Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches > Gruppen auf Reisen im In- und Ausland

Stella auf dem Weg zur Löwenburg, 2. Mond 269 n.J.

(1/1)

Sandra:
Sanft tanzten die Schneeflocken auf die Erde, um sich zu ihren Geschwistern zu gesellen und die Welt weiter unter der Decke aus Schnee zu halten.
Der Morgennebel lag schwer über der Flussmündung der Hafenstadt und einzelne Schwaden waberten langsam die Bäume empor, als die Sonne langsam hinter den Hügeln hervorlugte, die vor der Magierin lagen und die Dächer der Stadt beleuchteten.
“Es war fast ein bisschen wie nach Hause kommen” dachte sie bei sich als sie die letzten Tage revue passieren ließ in denen sie ihre Familie auf einem Zwischenstopp ihrer Handelsreisen für diesen Winter besucht hatte und auf einem Weg der Einladung der Bekannten aus Danglar zum Fest des Frøblót gefolgt war.

Die große Halla in der die Nordmänner Vinlands sich versammelten, um mit einer Feier den Winter zu vertreiben und den Frühling zu begrüßen.
Erinnerungen ihrer Kindheit. Wie viele Abende hatte sie früher in solchen Hallas verbracht...
Doch auch diese Festivität wurde von etwas größerem, dunklen überschattet.

Es waren seltsame zwei Tage gewesen in denen sie nicht einmal zwei Stunden nach ihrer Ankunft von dem Seher des alten Volkes dort für äußerst interessant befunden wurde und das ohne dass sie wirklich etwas getan hatte. Und einen Tag später wurde sie mit den drei anderen, die geholfen hatten die Symbole auf den mächtigen Schild der den Bewohnern dort Schutz bieten sollte zu übertragen von diesem Wesen zu den Wächterinnen des Schildes ernannt…
Schicksalsschwestern…
Schildschwestern…
Skaldsystir.

Die Jagd hatte er in ihr gesehen und sie verstand immer noch nicht wirklich, weshalb.
Völlig perplex hatte sie das Symbol in Händen gehalten, als er es ihr völlig unvermittelt in selbige gedrückt hatte.
Aber es hatte ihr auch Mut gespendet. Er sah Weisheit in ihr und als eine Gefahr für die dunklen Wesen dort.
“Wenn ich nicht ich wäre, würde ich dich sofort töten.”
Dabei hatte sie nicht wirklich etwas getan… Nur Symbole übertragen und mit ihm gesprochen.

Vielleicht, weil sie erstaunlich viel von seinen Worten verstanden hatte...
Das, was er versuchte, den Nordmännern zu sagen.
Seine rätselhaften Hinweise…

Und gleichzeitig faszinierte er sie.
Die Magierin hatte eine Ahnung, was für ein Wesen er war, obwohl er es nicht aus- oder angesprochen hatte. Und doch war er vielleicht etwas anderes - oder mehr. Er kannte den Namen, den sie verwendete nicht aber er hatte ihre Beschreibung und dem, was sie über diese Wesen wusste als passend bestätigt.
Sie würde einige Notizen und Gedanken dazu festhalten müssen.

Das Nordmeer und die Reise per Langboot hatte die Magierin bereits hinter sich gelassen und sich in der ersten Stadt des Festlandes ein Mietpferd genommen, um zurück nach Engonien zu reisen. Genauer gesagt zurück zur Löwenburg.

Sie nahm ihr Pferd bei den Zügeln, schwang sich in den Sattel und ritt in Richtung Osten los.
In wenigen Tagen sollte das Himmelsgebirge wieder am Horizont auftauchen.

Sandra:
Das Gasthaus an der Handelsstraße, die sie in Richtung Engonien führte hatte einen großen und gemütlichen Schankraum, im Kamin prasselte ein warmes Feuer und der Geruch von Braten hing in der Luft.
Stella stieß die Tür auf, ging auf den Tresen zu und schlug die Kapuze zurück, während Regen von ihrer Gugel und aus dem Saum des Umhangs tropfte.
Der vollbärtige Mann am Tresen hob den Kopf. “Willkommen im Gasthaus “Zum Eber”. Was darf’s sein?”
“Etwas vom Braten, heißen Met und ein Zimmer für die Nacht bitte.”

Als sie gezahlt hatte, ließ sie sich an einem der Tische in der Nähe des Feuers nieder und zog einen Brief aus der Tasche, den ihr ein Bote überbracht hatte.
Man brachte ihr eine kleine Kanne Met, von dem sie sich etwas in den Krug füllte und das Siegel des Briefes brach.
Jelena hatte sich mit Gorix’ Zustand vertraut gemacht und einen Plan entwickelt, weshalb sie sich mit ihr an der Löwenburg treffen sollte.
Vieles hatte sie sich bereits denken können, manches ließ ihr ein flaues Gefühl im Magen zurück, doch wusste Jelena bereits vom kritischsten Punkt. Das würde sie jedoch gegebenenfalls noch einmal vor Ort besprechen.
Schon kam der Wirt mit dem Essen herüber und mit einem Seufzen faltete Stella den Brief zusammen und ließ ihn in einer Tasche verschwinden, um sich zunächst den Magen mit heißem Met und einer guten Speise zu füllen und im Anschluss eine Antwort zu formulieren, denn die Strecke die bis Engonien noch vor ihr lag wäre per Eilbrief immer noch schneller als sie selbst.
Nachdem sie aufgegessen hatte, nahm sie nachdenklich den Krug in die Hand, trank einen kräftigen Schluck und drehte anschließend das Gefäß zwischen den Fingern während sie über ihre Antwort nachdachte.
Einige Schlucke später war der Krug geleert und sie goss aus der Kanne nach, holte ihr Schreibzeug heraus und begann, eine Antwort zu formulieren.

Die Tinte schimmerte in nassem Zustand beinahe schwarz auf dem Papier, als die Adepta die Zeilen an Jelena verfasste und wandelten sich dann zu einem kräftigen rot.

Stella pustete noch einmal die letzten Stellen trocken ehe sie den Brief zusammen faltete.
In einem kleinen Löffel hatte sie bereits Siegelwachs bereitgelegt, welchen sie nun über die Kerze vor sich hielt, bis der Lack vollständig geschmolzen war und kleine Blasen sichtbar wurden.
Sie goss den Siegelwachs in einer silbernen Pfütze auf den Brief und drückte kräftig ihre Petschaft hinein, welche ein verschlungenes “S” dort hinterließ.

Als sie zum Wirt hinüber ging, sah dieser sie interessiert an, sein Blick auf den Umschlag in ihrer Hand gerichtet.
“Dieser Brief muss so schnell wie möglich nach Caldrien im früheren Engonien.”
Kurz lachte der Wirt darüber, dass am Abend noch nach einem Boten verlangt wurde, doch sein Blick wurde schnell ernst, als Stella ein paar Münzen aus der Tasche holte und es klar war, dass sie gut dafür zahlen würde.

Nach einer kurzen Unruhe war ein Bote mit einem Pferd im Sohn eines der Männer des Dorfes im Wirtshaus gefunden, der sich auch gleich noch auf den Weg durch die Nacht machte während Stella sich noch einen heißen Met geben ließ bevor sie sich in das kleine Zimmer zurückzog.

Sandra:
Wenige Tage später hatte Stella den Rothornpass überquert und ritt durch die engen Straßen des Zentrums von Fanada, auf direktem Weg hinauf zur Akademie.
Der Regen der letzten Tage hatte sich zum Glück wieder gelegt und das Wetter war für die Jahreszeit verhältnismäßig angenehm. Die Sonne stand bereits tief und bald würde sich das Abendrot langsam über die Stadt breiten, das den Himmel wie Feuer wirken ließ.

Sie brachte ihr Pferd in den Stall und glücklicherweise kam ihr auf halbem Weg eine der Bediensteten entgegen.
“Laura, schön dich zu sehen!”
“Gleichfalls, Stella. Du warst ja zuletzt sehr selten hier…Wie geht es Großmeister Feuerklinge?”
Stella biss leicht auf ihrer Lippe herum, denn sie hatte die Akademie tatsächlich ziemlich vernachlässigt nachdem sie im Herbst doch eine ganze Weile dort war. Als Laura Gorix erwähnte, sog die Magierin die Luft schärfer ein als beabsichtigt.

 “Ähm...ja… ich hoffe, ich kann demnächst wieder öfter hier sein.” versuchte sie das Thema von Gorix abzuwenden. Sie war sich nicht sicher, was sich herumgesprochen hatte und was der allgemeinen Frage nach seinem Befinden geschuldet war, weil er seit der Krönung auch seltener an der Akademie war.
Inzwischen hatten sie den Weg zu den Ställen zurückgelegt und Stella führte ihr Pferd hinein.
“Apropos selten hier… Ich müsste auch sehr dringend weiter… Würdest du mir einen riesigen Gefallen tun?” Sie blickte von Laura zu dem nass geschwitzten, gezäumten Pferd und wieder zurück und lächelte sie bittend an.
Lauras Lächeln wurde breiter. “Klar, ich kann mich drum kümmern, dass er versorgt wird.”
“Oh, du bist so ein Schatz! Lass dir von Rebekka eine Flasche Met geben, die geht auf mich!”
Und damit war Stella auch schon die Tür wieder hinaus, drehte sich noch einmal um und rief Laura noch hinterher “Danke dir!”
“Immer gerne!” Schallte es aus dem Stall über den Hof.

Und schon machte Stella sich auf den Weg, ein paar der Mitarbeiter zu finden, die das Portal dort bedienen konnten, um ihr den Weg nach Engonia zu öffnen.
Da sie deren Unterstützung relativ häufig nutzte, brauchte sie auch nicht lange zu suchen und kurz darauf hatte man sich auf dem Dach der Akademie versammelt wo der Zugangspunkt zum Wegenetz lag. Kurz darauf verließ die Magierin den sich magisch vor ihr öffnenden Tunnel bei Engonia wieder.

Sie machte sich allerdings nicht augenblicklich auf den Weg zur Löwenburg, sondern hatte zuvor noch ein weiteres Ziel in der Stadt, auch wenn der Aufenthalt nicht lange dauern dürfte.
Die Tempel der verschiedenen Gottheiten Engoniens lagen hier relativ dicht beieinander und so konnte sie nacheinander zu den verschiedenen Göttern für Gorix, sich und das vor ihr liegende Vorhaben beten.
Einen Tempel sparte sie jedoch aus, hatte sich ihr Verhältnis zu dieser Gottheit in den letzten Jahren gewandelt, seit sie seinen Anhängern etwas zu persönlich begegnet war. Menschen, die einem einfachen Bürger des Landes nicht begegneten.

Gerade im Ainetempel nahm sie sich etwas mehr Zeit und richtete ein längeres Gebet verbunden mit einer Meditation an die Göttin und opferte ihr einen schön verzierten Fokus, einen schönen Bergkristall und entzündete Rauchwerk.

Im Anschluss an die Gebete machte sie sich schließlich auf den Weg zurück zur Löwenburg.

Navigation

[0] Themen-Index

Zur normalen Ansicht wechseln