Der Städtebund von Tangara > Ayd'Owl-Akademie

Vorlesungsraum (Spätfrühling 268 n.J.)

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Kadegar:

Schon einige Tage sind  vergangen seit Magister Sonnenwende aus Caer Conway zurückgekehrt ist. Und doch sah man ihn deutlich öfter und deutlich unruhiger die Gänge der Akademie auf und ab laufen. Zwar war es nicht unüblich, dass er dies zum nachdenken tat, doch nicht in dieser Häufigkeit, mit dieser sichtbaren Unruhe und mit so düsteren Gesichtsausdruck.
Die letzten Monate schienen ihn eher immer ruhiger, ruhiger als er sowieso schon war, zu werden. Wenn er auch anfänglich nach den Ereignissen um den Lich Atos noch recht nervös war, so schien er sich in der Sicherheit der Akademie und ihrer Verteidigungsvorkehrungen immer mehr zu beruhigen.
So brachte ihn die Einladung aus Montralur an Runa zwar nicht aus dem Konzept, doch schien der Brief nach der Katastrophe ihn durchaus zu treffen. Die folgende Woche sah man Kadegar dann kaum außerhalb seines Zimmers und sein Aufbruch selber zum Himmelsgebirge lief für nicht eingeweihte unbemerkt.
Zurück aus dem Himmelsgebirge, oder wie man munkelte auch aus Caer Conway, berichtete er knapp von der Katastrophe in Montralur und verkündete das Bestreben nun noch enger mit der Ayd Owl zusammen zu arbeiten. Das dies vor allem dem Bestreben galt die Notlage der Schattenwall zu überstehen war wohl jedem klar.

An diesem Tag ließ Kadegar der jungen Schülerin Runa eine Nachricht zukommen. Er hatte einige Frage an sie bezüglich den Ereignissen in Montralur, und wollte sie dazu persönlich befragen. Hierfür lud er sie, zum Abend hin, in einen der Vorlesungsräume, um in Ruhe mit ihr reden zu können.

Im Wissen, dass Runa eine gute Tasse Tee durchaus zusagt wartete er also mit einer Kanne Kräutertee, zwei Tasse und einer möglichst entspannten Haltung, auch wenn es ihm nicht leicht fiel.

Anders:
Nach der Rückkehr aus Caer Conway hatte Runa begonnen verstärkt ihre Aufmerksamkeit auf die neu erlernten Zauber zu richten und diese zu Üben. Während sich das Auflösen von Magie einfacher gestaltete, bereitete ihr das Erschaffen von magischen Zirkeln deutlich mehr Probleme. Bisher war es ihr noch nicht gelungen ein energetisches Konstrukt zu erschaffen das nicht augenblicklich wieder verpuffte sobald sie versuchte es loszulassen. So überraschte sie die Einladung des Magisters etwas, da sie zum jetzigen Zeitpunkt nicht mit ihr gerechnet hatte.
//Naja... wer erwartete schon von Karona das sie alles verständlich erklärt...//
Gegen Abend fand sie sich schließlich vor dem Vorlesungsraum ein. Sie klopfte und trat nach dem sie hereingerufen wurde ein. Ihre Gedanken kreisten den ganzen Tag schon um den Vorfall an der Schattenwall egal wie sehr sie versuchte die Erinnerungen zu kontrollieren. Immerhin war es ihm bisher gelungen Senefas Gesicht auszusperren.
"Guten Abend Magister.", begrüßte sie Kadegar und ließ ihren Blick kurz über die Teetassen schweifen. "Ihr wolltet mich sprechen."

Kadegar:
Kadegars Gedanken kreist schon einige Zeit im Raum umher. Seine zweite Tasse Tee hatte er bereits angefangen zu trinken um sich daran in der Realität zu halten.
Als sich die Tür öffnete zog er scharf die Luft ein und seine Haltung spannte sich sofort an. Als Runa dann zum Vorschein kam entspannte sich der Magister leicht, nickte Runa zu und deutete auf die noch leere Tasse am Platz gegenüber.

Runa, danke, dass Ihr gekommen seid.

Geduldig wartete er bis Runa sich gesetzt hatte, und bei bedarf sich etwas Tee einschenkte. Er zwang sich von der finster dreinblickenden Mimik zur gewohnten Neutralität und ergriff erneut das Wort.

Wie ich bereits hörte, haben wir uns in Caer Conway verpasst. Ich hoffe die Reise hat sich für Euch gelohnt. Ich komme aber direkt zur Sache. Ich würde gerne Eure Version und Einschätzung zu dem, hm, Vorfall in Montralur hören. Ich biete Euch dafür an, dass ich Euch meine Bedenken an der Sache mitteile. Auf vertraulicher Basis versteht sich.

Anders:
Tee war jetzt genau das richtige. Dankbar griff die Scolarie nach der Kanne und schenkte sich eine Tasse ein. Der Magister wirkte sehr übellaunig und düster. Die Thematik schien ihn mehr zu treffen als er es sich anmerken lassen wollte. Sie merkte wie sehr es ihn anstrenkte sich zu beherrschen.
//Bedenken? Was für Bedenken?//
"Wenn ich irgendwie helfen kann Licht in diesen... Vorfall zu bringen will ich gerne erzählen.", begann sie schließlich. Sie trank einen Schluck Tee, räusperte sie und begann die Erinnerungen aus ihrem Gedächtnis hervor zu beschwören.

"Ich wurde als Repräsentantin der Akademie an die Schattenwall geladen um an den Festlichkeiten zur Verabschiedung der Absolventen teilzunehmen. Als der.... Vorfall begann war ich im Lehrzimmer des Magister Flammenbart zusammen mit... einer weiteren Scolaria. Wir waren damit beschäftigt Schutzkreise für die anschließende Mediation zu ziehen als plötzlich das Licht verlosch. Innerhalb kurzer Zeit schien es als würden die Wände der Akademie ihre Leuchtkraft verlieren. Allerdings nicht rabiat schnell so wie man eine Kerze ausbläst sondern eher so als würde sie plötzlich schwächer werden bis sie zur unkenntlichkeit verblasst. Auch die Wärme die sonst in der Akademie blieb verschwand und binnen Augenblicken war es furchtbar kalt." Runa hatte die Augen geschlossen. Bilder spielten sich vor ihrem inneren Auge ab. Sie sah Senefas verdutztes Gesicht ehe das Licht ausging, hörte die Stimme des Magisters.
"Wir hatten Kerzen angezündet, allerdings konnten selbst diese nichts gegen die steigende Dunkelheit ausrichten. Es war als würden sie regelrecht verschluckt. Als nächstes hörten wir einen dumpfen Aufschlag direkt vor der Tür der Kammer. Kurz darauf noch einen. Der Magister erzeugte ein magisches Licht wies und an ihm zum Fluchttunnel zu folgen. Als er die Tür öffnete ... lagen vor uns zwei Schüler. Tod."
In Runas Gesicht zuckte es. Ihre rechte Hand wanderte von selbst zu der dünnen Narbe auf ihrer Stirn und rieb sachte darüber während sie sich zwang aus ihrer Erinnerung heraus zu treten und sie genauer zu betrachten.
"Sie waren ungefair so alt wie ich, hatten keine Verletzungen, es gab keine Anzeichen eines Kampfes... Aber in ihren Augen stand ein namenloses Entsetzen. Ich erzeugte ein eigenes Licht und wir ließen sie zurück. Wir bewegten uns zur Treppe um ihr nach oben in die Eingangshalle zu folgen. Auch auf ihr lagen Tote, genau so wie in der Eingangshalle. Um die Tür herum lagen 15. Sie schienen versucht haben durch das Tor zu entkommen, aber die Tore blieben verschlossen. Wenig später erreichten wir die Wand hinter der sich der Fluchttunnel befand. Der Magister versuchte sie sie zu öffnen aber es gelang ihm nicht. Darauf hin sagte er, dass etwas der Akademie die Kraft aussaugen würde und versuchte die Wand aufzuzwingen. Aber sein Zauber war nicht stark genug. Daraufhin wollte er zurück in sein Zimmer um etwas zu holen das uns helfen würde. Er eilte vor und ich wollte ihm folgen aber..."
Mit einem leisen Stöhnen sank Runa in sich zusammen. Jetzt war es zu spät und sie ließ die Erinnerung einfach weiter laufen. "Die Scolaria Rabenwalde stand neben wir und hatte sich aus Furcht an meinem Arm festgekrallt. Zumindest dachte ich das. Sie ließ mich nicht los als ich ihm folgen wollte. Ich versuchte sie mitzuziehen, drehte mich um... und sah in ihre toten Augen. Ich hatte nicht bemerkt das irgendetwas neben mich getreten war und sie neben mir getötet hatte. Es gab kein Geräusch, kein Zucken nichts. Sie stand auch immer noch aufrecht nur die Panik war ihr ins Gesicht geschrieben und der Magister musste ihre Hand mit Gewalt von meinem Arm lösen so fest hatte sie sich in meine Haut gekrallt. Dann herrschte er mich an zurück zur Treppe zu laufen und das tat ich. Von dort aus sollten wir uns nach Oben bewegen um weiteren Boden gut zu machen... Allerdings hielt uns die Stimme Karonas auf. 'Nicht bewegen oder ihr seit tot!' rief sie zu uns herüber. Das war der Moment in dem ich selbst einen Blick in den Astralraum riskierte, da sie auf etwas starrte das sich offensichtlich vor uns befand.
Es... es sah aus wie...Nebel. Ein unsichtbarer Nebel der nur im Astralraum sichtbar war. Er bewegte sich aus eigener Kraft aber anscheinend ohne wirkliches Ziel und er war überall um uns herum. Er bewegte sich durch die Wände und durch die Böden... er war einfach über all, allerdings eher in Form von Schwaden als einer kompakten Fläche. So konnten wir zur Flüchtlingsgruppe um Karona aufschließen und sie und der Magister führten uns zurück zum verschlossenen Fluchttunnel. Zu dem Zeitpunkt wusste sie laut eigener Aussage schon nichts zum Aufenthalts Ort von Snodgard. "
Runa holte tief Luft und richtete sich wieder auf. Ihre Kehle war trocken und so nahm sie einen Schluck von ihrem Tee ehe sie leise fortfuhr: " Karona und der Magister schafften es zusammen die Wand zum Fluchttunnel aufzusprengen. Dabei wurde ich von einem fliegenden Trümmerstück getroffen, deshalb sind meine weiteren Erinnerungen nicht so klar. Ich stand am Rand der Menge, eingepfercht zwischen Wand und Menschen und hatte keine Möglichkeit auszuweichen. Woran ich mich erinnere ist, dass der Tunnel sehr, sehr lange durch die Dunkelheit führte. Karona zeichnete mit einer magischen Kreide eine Linie der wir folgen konnten. Aber der Nebel schien schneller als wir zu sein. Irgendwann erklärte Karona das wir noch mindestens eine halbe Stundenkerze rennen müssten um den Ausgang zu erreichen und selbst dann würden nicht alle überleben. Magistra Lyra bliebt zurück und niemand hielt sie auf. Karona beschwor erneut ihre Magie, eine Kugel die vom Licht her der Sonne glich und brannte mit aller Gewalt einen Weg durch den Berg. Dem folgten wir." Runa biss sich auf die Lippen. Sie verschwieg, dass sie versucht hätte die Magistra aufzuhalten wenn Garth sie nicht gepackt und fortgetragen hätte. Sie verschwieg ihr entsetzen über die scheinbare Gleichgültigkeit der anderen über ihr Opfer.  "Wir erreichten einen Strand an dem ein Boot lag. Dieses wurde seetauglich gemacht und anschließen segelten wir mit ihm zur einem Ritualplatz wo für uns ein Portal geöffnet wurde. Als ich hindurch trat fand ich mich im Himmelsgebirge wieder." Runa richtete sich wieder auf und lehnte sich zurück. Der Rest war leicht erzählt. "Dort sperrte Karona und für mehrere Tage ein um sicher zu gehen, dass nichts aus Montralur durch das Portal gekommen war. Jeder wurde befragt. Keiner durfte die Akademie verlassen und auch keine Nachrichten wurden gesendet. Erst nachdem diese Zeit überstanden war erhielt ich die Erlaubnis abzureisen und der Magister begleitete mich nach Fanada zurück."
Schweigend griff sie nach ihrer Tasse Tee. //Es klingt wie ein Gruselmärchen, dass man Kindern erzählt damit sie Angst bekommen.//
"Das ist alles woran ich mich erinnere."

Kadegar:
Aufmerksam hörte der Magister Runas Ausführung zu. Zwischen drin nahm er gelegentlich einen Schluck seines Tees. Im Laufe der Erzählung verschwand die aufgesetzte Mine wieder und schlecht gelaunte Blick machte sich in Kadegars Gesicht wieder breit.

Danke für die Erzählung Runa, auch wenn es Euch schwer fiel. Das deckt sich vollständig mit dem was an der Akademie erzählt wurde.
Kadegar seufzte kurz.
Trotzdem passt es für mich nicht zusammen. Ihr wisst es ja vielleicht, Karona hat ein gewisses hellseherisches Talent. Warum sah sie das nicht voraus? Oder sah sie es voraus? Ich habe noch nie erlebt, dass sie einen Fehler gemacht hat. Es scheint, dass all ihr Pläne vollständig aufgehen. Ich beneide sie dafür sogar muss ich zugeben.  Was ich mich frage ist, war auch das Teil ihres Plan? Ich kann natürlich nichts Beweisen. Aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass es einfach falsch läuft. Wisst ihr, als Ihr zur Schattenwall abgereist seid, bekam ich eine kleine, nicht aufwändige Aufgabe die dafür gesorgt hat, dass ich definitiv hier bleiben musste. Und dann die Sache mit unserem Akademieleiter. Alle die nicht in Karonas Fluchtgruppe waren, wurden für tot erklärt. Außer unserer Akademieleiter. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wirklich niemand sonst überlebt hat. Klar, er ist mächtig. Aber könnt Ihr euch vorstellen, dass das sonst wer überleben könnte? Für mich klingt das nach einen Vorwand den Posten des Akademieleiters offen zu halten. So gibt es nurnoch sie als Akademieleitung. Drum meine Frage an Euch, die Person die am wenigsten unter Karonas Einfluss stehen könnte und diese Sache überlebt hat. Haltet ihr meine Befürchtung für möglich?
Angespannt fixierte er die junge Schülerin mit sturem Blick. Er war sich dem Risiko bewusst dem er sich mit dieser Frage aussetzte. Runa könnte ihn verraten. Karona könnte von diesem Gespräch irgendwie erfahren. Die Möglichkeit, dass sie von diesem Gespräch wissen könnte bevor es überhaupt stattgefunden hat ließ ihm keine Ruhe. Doch irgendwo musste er Anfangen darüber zu reden.

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