hang, rappelte Gerbrandt sich auf. Er war ein Gardist aus Voranenburg und war Teil des Entsatzes gewesen, der Feuerklinge zu Hilfe gekommen war. Er hatte sich gefreut, nach Hanekamp reiten zu können, denn in Finsterwald hatte er Familie, also war es etwas persönliches. Sein Freund Iwain war ebenfalls abkommandiert worden, und da die beiden sich bereits seit langen gemeinsamen Gardistenjahren kannten, hatte Gerbrandt sich wenig Sorgen darüber gemacht, einen Kampf zu verlieren. Dass diese Hanekamper nun jedoch ausgerechnet ihn und Iwain von den Pferden gestoßen hatten, wurmte ihn. Er schüttelte den Kopf, um das Klingeln im Ohr loszuwerden, dann stolperte er auf Iwain zu. "Komm schon, steh auf, wir müssen die Pferde einfangen!"
Aber Iwain regte sich nicht. Und der Winkel, in dem Iwains Haupt zu dem Rest seines Körpers stand, ließ vermuten, dass Iwain sich auch nie wieder regen würde.
Svenja:
Svenja sah leicht konsterniert von der kleinen zeternden Frau auf der Palisade, über den panisch atmenden feisten Steuereintreiber, hin zu Vanion und schließlich zur rechten Flanke hinüber zu ihrem Jagdgefährten Destus. Erst jetzt fiel ihr mit einem Stirnrunzeln auf, dass hinter Destus Trupp zwei reiterlose Braune grasten. Erstaunt ließ sie ihren Blick den Weg zum Hügel hinauf schweifen, aber gegen die Sonne und auf Grund der Entfernung konnte sie nichts Ungewöhnliches erkennen.
Ihr Kinn ruckte kaum merklich auf die Pferde hinter Destus, der sich daraufhin umsah, wobei nun auch den anderen Gardisten die fehlenden Männer aufgefallen waren.
Dann heftete sie ihren Blick zurück auf die Palisade: "Verzeiht meine Dame, dass wir eure Hochzeit gestört haben. Sicherlich wird uns zumindest Nedra wohlgesonnen sein, da unsere Jagd offenbar erfolgreich war. Vanion, wärst du so nett und würdest mir die Beutel geben. Und vielleicht sollten wir sehen, ob der Herr noch mehr bei sich trägt!"
Destus Jägersson:
"Geht sie jemand suchen?" fragte Destus. Mit einer entschuldigenden Geste in richtung der augenscheinlichen Braut stieg Destus von seinem Pferd ab und ging auf den Steuereintreiber zu.
"Entschuldigt, aber wir wollen nur gründlich sein." sagte Destus und mit diesen Worten begann er die Satteltaschen der Pferde sowie sonstiges Gepäck der Reiter genauer zu Inspizieren. Ohne Worte aber mit der gründlichkeit eines Soldaten.
Da er nichts fand, teilte er dies der Gruppe mit und machte sich wieder auf den weg zu seinem Pferd.
Esta:
Es hatte eine Weile gedauert, bis das Geschehen draußen auch an Valerijas Ohren trat. Sie war zusammen mit einigen Frauen dabei beschäftigt, die letzten Handgriffe für das Hochzeitsessen zu bereiten. Auch wenn sie sich zwar dem Leben einer Geweihten und hoffentlich bald Priesterin gewidmet hatte, liebte sie es, den Leuten immer noch zu Hand gehen zu können. Doch als die Frauen den aufgeregten Stimmenwirrwarr bemerkten, wurden sie neugierig und die aufbrachte Stimme der Braut ließ die junge Lavinianovizin schließlich aus dem Haus treten und den Quell des Aufruhrs suchen.
Schließlich fand sie die Braut und einige andere der Gäste und Bewohner der Ortschaft vor dem Tor vor, vor ihnen zwei wohlgekleidete Herrschaften, eine Dame mit Pfeil und Bogen und ein Herr in Rüstung mit blau-weißem Wappen, einem Schwan und...Sollen das Lavinias Blüten darstellen?
Eine solche Situation konnte nie etwas gutes bedeuten, aber sie war nicht mehr in der Position, in der sie sich schnelle Schlüsse leisten durfte. Sie riss sich sichtlich zusammen, als sie sich durch dir Gruppe schob und schließlich das Wort an Braut und Neuankömmlinge richtete. Auch wenn sich ihre Hände in dem Stoff ihres Kleidung ballten, beschwor sie sich, eine möglichst ruhige Mine aufzubehalten.
„Der Mutter zum Gruße, hohe Herrschaften.“ Das Knicksen gestaltete denkbar steif, wenn man das Gegenüber am liebsten anschnauzen würde. Ich muss noch mehr an meiner Selbstbeherrschung arbeiten, schalt sie sich innerlich und wandte sich an die Braut. „Dürfte ich fragen, was dieser Aufruhr zu bedeuten hat? Das Essen wird kalt und es wurden doch eure Leibspeisen bereitet.“
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