Die Gebiete in Caldrien > Das Caldrische Imperium

Burg Goldbach (Frühling 269 n.J.)

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Francois:
Chevalier de Bressieux und Teile der Garde waren denn letztendlich ohne Madame ausgezogen um den Königstreuen im Felde beizustehen.
Nach einiger Zeit erreichte ein Bote Burg Goldbach mit einer Depesche.

Madame!

Ich schreibe Euch diese Zeilen aus dem Weiler Mühlhausen, bei welchem die Pilger wie auch die Königstreuen ihre Heerlager aufgeschlagen haben. Der Ort hat strategische Bedeutung, da durch ihn der Zugang nach Neu Ostringen kontrolliert wird. In den letzten Tagen haben Scharmützel um den Ort sowie die umliegenden Wälder stattgefunden, welche keine der beiden Seiten als klaren Sieger haben hervorgehen lassen.
Am gestrigen Nachmittag kam es unerwarteter Weise zu einem Waffenstillstand, welcher von Seiten der Pilger angeboten wurde. Das am meisten umkämpfte Objekt, die Mühle vor Ort, hat die Kampfhandlungen und mehrfachen Besitzerwechsel  nicht überstanden und ist niedergerissen worden. Sie soll mit Personal und Finanzen der Pilger neu errichtet werden. Die Königstreuen haben weitere Belege für ihre Suche gefunden. Die Fehde ist durch beide Seiten für beendet erklärt worden. Die genauen Modalitäten und Hintergründe wird Euch der Chevalier in seinem Rapport sicher besser nahelegen können.
Das Goldbacher Kontingent hat sich tapfer geschlagen und ist wohlauf, wenn auch mit einer gewissen Anzahl an Verwundungen.  Wir werden in kürze abrücken und uns zurück in die Heimat begeben.
Aufgrund der Marschdauer gehe ich davon aus, dass wir auf direktem Wege nach Pfauengrund verlegen und dort mit Euch koppeln.
Sollten sich Verzögerungen ergeben, lasse ich Euch Informationen durch Boten zukommen.

Derweil verbleibe ich,

Francois, Sergeant de la Garde

Francois:
Einige Tage später wurde es im Hof der Burg äusserst geschäftig. Die Knechte spannten unter Aufsicht des Trosswaibels die Wagen und Karren an, besahen diese noch einmal auf ihren Zustand ( der natürlich bis auf einige kleine Rostflecken tadellos war ) und beluden die Fuhrwerke alsdann mit Kisten und Korbtruhen, Säcken, Stangen und Planen.
Beinahe hätte man meinen können, Madame wolle umziehen. Nun ja, in gewisser Weise tat sie das ja auch, wenn auch nicht dauerhaft und nur zu einem Turnier.
Die Grenzwacht stand an, und so waren Madame und ihre Entourage selbstverständlich in Reiselaune.
Mademoiselle de Riviere und Edouard hatten sich noch immer nicht von ihrer Krankheit erholt, und Francois befand sich noch immer unterwegs und der Trosswaibel hatte Probleme mit dem Bein. So kam es dass Reynard, der Waffenmeister, das Kommando über den Zug hatte. Man konnte seinen Gesichtszügen nicht entnehmen, ob er mit dieser Aufgabe glücklich war, jedoch führte er sie tadellos aus.
Der Maitre, welcher natürlich mitreisen würde, schärfte seinen Untergebenen noch einmal alle möglichen Dinge ein, lautstark und mehrfach, auch quer über den Hof hinweg. Die Wette, ob er und der Waibel verwandt wären, lief noch immer innerhalb der Knechte und der Garde.
Die Goldbacher Gesellschaft würde in diesem Jahr etwas kleiner ausfallen, Madame hatte auf eine nur ihr bekannte Weise eine Auswahl getroffen.
AUf der Feierlichkeit selbst würde es einige Dinge zu regeln und zu erledigen geben. Madame hatte eine Liste anfertigen lassen, mit den wichtigsten Punkten, welche anstanden. Darauf erschienen Namen wie Lorainne, Du Mont, Chevalier Vanion, Schangra Sylvacynicos , de Bressieux, und einige mehr...

So setzte sich an einem strahlend blauen Morgen der Zug in Richtung Pfauengrund in Bewegung. Wohlwissend ob des einen oder anderen Vorkommnisses in der Vergangenheit...

Lorainne:
Mathilde war immer noch ein wenig Blass, aber sie war reisetauglich. Nachdem der Maitre ihnen allen noch den ein oder anderen Rat, wie er es nannte, gegeben hatte, brachen sie auf.
Guy und ihrer Tochter hauchte sie einen flüchten Kuss auf die Wangen, schwerer fiel ihr der Abschied von mademoiselle de La Follye.
Auch wenn dieses Kind beständig damit beschäftigt schien, andere zu zanken und ihnen das Leben möglichst schwer zu machen, war sie doch ein kleiner Sonnenschein, zumindest für Mathilde. Da ihr und Guy nicht mehr Kinder ergönnt waren, lebte sie ihre mütterlichen Instinkte an der Waise aus.
Das Mädchen streckte ihr die Arme entgegen:"Kommst Du bald wieder her?"
"Naturalement, ma petetite. Allez, Chouchou, vas jouer con les autres filles."
Sie herzte das Kind noch einmal, winkte ihrer Familie zu und wandte dann sich rasch ab, ihre Augen angefüllt mit Tränen.
So sehr sie sich auf das neue Abenteuer freute, der Abschied viel ihr überraschend schwer.

Francois:
Wer nun meinte, dass die Abwesenheit Madames in ruhigen Tagen für die Burg und ihre Bewohner resultieren würde, konnte falscher nicht liegen.
Der aufgewirbelte Staub der Reisegruppe hatte sich noch nicht richtig gelegt, da trafen die ersten Arbeiter und Handwerker aus dem Dorf und Teilen der Baronie ein.
Balken und Ständer erneuern, Bretter ersetzen, Dächer ausbessern,abgeblätterte Tünche neu aufbringen und Bemalungen neu pinseln, nicht zu sprechen von den Putz- und Reinigungsarbeiten in der Anlage.
Auf dem Hof wurde extra für die grosse Wäsche ein Becken aufgestellt und unzählige Seile als zusätzliche Wäscheleinen gespannt und auch die Küche wurde nach draussen erweitert, um die zusätzlichen Leute verpflegen zu können.
Die Burg ähnelte einem Bienenschwarm...

Lilac:
Fleur war nicht mit zur Grenzwacht gereist und so kümmerte sie sich maßgeblich um die Wäsche von Madame.
Neben dem eigentlichen Reinigen besah sie sich die Garderobe, die Madame nicht dabei hatte, flickte eventuelle Beschädigungen, erneuerte hier und da eine Naht und so weiter.
Außerdem wusch sie sämtliche Bett- und Nachtwäsche und gab sich dem Mamutprojekt Betthimmel und -vorhänge hin. Mit der Hilfe eines Knechts zog sie die schweren Stoffe, die Madame im Winter warmhielten, vom Bettgestell und entfernte sorgfältig Staub und anderen Dreck. Besonders der Betthimmel hatte in den vergangenen Monaten viel Staub, aber auch Ruß, der durch die wärmenden Feuer im Zimmer auftrat, angesammelt.
Zunächst klopfte sie die Stoffe mit viel Energie aus, dann wusch die Wäschemagd sie und schließlich wurden sie zum Trocknen auf besonders stabilen Leinen aufgehängt.

Unterdessen hatte Amelíe mit dem Sticken begonnen - nichts war mehr vor ihren geschickten Händchen sicher. Sie bestickte ihre Kleidung, Hand- und Taschentücher und was sich sonst noch so fand. Fleur hatte große Freude daran, dass ihre Tochter so gut mit Nadel und Faden umgehen konnte und versorgte sie mit einem Stickring und so viel Garn, wie es ihr möglich war.
Insgeheim war sie froh, dass das Mädchen "endlich was ordentliches" machte. Noch immer hielt sie Lesen und Schreiben für nebensächlich, auch wenn sie doch ein bisschen stolz war, dass Amelíes Lehrer ihr nur gutes über die Bemühungen der Kleinen berichteten.

Julienne bangte derzeit weiterhin um Ares. Was auch immer es war, das den Greifvogel quälte, es zehrte ihn deutlich aus. Er fraß immer weniger und inzwischen war klar, dass das Tier sterben würde, wenn nicht ein Wunder geschah.
Julienne hatte vor einiger Zeit auf Geheiß Philippes einen Brief an den Baron DuMont aus Zarorien verfasst, in dem sie ihn um Hilfe bat. Doch nun befürchtete sie, dass der Falkenmeister nicht mehr rechtzeitig ankommen würde, um Ares noch helfen zu können.

Auch Nesrine war in der Burg geblieben und versah ihre regulären Garde-Dienste und half in ihren Bereitschaftsphasen bei den Renovierungsarbeiten mit. Sie genoss es, den Zimmerleuten über die Schulter zu schauen und hier und dort mit anzupacken. Irgendwie faszinierte sie die Arbeit mit Holz und nachdem ihr einer der Tischler ein gutes Händchen attestiert hatte, durfte sie richtig mithelfen. Zum Dank schenkte ihr der Tischler ein paar gebrauchte, aber wohl gepflegte Schnitzwerkzeuge, die Nesrine in ihren Freischichten sofort ausprobierte. Erste Versuche sahen schon sehr gut aus und stolz zeigte die Gardistin ihre Werke herum.



Einige Tage, nachdem die Gesellschaft um die Baronin zur Grenzwacht abgereist war, verlor der Sakerfalke Ares seinen Kampf gegen die schwere Krankheit, die ihn so gequält hatte.
Der Falkner und Julienne berieten sich und beschlossen, dass Julienne dem Tross hinterher ritt, um Madame von der traurigen Nachricht zu berichten.
Julienne hatte argumentiert, dass es vielleicht besser war, diesen Umstand Madame so bald wie möglich mitzuteilen, sollte jemand von den Zaroriern auf der Grenzwacht auftauchen.
Also packte sie ihr Bündel, verabschiedete sich mit einem heimlichen Kuss von Nesrine, schwang sich auf Hexe und ritt los...

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