Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches > Gruppen auf Reisen im In- und Ausland
Troubled Waters - Claire
Sandra:
Das Fest der Grenzen neigte sich dem Ende und ein neuer Morgen graute schon. Die Nacht war feuchtfröhlich und somit viel zu schnell vorbei gewesen.
Claire saß auf einer der Bänke, mit dem Rücken an Rondrik, den blonden Efferdgeweihten, gekuschelt, der wiederum sanft den Arm um sie gelegt hatte während beide gut gelaunt und lautstark mit den Barden mitsangen.
Als sie schließlich erneut den Blick aus dem Eingang des Zeltes der Taverne am Wegkreuz schweifen ließ, sah sie bereits die Dämmerung aufziehen und langsam aber sicher wich das schwarz der Nacht einem tiefen Blau..
Balerian und Rebecca begannen daraufhin, die restlichen Nachteulen aus dem Schankraum zu kehren - sehr zum Missfallen der übrigen Gäste.
Schließlich erhoben sich auch die beiden Seefahrer, sahen sich grinsend an und leerten daraufhin synchron ihre Krüge, griffen nach ihrem jeweiligen Dreispitz und setzten ihn auf.
Bevor Claire auch ihren Seesack und Bandolier mit Säbel schulterte ging sie zu Balerian und Rebecca hinüber und umarmte die beiden herzlich zum Abschied.
“Bis zum nächsten Mal!”
Sie wusste zwar noch nicht, wann das sein würde, aber das machte nichts. Früher oder später würde es sie bestimmt wieder zurück nach Engonien verschlagen.
Bepackt ging sie hinaus und wandte sich Rondrik zu um zu klären, ob er nun mit ihr in Richtung Port Valkenstein aufbrechen wollte oder einen anderen Weg einschlagen würde.
Im Hafen hatte die Seefahrerin sich vor einigen Tagen von ihrer Crew auf den Landausflug zum Fest der Grenzen verabschiedet und würde auch dort wieder an Bord gehen. Da er keine eigenen Pläne hatte, stimmte er gerne zu.
Als sie hinaus in die kühle Morgenluft trat, konnte sie am Himmel bereits die ersten gelb-orangenen Streifen erkennen; also würde in spätestens einer Stunde die Sonne auch aufgegangen sein. Doch sowohl die Wolkenfarben und -formen als auch der auffrischende Wind verhießen nichts Gutes und Rondriks Gesichtsausdruck ließ erahnen, dass auch er das aufziehende Unwetter bemerkt hatte, auch wenn es noch eine Weile dauern dürfte. Bei einem Geweihten einer Gottheit die unter anderem für Wasser, Luft, Sturm und Regen steht war das allerdings auch nicht sonderlich verwunderlich, und genausowenig, dass er sich darüber freute.
“Ich glaube, wir sollten unseren Aufbruch noch ein wenig verschieben, wenn wir nicht pitschnass werden wollen bevor wir richtig losgelaufen sind.” meinte Claire mit einem skeptischen Blick in die Wolken.
“Ach, Efferds Segen mit uns. Ist doch hervorragend.”
“Ich mag zwar Wasser und auf See fragt auch keiner danach, aber ich muss jetzt nicht absichtlich in einen Wolkenbruch laufen und einmal mich und meine Habe unter Wasser setzen.”
Er zuckte die Schultern und sah sie erwartungsvoll an. “Also?”
“Schlafen wir noch ein paar Stunden, bevor wir aufbrechen.” erwiderte sie mit einem breiten Grinsen und hüpfte über den Graben zu dem Zelt, das die letzten Tage ihr Nachtlager gewesen war und verschwand darin.
Bei dieser Einladung ließ er sich auch nicht zweimal bitten und folgte ihr.
Es dauerte keine halbe Stunde bis das Unwetter über sie hereinbrach und man meinen konnte, der Himmel hätte alle Schleusen geöffnet.
Die Tropfen hämmerten wild auf die Zeltplane ein, doch drinnen ließen die zwei sich davon nicht stören, kuschelten sich mit einer Decke aneinander und genossen die zusätzliche Zeit der Gemütlichkeit miteinander.
Sandra:
Etwa drei Stunden später hatte das Klopfen auf der Zeltplane aufgehört und es wurde merklich heller und wärmer im Zelt.
Der Regen war vorbei, die Sonne vertrieb langsam aber sicher die restlichen Wolken und brach durch das nasse Blätterwerk der Bäume am Wegesrand als Claire wieder den Kopf aus dem Zelt steckte. Tropfen hingen noch wie kleine Diamanten an Blättern und Ästen und bescherte der Welt ein buntes, glitzerndes Farbenspiel.
“Ha, es hat aufgehört! Na los, komm schon! Wir haben noch ein gutes Stück weg vor uns!” Mit diesen Worten schlüpfte Claire in die Stiefel, trat aus dem Zelt und sprang anschließend mit einem Satz wieder über den Graben, in dem ein kleiner Bach von dem Unwetter zeugte.
Die Sonne im Rücken begannen die beiden nun ihre Reise nach Nordwesten wo hinter den Hügeln Andarras bereits das Turalgebirge zu erkennen war.
Rondrik hatte sowieso keine festen Pläne, für ihn war der Weg das Ziel und solange er es efferdgefällig verbringen konnte, war alles zu seiner vollsten Zufriedenheit. Er brauchte nicht viel; nur seine Kleidung, die er am Leibe trug und Wasser und Nahrung, die er sich auf Flüssen problemlos angeln konnte.
Schnell sorgte die Sonne dafür, dass die Straßen nicht zu matschig blieben und alles in allem wurde es noch ein wirklich schöner Tag. Dank der Jahreszeit war die Luft auch noch eher frisch und die Temperatur sehr angenehm für eine Wanderung.
Als die Sonne noch eine handbreit über dem Horizont stand beschlossen sie langsam nach dem nächsten Dorf Ausschau zu halten, um die Nacht dort zu verbringen.
Doch die Sonne ging unter ohne dass ein Dorf in Sicht kam, so dass sie sich dazu entschieden noch ein Stück weiter zu laufen, schließlich ging die Sonne zu dieser Jahreszeit auch verhältnismäßig früh unter.
Schließlich wurde es immer dunkler, denn immerhin sollte in zwei Nächten Neumond sein und man erkannte kaum noch etwas.
Gerade als sie die Suche schon aufgeben wollten sahen sie jedoch doch noch einen kleinen Lichtschein in der Dunkelheit vor sich und als sie sich näherten erkannten sie ein kleines Dorf von gerade einmal sieben Häusern und zwei Scheunen.
“Ha! Wir müssen wohl doch nicht improvisieren. Das wäre ziemlich kalt geworden…”
“Ach, dann müssten wir einfach mehr kuscheln.”
“Du weißt, ich kuschel sehr gerne mit dir, aber dafür muss ich mir erstens nicht fast was abfrieren und zweitens bist du schon recht heiß - aber so heiß bist auch du nicht.” konterte die Seefahrerein mit einem Zwinkern und ging geradewegs auf die Häuser zu.
Es schien kein Gasthaus zu geben, nur normale Wohnhäuser und die Scheunen mit einem Heuboden.
Also gingen sie zu einem der Häuser mit einer Scheune nebenan und klopften.
Die Tür wurde von einem älteren Herrn geöffnet, den sie scheinbar beim Abendbrot gestört hatten, der die beiden nun fragen anblickte.
„Ja?“
Bevor Claire das Wort ergreifen konnte, hatte Rondrik bereits angefangen und sich vorgestellt.
„Guten Abend, ich hoffe, wir stören nicht. Ich bin Rondrik, ein Efferdpriester und das ist Claire. Wir sind gerade auf der Durchreise und suchen ein Nachtlager. Wir haben schon lange kein Gasthaus mehr gesehen und gerade als wir die Suche aufgeben wollten haben wir den Feuerschein des Dorfes erblickt und wollten daher fragen, ob wir hier nächtigen dürfen.“
Sichtlich überrascht über den Besuch musterte der Mann die zwei Gestalten, die da in seinem Türrahmen standen.
„Eff-was? Dat sacht mir nix, ävver ne Priester is ne Priester. So hohe Herrschaften sind natürlich immer willkommen. Ich bin dä Hannes. Ich hann nur kein Zimmer oder Bett mieh….“
„Efferd, Gott des Wassers und des Sturms – wie auch immer das Angebot ist sehr freundlich. Ein Bett oder Zimmer brauchen wir auch nicht. Ein Platz in Scheune oder Heuboden wären völlig ausreichend. Wir gehen auch gern etwas zur Hand, um uns die Unterkunft zu verdienen.“
„Aber nein, wenn ich Euch schon nur den Heuboden anbieten kann, kann ich doch von jemandem wie Euch nicht verlangen zu arbeiten. Kann ich Euch noch etwas zu Essen anbieten? Wir haben nicht viel, aber ein bisschen Eintopf wäre noch da.“
„Ach, das ist nicht nötig, wir sind versorgt, vielen Dank.“
winkte Rondrik ab.
„Dann zeige ich den Herrschaften kurz den Schlafplatz. Folgt mir bitte.“ Woraufhin er an den beiden vorbei nach draußen trat und langsam zur Scheune ging. Es fiel ihm auf Grund des Alters offensichtlich schon etwas schwer.
Rondrik machte schon Anstalten den Mann darüber aufzuklären, dass er keine Herrschaft sei, doch Claire griff kurz nach seinem Arm und schüttelte kaum merklich den Kopf.
Stattdessen zog sie ihn sanft mit in Richtung der Scheune so dass dieser ihr folgte.
Hannes öffnete das Tor und zeigte an die hintere rechte Wand.
„Da ist `ne Treppe, dort können die Herrschaften dann ihr Lager aufschlagen. Aber bitte kein Feuer machen oder Laternen anzünden.“
„Natürlich nicht. Wir finden uns schon zurecht, wenn sonst nichts im Weg steht. Vielen Dank für die Gastfreundschaft und eine gute Nacht.“
„Gute Nacht.“
Damit wandte Hannes sich wieder dem Haus zu und Claire und Rondrik bewegten sich langsam in den Raum hinein in der Richtung, die Hannes ihnen gewiesen hatte, bis sie schließlich an die hintere Wand und dann auch an die Leiter stießen, welche sie hinaufkletterten.
Oben befanden sich einige Strohballen, aber auch reichlich loses Stroh auf dem sie ihr Nachtlager aufschlagen konnten.
In Rondriks Fall war das – nichts. Im Falle von Claire ihr Mantel und eine Wolldecke.
So schliefen die beiden aneinander gekuschelt ein.
Sandra:
So reisten sie die nächsten Tage weiter und passierten die Turalberge zu ihrer Linken, bis schließlich der Fluss in Sichtweite kam, der dort entsprang.
Hier wollten die beiden stromabwärts ein kleines Boot nehmen, um zum Hafen zu gelangen.
Also kletterten sie auf einen der Stege am Ufer und hielten nach einem passenden Kahn Ausschau.
Das eine ums andere kleine Floß und so mancher Einbaum passierte sie, doch diese waren zu klein und voll beladen, um sie transportieren zu können.
“Wie wäre es mit dem da vorn?” sagte Claire schließlich und deutete auf einen recht großes Floß, das auch zwei weitere Passagiere verkraften konnte.
“Gute Wahl” stimmte Rondrik ihr zu, woraufhin die beiden der kleinen Besatzung zuwinkten und diese heranriefen.
Kurz verhandelte man über Preis beziehungsweise Unterstützung und für eine kleine Gebühr plus nautische Unterstützung bei der Fahrt war man sich einig. Der Kapitän war sichtlich erfreut und positiv überrascht, erfahrene Seeleute mitzunehmen und so kletterten Claire und Rondrik auf das Floß.
Die Seefahrerin täute kurz ihren Seesack zusammen mit dem Bandolier auf dem Floß fest und setzte sich dann möglichst platzsparend mit Rondrik in eine Ecke, wobei sie darauf achtete, das Gewicht möglichst ausgleichend auf dem Floß zu verteilen.
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Es vergingen die Tage und bis auf einzelne kleine Schauer hatten sie sogar Glück mit dem Wetter, bis sie schließlich kurz vor der Flussmündung an einem frühen Vormittag die Zollstation von Port Valkenstein zusammen mit den Stegen des Hafens erblickten.
“Vielen Dank fürs mitnehmen und alles Gute!” verabschiedete sich Claire, da sie den Fußweg in die Stadt bevorzugte, bevor sie sich mit Zöllnern abgeben musste.
Mit einem “Efferds Segen mit euch!” folgte auch Rondrik ihr an Land, als das Floß am Anleger festgemacht war.
Dann verabschiedete sie sich auch von Rondrik, der nun eher die Küstenregion und andere Landesteile durchstreifen wollte.
„Meine Crew dürfte mich bereits erwarten und wie ich sie kenne wollen sie keine Zeit verschwenden, um wieder aufs Meer zu kommen, schließlich ist der Tag noch jung. Vielen Dank, dass du mich begleitet hast. Ich wünsche dir noch eine gute Reise und dass wir uns mal wieder über den Weg laufen.“
„Danke, gleichfalls. Eine sichere Reise, eine steife Briese in den Segeln und immer eine handbreit Wasser unter’m Kiel wünsche ich dir. Efferd sei dir gewogen und gute Fahrt!“
Mit einem Kuss verabschiedeten sich die beiden und gingen schließlich getrennter Wege, wobei Claire der Weg direkt durchs Stadttor und in Richtung Hafen führte. Vorbei an Händlern und Hafenkneipen, die hier deutlich…gesitteter waren als sonst irgendwo, ging sie sicheren Schrittes hinunter zu den Stegen und hielt Ausschau nach den zwei Masten der „Die Bunte Kuh“, die sie auch schnell an einem der äußeren Stege sichtete und sich zügig dorthin begab.
Dabei schob sie sich an allerlei Hafenmitarbeitern und Seefahrern vorbei, bis sie schließlich zum Schiff kam.
Sandra:
Sumac, Bosun des Schiffes, stand an Deck und hielt Wache und begrüßte Claire damit zurück an Bord.
„Ahoi Ms Delacroix. Glad to see you back in one piece. Captain’s below deck, as well as the crew. We are Ready to leave port any time. Sails are Ready to be set.“
„Ahoi, Summac. Thank you, glad to be back. I’ll go down and tell Kautz that I am back quickly and then we can call for all Hands on deck to set sails.“
„Very good.“
Jemand fremdes mochte darüber erstaunt sein, dass die Offizierin den Captain nicht mit der üblichen, ehrerbietenden Anrede „Mr.“ Bedachte, doch war Sumac schon genauso lange Crewmitglied wie Claire und wusste damit, dass Claire und der Captain, Jeremiah Kautz, ein Paar waren.
Mit Seesack auf dem Rücken schob Claire also die Luke auf, die unter Deck führte und stieg dann die Stufen herunter, wo sich der Rest der Mannschaft gerade aufhielt.
Als die Luke aufging, wanderten deren Blicke automatisch zur Luke und erkannten Claire, die sie daraufhin freudig grüßten.
Dort saß auch Kautz, ein großer, kräftiger, einschüchternd aussehender Mann mit langen, dunklen Locken, die er offen trug, braunen Augen und Vollbart, dessen Blick sich merklich aufhellte, als er Claire die Stufen herunterkommen sah.
„Claire!“ rief er erfreut, erhob sich von seinem Platz und kam dann zügig auf sie zu. Auch sie hatte noch nichts von ihrem Gepäck abgelegt, als er sie bereits stürmisch in den Arm nahm und leidenschaftlich küsste.
Doch auch sie war froh, ihn endlich wiederzusehen und erwiderte die stürmische Begrüßung.
„Kautz! I missed you so. But we should set sails now to leave the harbour as soon as possible and we have all time to talk when we are at sea.“
Er nickte und blickte zu seiner Crew, die bereits aufgestanden waren, um mit an Deck zu gehen und die Segel zu setzen.
„All Right, men, let’s set sails quickly. ALL HANDS ON DECK!“ rief er und begab sich gemeinsam mit den anderen an Deck.
Die Mannschaft war momentan klein, aber gut eingespielt und verteilte sich zügig auf Hauptmast und Besanmast, so dass das Schiff langsam aus dem Hafen manövrieren konnte.
Claire hatte zügig Dreispitz, Seesack, Bandolier und Mantel abgelegt und folgte dann dem Rest an Deck, um auf den Klüverbaum zu klettern und auch Jager, Klüver und Focksegel vom Baum zu lösen und diese anschließend auf Ansage zu hissen.
Kaum hatten sie de Hafen verlassen, wurden die Segel voll gesetzt und mit guter Fahrt verließen sie schnell die Gewässer vor der engonischen Küste.
„So, what’s the course, Captain?“ zwinkerte Claire zu Kautz herüber, der an der Reling stand und den Horizont beobachtete.
„Anywhere, as long as it is with you, but you know that.“ Er lächelte zurück. „Nowhere particulary right now, open for suggestions from you and the Crew, but right now Course is set West-North-West.“
Stumm blickten beide einige Momente auf das Meer hinaus, bis Kautz sie wieder ansprach und beide sich schließlich darüber austauschten, was in der Zwischenzeit geschehen war.
Dabei wurden sie kurz drauf vom Bosun unterbrochen, da sie die Crew natürlich gewissenhaft an das tägliche Deckschrubben erinnerte und diese antrieb, sich Eimer und Bürsten zu holen.
„MOVE IT, I SAID, DIRTY LANDLUBBERS!“
„Somehow I missed you for that, Sumac.“ Sagte Claire und täute einen der Eimer an der Reling fest, bevor sie ihn über Bord warf, um Wasser nach oben zu ziehen und großzügig auf Deck und vor den Bürsten der anderen zu verteilen.
Sumac war eigentlich eine sehr umgängliche und gesellige Person, doch auf „ihr“ Schiff ließ sie nichts kommen und es wurde nunmal täglich geschrubbt, nach Möglichkeit vormittags.
Etwa eine Stunde später war das Schiff wieder in einem laut Sumac akzeptablem Zustand und Claire und Kautz konnten die Unterhaltung fortsetzen.
Einige Wochen später als sie gerade einen anderen Hafen verlassen hatten in dem sie neue Vorräte aufgestockt hatten, landete plötzlich ein Papagei an Deck, der einen Zettel ans Bein gebunden hatte und dann zu Claire herüberflatterte, als er sie erblickte.
Der Brief an seinem Bein war an Claire adressiert und der Verfasser denen bekannt, die im letzten Jahr dabei waren, als der Fluch von Wigbold gebrochen wurde, also dem Großteil der aktuellen Besatzung. Sie alle hatten den Papagei, den Mister Forrester, der damals der erste Maat gewesen war und Dread Parrot Roberts getauft hat, ins Herz geschlossen.
Sie zog den Brief vom Bein und ließ ihn in ihre Tasche verschwinden.
Die andere Hand hielt sie Dread Parrot Roberts hin, welcher mit Begeisterung hinauf kletterte und den Kopf auf und ab wippte.
„BUUUURN THE WITCH!“ schrie der Papagei.
„Ernsthaft, immernoch?“ kommentierte die Seefahrerin den Ausruf während der Papagei zum erneuten Ausruf ansetzte.
„I’ll get him some food… He cannot scream with his beak full of bread.“
Unter Deck holte sie einen Zwieback heraus und hielt ihn dem Papageien hin, der daraufhin mit Enthusiasmus anfing, ihn zu zerlegen und zu fressen.
Die Zeit nutzte Claire, um das Schriftstück zu lesen.
Forrester berichtete von einem Auftrag, der gutes Geld versprach und er sich eine größere Chance auf Erfolg versprach, wenn sie ihn unterstützen würde. Alles ginge zu gleichen Teilen an sie und die anderen kontaktierten Personen, ebenso wie das Risiko. Ein Treffpunkt war auch genannt und das Datum auf den Neumond im August festgesetzt.
Jetzt musste sie nur mit dem Captain und dem Navigator darüber sprechen; vermutlich wäre es jedoch kein Problem. Doch die beiden hatten das letzte Wort und würden die Route festlegen und die Möglichkeiten sie von Bord und später wieder an Bord zu lassen.
Sandra:
Man war sich jedoch schnell einig und setzte neuen Kurs auf Port St. Matthews in der Karibik. Eine Reise von einigen Wochen würde damit vor Ihnen liegen, doch auch der Rest der Crew fühlte sich am ehesten auf dem Ozean zu Hause - sonst hätten Sie damals ebenso wie die anderen das Leben auf See gegen den Wohlstand an Land eingetauscht. Etwas, das für Claire nur das gewesen wäre, vor dem sie vor vielen Jahren geflüchtet war - nur mit dem Unterschied, dass sie diesmal nicht dazu in eine Heirat gezwungen wurde.
Immerhin hatte sie nun jedoch wieder die Wahl, sowohl für das Land als auch für das Meer.
“What are you thinking about?” fragte Kautz und riss sie aus ihren Gedanken, als er den Arm um sie legte.
“Oh, just… the past, the changes and the things that stayed the same…” erwiderte Claire und lehnte sich an seine Schulter.
“Mhm….” brummte Kautz.
Seine Vergangenheit hatte ebenso die gemeinsame Zeit und dabei erlebten Veränderungen geprägt, zum Beispiel der Grund, warum so viele der Crew andere Wege eingeschlagen hatten (und einschlagen konnten).
Die beiden standen am Bug des Schiffes und beobachteten eine Weile, wie sich die Wellen brachen und das Schiff durch die heute spiegelglatte See schnitt.
Blake, der Steuermann stand wie die meiste Zeit am Ruder und beobachtete Wind, Kurs und Segel. Langsam aber sicher würden sie die Position der Segel ändern müssen, um weiter den Kurs halten zu können ohne zu viel Umweg zurücklegen zu müssen.
“READY TO SHIFT!” tönte er von hinten, woraufhin sich die Crew zügig an die nötigen Leinen verteilte.
“READY!” antwortete Kautz, als er überblicken konnte, dass alle Leinen besetzt sind.
“SHIFT!”
“PULL! AAAAAND PULL! AAAAAAND PULL!”
Zügig und im Takt wurden auf der Steuerbordseite die Leinen auf Zug gesetzt, während Sumac auf der Backbordseite dafür sorgt, dass die nötigen Seile genug Spiel hatten um dem Zug nachzugeben, bis Blake wieder zufrieden war.
“MAKE FAST!”
Daraufhin wurden die Seile erst unter Spannung um den zugehörigen Belegnagel gelegt und dann der übrige Rest Seil zusammengelegt, um sie wieder auf die zugehörigen Belegnägel zu hängen ohne dass diese das Deck berührten, denn sonst hätte Sumac jedem der schlampige Arbeit geleistet hatte, eine entsprechende Strafe zukommen lassen - vermutlich alle Leinen abnehmen und noch einmal sauber neu aufwickeln. Mindestens.
So segelten sie bald zwei Wochen bei relativ gutem Wetter und vor allem Wind ohne größere Vorkommnisse. Nur Mr. Roberts war relativ bald mit positiver Antwort erneut aufgebrochen.
“LAND, HO!”
Mit strammem Schritt schritt Kautz auf Sumac zu und verlangte nach dem Fernrohr, um selbst einen Blick darauf zu werfen.
Die saftigen grünen Hänge waren bisher nur zu erahnen und auch der Strand und Hafen verbargen sich noch vor den Augen der Crew, kam aber gleichmäßig näher.
Der Navigator, der Captain und Claire prüften noch einmal die Position und passten den Kurs auf den Zielhafen an, wo Claire für eine kleine Weile von Bord gehen würde, um ihren früheren ersten Maat zu begleiten.
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