Die Gebiete in Caldrien > Das Caldrische Imperium

La Follye- Besuch im Spätherbst

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Lorainne:
Fulk legte Anders die Hand auf die Schulter und sein Griff war überraschend fest.
"Könige kommen und gehen, ebenso Grafen und Barone. Wir können uns glücklich schätzen, haben wir genug zum Leben. Lorainne tat, was getan werden musste. Sie tat, worauf sie ihre Eide abgelegt hat. Immer. Es war ihre Entscheidung zu sterben, zu warten, bis alle anderen in Sicherheit waren. Und dann war es einfach zu spät. Doch sie wandelt ganz sicher durch Lavinias Gärten. Für ihre Taten hat sie schließlich schon zu Lebzeiten Buße getan."
Er hatte Anders Wut nie ganz verstanden, genauso wenig, wie Anders Verstanden hatte, warum Lorainne dies alles getan hatte.
"Ihr solltet keine Wut oder Trauer in Euch tragen", er schaute nun auch Enid an, ein wenig herausfordernd.
"Hebt euch die Wut für eure Feinde auf, die Trauer für die Gefallenen. Und dann feiert ihre Taten und ihr Andenken. Denn damit ehrt ihr sie."

Tabea:
Anders Wutausbruch überraschte Enid und als die Kenderin mit vor Zorn bebender Stimme den Adel beleidigte wuchs Enids Achtung vor ihr um ein weiteres Stück. Etwas erschrocken blickte sie zu Fulk, um seine Reaktion zu sehen, bereit, der Kenderin beizustehen, falls er zornig werden sollte. Dabei trat sie unbewusst einen Schritt näher an Anders heran.
Bei Fulks Worten  fiel Anspannung von ihr ab und man konnte sehen, dass seine Worte sie nachdenklich stimmten.
"Glaubt mir, da ist viel Wut für meine Feinde in mir! Sie erinnert mich jeden Tag daran, was wichtig ist, nämlich weiter machen und stark bleiben. Aber Ihr habt Recht, wir sollten uns an die erinnern, die uns lieb und wichtig waren. Ich wünsche Lorraine, wirklich, dass sie nun Ruhe findet und , wie sagtet Ihr, in Lavinias Gärten weilt."
Sie blickte aus dem Fenster und nickte Anders zustimmend zu. "Wahrscheinlich sollten wir tatsächlich bald los." Sie stockte kurz und blickte dann von Anders zu Fulk. "Ich danke euch, dass ich heute hier sein durfte."

Lorainne:
"wartet bis morgen früh, ein Sturm zieht auf. Die Nächte hier sind um diese Jahreszeit unruhig und besonders dunkel. Seid meine Gäste und lässt und heute Abend auf sie trinken und Geschichten erzählen. Vielleicht vertreibt das die dunklen Wolken bei Euch, Enid."
Es war beiläufig erwähnt, und doch verfehlte es seine Wirkung offenbar nicht.
Auf dem Weg zurück in die Küche sprach er weiter:" wisst ihr, welche schreckliche Unart sie hatte? Sophie, ihre Amme, und nun die Kinderfrau ihrer Tochter, war jedes Mal zornig- nur deswegen hat Lorainne es wohl gemacht........."

Anders:
"Danke Fulk. Wir werden die kleine Kammer beziehen wo ich früher drin geschlafen habe, sofern sie im Moment frei ist." Anders berührte Enid sanft am Arm und geleitete sie so in die Küche zurück.
Eine Weile lauschten sie den Anekdoten des alten Mannes, von denen die Kenderin die meisten zu kennen schien. Ab und zu schweifte ihr Blick ab, so als würden ihre Gedanken sie in die Ferne ziehen, aber sie kehrte immer wieder rechtzeitig an den Tisch zurück, sodass es nicht zu groß auffiel.

Irgendwann verabschiedenen sie und Enid sich und gingen zu Bett. Die Geräusche waren hier ganz anders als im Wald und Anders konnte lange Zeit hören, dass Enid nicht wirklich einschlafen konnte. Aber irgendwann senkte sich Ruhe über das Zimmer bis die Sonne sie am nächsten Tag weckte.

Tabea:
Enid wurde von Sonnenstrahlen geweckt, die ihr ins Gesicht schienen. Sie öffnete die Augen und war einen Moment lang völlig desorientiert. Sie fuhr auf und blickte sich hastig um, musste dann jedoch über sich selbst lachen, als sie Anders sah und ihr alles wieder einfiel. Ihr Kopf schwirrte noch von den vielen Eindrücken des vergangenen Tages und den Geschichten, denen sie hatte lauschen dürfen.
Auch Anders regte sich und beide packten ihre Sachen zusammen, während sie ihren Gedanken nachhingen. Sie verabschiedeten sich und lenkten ihre Schritte wieder zum Wald hin, Richtung Anders Hütte. Enids wurde immer langsamer und schließlich blieb sie stehen. "Anders, ich denke ich werde mich wieder auf den Weg machen. Ich habe ziemlich viel, worüber ich nachdenken muss, und das kann ich am besten unterwegs." Sie warf einen Blick zum Himmel. "Und vermutlich sollte ich mich beeilen, bevor der Schnee es unmöglich macht, weiter zu kommen." Sie ergriff mit beiden Händen die Schultern der Kenderin. "Als du mich vor ein paar Wochen eingeladen hast, hier her zu kommen, hätte ich nie gedacht, dass mich der Besuch mit so einer Wucht umhauen würde. Und normalerweise rede ich auch gar nicht so viel." Sie wirkte ehrlich überrascht. "Dieser Besuch hier bei dir, zu dieser Zeit, war einer der wichtigsten Besuche, die ich je gemacht habe. Ich danke dir."

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