Der Städtebund von Tangara > Hier und dort in Tangara
Die letzte Schu'Kai Kargul
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Schangra:
Als die anderen sich aufmachten, um den leblosen Leib Lorainnes zur Löwenburg zu bringen, machten sich auch Bran, Emma und Schangra auf den Weg nach Brega. Tagsüber waren Emma und Bran ausserhalb von Schangras Sicht, um das Gelände vor ihnen zu erkunden und Emma noch den ein oder anderen Kniff beizubringen den der Späher im Repertoire hatte. Nachts lagerten sie zusammen und sofern es das Gelände hergab, wurde von ihnen auch ein kleines Lagerfeuer entzündet, sofern sie sich sicher waren, dass der Feuerschein nicht über Meilen zu sehen war. Auf ihrer Reise sprachen sie nicht viele Worte, zumindest Schangra nicht. Er wollte auch nicht sprechen, nur laufen. Jedesmal wenn er sich erlaubte Gedanken zu fassen, wirbelte sein Kopf wie ein großer alles in sich reissender Strudel um den Tod ihrer Freundin, die Nacht in der es geschehen war, das Wesen welches sie bekämpften, das so große Opfer gefordert hatte und seine weitere Reise.
Es würde vermutlich Schangras letzte Schu'Kai Kargul werden. Dieses Ritual in dem sich der Barbar mit den Wesen der Natur misst, erschien ihm nicht mehr angebracht für den Weg den er eingeschlagen hatte. Ebenso wie er den großen Wald mit jedem Schritt den er tat hinter sich gelassen hatte, hatte er den Wilden in seinem Kopf mit jedem Fetzen Wissen das er sammelte zurückgelassen. Er hatte sich dazu entschieden dieses Leben hinter sich zu lassen, auch wenn er seinen Geburtsort nicht vergessen würde. Der größte und mächtigste Baum kann sich nur dem Wind stellen, wenn er noch Wurzeln hat.
Die Tage kamen und gingen bis eines Mittags die Stadtmauer von Brega in Sicht kamen.
Er begleitete die anderen zur Garnison, die das Hauptquartier der Zunft des gerechten Streitens zu Brega war und suchte dort seine Kammer auf, die er nur mit Bran teilte um die Dinge abzulegen die ihn auf der Schu'Kai Kargul nur behindern würden. Er begann die Schnallen seiner Rüstung zu öffnen und die einzelnen Teile auf den Rüstständer vor seinem Bett festzuzurren. Er würde den Schmied anweisen sie auszubeulen und das Loch in dem Bauchgurt zu reparieren. Seinen Schild lehnte er davor an und seinen Waffengurt mit dem Streitkolben und dem Haumesser hing er an die Wand. Dann erinnerte sich Schangra daran wohin er gehen würde und nahm das Haumesser samt Gurt doch mit und lies nur den Streitkolben zurück. Aus seinem Beutel nahm er das Metall das Gorix ihm gegeben hatte und ein paar Münzen als Anzahlung für den Schmied.
Auf dem Weg nach draußen verabschiedete er sich kurz von Bran und Emma. Sie sagten ihm wo sie hingehen würde, aber Schangra konnte nicht richtig zuhören, sobald er versuchte seinen Kopf in das Gespräch einzuschalten sah er wieder die flackernden Lichter und hörte das dämonische Geschrei jener Nacht. Er teilte ihnen mit, dass er sie schon finden würde und im Zweifelsfall würden sie sich einfach an dieser Burg treffen zu der sie gerufen worden waren.
Sein Weg führte ihn aus der Garnison, die Hauptstrasse und zu dem Schmied der hier in Brega den besten Ruf genoss. Je näher er kam, desto Lauter wurde das Hämmern von Metall auf Metall und das fauchende Geräusch der heissen Esse, bis es schließlich erstarb, weil der Schmied seine Arbeit unterbrach und verwundert Schangra ansah. Im Winter einen Mann zu sehen, der ausser Stiefeln und einem Lederrock nichts Trug ließ so Manchen verwundert aufblicken. Schangra nutzte die Verblüffung um den Barren aus dem Tuch der ihn einwickelte herauszuholen und dem Schmied unter die Nase zu halten.
"Schmied, kannst du sowas verarbeiten?"
Der Schmied nahm den Barren und betrachtete ihn eine Weile.
"Joh, aber kannst du dir das leisten?" und kritisch beäugte er den Halbnackten.
"Joh, ich bin ja nicht irgendwer. Ich will aus der Hälfte des Barrens ein Schwert und die andere Hälfte zurück." Er nahm die Münzen hervor und legte sie säuberlich eine neben die andere auf den Amboss des Schmieds.
Der Schmied betrachtete die Münzen, pfiff durch die Zähne und war bereits dabei sie einzustecken als Schangra sagte:" Ich will ein Langschwert mit geschwärzter Klinge, darauf die Worte "Mit Silbernen Herzen und stählerner Faust" kriegst du das hin?"
Der Schmied schien zu überlegen:" Ganz schön hohe Worte für nen Halbnackten."
"Sie solln mich an meinen Weg erinnern, also? Kriegst du das hin?" Wiederholte Schangra.
"Joh, dauert aber ne Weile, 's Metall is schwer zu verarbeiten und ich brauch Hilfe dafür."
"Gut, hol dir Hilfe wenn du sie brauchst, ich komme in ein paar Monaten wieder. Mein Name ist Schangra Sylvacynicos legs auf den Namen zurück."
Mit diesen Worten drehte Schangra sich um und ging zum Südtor Bregas. Für diese Schu'Kai Kargul hatte er sich etwas passendes ausgesucht, etwas was den jüngsten Ereignissen angemessen war wie er hoffte. Er wollte dorthin, wo es am gefährlichsten war, dorthin wo das Böse selbst sein Herz zu haben scheint. Er wollte sich dieses mal nicht nur der Natur stellen sondern auch den dunklen Göttern. Sein Weg würde ihn in das "Dunke Herz von Szivar" führen. Er wollte in den Wald von Arden.
Schangra:
Alles war wie immer und doch anders. Die ersten Tage der Schu’Kai Kargul verbrachte Schangra auf Wanderschaft, sorgsam darauf achtend keine existierenden Wege zu wählen. Es schneite leicht und nach seiner Einschätzung würde sich das Wetter in den nächsten Tagen noch verschlechtern, also musste er sich Fell besorgen, wenn er nicht unterkühlen oder gar erfrieren wollte. Entweder waren die Winter in Silvanaja milder oder sein Vater hatte recht behalten und Häuser machten die Menschen weich. Im Grunde wars auch Einerlei, die Großaxt musste auf jeden Fall die Augen nach Spuren von Tieren offen halten, was bei der leichten Schneedecke kein allzu großes Problem darstelle. Er konnte deutlich die halbwegs frischen Hufabdrücke eines Rehs entdecken, welches scheinbar in dieselbe Richtung unterwegs war wir er.
Der Schneefall verebbte und er suchte sich in der Nähe eine Kuhle die von einem Findling flankiert wurde, machte ein kleines Feuer und döste an den Findling gelehnt bis zur Dämmerung. Er träumte und sein Traum war ein Unruhiger, gefüllt mit wirren Bildern eines Risses, einer Ritterin in Grün deren Gesicht er nicht sehen konnte. Begleitet wurden die Bilder von dämonischen Stimmen und der kakophonischen Musik die in jedem Lazarett zu hören war, angsterfülltes Stöhnen, schmerzgetriebene Seufzer und panische Schreie. Als die Sonne unterging, wachte er auf und kaum war er sich des Zwielichts bewusst, schon stand er auf und trat die letzten Überreste der Glut aus und machte sich an die Verfolgung der Spuren, jetzt war keine Zeit über die Bedeutung des Traums zu sinnieren, oder irgendwelchen Gedanken hinterher zu hängen. Es versprach eine klare Nacht zu werden mit perfekten Voraussetzungen um den Spuren weiter zu folgen. Unterwegs nahm Schangra einen etwa faustgroßen Stein auf, denn vorher geschaffene Waffen störten das Gefüge einer Schu’Kai Kargul.
Es war mitten in der Nacht, als der Barbar 30 Schritte vor sich das schlafende Tier entdecken konnte. Es war ein mittelgroßer Hirsch der es sich an der Seite eines Gebüsches gemütlich gemacht hatte. Schangra hatte großen Hunger und ihm war kalt, es war wichtig für ihn dieses Tier zu erlegen, vielleicht hing sogar sein Leben davon ab. Also schlich er sich an, mit dem Plan dem Vieh den Schädel einzuschlagen, ein lauter Knacks, etwas Blut und alles wäre vorbei für das Tier. So einfach stellte er es sich vor, also schlich er voran, die Augen auf seine Beute fixiert.
Noch 20 Schritte. Wäre der Schnee höher wäre das komplette Unterfangen sinnlos, da das Knirschen zu laut wäre.
Noch 15 Schritte. Das Tier zuckte mit den Beinen, Schangra hielt inne aber es träumte wohl nur.
Noch 10 Schritte. Schangra lief das Wasser im Munde zusammen bei dem Gedanken an das Fleisch.
Noch 5 Schritte. Er war fast nahe genug um mit einem Satz das Tier anzuspringen.
Noch 3 Schritte. Schangras Magen fing an zu brüllen, der Hirsch schlug die Augen auf und starrte ihn direkt an. Ohne nachzudenken schleuderte der Barbar den Stein, welcher das Geweih des Hirsches traf, während er versuchte aufzustehen. Das brachte ihn lange genug aus dem Gleichgewicht damit Schangra nach vorne federn, ihn am Geweih packen und den Hals mit einem Ruck und unter Hilfe des Gewichts des Barbaren umdrehen konnte. Ein lautes Knacken erschallte und der Hirsch verlor jegliche Körperspannung. Der Rest war Routine, Fell abziehen, Gedärme ausweiden, Fleischbrocken von anderen Fleischbrocken lösen.
Der Rest von Schangras Reise zum Wal von Arden verlief ähnlich, mal mehr mal weniger erfolgreich.
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