Die Gebiete in Caldrien > Engonia - die einstige Kaiserstadt

Im Tempel der Jeldriken, im Frühsommer 268 n.J.

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Vanion:
Die zwar förmliche, aber freundliche Atmosphäre war verflogen. Vanion spannte sich unwillkürlich seinerseits an, als er wahrnahm, wie Maria sich versteifte, und als er ihre Worte hörte, spürte er das Blut in seinen Adern wallen. Er erinnerte sich, als sei es erst gestern geschehen.


Die Reise nach Engonia war beschwerlich gewesen. Kaum Kupfer in den Taschen, die Kleidung mitgenommen von der Reise, die Bardike schartig. Die Torwachen Engonias hatten ihn passieren lassen, so wie sie jeden hatten passieren ließen. Schließlich war der Krieg noch nicht lange vorüber, und Engonia litt immer noch an schwärenden Wunden. Die horrenden Preise in den ordentlichen Gasthäusern konnte er sich nicht leisten, und in den Ställen irgendwelcher Bürger zu schlafen, verbot ihm sein Stolz. So hatte Vanion Bachlauf, der Knappe von Lorainne de la Follye des Joux, sich gar nicht erst mit der Suche nach einer Unterkunft aufgehalten.

"Ich bringe Nachricht über das Schicksal des Herrn Ritters Konrad von Hirschsprung", hatte er gesagt, und die Jeldriken hatten ihm das Tor geöffnet.
Ein Becher verdünnten Weines wurde ihm gebracht, eine Waschschüssel bereitgestellt, und sein Pferd wurde versorgt, und dann kam ein Diener und brachte Vanion in einen etwas größeren Raum. Es war die Kammer von Simeon von der Brücke, einem der Kastellane des Orden. Wie Vanion es gelernt hatte, verbeugte er sich höflich und stellte sich vor.

"Du bringst Wort von unserem Ritterbruder Konrad, Knappe. So berichte mir von seinem Verbleib!"

Wortlos trat Vanion vor und überreichte den ordentlich gefalteten, aber nichtsdestotrotz zerstörten und blutverkrusteten Wappenrock des Herrn von Hirschsprung.
Mit ernstem Gesicht sprach er dann: "Der Herr Ritter starb im Ehrenhändel. Er forderte mich, obgleich ich nur im Knappenstande stehe, und ich erschlug ihn in kurzem, heftigem Kampfe."

Hinter sich vernahm der Knappe ein plötzliches Aufschluchzen. "So ist es wahr", wisperte eine helle Stimme, und als er sich umdrehte, sah er eine ältere Frau, die, das Gesicht in den Händen vergraben, den Raum verließ.


Betroffen sah er die Ritterin an, versuchte in ihrem Gesicht zu lesen, ob es Zorn, die Lust nach Rache oder schlicht Trauer war, die sie bewegte.

"Ich trage nun Ritterwürden, so wie ihr. Wenn Ihr einen Groll gegen mich hegt, weil ich es war, der Konrad erschlug, dann stehe ich Euch zu Eurer Genugtuung zur Verfügung."

Arienne:
Arienne machte einen Knicks als Vanion sie der Ritterin vorstellte, sagte aber nichts.
Ihr Schultern sanken als sie hörte was die Ritterin sagte.

Sie spannte sich wieder an, als die Ritterin erneut das Wort ergriff und die Begebenheit aus Vanions Vergangenheit ansprach.

Die junge Frau sah kurz zu ihrem Begleiter und fixierte dann wieder einen Punkt vor sich. Sie versuchte sich zu entspannen und zu verstecken, dass ihr die Situation etwas unangenehm war.

Engonien NSC:
Maria brach den Blickkontakt und senkte den traurig den Kopf.
"Mit den Jahren, die seitdem vergangen sind, half mir die Dame Lavinia, den Tod Konrads zu verwinden. Ihr müsst wissen, dass Konrad von Hirschsprung mehr war als ein Ordensbruder. Ich kannte ihn seit meiner Kindheit, und wir waren gemeinsam auf so mancher Fahrt."

Sie schüttelte den Kopf und straffte dann erneut die Schultern.
"Aber reden wir nicht länger von vergangenen Zeiten. Ihr tragt nun Ritterwürden, und ihr möchtet die Archive betreten. Doch ihr seid keiner von uns. Weshalb verlangt es Euch nach den alten Schriften unseres Ordens?"

Vanion:
Er hasste solche Momente.
"Er hat sich und dem Orden stets Ehre gemacht, im Leben wie im Tod."
Eine Floskel, auch wenn sie aufrichtig gemeint war. Dann erst begann er, Marias Frage zu beantworten.

"Euer Orden ist es, der das Andenken an Jeldrik hoch und lebendig hält. Eure Ritter verteidigen sein Erbe. Doch auch außerhalb Eurer Gemeinschaft gibt es Streiter, die alte Traditionen aufrecht erhalten. Die auf Fahrt gehen, die Spuren Jeldriks suchen. Ein Suchender bin auch ich. Ich habe geschworen, ein Jahr und einen Tag meines Lebens der Suche nach Jeldriks Königsmantel zu widmen, und allein deswegen bin ich hier."

Engonien NSC:
Diese Worte schienen der Ritterin zu gefallen.

"In der Suche nach dem Mantel liegt Ehre, Chevalier. Und nun macht es Sinn, dass Ihr hierher gekommen seid. Wir öffnen unsere Archive keinem Fremden, doch ist es kein Geheimnis, dass der Orden die Ritter, die sich auf Fahrt befinden, mit Wohlgefallen betrachtet. Wir alle sind Suchende, hoffen wir doch, Jeldrik selbst zu finden, und wir wissen um die Relikte, die Jeldrik zurückließ, als er zu seinesgleichen aufstieg."

Die knotigen Finger glitten über den dicken Ledereinband des großen Buches, das vor der Ritterin auf dem Sekretär lag. Mit geübtem Griff löste sie das kunstvoll verflochtene Lederband von der Schnalle, packte beherzt zu und schlug den Wälzer mit einem hallenden Geräusch auf.

"Hier stehen die Namen all derer, denen Zutriff zu unseren Kammern gewährt worden ist, und es ist keine kleine Liste. Hochwohlgeborene und Gemeine stehen in diesen Zeilen, vereint in einem: dem Streben nach Jeldriks Idealen. So will ich auch Euch und Eure Begleiterin hier verzeichnen. Vorher aber möchte ich Euch um etwas bitten. Ihr sagt, dass Konrad im Leben wie im Tod dem Orden Ehre machte. Helft mir, sein Andenken zu bewahren. Denn abseits von eurem hastigen Besuch vor wenigen Jahren und den Gerüchten, die uns aus dem zwielichtigen Uld erreichten, sind wir über das, was wirklich geschehen ist, im Unklaren geblieben. Verfasst eine Schrift darüber, was Konrad widerfahren ist, und gebt uns die Gelegenheit, sein Andenken wahrhaftig zu ehren. Dann soll Euch diese Tür geöffnet werden."

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