Der Städtebund von Tangara > Hier und dort in Tangara
Die Begegnung mit den Albtraum-Blümchen
(1/1)
Akela:
“Diese Blumen! Diese verdammten Blumen!”
Sasha knurrte frustriert und ließ ihre Wut an einem unschuldigen Kerzenständer auf ihrem Schreibtisch aus, dem das zusammen mit der ebenso unschuldigen Kerze eine scheppernde Begegnung mit der Wand einbrachte.
Havald lehnte mit vor der Brust verschränkten Armen am Türrahmen und beobachtete den Wutausbruch der Wolfselfe mit einer hochgezogenen Augenbraue.
“Es bringt aber auch nichts, wenn du hier herum tobst. Die Einrichtung kann nun wirklich nichts dafür Sasha.”
Die angesprochene ballte die Hände zu Fäusten und holte Luft um etwas unschönes zu erwidern, besann sich dann aber eines Besseren und ließ geräuschvoll die Luft aus ihren Lungen.
“Ja…du hast natürlich Recht. Entschuldige….ich fürchte ich bin etwas unausgeglichen seit der Begegnung mit diesen Dingern.”
“-Etwas unausgeglichen- ist nett ausgedrückt. Ich hab dich schon seit Monaten nicht mehr so erlebt.”
Der Bronnaq-Priester seufzte und rieb sich mit zwei Fingern die Nasenwurzel.
“Hoffentlich finden wir eine Lösung für dieses Problem…und zwar möglichst schnell. Und bis dahin…” er sah die Wolfselfe mit zusammen gekniffenen Augen an, “ bleibst du gefälligst hier drinnen. Nicht dass du irgendwelchen Unsinn machst.”
Sasha verzog das Gesicht, nickte aber. Es war wirklich besser, wenn sie nicht noch mehr von diesen Sporen abbekam.
Allein der Gedanke an diesen penetranten süßlichen Geruch ließ abermals Bilder aus ihren Erinnerungen in ihrem Kopf aufsteigen, die ihr Schauer über den ganzen Körper schickten. Mühsam schüttelte sie die Bilder ab.
Havald nickte ihr noch einmal zu, dann verließ er den Raum und schloss die schwere Holztüre hinter sich.
Am meisten war Sasha wütend über sich selbst. Darüber, dass schon wieder etwas ihren Weg gekreuzt und sie so dermaßen aus der Bahn geworfen hatte, dass es wieder einige Zeit dauern würde, ihre mentalen Schilde zu sortieren und zu stärken.
Momentan war Havald einer der wenigen, die sie überhaupt in ihrer Nähe ertragen konnte…
Mit einem laufen Uff ließ sich die Wolfselfe auf ihre Schlafstätte fallen.
Vor ein paar Tagen hatte sie noch über Langeweile gejammert, jetzt wäre ein bisschen Langeweile gar nicht so schlecht.
Stattdessen gingen ihre Gedanken wie von selbst zurück zum gestrigen Tag.
Als sie die Bekanntschaft mit den Blumen gemacht hatte…
Es hatte schon seit ein paar Wochen immer wieder Berichte über seltsame Begebenheiten in Verbindung mit Albträumen oder sogar Halluzinationen am helllichten Tag gegeben. Sie kamen aus den verschiedensten Regionen Engoniens und waren so spärlich gesät, dass sie anfangs kaum Beachtung fanden.
Und dann waren da diese lilafarbenen Blumen, die niemand einordnen konnte und die scheinbar nur darauf gewartet hatten, dass die Sonne nach diesem kalten Frühling etwas länger zum Vorschein kam, um ihre Blüten zu öffnen.
Dieselben Blumen, wie sie auch auf einigen Wiesen im Totenpfad wuchsen. Und die niemand im Tempel vorher schon einmal gesehen hatte.
Man sagte ja gerne “Die Neugier ist der Katze Tod”, aber Havald behauptete gerne, Sasha wäre der Beweis, dass der Spruch für Wölfe genauso gelten würde.
Als der Wolfselfe der penetrante Geruch nach schwerer Vanille in die Nase stieg, war es bereits zu spät. Allein der Geruch katapultierte sie zurück in die Globule, in der sie vor ziemlich genau zweieinhalb Jahren gefangen gehalten und gefoltert worden war.
Und die Halluzinogene aus der Pflanze taten ihr übriges.
Sie konnte von Glück reden, dass sie alleine außerhalb des Tempels unterwegs gewesen war, als die Wirkung der Blume sie erwischt hatte. Sie hatte auch keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, als Havald sie fand und sie ohne zu zögern mit einem gezielten Kinnhaken außer Gefecht setzte. Bevor sie überhaupt richtig realisierte, dass er da war.
Als die Wolfselfe mit Hilfe eines eiskalten Eimers Wasser prustend und spuckend wieder wach wurde, dröhnte zwar ihr Kopf und der Tempelhof drehte sich um sie, aber immerhin waren die Bilder wieder verschwunden.
Havald hatte ihr mit ein paar kurzen Sätzen erklärt, was passiert war und dass die Ursache wohl ebenjene neuen Blumen waren. Warum das so war und woher sie kamen, darauf hatte noch niemand eine Antwort.
Dieser Nebel…dieser Geruch…die Wirkung. Das alles kam vielen nur allzu bekannt vor.
Ein Name stand im Raum, den niemand wagte auszusprechen.
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