Die Gebiete in Caldrien > Das Herzogtum Hanekamp

Burg Mühlental, Sitz der Familie von Mühlenbruch

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Arienne:
"Ein Abenteuer geginnt"

Es war später Nachmittag am 14 Tag des 5 Monats im Jahr 268 n.J.


Es klopfte an der Tür zu Ariennes Zimmern. Sie legte das Buch weg und rief: „Tretet ein!“
Ein Diener ihres Vaters trat ein und verneigte sich: „ Ich grüße euch Arienne, euer Vater schickt mich. Er erwartet euch alsbald in seinem  Studierzimmer.“
Arienne lauschte den Worten des Dieners und fragte diesen: „Hat mein Vater gesagt, warum er mich sprechen möchte?“
„Nein, das hat er nicht. Seinem Ton nach zu urteilen, ist es aber etwas Wichtiges.“
„Hmm… Sag meinem Vater ich werde mich umziehen, dann komme ich zu ihm.“
„Das werde ich“, der Mann verneigte sich und verließ das Zimmer.

Arienne verdrehte die Augen als der Diener die Türe hinter sich geschlossen hatte. Sie hatte eine Vermutung was ihr Vater mit ihr bespreche würde. Die Dienerschaft tuschelte hinter ihrem Rücken seit dem Ball Anfang des Monats.

Sie stand auf und ging in ihr Schlafgemach. Dort klopfte sie an die hinter einem Wandteppich verborgene Tür zum Zimmer ihrer Dienerinnen. „Mona, Anne bitte kommt ich muss mich umziehen.“
Das Rücken von Stühlen  sagte ihr, dass die beiden jungen Frauen unterwegs waren.
Sie ging hin über zur Garderobe und löste die Knoten der Wickelhose. Die beiden Frauen kamen schnell heran: „Na aber Arienne, du musst dich nicht selbst entkleiden“,  sagte Anne und Mona fügte hinzu: „Dafür sind wir doch da. Was gibt es das du dich so früh vor dem Abendessen schon wieder umziehst?“
„Mein Vater möchte mich sprechen. Ihr wisst ja, wie der dazu steht, dass ich Hosen tragen“, antwortete Arienne und trat ein paar Schritte vor, damit Mona die Hose aufheben konnte. 
Anne hatte derweil den Schrank geöffnet: „Was darf es sein meine Dame?“
Arienne drehte sich um und ließ ihren Blick über die Kleider im Schrank gleiten. „Das grüne da, das dritte von links, lass mich das mal sehen, ich glaube das hatte ich länger nicht mehr an oder?“ Sie schaute ihre Dienerinnen an. Mona, die die Hose in eine der Schubladen der Kommode neben dem Kleiderschrank gelegt hatte kam heran.  Anne zog das Kleid aus dem Schrank, hielt es sich an und sagte neckisch: „Das würde mir bestimmt gut stehen“, ehe sie es Arienne präsentierte. „Du bist viel zu dürr dafür Schwesterchen“, gab Mona zurück und musterte Arienne. „Ja das grüne hattest du länger nicht mehr an und es steht dir sehr gut.“
Es dauerte nur wenige Minuten bis die zwei Dienerinnen Arienne umgezogen hatten. Danach kümmerte sich Mona um die Haare während ihre Schwester nach Schuhen suchte und Arina beim Anziehen derselben half. „So fertig“, sagte Mona und trat vor Arienne und half ihr auf, „ja so kann ich dich zu deinem Vater lassen.“
Arienne ging zum Spiegel hinüber und musterte sich: „Ja das sieht gut aus. So kann ich vor meinen Vater treten.“ Sie seufzte und drehte sich vom Spiegel weg. „Mona, Anne vielen Dank. Wir sehen uns dann später."

Die beiden jungen Frauen entfernten sich und verschwanden durch die Tür in ihr Zimmer.
Arienne seufzte erneut und ging zurück ins Empfangs- und Lesezimmer. Sie machte ein paar tiefe Atemzüge ehe sie auf den Gang hinaus trat und sich auf dem Weg zum Studierzimmer ihres Vaters machte.
Auf dem Weg dorthin grübelte sie ein wenig darüber worüber ihr Vater mit ihr sprechen würde. „Es sind recht viele Junggesellen von Stand auf dem Ball Anfang des Monats gewesen… Vater wird doch nicht…“

In Gedanken versunken lief sie am Studierzimmer ihres Vaters vorbei. Erst am Quergang zur Treppe viel es ihr auf. Mit einem Seufzer drehte sie sich rum und ging zurück. Na wenigen Schritten erreichte sie die Türe des Studierzimmers. Sie klopfe und wartete auf eine Antwort.
„Arienne bist du das? Komm bitte herein“, drang die Stimme ihre Vater durch die Türe.
Sie öffnete die Türe und trat ein. Nachdem sie die Türe hinter sich geschlossen hatte, sah sie zu ihrem Vater und neigte den Kopf: „Hallo Vater.“
Der Herr des Hauses, Johann von Mühlenbruch ist ein Mann mittleren Alters. Er saß in einem der Lehnstühle am runden Lesetisch. Seine schwarzen Haare zeigte nur wenig grau im Gegensatz zu seinen schon fast völlig ergrauten Schnurrbart. Anders als viele Ritter seines Alters hatte er keinen Wohlstandsbauch angesetzt und war immer noch schlank.
Arienne bemerkte erstaunt und etwas irritiert, dass auch ihre Mutter anwesend war. Sieglinde von Mühlenbruch war nur ein paar Jahre jünger als ihr Mann. Ihr langes rehbraunes Haar trug sie zu einem von grauen Strähnen durchzogenen Zopf geflochten der frei über den Rücken fiel. Sie lächelte ihrer Tochter zu.
„Meine liebe Tochter, steht doch nicht so erstarrt da, komm rüber und setzt dich zu uns.  Delia hat uns einen Kuchen und Tee gemacht.“
Arienne lächelte und ging zu ihren Eltern hinüber und setzte sich in den freien Lehnstuhl. Sie war froh, dass ihr Vater nicht direkt sein Anliegen vorbrachte und sich ein Stück vom Kuchen nahm.
Der angenehm warme Kräutertee half Arienne dabei ihre Nervosität zu mindern.
So saßen die drei eine Weile schweigend  bei Tee und Kuchen zusammen.

Nachdem Johann von Mühlenbruch seinen leeren Teller zurück auf das Tischen gestellt sah er erst zu seiner Frau bevor den Blick seiner Tochter zuwandte.
„Arienne, meine Liebe“, begann er, „wie hat dir der Ball bei Herr von Katzsprung zum 1. Mai gefallen?“
Die junge Frau war kurz verwirrt antwortete dann aber ihrem Vater: „Der Ball war sehr schön. Das Essen war mal wieder sehr lecker und auch die Barden haben sehr schön aufgespielt“, sie lächelte und fuhr fort, „eine Sache gab es da die mir aufgefallen ist, weil es anders war als auf den bisherigen Bällen…. . … Es waren dieses Mal deutlich mehr Junggesellen von Stand aus den umliegenden Ländereien anwesend. Und wenn ich mich nicht täusche, habe ich sogar einen Ritter mit seinem Knappen aus Middenfelz gesehen. Die kamen kaum alle zum Tanzen, da wir dieses Mal nicht annähernd genug Damen waren.“ Sie lächelte wieder, als sie an die teils schüchternen teils etwas übermütigen jungen Männer dachte.
Das Gesicht ihres Vaters rührte sich kaum während sie sprach. Ihre Mutter hingegen hatte anfangs auch gelächelt war Ariennes Blick aber dann ausgewichen.
Für einen kurzen Moment herrschte Schweigen im Raum und man hörte nur einen der Hunde auf dem Hof bellen.
„Das hast du gut beobachtet. Ich habe den Herren von Katzsprung gebeten sie alle einzuladen und wie dir sicherlich ebenfalls nicht entgangen ist waren die Väter oder die Ritter bei denen sie im Dienst stehen dabei,“ Er machte eine Pause um einen Schluck zu trinken.
Arian seufzte und atmete hörbar aus.
„Ich möchte ehrlich zu dir sein Arienne, meine Eidgenossen haben mich schon oft darauf angesprochen,  warum ich meine Tochter noch nicht wieder jemandem versprochen habe.  Ich möchte dir Freiheiten lassen, aber ich kann auch nicht meinen Ruf und mein Ansehen deswegen riskieren. Ich habe lange nicht gewagt den nächsten Schritt zu gehen. Die vielen jungen adeligen Männer waren da, weil ich hoffte, dass einer dabei ist der dir gefällt. Ich möchte dich nicht irgendeinen vorsetzen nur um für unsere Familie das Beste aus der Verbindung herauszuholen“, er machte eine Pause, trank vom Tee und sah zu seiner Frau.
 Arienne war sprachlos, ihre Befürchtung war also wahr. Sie atmete tief ein und aus um sich zu sammeln und folgte dem Blick ihres Vater hin zu ihrer Mutter.
Sieglinde erwiderte den Blick ihres Gemahls.  In ihrem Gesicht zeigte sich Skepsis, sie wusste wohl  um die nächsten Worte ihres Mannes.
Johann von Mühlenbruch seufzte und sah wieder seine Tochter an: „Mein liebste Tochter ich möchte das du baldmöglichst einen Mann findest und heiratest, am liebsten noch vor Ende des Sommers, allerspätestens aber  zum Frühjahrsfest im nächsten Jahr. Deswegen werde ich zu deinem Geburtstag einen Ball ausrichten und meinerseits die unverheirateten Söhne unserer Nachbarn einladen.“
Arienne wandte ihren Blick zu Boden. Sie war fassungslos und atmete verärgert ein und aus. ‚Papa tut es wirklich. Er will mich verheiraten! Kann er mir das nicht früher sagen. Vielleicht hätte ich dann dem einen oder anderen mehr Aufmerksamkeit geschenkt. ‘ 
„Entschuldigt mich einen Moment“, sie stand auf, ging zum Fenster öffnete es und setzte sich auf die Fensterbank. Zurückgelehnt schloss sie für ein paar Augenblicke die Augen und genoss die Sonne, die nach dem Regen am Morgen nun wärmend am Himmel stand. ‚Hmpf er hatte mir damals versprochen, dass ich die Welt bereisen darf, wenn ich alt genug sei. Bisher habe ich aber nicht viel gesehen von der Welt. Vielleicht kann ich ihn ja überzeugen mich gehen zu lassen auf eine Reise durch Engonien. Und danach dann könnten wir nochmal über das Thema Hochzeit reden…‘
Sie spürte eine Bewegung und öffnete die Augen. Ihre Mutter war herübergekommen: „Arienne, sei deinem Vater nicht böse. Du weißt er will dir nichts Böses.“
Ariennes Sicht wurde verschwommen worauf sie die Augen fest zusammen kniff und dann die aufsteigenden Tränen wegwischte.
„Komm her meine Kleine“, ihre Mutter zog sie von der Fensterbank hoch und umarmte sie.
Arienne seufzte und erwiderte die Umarmung. Sie tat sich schwer die Tränen bei sich zu behalten und hätte es fast geschafft, doch ein warmer Tropfen fiel auf ihren Hals und sie konnte sie nicht mehr halten. Nach einem viel zu kurzen Moment löste ihre Mutter die Umarmung und schob Arienne zurück auf die Fensterbank. Sieglinde setzte sich ihrer Tochter gegenüber. Kurz sah sie zu ihrem Gemahl herüber, der resignierend den Blick erwiderte.
Arienne hatte ihren Blick für den Moment nach draußen gewandt und war schon wieder in Gedanken.  Ihre Mutter holte sie zurück in dem sie die Hände ihrer Tochter ergriff: „Hör mir zu Arienne, im Leben läuft nicht alles nach Plan. Ich hätte sehr gerne die Freiheiten genossen, die du hattest. Ich muss gestehen, ich wusste schon länger von den Plänen deines Vaters, er bat mich dir nichts davon zu erzählen.  Aber ich  habe mit meinen Damen darüber gesprochen und sie sind fast alle der Meinung, dass du noch nicht bereit bist. Du seist oft noch viel zu ungestüm meinte Greta, es wäre schwierig einen passenden Mann zu finden. Darin waren sich alle einig. Agnes brachte an, dass du immer davon geredet hast eines Tages Engonien zu bereisen und vielleicht sogar weitere Länder. Sie meint es wäre gerade jetzt gut zu Reisen, mit dem Sommer vor der Tür. Vielleicht lässt dein Vater dich ja ziehen, wenn du ihm zusagst danach zu heiraten.“
Ariennes Stimmung hellte sich wieder auf: „Übers verreisen habe ich auch schon nachgedacht.  Ich hätte nicht von Agnes gedacht, dass ausgerechnet sie das Thema anspricht“, sie lächelte als sie an die ältere Dame dachte, die sich um sie und ihren Bruder wie eine Großmutter gekümmert hat als beide noch Kinder waren. Sie schaute für einige Augenblicke aus dem  Fenster und dachte nach. Dann schaute sie wieder ihre Mutter an: „Mir ist eben wieder eingefallen, dass Vater mal gesagt hat, dass wenn ich alt genug bin dürfte ich mit ihm reisen.  Also nicht bloß in der Kutsche sondern richtig zu Pferd. Dazu wird es wohl nicht mehr kommen.“ Arienne seufzte und wandte ihren Blick erneut für einige Momente nach draußen.
Sieglinde stand auf und legte ihrer Tochter die Hand auf die Schulter und sah sie an: „Ich möchte dir nicht vorschreiben, was du zu tun oder zu lassen hast. Ich gebe dir nur einen Rat: Folge deinem Herzen, wenn es dich in die Ferne zieht, halte ich dich nicht auf.“
Arienne legt ihre Hand auf die ihrer Mutter und lächelte. „Danke Mama“, sagte sie leise und stand auf um sie zu umarmen.
Nach ein paar Augenblicken lösten sie die Umarmung und Sieglinde ging zurück zum Tisch während Arienne noch ein wenig am Fenster verharrte.

„Und worüber habt ihr geredet?“ fragte Johann seine Frau. Diese sah ihn an und erwiderte: „Das kann unsere Tochter dir selbst erzählen wenn sie wieder bei uns sitzt.“  Etwas mürrisch griff der Ritter zu seiner Tasse, nahm einen Schluck Tee und warte drauf, dass seine Tochter zum Tisch zurückkehrte.

Arienne hörte das Gespräch nur halb, sie war zu sehr in Gedanken.  Den Blick  über die Burgmauern hinweg zum Horizont gerichtet, überlegte sie wie sie ihre Entscheidung ihrem Vater am besten mitteilte. Schließlich hatte sie die richtigen Worte gefunden,  stand auf und ging zu ihren Eltern zurück.
Sie setzte sich nicht sondern blieb neben dem Sessel stehen auf dem sie vorhin gesessen hatte. Die junge Frau schaute ihren Vater direkt an.
„Setz dich doch Arienne, meine Liebe“, startete er die Unterhaltung.
„Danke aber ich stehe gerade lieber“, erwiderte Arienne.
„Na wenn du meinst. Ich möchte gerne wissen worüber du dich mit deiner Mutter unterhalten hast.“
„Wir haben darüber geredet, dass du mir deine Pläne für mich vorenthalten hast. Du kannst dir sicher vorstellen, dass ich das nicht gut finde.“
„Ja das kann ich, aber ich wollte dich nicht damit belasten, dass du den Ball nicht genießen kannst.“
„Den Ball nicht genießen?  Das hätte  auch wenn ich es gewusst hätte und vielleicht hätte ich dem einen oder anderen den Tanz nicht verwehrt. “
„Ah na jetzt weißt du es ja und kannst dir die jungen Männer auf dem nächsten Ball genauer ansehen“, er machte eine Pause um am Tee zu nippen, „und worüber habt ihr noch gesprochen?“
Arienne sah kurz zu ihrer Mutter und dann wieder zu ihrem Vater: „Ich werde verreisen Vater. Du hast mir schon vor Jahren versprochen mich mit auf eine deiner Reisen zu nehmen, wenn ich alt genug bin. Aber bisher hast du dieses Versprechen nicht eingelöst. Ich finde ich bin alt genug und werde ohne dich das Land bereisen, denn ich sehe nicht, dass du mich in nächster Zeit mitnehmen wirst.
Zu meinen Plänen: Ich habe gehört wie einige der jungen Männer auf dem Ball von der Suche nach Reliquien von Jeldrik gesprochen haben. Leider wollten sie nicht mit mir darüber reden. Mir gefällt die Idee  auf die Suche nach Reliquien zu gehen und habe beschlossen mehr darüber in Erfahrung zu bringen.“
Johann von Mühlenbruch verschluckte sich fast an seinem Tee: „Du willst also auf Reliquiensuche gehen? Das ist nicht dein Ernst oder? Und was ist dann mit der Hochzeit?“
„Ich meine es ernst  Papa. Ich möchte mich nicht mehr nur hier auf unserem Land  bewegen. Ich möchte die Welt sehen, bevor ich heirate. Ich werde meine Reise machen und danach können wir uns nochmal über eine Hochzeit unterhalten.“
„Du sagst mir also ernsthaft, dass ich den Ball in zwei Wochen absagen soll? Wie stehe ich denn da?“
„Ja du kannst den Ball absagen, denn ich werde nicht da sein. Ich plane bald möglichst abzureisen, “ antwortete Arienne pampig, ihre Stimme zitterte dabei leicht, aber sie nahm es gar nicht war.
Der Ritter stellte ungläubig seine Tasse auf den Tisch und sah von seiner Tochter rüber zu seiner Frau und wieder zurück während er sprach: „Ich weiß ja nicht wie deine Mutter dazu steht aber mir gefällt die Idee nicht. Ich finde du solltest besser hier bleiben und meinen Vorschlag folgen, ich komme dir auch entgegen und gebe dir mehr Zeit mit dem heiraten. Sagen wir ein Jahr kannst du dir die infrage kommenden  jungen Adelsmänner ansehen.“
Arienne sah zu ihrer Mutter, die den Blick erwiderte aber nur mit den Schultern zuckte. Sie wandte sich wieder zu ihrem Vater: „Hast du mir zugehört ? “ Sie merkte wie sie mit den Tränen kämpfte und wollte sich keine Blöße vor ihrem Vater geben.
„Das habe ich Arienne. Ich habe meine Meinung geäußert, wenn du meinst, dass du alt genug bist und das Zeug dazu hast Informationen zu den Reliquien zu finden, dann mach es!“ seine Stimme klang nun aufgebracht aber auch eine leicht Unsicherheit klang mit. „Aber beschwer dich nicht wenn du schon nach 1 Woche wieder hier stehst und doch lieber mein Angebot annimmst“, er war aufgestanden und sprach die letzten Worte beinahe über seine Tochter hinweg.
Arienne sah ihren Vater direkt an: „Gut dann sind wir uns ja einig. Wir sehen uns dann beim Abendessen.“ Sie nickte knapp und verließ das Zimmer.
Verärgert ging sie zurück in ihr Zimmer. Dort konnte sie ihren Tränen freien Lauf lassen. Warum sie weinte war ihr nicht ganz klar. Ob aus Ärger und Wut über ihren Vater, sich selbst oder über die ganze Situation. Schließlich beruhigte sie sich wieder und  dachte über das Gespräch mit ihrem Vater nach. Ihren anfänglichen Plan gleich noch in die Stadt zu gehen und nach einer Mitreisemöglichkeit zu suchen vertagte sie auf den kommenden Tag.

Beim Abendessen herrschte betretenes Schweigen.

Am nächsten Morgen ritt Arienne durch die Stadt und über die Ländereien ihres Vaters. Es war ein schönes Fleckchen Land. Auf den Feldern wuchs die Ernte heran und die Ahr plätscherte munter in ihrem Flussbett.
Erst zum Abendessen war sie wieder zu Hause. Sie grüßte ihre Eltern freundlich, auch wenn ihr Vater sehr verstimmt war.
Zwischen dem Hauptgang und dem Nachtisch erhob sie das Wort: „Ich werde übermorgen abreisen, Vater. Ich habe erfahren, dass eine Händlergruppe von hier nach Engonia und ich plane mich ihr anzuschließen. Ich werde dir und Mutter von regelmäßig von meiner Reise berichten.“

Arienne:
Mitte März 269 n.J.


Es war über einem Monat her, seit Arienne das letzte Mal zu Hause gewesen war. Sie freute sich ihre Heimat wieder zu sehen. Zaghaftes Grün zeigte sich und an vielen Stellen blühte es am Wegesrand.
Die Leute mal mit einem Nicken mal mit ein paar Worten grüßend lenkte sie ihre Stute auf die Burg zu. Auch im Dorf am Fuße der Burg herrschte reges Treiben, sodass Vanion und sie hintereinder reiten mussten. Neugierige Blicke wanderten zu dem Ritter in blau und weiß, ihn hatten sie hier noch nicht gesehen.
Es war später Nachmittag als Arienne mit Vanion die Burg erreichte. Erleichtert atmete sie durch die Blicke waren ihr unangenehm gewesen. Nach dem Absteigen übergab sie die Zügel an einen Stallburschen und winkte Vanion ihr in die Burg zu folgen. "Kommt Chevalier, es sollte noch Zeit sein, den Staub der Straße loszuwerden."

In der Burg wurden die beiden von einem Diener empfangen, der den Chevalier und Arienne freundlich grüßte. Er führt den Chevalier in die zweite Etage und wies ihm ein Zimmer zu. Die junge Frau folgte ihnen und betrat zwei Türen weiter ihr Zimmer.
Der Abend verlief ereignislos und Johann von Mühlenbruch schlug vor sich am nächsten Tag nach dem Frühstück zusammen zusetzten und den Grund der Einladung zu besprechen.

Arienne holte Vanion zum Frühstück ab und danach gingen sie zu dritt zum Studierzimmer ihres Vaters.

Simon de Bourvis:
Johann erwartete sie bereits und wies einladend auf die Sitzgelegenheiten ehe er sich als erster setzte.

Ein Krug Wasser stand bereit, die Früchte die sich daneben fanden waren wohl mehr der Höflichkeit geschuldet, als dass sie nach dem Frühstück notwendig gewesen wären.
Mühlenbruch mochte klein sein, aber es hatte hier selten jemand Hunger leiden müssen.

Johann von Mühlenbruch wirkte nicht unfreundlich, aber der leicht verkniffene Gesichtsausdruck zeigte doch eine gewisse Anspannung.

Er legte die Fingerspitzen aneinander und spähte über sie, als wolle er sich dahinter verschanzen. Musterte erst zu Arienne, dann Vanion, dann wieder sie.

"Nuuuun..."
Er räusperte sich und suchte nach einem angemessenen Beginn für das Gespräch. Schliesslich gab er auf und trat einfach die Flucht nach vorn an.
"Ich habe deinen Brief erhalten. Wir sollten darüber reden!"

Vanion:
"So ist es", sagte Vanion und nahm den direkten Tonfall des Ritters auf. "Ich freue mich, dich wiederzusehen, Johann."

Beide Männer waren Ritter am Grafenhofe, und auch, wenn sie einander nicht oft begegnet waren und streng genommen noch keine persönlichen Worte gewechselt hatten, so wählte Vanion doch die persönlichere Ansprache - von Ritterbruder zu Ritterbruder. Nachdem der Höflichkeit genüge getan war, sah er auffordernd Arienne an - schließlich hatte ihr Vater sie und nicht ihn angesprochen.

Arienne:
Arienne folgte der Auffoderung ihres Vaters und setzte sich. Sie spürte seine Anspannung und auch sie selbst war leicht angespannt und nervös verschränkte sie die Hände in ihrem Schoß. Die Lehnstühle waren so ausgerichtet, dass die ein Dreieck bildeten, dies half der jungen Frau etwas, da sie keinem der Männer direkt gegenüber saß.
Vanions Worte kamen ihr gelegen, so hatte sie Zeit sich den Brief an ihren Vater nochmal ins Gedächstnis zu rufen. Ihr Blick war dabei zum Fenster gerichtet und merklich abwesend.
Mit einem Seuftzer versuchte sie nochmals Zeit zu schinden und Worte zu finden mit denen sie beginnen würde. Nach einem kurzen Augenblick holte sie tief Luft ehe sich ihr Blick ihrem Vater zuwandte: "Ich möchte dir für die Einladung danken, Vater. Was den Brief angeht, ich weiß es wird nicht einfach werden den Weg als Knappin zu beschreiten. Ich werde viel Neues lernen müssen: Die Tugenden des Rittertums, das Kämpfen und noch viele andere Dinge. Aber ich möchte nicht zum Zusehen verdammt sein wenn der Frieden bedroht ist und daher steht meine Entscheidung.... " Ihr waren die Worte ausgegangen und so griff sie nach einem Moment nach ein paar Trauben vom Obstteller.

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