Die Gebiete in Caldrien > Engonia - die einstige Kaiserstadt

[SPOILER-ALARM!!] Ein letzter Weg

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Vanion:
Vanion erhob keine Einwände. Schon bald waren sie wieder in seiner Kammer, vor ihm ein Becher mit heißem, gewürztem Wein. Er hatte es sich nicht nehmen lassen, erneut nach Gorix zu sehen. Solange er etwas hatte, woran er sich festhalten konnte, funktionierte er. Seine Pflichten vernachlässigte er nicht, aber sobald sie wieder für sich waren, verstummte er. Er starrte einfach ins Nichts, und ohne Clara zu beachten, erinnerte er sich Lorainnes.

Als wäre es erst gestern geschehen, zogen die Jahre vor seinem inneren Auge vorbei.

Nicole:
Klara versuchte nicht ihn aufzumuntern oder irgendwas zu sagen. Sie kannte diesen Moment...
Also sorgte sie dafür, dass er nach dem Gewürzwein noch etwas aß.
Lies ihn einfach sein und lies sich irgendwann ein Buch bringen.
Sie war einfach anwesend, falls er sprechen wollen würde.

Sandra:
Stella schob sich an den Leuten auf dem Hof vorbei auf der Suche nach Ruhe, um all den Gestalten zu entfliehen, die herumwuselten und Sachen verräumten. Gorix war ins Warme in eine Kammer gebracht worden und gut versorgt und es gab sowieso nichts, was sie gerade tun konnte.
Sie waren viele Stunden in der Kälte unterwegs gewesen, doch die Magierin schien nichts von der Kälte zu spüren.


Dann streifte ihr Blick einen dunklen, lockigen Haarschopf, der zu einem der Ordensritter gehörte.

Arienne:
Arienne war wie die anderen schweigend den beiden Karren gefolgt. Dabei hatte sie sich in der Nähe von Vanion gehalten.
Auf der Löwenburg angekommen ging sie ihm zur Hand bis er sich in seine Kammer zurück zog. Nach dem sie veranlasst hatte, dass er Schreibsachen bekam. Holte sie ihre eigenen aus der Kammer die man ihr zugewiesen hatte und begab sich in den Speisesaal, den man Neuankömmlingen in einer kurzen Führung gezeigt hatte.
Die Tische waren zu dieser Tageszeit größtenteils unbesetzt nur hier und da saßen ein paar Ordensmitglieder allein oder in kleinen Gruppen.  Die junge Frau war von dem Ritt durch den Regen etwas durchgefroren und so suchte sie sich einen Platz neben einem der Kamine, die den Saal beheizten.
Sie hatte sich gerade eingerichtet als ein Knabe vorbei kam: "Den Göttern zum Gruße werte Dame, Ihr seid mit Meister Kassos angereist oder?"
Arienne lächelte verhalten: "Den Göttern zum Gruße junger Mann. Ja das bin ich, was gibt es denn?" "Ich soll die Gäste fragen ob sie was trinken oder essen möchten: Also möchtet Ihr etwas essen oder trinken??" Der Junge legte den Kopf leicht schief und trat etwas verlegen auf der Stelle. Es erinnerte sie an sich selbst als sie noch so jung war und ihr Lächeln wurde breiter: "Das ist nett, danke dass du fragst. Ich hätte gerne eine Kanne Kräutertee. Hunger habe ich gerade keinen. Wann gibt es denn Essen?"
Der Knabe grinste breit: "Eine Kanne Kräutertee, das gebe ich weiter. Ihr werdet merken wenn es Essen gibt, dann kommen alle!" Er machte ein eine leichte Verbeugung: "Bis später!" und huschte von dannen.
Arienne seuftze und machte sich daran einen Brief an ihren Vater zu verfassen.

Lieber Vater,
sicher hast du schon auf Voranenburg von den Ereignissen im Zusammenhang mit der Befreiung der Herrin Irmgard von Voranenburg gehört.
Mir geht es den Umständen entsprechend gut. Wir machen gerade Station auf der Löwenburg.
Was das Wochenende angeht: Ich war bis Samstagspätnachmittag mit dem Chevalier und einigen Gardisten getrennt von den anderen unterwegs. Dabei sind wir nur auf zwei kleine Patroulien der Inquisition getroffen. Am Gasthaus sind erst Abends spät angekommen und haben daher die Geschehnisse dort verpasst.
Es muss wohl einiges passiert sein. Durch den Tod der Chevaliére Lorainne de la Follye des Joux hatte ich noch nicht die Möglichkeit genaueres in Erfahrung zu bringen. Das werde ich aber so bald wie möglich nachholen.
Der Grund warum ich dir eigentlich schreibe ist, dass ich nicht so schnell wie noch letzte Woche gedacht wieder zuhause sein werde. Mein Weg führt mich zusammen mit dem Chevalier nach La Follye wohin wir den Leichnam der Chevaliére zu seiner letzen Ruhe begleiten.
Wenn wir dort sind schreibe ich dir erneut und teile dir meine weitere Reise-Planung mit.
Eine Sache hab ich noch die mir am Herzen liegt: Während der Totenfeier für die Chevaliére habe ich entschieden das Angebot des Chevalier anzunehmen: Ich möchte seine Knappin werden und lernen was er von Lorai der Chevaliére gelernt hat.
Natürlich werde ich diesen Schritt nicht ohne deine Zustimmung machen...und auch der Chevalier wird mich nicht ohne deine Zustimmung zur Knappin nehmen.

Inzwischen war der Tee gebracht worden, so legte sie die Feder zur Seite und dachte mit der warmen Tasse in der Hand über ihre nächsten Worte nach.

Was das noch offene Thema heiraten angeht. Die Chevaliére habe ich vor ihrem Tod leider nur ein einziges mal getroffen und sie hat mich beeindruckt. Sie soll mein Vorblid sein, nicht in allem aber vorallem darin den eigenen Weg zu gehen. Ich möchte dir Ehre erweisen, in dem ich Lorain Lorainne Ehre erweise und ihren Knappen nicht alleine lasse sondern ihn auf dem weiteren Weg ohne sie begleite und lerne was sie ihn gelehrt hat.
Ihn begleiten heißt mit ihm zu reisen, dem steht eine Hochzeit im Wege. Ich habe auf der Totenfeier ebenfalls gemerkt, dass ich nicht tatenlos zusehen möchte wie sich das Land verändert. Ich möchte an den Veränderungen teilhaben.

Ich glaube hier gibt es jetzt Essen, der Saal füllt sich. Ich melde mich aus La Follye.

Bitte bestellt Mutter liebe Grüße von mir.

liebe Grüße
Arienne

Sie räumte ihre Schreibsachen zusammen und rückte mit dem Stuhl beiseite, damit der Tisch gedeckt werden konnte. Es gab eine kräftige Gemüsebrühe mit Fleischeinlage dazu Brot.

Nach dem Essen versiegelte Arienne den Brief, gab ihn bei der Botenstelle ab und brachte das Schreibzeug auf die Stube.

Vanion hatte sich noch nicht blicken lassen. Erst wollte sie an seiner Türe klopfen, entschied sich dann aber dagegen und beschloss zu Berengar zu gehen, der bei Lorainne Totenwach hielt. Sie grüßte ihn mit einem Nicken, nahm sich einen Stuhl heran und setze sich neben ihn.
Ein Seuftzer entfuhr der jungen Frau, ehe sie ihre Hände im Schoß faltete und sich der Stille hingab.

Berengar leise Gebete liesen sie zusammen zucken, Verdammt! dachte sie, ich muss wohl eingenickt sein. Sie richtete sich auf und schloss sich den Gebeten des Ritters an.
Dann stand sie auf und sagte leise: "Ich werde mal nach dem Chevalier schauen gehen. Ich habe ihn nach unsere Ankunft nicht mehr gesehen.... Sagt Herr Berengar habt ihr heute seit dem Frühstück schon etwas gegessen? Es müsste jetzt Abendessen im Speisesaal geben. Gönnt euch eine Pause, auch wenn ich die Chevaliére nicht gut kannte so denke ich doch, dass sie böse mit euch wäre wenn ihr euch selbst vernachlässigt." Auf ihre Lippen trat ein großes ehrliches Lächeln als Arienne diese Worte sprach. Ihr Blick ging zu der Ritterin und das Lächeln verschwand. Sie wandte sich dem Ritter zu und neigte den Kopf: "Verzeiht sollten diese Worte anmaßend geklungen haben, aber wenn ihr vor Erschöpfung nicht weiterreisen könnt ist niemanden geholfen."

Angespannt stand sie nach diesen Worten da und hielt den Blick beschämt gesenkt.

Berengar von Thurstein:
Der Ritter wandte sich Arienne zu und sah sie ein paar Augenblicke ruhig und ernst an. Dann lächelte er. "Danke für deine Gesellschaft im Gebet. Und danke für deine Sorge um mein Wohlergehen." Sein Blick wanderte zu Lorainne und er sprach leise weiter. "Sie war den schönen Dingen im Leben und dem leiblichen Wohl genau so zugetan, wie sie in ihren Tugenden und Werten fest und unerschütterlich war. Ich ziehe mir besser nicht ihren Missmut zu, indem ich mich selbst bis zur vollkommenen Erschöpfung schinde." Er deutete auf die Tür des Raumes und sah sie dann wieder an. "Ich kenne mich hier überhaupt nicht aus. Willst du die Güte besitzen und mir den Weg zeigen?"

Während sie ihm voraus ging folgte er ihr leicht seitlich versetzt und schweigend nach. Er sah sich um, nahm nun die baulichen Besonderheiten des Ortes in sich auf, verglich die Löwenburg mit anderen Bollwerken und hieß einiges gut, anderes nicht. All zu moderne Elemente hielt er schlicht für Verschwendung, andere wirklich historische Elemente hätte selbst er inzwischen von einem Trupp Steinmetze ausbessern lassen. Mit derlei Nichtigkeiten befasst konnte er die düstere Schwere wenigstens zeitweise aus seinen Gedanken vertreiben. Schließlich blieb er abrupt stehen und sagte leise "Es tut mir Leid Arienne, dass ich Vanion keine bessere Stütze sein konnte an ihrem Totenbett, und dass ich auch für dich nicht da sein konnte, als du ihm diese Stütze sein musstest. Es wäre meine Pflicht gewesen, und ich habe es versäumt sie auszufüllen."

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