Die Gebiete in Caldrien > Das Caldrische Imperium

Das Rittergut Merdrignac (Frühjahr 270 n.J.)

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Yorik:
Einige Tage später:

Es war auffallend still zwischen den dicht stehenden, knorrigen Bäumen, als André und Francois in den frühen Abendstunden den Forst von Merdrignac erreichten. Zwar hörte man das leise Rauschen des Windes sowie hier und da den Ruf einer Amsel, doch nach ihrer Reise auf der lauten, gut besuchten Handelsstraße fühlte es sich dennoch an, als habe die Welt plötzlich entschieden, sich in Schweigen zu hüllen. Hier, im Schatten kahler Eichen und stur immergrüner Fichten hätte man fast meinen können, dass sie wahrhaft allein wären... doch André wusste es besser.

Der junge Mann zügelte Valet, um sich im Trab nach hinten fallen zu lassen, dann lenkte er ihn etwas näher an den Fuchs des Weibels heran und lehnte sich leicht zu seinem Befehlshaber hinüber. "Dies ist das Waldstück, von dem Arnauld gesprochen 'at", erklärte er leise. "Das Trophäenlager sollte nischt weit von 'ier sein, aber wie schon gesagt... von jetzt an müssen wir davon ausge'en, dass wir beobachtet werden - zumindest, wenn die Schmuggler diese Gegend wirklisch so gut im Auge be'alten, wie unser 'Freund' be'auptet." Noch während er sprach, ließ André seinen Blick über die Umgebung schweifen. "Er 'at außerdem auch be'auptet, dass wir wohl unbe'elligt bleiben sollten, solange wir nischts aus dem Lager entfernen", fuhr er fort, "aber wer weiß, wie weit man den Worten eines Diebes Glauben schenken kann..."

Francois:
Traveller verhielt sich ruhig, aber Francois hatte ein ungutes Gefühl. Er mochte Wälder in diesem Zusammenhang nicht, zu leicht konnte man sich im Unterholz verstecken oder zwischen den Bäumen auf kurze Distanz herankommen. Aber es nützte ja nichts.
Unter anderen Umständen hätten sie zu dieser Tageszeit einen guten Platz für ein Lager gesucht, Feuergemacht und wären am nächsten Tag weitergezogen. Aber dies war keine Option, nicht mit zwei Mann in einer solchen Gegend.
Er legte einen Bolzen auf die Armbrust und folgte den Blicken von André.

"Bon, dann wollen wir doch mal sehen, was die Herrschaften uns so zu bieten haben... und wenn wir dort etwas finden kann es auch gern da bleiben, ich benötige kein Andenken..."

Yorik:
Leicht nervös beobachtete André, wie Francois seine Armbrust lud. Er verstand natürlich, dass der Sergeant nur im Zweifelsfalle vorbereitet sein wollter, aber dennoch gefiel ihm der Anblick in diesem Kontext überhaupt nicht. Hier, in einem Wäldchen irgendwo im Nirgendwo, ohne die restliche Garde an ihrer Seite war der letzte Ort, an dem er sich auf einem Kampf einlassen wollte.

"Es sollte nischt weit von 'ier sein", erklärte er also, um sich selbst von dem Gedanken an dieses unerfreuliche Szenario abzulenken, "die Rede war von einem Baum mit einem..." André verstummte, wärend er seinen Blick über das Dickicht links und rechts des kleinen Trampelpfades wandern ließ. Dichte Büsche und Sträucher säumten den Weg, immer wieder unterbrochen von kleinen Gruppierungen an Laub- und Nadelbäumen. Einer sah wie der andere aus, zumindest für einen Laien wie André, doch er wusste wonach er suchte, und so brachte er Valet nach einigen Minuten vor einem schmalen Stamm zum Stehen, der etwas abseits des Weges aus dem Gewucher des Waldes hervorragte.

"Da", sagte er mit einem Nicken in Richtung der Rinde, in die offensichtlich etwas hineingeritzt worden war. Auf den ersten Blick war es fast nicht zu erkennen, kaum anders als die unregelmäßigen Maserungen und Krallenspuren im Holz der anderen Bäume... beim genaueren Hinschauen offenbarte sich jedoch ein krudes, vage dreieckiges Symbol, das jemand in die Borke geritzt haben musste. "Das ist es", erklärte der junge Gardist und stieg von seinem Pferd. Beruhigend tätschelte er dem Braunen den Hals, dann trat er auf das Dickicht neben dem Stamm zu, um die Zweige zur Seite zu biegen. Zum Vorschein kamen mehr Zweige, in die André ebenfalls hineingriff, nun ein wenig genervt und, wenn er ehrlich war, gar nicht mehr so selbstsicher. Hatte der Schmuggler ihn etwas zum Narren gehalten?

André trat einen Schritt nach vorne, steckte den Kopf leicht in das Gestrüpp... dann gab er einen leisen, überraschten Laut von sich. Der Kopf wurde wieder aus dem Dickicht herausgezogen und der Gardist wandte sich an seinen Befehlshaber. "So wie es scheint, sind wir rischtig", erklärte er ernst. "Aber mit den Pferden werden wir es nischt bis an das Lager selbst schaffen..." Sichtlich unzufrieden ob der Implikationen streichelte er durch Valets kurzes Fell. Auch wenn es nur kurz sein würde - der Gedanke, ihre Pferde hier unbeaufsichtigt zurückzulassen, gefiel ihm überhaupt nicht.

Francois:
Francois hatte Traveller angebunden und folgte André in das Grün, die Armbrust in Vorhalte.
„Na das sind ja schöne Aussichten…“

Francois deutete André vorzugehen und folgte ihm in kurzem Abstand.
Das Unterholz war dicht, aber passierbar. Wer immer hier etwas „eingerichtet“ hatte, wollte sichergehen, dass man nicht zufällig darauf stiess und trotzdem dort hin kam, wenn man wollte.

Nach einem kurzen Weg erreichten sie eine kleine freie Fläche; es Lichtung zu nennen wäre übertrieben gewesen…

Yorik:
Der Boden in der kleinen, umwucherten Nische war komplett bedeckt von Blättern, Ästen und Moos. Natürlich war das in einem dichten Wald wie diesem nichts ungewöhnliches, doch irgendetwas an der Gleichmäßigkeit, mit der diese Dinge hier vestreut waren, wirkte... seltsam. Mit gerunzelter Stirn kniete André sich hin und begann, die dicke Schicht aus pflanzlichen Überresten zur Seite zu schieben, Stück für Stück, bis er schließlich freigelegt hatte, was sich darunter befand: Eine schmale Grube, vielleicht ein bis zwei Schritt breit, die hier jemand ausgebuddelt und dann sorgfältig bedeckt haben musste.

André konnte nicht sagen, wie tief sie genau war, doch eines war jetzt klar: Arnauld hatte nicht gelogen. Der Boden des Erdlochs war übersät von Dutzenden kleinen Gegenständen - Münzen, Löffeln, Gürtelschnallen... Halsketten mit geschnitzten Anhängern hingen von den Wurzeln, die hier und da aus schlammigen Wänden herausragten und bunte, dreckige Lumpen steckten überall in den Erdrissen. Es war ein morbides Kabinett der Überreste.

"Et alors?", fragte André zögerlich, ohne wirklich in die Grube hineinzuschauen. Er hatte immer noch Angst vor der Antwort auf die Frage, wegen der sie hierhergekommen waren. "Seht ihr etwas, Sergeant?" Wenn sich Eduoards Seitenwehr hier zwischen diesen Trophäen befand... nun, wenigstens hätten sie dann endlich Gewissheit.

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